Erinnern Sie sich noch an "1899"? Nachdem Baran bo Odar und Jantje Friese Netflix mit "Dark" bereits einen internationalen großen Erfolg und eine treue Fangemeinde beschert hatten, war der Streamingdienst bereit, richtig viel Geld für die neue Serie der beiden locker zu machen, die Rede war von fast 50 Millionen Euro. Schlagzeilen machte man auch mit einer neuen Technik, dem virtuellen Set, das für die Produktion zum Einsatz kam. Tatsächlich schien sich das zunächst auch auszuzahlen, die Serie schaffte es in der Netflix-eigenen Metrik kurz nach Veröffentlichung in 55 Ländern auf Platz 1.

Doch gereicht hat das den Verantwortlichen des Streaming-Dienstes offenbar nicht, Netflix zog Anfang des Jahres trotzdem den Stecker. Einen Widerhall beim Deutschen Fernsehpreis fand das Mammut-Projekt nun auch in keiner Kategorie - wobei Netflix sich natürlich angesichts von insgesamt 13 Nominierungen für "Kleo", "Die Kaiserin" und "King of Stonks" trotzdem nicht beschweren kann.

Die Erfahrung, mit der teuersten deutschen Fiction-Eigenproduktion des Jahres keine Fernsehpreis-Ehren zu erhalten, teilt Netflix aber mit Prime Video. Dort wagte man sich in diesem Jahr an die Serien-Adaption von Wolfgang Hohlbeins "Der Greif", die Fantasy-Serie taucht trotzdem auch in keinem der Gewerke bei den Fernsehpreis-Nominierungen auf. Auch Prime Video wurde dank "Die Discounter", "Luden", "LOL" und "The World's Most Dangerous Show" aber ausgiebig bedacht.

Noch gar nicht auf die Nominierungslisten hat es hingegen Paramount+ mit seinem ersten Aufschlag an fiktionalen Eigenproduktionen geschafft - sei es "Der Scheich", "A Thin Line", "Die Chemie des Todes" oder "Kohlrabenschwarz". Trotz erstaunlich großer Anfangsoffensive ging man hier noch leer aus. Sky, das sich bekanntlich nun komplett aus der Produktion fiktionaler Serien zurückzieht, blieben Nominierungen im fiktionalen Bereich ebenfalls komplett versagt. Disney+ heimste mit "Sam - Ein Sachse" immerhin eine Nominierung für Hauptdarsteller Malick Bauer ein.

Generell unterdurchschnittlich stark vertreten ist im Vergleich zu früheren Jahren die ARD. Doch welche größeren Produktionen schafften es hier nicht unter die Nominierten? Bei einem der großen ARD-Mediatheks-Erfolge aus dem Frühjahr, ist die Antwort, warum es nicht reichte, einfach: "Tage, die es nicht gab" ist eine österreichische Produktion. Chancen auf eine Nominierung hätte hingegen "Asbest" gehabt - doch Kida Khodr Ramadan ging nicht nur hier in Sachen Fernsehpreis-Nominierung leer aus, sondern auch mit der Warner-Comedy-Serie "German Genius. Mit "Bonn - Alte Freunde, neue Feinde" stieß überdies auch eine prominent besetzte Miniserie auf zu wenig Gegenliebe bei der Jury.