Seit 1999 wird der Deutsche Fernsehpreis als gemeinschaftliche Auszeichnung der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender für besonders herausragende kreative Leistungen verliehen. ARD und ZDF trennten sich damals vom "Telestar", RTL vom "Goldenen Löwen". Im Rahmen unseres Specials zum Deutschen Fernsehpreis werfen wir einen Blick auf die Historie der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger in den am längsten existierenden Werkskategorien der drei Kategorien Fiktion, Unterhaltung und Information. In wessen Fußstapfen treten die diesjährigen Nominierten und wie fällt die bisherige Bilanz der Sender in den Kategorien aus?
Zum Abschluss ist nun die Fiktion an der Reihe. In diesem Jahr gibt es bei den Kategorien wieder eine Änderung - denn die Aufteilung in Fernsehfilme und Mehrteiler wurde nach sieben Jahren nun wieder aufgehoben und in einer Kategorie zusammengeführt, im Gegenzug wurde die Nominierten-Anzahl in der Kategorie Beste Serie von drei auf fünf erhöht. Es ist letztlich die Abbildung einer Entwicklung weg vom Einzelfilm stärker hin zum seriellen Erzählen - hier allerdings wiederum allzu gerne in abgeschlossener "Miniserien"-Form statt in auf viele Staffeln angelegten Serien. Dazu gibt's weiterhin auch die Kategorie Beste Comedy-Serie.
Bei der Gründung des gemeinschaftlich verliehenen Deutschen Fernsehpreises spielte der Fernsehfilm - ganz anders als etwa in den USA, wo das "TV Movie" lange Zeit ein kaum verbreitetes Genre ist - vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen wie seit Jahrzehnten die Hauptrolle. Diese öffentlich-rechtliche Dominanz in diesem Genre spiegelt sich auch bei den Auszeichnungen wider: Nur zwei von 24 verliehenen Fernsehpreisen für den besten Fernsehfilm gingen bislang an einen privaten Sender - und das ist auch schon lange her: 2001 war Sat.1 mit dem "Tunnel" siegreich, 2002 mit "Der Tanz mit dem Teufel". Und eigentlich waren auch das damals Mehrteiler, für die es damals aber ebenfalls keine eigene Kategorie gab. Inzwischen produziert ganz ProSiebenSat.1 keine Fernsehfilme mehr, dementsprechend wird man dieser Historie nichts hinzufügen können.
Ausgezeichnet in der Kategorie "Bester Fernsehfilm" | ||
1999 | Sperling und der brennende Arm | ZDF |
2000 | Warten ist der Tod | ZDF |
2001 | Der Tunnel* | Sat.1 |
2002 | Der Tanz mit dem Teufel* | Sat.1 |
2003 | Unter Verdacht: Eine Landpartie | ZDF |
2004 | Stauffenberg | ARD |
2005 | Marias letzte Reise | ARD |
2006 | Dresden* | ZDF |
2007 | Rose | ARD |
2008 | Contergan | ARD |
2009 | Mogadischu | ARD |
2010 | Tatort: Weil sie böse sind | ARD |
2011 | Homevideo | ARD |
2012 | Das Ende einer Nacht | ZDF |
2013 | Operation Zucker | ARD |
2014 | Männertreu | ARD |
2016 | Nackt unter Wölfen | ARD |
2017 | Familienfest | ZDF |
2018 | Eine unerhörte Frau | ZDF |
2019 | Aufbruch in die Freiheit | ZDF |
2020 | Bist du glücklich? | ARD |
2021 | Für immer Sommer 90 | ARD |
2022 | Die Wannseekonferenz | ZDF |
2023 | Die Bürgermeisterin | ZDF |
Anmerkung: Erst im Jahr 2009 gab es eine eigene Kategorie "Bester Mehrteiler". Bis dahin sind entsprechende Produktionen in der Kategorie Bester Fernsehfilm mitgelaufen. Das betrifft die mit * gekennzeichneten Produktionen. |
In zwölf von 25 Jahren gab es wie erwähnt eine eigene Kategorie für Mehrteiler, zuletzt seit 2017 durchgehend - die allerdings immer wieder für größere Definitionsschwierigkeiten sorgte, wann es sich denn nun eigentlich um einen Mehrteiler und wann um eine Serie handelt. Warum beispielsweise die zehnteilige Produktion "Im Angesicht des Verbrechens" 2010 als Mehrteiler und nicht als Serie ausgezeichnet wurde, erscheint wenig nachvollziehbar - und Netflix hätte den "Billion Dollar Code" wohl auch eher als Serie denn als Mehrteiler klassifiziert. Teils wird die Fortsetzbarkeit als Kriterium herangezogen, doch wirklich konsequent war der Fernsehpreis hier in der Vergangenheit nicht.
Ausgezeichnet in der Kategorie "Bester Mehrteiler" | ||
1999 | Kategorie nicht existent | - |
2000 | Kategorie nicht existent | - |
2001 | Kategorie nicht existent | - |
2002 | Kategorie nicht existent | - |
2003 | Kategorie nicht existent | - |
2004 | Kategorie nicht existent | - |
2005 | Kategorie nicht existent | - |
2006 | Kategorie nicht existent | - |
2007 | Kategorie nicht existent | - |
2008 | Kategorie nicht existent | - |
2009 | Wir sind das Volk | Sat.1 |
2010 | Im Angesicht des Verbrechens | ARD |
2011 | Hindenburg | RTL |
2012 | Der Mann mit dem Fagott | ARD |
2013 | Unsere Mütter, unsere Väter | ZDF |
2014 | Kategorie nicht existent | - |
2016 | Kategorie nicht existent | - |
2017 | Mitten in Deutschland: NSU | ARD |
2018 | Brüder | ARD |
2019 | Gladbeck | ARD |
2020 | Preis der Freiheit | ZDF |
2021 | Oktoberfest 1900 | ARD |
2022 | The Billion Dollar Code | Netflix |
2023 | Der Schwarm | ZDF |
Anmerkung: Diese Kategorie wurde erstmals 2009 eingeführt, dann 2014 bis 2016 pausiert (2015 gab es keinen Deutschen Fernsehpreis). In diesem Jahr wird kein Preis in dieser Kategorie vergeben, dafür gibt es mehr Nominierungen im Serien-Bereich |
Ob nun Fernsehfilm oder Mehrteiler: In beiden, nun wieder zusammengelegten Kategorien waren es überwiegend die Öffentlich-Rechtlichen, die bislang die Fernsehpreise abräumen konnten. In der Fernsehfilm-Kategorie führt die ARD mit zwölf Preisen vor dem ZDF mit zehn, Sat.1 folgt mit zwei, RTL ging leer aus. Bei den Mehrteilern führt ebenfalls die ARD mit sechs Preisen vor dem ZDF mit drei, Sat.1, RTL und Netflix waren je einmal erfolgreich. In Kombination liegt dementsprechend ebenfalls die ARD mit bislang 18 Preisen vor dem ZDF mit 13, Sat.1 mit drei sowie Netflix und RTL mit jeweils einem. Sicher ist aber schon jetzt, dass die ARD die Führung hier nicht ausbauen wird - denn neben zwei ZDF-Produktionen ("Blindspot" und "Ich bin! Margot Friedländer") ist hier als Neuling diesmal noch Prime Video mit "Silber und das Buch der Träume" im Rennen. Dass ein Streamer hier nominiert ist, ist gewissermaßen konsequent - denn während man in den ersten Jahren hier rein auf Serien setzte, sind dort längst auch eigenproduzierte Filme auf dem Vormarsch.
Und damit zu den Serien-Kategorien. In keiner anderen Kategorie fiktionaler Produktionen ist das Feld der Preisträgerinnen und Preisträger zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen so bunt durchmischt wie bei der Drama-Serie. Die jahrelange Vorliebe für Kriminalgeschichten ist unübersehbar inklusive der gleich drei Auszeichnungen für "Abschnitt 40", was die Frage offen lässt ob die Serie so außergewöhnlich gut oder der Wettbewerb damals so schwach war. Drei Deutsche Fernsehpreise in Werkskategorien - das schaffte bislang sonst nur noch die "heute show", dieses Jahr könnte "Wer stiehlt mir die Show?" dieses Kunststück ebenfalls noch gelingen.
Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Drama-Serie" | ||
1999 | Doppelter Einsatz | RTL |
2000 | Ritas Welt | RTL |
2001 | Der Ermittler | ZDF |
2002 | Edel & Starck | Sat.1 |
2003 | Abschnitt 40 | RTL |
2004 | Abschnitt 40 | RTL |
2005 | Abschnitt 40 | RTL |
2006 | Türkisch für Anfänger | ARD |
2007 | KDD - Kriminaldauerdienst | ZDF |
2008 | Doctor's Diary | RTL |
2009 | Der Lehrer | RTL |
2010 | Danni Lowinski | Sat.1 |
2011 | Weissensee | ARD |
2012 | Der letzte Bulle | Sat.1 |
2013 | Zeit der Helden | ARD |
2014 | Danni Lowinski | Sat.1 |
2016 | Club der roten Bänder | Vox |
2017 | Club der roten Bänder | Vox |
2018 | Babylon Berlin | Sky/ARD |
2019 | Bad Banks | ZDF |
2020 | Der Pass | Sky |
2021 | Para - Wir sind King | Warner TV Serie |
2022 | Faking Hitler | RTL+ |
2023 | Kleo | Netflix |
Anmerkung: Diese Kategorie hieß bis 2017 "Beste Serie", wurde dann umbenannt in "Beste Drama-Serie", da die Kategorie Comedy-Serie wieder eingeführt wurde. |
Von "schwachem Wettbewerb" kann heute jedenfalls längst keine Rede mehr sein, die Zahl der produzierten Serien ist deutlich gestiegen, weil neben den traditionellen Sendergruppen auch viele Streamer mitmischen (auch wenn sich erste aus dem teuren Geschäft schon wieder verabschiedet haben) - und zugleich die Öffentlich-Rechtlichen den Mediatheken sei Dank so experimentierfreudig wie nie sind. Mit Blick auf die Historie zeigt sich: Mit bisher zehn Auszeichnungen liegt RTL Deutschland mit erstaunlich großem Abstand vorn, Seven.One Entertainment und die ARD folgen mit je vier Auszeichnungen, das ZDF gewann drei Mal, Sky zwei Mal, Warner ein Mal und im vergangenen Jahr reihte sich auch noch Netflix mit der Auszeichnung für "Kleo" in die Gewinnerliste ein.
In diesem Jahr könnte dank "Deutsches Haus" auch noch Disney+ dazu kommen, dank "Maxton Hall" Prime Video. Netflix könnte mit "Liebes Kind" den Preis für die Beste Drama-Serie aber auch erneut gewinnen - und mit "Push" und "Die Zweiflers" sind auch die beiden öffentlich-rechtlichen Häuser im Rennen. Schon allein diese Aufzählung zeigt die große Bandbreite an Anbieter und Genres, die es hier mittlerweile gibt.
Und damit zu der Kategorie, die so deutlich in der Hand der privaten Anbieter ist wie keine andere der fiktionalen Werkskategorien. Generell wurden die Comedy-Serien nur zwischen 2003 und 2007 und wieder seit 2018 als eigene Kategorie behandelt, dazwischen gab's im deutschen Fernsehen offenbar zu wenig zu lachen - zumindest was fiktionale Produktionen anbelangt. Von den bislang vergebenen zehn Preisen ging aber nur ein einziger an eine öffentlich-rechtliche Produktion: 2004 setzte sich die ARD-Serie "Berlin, Berlin" hier durch.
Ausgezeichnet in der Kategorie "Beste Comedy-Serie" | ||
1999 | Kategorie nicht existent | - |
2000 | Kategorie nicht existent | - |
2001 | Kategorie nicht existent | - |
2002 | Kategorie nicht existent | - |
2003 | Alles Atze | RTL |
2004 | Berlin, Berlin | ARD |
2005 | Nikola | RTL |
2006 | Pastewka | Sat.1 |
2007 | Stromberg | ProSieben |
2008 | Kategorie nicht existent | - |
2009 | Kategorie nicht existent | - |
2010 | Kategorie nicht existent | - |
2011 | Kategorie nicht existent | - |
2012 | Kategorie nicht existent | - |
2013 | Kategorie nicht existent | - |
2014 | Kategorie nicht existent | - |
2016 | Kategorie nicht existent | - |
2017 | Kategorie nicht existent | - |
2018 | Magda macht das schon | RTL |
2019 | Jerks | Maxdome/ProSieben |
2020 | How to sell drugs online (fast) | Netflix |
2021 | Das letzte Wort | Netflix |
2022 | Oh Hell | Magenta TV / Warner TV Comedy |
2023 | King of Stonks | Netflix |
Anmerkung: Diese Kategorie existierte in den Jahren 2003 bis 2007 als "Beste Sitcom", wurde dann erst 2018 wieder eingeführt als aus einer Kategorie "Beste Serie" zwei Kategorien für Drama- und Comedy-Serien wurde. |
In den letzten Jahren waren es dann immer Streaming-Serien, die sich hier durchsetzen konnten - und das wird sich auch diesmal nicht ändern, weil mit "Die Discounter 3" von Prime Video und "Legend of Wacken" sowie "Neue Geschichten vom Pumuckl" von RTL+ auch nur solche nominiert sind. RTL hat damit die doppelte Chance, mit einer vierten Auszeichnung in Führung zu gehen, derzeit vereint RTL Deutschland ebenso wie Seven.One Entertainment und Netflix drei Preise auf sich, je einer ging bislang an Magenta TV/Warner sowie die ARD. Für Prime Video wäre es also auch in dieser Kategorie ein erster Fernsehpreis.
Nimmt man nun alle Werkskategorien zusammen, dann führt die ARD mit insgesamt 23 Auszeichnungen das Feld weiterhin an, auch wenn im vergangenen Jahr keine weitere dazu kam. Das ZDF folgt mit 16 Fernsehpreisen und zog damit im vergangenen Jahr an RTL Deutschland vorbei, das bei 14 stehen blieb. Seven.One kommt auf zehn, Netflix, das ja erst seit wenigen Jahren überhaupt mit im Spiel ist, hat inzwischen schon fünf Fernsehpreise auf seinem Konto, Sky und Warner jeweils zwei, Magenta TV einen. Prime Video ging bislang noch leer aus - ist diesmal aber in allen drei Werkskategorien im Rennen und könnte damit seinen ersten Fiction-Fernsehpreis einfahren.