In der Kategorie "Bestes Infotainment" wurde die vielleicht unerwartetste Sendung des Jahres ausgezeichnet: Die Doku "Pflege ist #NichtSelbstverständlich", für die ProSieben die von Joko & Klaas erspielten 15 Minuten Sendezeit mal eben unangekündigt auf sieben Stunden ausweiteten und die damit die Diskussion um den Pflegenotstand nochmal auf die Tagesordnung hoben. Den Preis in Köln nahmen die selbst in der Pflege tätigen Alexander Jorde und Franziska Böhler entgegen und nutzten die Zeit, noch einmal auf den Plfegenotstand hinzuweisen, den es schon vor Corona gab und der nach Corona nicht einfach zu Ende sein werde. Dazu passte auch der Preisträger in der Kategorie Doku-Serien: Hier erhält die eindrückliche Corona-Doku "Charité intensiv - Station 43" von Carl Gierstorfer den Deutschen Fernsehpreis.
Der Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Information" wurde an Markus Lanz verliehen - der sich in einer etwas kurios zusammengewürfelten Kategorie mit den Magazinen "Frontal" und "Panorama" an die Spitze setzte. Die Auszeichnung erscheint nur folgerichtig, nachdem sich Lanz sukzessive zum besten Talker des Landes hochgearbeitet hat, bei dessen Gesprächsrunden häufig mehr raus kam als in den klassischen Polittalks - der sich allerdings auch eine kleine Spitze von Thomas Gottschalk gefallen lassen musste: "Darf ich an der Stelle Markus Lanz gratulieren? Es gibt ja Sachen, die er kann!"
Für die beste Einzelleistung in der Information gab es einen Deutschen Fernsehpreis für "Panorama"-Moderatorin Anja Reschke. Bei den Einzelstücken in der Kategorie Doku/Reportage ging der Preis an "Schwarze Adler" von Amazon und ZDF. Die Doku thematisiert die Erlebnisse schwarzer und afrodeutscher Spieler aus der deutschen Nationalelf und dem deutschen Profifußball. Eine eigene Kategorie sind die mehrteiligen Doku-Serien. Im Sport-Bereich hat sich die Jury gegen die massentauglichen EM-Übertragungen des ZDF und von Magenta TV entschieden - die ARD war gar nicht erst nominiert worden. Stattdessen erhielten die Macher der Übertragung der Segelregatta "Vendée Globe" den Preis.
Zur Fiktion: Als Bester Mehrteiler wurde "Oktoberfest 1900" ausgezeichnet, das damit nach dem Preis für die Beste Musik für Michael Klaukien einen zweiten Fernsehpreis für sich verbuchen konnte. Doch auch "Die Toten von Marnow" brachte es letztlich noch auf zwei Preise: Hier beeindruckte die Jury vor allem die schauspielerische Leistung: Mit Petra Schmidt-Schaller und Sascha Alexander Geršak gingen sowohl der Fernsehpreis für die beste Schauspielerin als auch für den besten Schauspieler an Personen aus den "Toten von Marnow". Geršak war es auch, der eine der besten Dankesreden des Abends hielt, indem er sie nämlich vor allem für eine Art Laudatio auf seine Mitnominierten nutzte. Für den dritten großen ARD-Mehrteiler "Das Geheimnis des Totenwaldes" bleibt es damit bei einem Preis für die beste Ausstattung.
Die beste Serie des vergangenen Jahres lief aus Sicht der Jury bei TNT Serie und hieß "Para - Wir sind King". Für den Warner-Sender ist es die erste Auszeichnung in dieser Kategorie, mit "4 Blocks" und "Weinberg" war man zwar in den letzten Jahren im Rennen, konnte sich letztlich aber nicht durchsetzen. Diesmal hatte sich die Jury schon bei den Nominierungen ausschließlich für kleinere Produktionen entschieden, durchgesetzt hat sich "Para" gegen "Unbroken" von ZDFneo und "Wir sind jetzt" von RTLzwei. Auch "Para - Wir sind King" bringt es in diesem Jahr damit insgesamt auf zwei Preise, auch die Auszeichnung für die beste Kamera ging an "Para"-Macher Özgür Yildirim.
In der Kategorie "Beste Comedy-Serie" setzte sich die Netflix-Serie "Das letzte Wort" mit Anke Engelke als Trauerrednerin gegen "KBV" von TVNow und "Lu von Loser" aus der ZDF-Mediathek durch. Den Preis für den Besten Fernsehfilm konnte sich "Für immer Sommer 90" der ARD sichern. Fürs ZDF war es in den fiktionalen Kategorien somit ein eher ernüchternder Abend, lediglich in den vorab verliehen Werkskategorien gab's einen Preis für Leah Striker für die beste Kamera bei "Unbroken", sonst gingen die Mainzer im Fiction-Bereich dieses Jahr komplett leer aus.
Anderswo sah es fürs ZDF besser aus: Andrea Kiewel erhielt 21 Jahre nach ihrer Premiere beim "ZDF-Fernsehgarten" den Preis für die Beste Moderation in der Unterhaltung. Schon die Nominierungen gehörte zu den größeren Überraschungen, nun konnte sie sich letztlich auch gegen ihe Mitnominierten Daniel Hartwich und Ralf Schmitz durchsetzen. Weitere Überraschung im Bereich der Unterhaltung: Das "ZDF Magazin Royale", das mit zwei Vorab-Auszeichnungen als Favorit ins Rennen um den Fernsehpreis als Beste Comedy/Late Night gegangen war, musste sich "Late Night Jews" geschlagen geben. Ein schöner Erfolg für die kleine WDR-Show mit Moderator Daniel Donskoy, der seine Dankesrede für einen Appell nutzte: "Wenn ihr wirklich was verändern wollt, dann gebt marginalisierten Gruppen die Möglichkeit, für sich selbst zu sprechen."
Im Rennen der großen Primetime-Shows stahl nimand "Wer stiehlt mir die Show?" selbige. Das von Joko Winterscheidt und Florida Entertainment erdachte Format, bei der um den Job des Moderators der nächsten Sendung gespielt wird, erhielt neben den tollen Quoten nun also auch noch Fernsehpreis-Ehren. Im Reality-Bereich ging der Preis an "Princess Charming". Vergangenes Jahr hatte schon "Prince Charming" den Preis in dieser Kategorie mit nach Hause nehmen können. Als beste Factual Entertainment wurde "Showtime of my Life" ausgezeichnet - die Vox-Show, in der sich prominente Frauen und Männer für den guten Zweck des Werbens für die Krebsvorsorge-Untersuchungen auszogen.
Führend unter den Sendergruppen war am Ende damit übrigens die ARD (inkl. dem WDR) mit insgesamt neun Auszeichnungen, vor dem ZDF sieben Auszeichnungen, die RTL-Gruppe, ProSiebenSat.1 und Netflix holten jeweils drei Auszeichnungen, WarnerMedia zwei und Amazon eines. RTL als übertragender Sender selbst ging für sich genommen übrigens leer aus, die Preise für die RTL-Gruppe sind TVNow und Vox zu verdanken.
Ein Highlight der Veranstaltung war abschließend die Ehrung für Hape Kerkeling. Es gab nochmal ein paar Highlights aus dessen Schaffen zu hören. Sasha sang "Das ganze Leben ist ein Quiz", "Witzischkeit kennt keine Grenzen" wurde von Michael Kessler zum Besten gegeben und Rolando Villazón intonierte "Hurz", Angelika Milster gab die Uschi Blum und auch Horst Schlämmer wurde in einem Einspieler nochmal zum Leben erweckt. Dankesworte richtete er auch an die LGBTQI-Community, die ihn über so viele Jahrzehnte mitgetragen habe. Daher wolle er den Preis dieser Community widmen.
Daneben wurde auch wieder ein Förderpreis verliehen, der in diesem Jahr an Aminata Belli ging. Sie moderiert unter anderem den jungen NDR-Talk "deep und deutlich" und für Funk "follow me.reports" und sorgte in der Vergangenheit mit verschiedenen Beiträgen für Aufsehen, in denen sie sich für Toleranz und gegen Rassismus stark machte. Und so stellte der Deutsche Fernsehpreis auch in dieser Kategorie sein Herz für Diversität unter Beweis. Ein schönes Zeichen, das an diesem Abend von Köln aus gesendet wurde.