Das bestimmende Thema in der Berichterstattung zahlreicher Medien ist seit rund eineinhalb Jahren der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Schon im Vorjahr führte das in der Kategorie Beste persönliche Leistung Information zu drei Nominierungen. Und auch in diesem Jahr sind mit Arndt Ginzel (ZDF) und Vassili Golod (ARD) erneut zwei Reporter in der Kategorie Beste Moderation/Einzelleistung Information für ihre Berichterstattung zum Ukraine-Krieg nominiert. Sie treten an gegen Isabel Schayani für ihre Wirken im ARD-"Weltspiegel".
Weil der Krieg in der Ukraine nun aber schon lange dauert, findet sich das Thema auch in den anderen Kategorien wieder. Das war im vergangenen Jahr noch nicht möglich, weil sinnvolle Dokumentationen nur mit einem entsprechenden Vorlauf umgesetzt werden können. Die ZDF-Sendung "Frontal" ist nun für "Die Straße des Todes - Kriegsverbrechen in der Ukraine" ebenso als Beste Doku/Reportage nominiert wie die ARD-"story: Leben nach Butscha - Trauma und Hoffnung" (wildfilms).
Die beiden Ukraine-Dokus müssen sich drei anderen Programmen stellen, die in den zurückliegenden Monaten für viele Schlagzeilen gesorgt haben. "ZDFzeit: Geheimsache Katar – wie ein Land den Fussball kaufte" (btf) mit Jochen Breyer und "Team Wallraff - Undercover bei Burger King" sind hier ebenfalls nominiert. Die Katar-Doku machte vor allem Schlagzeilen, weil sich der WM-Botschafter Katars darin entblödete zu erzählen, Homosexualität sei ein "geistiger Schaden". Die Burger-King-Enthüllungen wurden auch deshalb so groß besprochen, weil es nicht das erste Mal war, dass RTL Missstände bei der Fast-Food-Kette aufdeckte. Außerdem nominiert als beste Doku/Reportage ist auch die ProSieben-Sendung "Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban" (PQPP2) von und mit Thilo Mischke.
In der Kategorie Bestes Infotainment kann die Seven.One Entertainment Group gleich zweimal auf eine Auszeichnung hoffen. Hier ist das "Sat.1 Frühstücksfernsehen" (Maz&More) neben "Joko & Klaas Live - #IranRevolution" (Florida Entertainment) nominiert. Die beiden Formate gehen ins Rennen gegen die RTL+-Produktion "Sterben für Anfänger" (i&u TV), in der sich Steffen Hallaschka und Olivia Jones auf unterhaltsame Art und Weise dem Thema Tod genähert haben. Eine Fernsehpreis-Nominierung für Olivia Jones in der Kategorie Information - es ist schon eine kleine Überraschung.
Und auch mit Joko Winterscheidt ist eine Person gleich mehrfach nominiert, die man vor wenigen Jahren nicht unbedingt in diesem Segment verortet hatte. Neben der Live-Sendung mit Klaas Heufer-Umlauf kann Joko auch auf einen Preis in der Kategorie Beste Doku-Serie hoffen, hier ist er mit der Prime-Video-Klimadoku "Joko Winterscheidt Presents: The World's Most Dangerous Show" (Florida/K2H/27KM) nominiert. Die Doku steht auch in der Kategorie Beste Kamera und Bester Schnitt/Montage zur Auswahl.
Mehrere Nominierungen erhielt auch Sky: Einmal für die Doku-Serie "Juan Carlos - Liebe, Geld, Verrat" (gebrueder beetz), die schon im Vorfeld der Ausstrahlung für viele Schlagzeilen gesorgt hatte. Diese Produktion ist nicht nur als beste Doku-Serie nominiert, sondern auch Marc Accensi, André Nier und Sofia Angelina Machado für den Schnitt bzw. die Montage. In der Kategorie Beste Kamera können dann auch Nicolai Mehring und Jürgen Rehberg für die beiden Sky-Dokus "Erfundene Wahrheit – Die Relotius-Affäre" und "Petra Kelly – Der rätselhafte Tod einer Friedensikone" auf einen Deutschen Fernsehpreis hoffen. Das Bewerberfeld in der Kategorie Bester Schnitt/Montage wird komplettiert durch André Nier und Sarah-Christin Peter für die ARD-Produktion "Reeperbahn Spezialeinheit FD65".
Neben Joko Winterscheidt und "Juan Carlos" kann derweil auch "Second Move Kills - 5 Jahre mit Jens Spahn" (Pausefilm) auf eine Auszeichnung als beste Doku-Serie hoffen. Aljoscha Pause hat den Politiker über mehrere Jahre hinweg begleitet, das Ergebnis gab es bei RTL+ zu sehen. Im vergangenen Jahr setzte sich der NDR mit "Kevin Kühnert und die SPD" als beste Doku-Serie durch - es war ein ganz ähnliches Produkt. "Die Kinder von Lügde – Alle haben weggesehen" (Spiegel TV) und "Marie will alles – Durchstarten mit Down-Syndrom" (Kalmäuser) sind ebenfalls nominiert.
In der Kategorie Beste Information hat es ein Programm auf die Nominierungsliste geschafft, das gerade noch so rechtzeitig kam: Nämlich die ntv-Berichterstattung zum Aufstand der Wagner-Söldner in Russland. Der Aufstand fand Ende Juni statt - und einige Tage später endete auch der Beobachtungszeitraum der Fernsehpreis-Jury. Antreten muss ntv hier gegen die "Tagesthemen live aus Kiew" zu sechs Monaten Krieg und gegen das Studio-Team von Welt, das generell für die Nachrichtenberichterstattung nominiert ist.
Bleiben noch die Nominierten in der Kategorie Beste Sportsendung. Hier können Sport1 mit der Darts-WM 2023 und MagentaTV mit der FIBA Eurobasket 2022 zwei Angebote aus der Nische auf eine Auszeichnung hoffen. Nominiert ist aber auch das ZDF für die Berichterstattung rund um die Fußball-WM in Katar - was auch eine Breitseite in Richtung ARD ist, die nicht nominiert ist.
Im Folgenden: Alle Nominierungen im Bereich Information im Überblick