Die größten TV-Flops 2023
Volles Haus
Sat.1-Nachmittagsshow
Es sollte der Befreiungsschlag für den schwächelnden Sat.1-Nachmittag und -Vorabend sein - doch stattdessen drückten "Volles Haus" die Reichweiten nochmal in ungekannte Tiefen und führte den Sender in seinem Timeslot weiter in Richtung Bedeutungslosigkeit. Dabei war von Anfang an unklar, wie das Format je hätte funktionieren sollen. Die Idee, ohne festen Programmablauf absurd lange Formate im Format zu zeigen, erschien schon vor dem Start vielen völlig abwegig. Die Live-Flächen, die Sat.1 tatsächlich gut zu Gesicht gestanden hätten, waren daher schon konzeptionell zu klein gedacht - und sie wurden über die Wochen auch noch immer weiter zurechtgestutzt. Viel ging wohl schon schief, weil man für ein solches Mammut-Projekt eine neue Firma aus dem Boden stampfte, bei der dann auch noch der Geschäftsführer vor dem Start hinwarf. Ein Produzentenwechsel im laufenden Betrieb konnte hier dann auch nichts mehr retten. Im Schnitt kam die Sendung in den siebeneinhalb Monaten ihres Bestehens auf wenig mehr als 200.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Um so kurioser wirkt die völlig überdrehte Werbekampagne, die das Format zum Start zum Straßenfeger erklärte.
© Sat.1 / Willi Weber
My Mom, Your Dad
Vox-Dating, in dem Kinder ihre Eltern verkuppeln
Dass Kinder ihre Eltern oder Eltern ihre Kinder verkuppeln, drohte im Spätsommer kurzzeitig zum Trend im deutschen Fernsehen zu werden, fiel beim Publikum allerdings völlig durch. Vox hatte mit dem von Amira Pocher präsentierten "My Mom, Your Dad" die Eltern-Verkuppelungs-Version im Programm. Nachdem nach drei Wochen im Schnitt nicht mal eine halbe Million Zuschauerinnen und Zuschauer gezählt wurde un dder Zielgruppen-Marktanteil mit 3,5 Prozent massiv unter dem Senderschnitt lag, machte Vox kurzen Prozess und nahm das Format aus dem Programm. Die restlichen Folgen blieben der zahlenden Kundschaft von RTL+ vorbehalten.
© RTL / Pascal Bünning
Der Heiratsmarkt
ProSieben-Dating, in dem Eltern ihre Kinder verkuppeln
Wenn ein Sender ein Format entwickelt, es dann aber lieber ausländischen Partnern überlässt, es zuerst auf Sendung zu bringen und zu testen, dann sollte man vielleicht grundsätzlich hellhörig werden. So ist das Konzept, mit dem Fox Entertainment weltweit auf Partnersuche ist und für "Marriage Market" bei ProSieben fündig geworden ist. Angesichts des desaströsten Abschneidens des Formats, das im Grunde die umgekehrte Form der Vox-Sendung darstellt, darf man wohl Zweifel hegen, ob "Marriage Market" je auf amerikanische Bildschirme kommen wird. Die Marktanteile bewegten sich zwischen 3 und 6 Prozent und zeigten auch keinen Endspurt oder ähnliches. Trotzdem hielt ProSieben wacker bis zum Ende durch - was womöglich aber eher auf fehlende Alternativen schließen lässt.
© ProSieben
Big Bounce
RTL-Trampolinshow
Inspiriert vom großen Erfolg von "Ninja Warrior Germany" entwickelte man bei RTL und Endemol einst seine eigene Physical Gameshow und ließ 2018 erstmals auf Trampolin-Parcours um die Wette springen. Das funktionierte vor allem anfänglich richtig gut, im ersten Jahr holte das Format im Schnitt fast 18 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe, ein Jahr später waren es zumindest noch rund 13,5 Prozent. Trotzdem gab es vorerst keine Neuauflage. Doch dass sich "Ninja Warrior Germany" noch immer zu den erfolgreichsten RTL-Shows gehört, rief die Trampoline bei den RTL-Verantwortlichen offenbar wieder in Erinnerung. Nach viereinhalb Jahren meldete sich "Big Bounce" daher nun zurück - war aber am Samstagabend womöglich auch nicht besonders gut platziert. Nach einem noch recht guten Beginn sackten die Marktanteile im Lauf der Staffel tief in den einstelligen Bereich und sollten sich von dort auch nicht mehr erholen. Die letzen Sendungen erreichten nicht mal mehr eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer.
© RTL
Comedy rettet die Welt
ARD-Comedy für den Freitagabend
Aus gar nicht vollständig nachvollziehbaren Gründen hat man in der ARD den Plan gefasst, freitags im Anschluss an den Primetime-Film noch ein weiteres Format einzufügen, damit die "Tagesthemen" auch ja nicht zum einzigen Mal in der Woche in den Genuss kommen, bereits vor dem "heute-journal" ihr Publikum finden zu können. Mit True Crime hat das nicht geklappt, mit Comedy allerdings genauso wenig. Sechs Folgen von "Comedy rettet die Welt" erreichten dort im Schnitt in diesem Frühjahr nur wenig mehr als eineinhalb Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer und erzielten auch beim jungen Publikum, das man mutmaßlich damit insbesondere erreichen wollte, nur schwache Marktanteile. Ernüchternde Erkenntnis: Wenn Comedy schon nicht den Freitagabend rettet, dann wahrscheinlich auch nicht die Welt. Leider.
© ARD/SWR
Das große Promi-Büßen
ProSieben-Trash mit Olivia Jones
ProSieben versucht hier, eine witere Art Meta-Ebene im Trash-TV einzuziehen und das übliche Trash-Personal für seine Verfehlungen in anderen Trash-Formaten büßen zu lassen - während es freilich im aktuellen Trash-Format gleich die nächsten bußwürdigen Aktionen provoziert. Als großer Erfolg ging hier zwar schon die erste Staffel im vergangenen Jahr nicht unbedingt durch, obwohl sie im wenig umkämpften Sommer gezeigt wurde. Um so erstaunlicher, dass ProSieben die zweite Staffel nun in ein deutlich stärkeres Konkurrenzumfeld im Herbst schickte - wo sie dann zur Überrashcung von Niemandem mit im Schnitt 6,4 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen folgerichtig sang- und klanglos unterging. Bleibt nur die Frage, ob es in Unterföhring inzwischen zum großen Programmplaner-Büßen kam.
© ProSieben
Die perfekte Minute
Gefloppte Gameshow-Neuauflage am Vorabend
Manchmal fragt man sich schon, was in den Köpfen der Programmstrategen deutscher Sender so vorgeht: Formate, die einst erfolgreich täglich liefen, werden bei Neuauflagen künstlich zu Primetime-Versionen aufgepumpt, sodass sie über den kurzen Nostalgieeffekt zum Start hinaus kaum funktionieren. Und umgekehrt sollten es diverse einst in der Primetime erfolgreiche Formate plötzlich in günstigerer Version am Vorabend richten. Dazu gehörte "Die perfekte Minute", für die Sat.1 auch Ulla Kock am Brink wieder zurückholte, die das Format auch schon von 2010 bis 2012 präsentierte. In der Sat.1-Todeszone am Vorabend floppte das Format allerdings gnadenlos, in den neun Wochen ihres Bestehens erreichte die Show im Schnitt gerade mal 400.000 Zuschauerinnen und Zuschauer und zwei Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Selbst für Sat.1-Verhältnisse war das schlecht.
© Sat.1 / Willi Weber
Zwei Seiten des Abgrunds
Streaming-Serie scheitert bei Vox im Linearen gnadenlos
Überraschende Allianzen bildeten sich um die Thriller-Serie "Zwei Seiten des Abgrunds": Im Mai startete die Serie kurioserweise zeitgleich bei Warner TV Serie wie auch bei RTL+ (und weltweit übrigens auch noch bei HBO Max). So viele Partner bedeuteten allerdings offenbar nicht, dass man besonders viel richtig gemacht hat: Als Vox die Serie wenig später ins lineare Free-TV brachte, reichte es schon am ersten Abend nur für Marktanteile zwischen 1,9 und 2,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. und ienen Tag später wurde das sogar noch unterboten, der Marktanteil ging weiter auf bis zu 1,1 Prozent zurück. Ein passendes Wortspiel mit "Abgrund" darf sich an dieser Stelle jeder selbst denken.
Köln 50667
RTLzwei-Soap am Vorabend
Ein umfassender Relaunch im Frühjahr sollte bei "Köln 50667" das Ruder nach über die Jahre sukzessive sinkenden linearen Quoten herumreißen - doch nach zwischenzeitlich zumindest leicht anziehenden Marktanteilen im Frühsommer sanken die Marktanteile wieder auf unter 3 Prozent in der klassischen Zielgruppe, sodass RTLzwei acht Monate nach dem Umzug nach Köln-Mülheim die Reißleine zog und das Aus der Serie beschloss, die über viele Jahre im Zusammenspiele mit "Berlin - Tag & Nacht" ein wichtiger Anker für RTLzwei am Vorabend gewesen war. Immerhin kommt das Aus nicht plötzlich, voraussichtlich bis Frühsommer werden die Soap-Geschichten aus Köln noch weitererzählt.
© RTLzwei
Litvinenko, Biarritz - Mord am Meer, Tödliche Ahnung
Europäische Serien in Sat.1
"Unsere Zuschauer:innen lieben Krimis", stellte der damalige Sat.1-Chef Daniel Rosemann Ende 2022 fest. Dumm nur, dass der vielversprechende Nachschub aus den USA schon seit längerem ausblieb und man sich aus der Produktion eigener Krimiserien ja auch vollständig verabschiedet hatte. Also sollten es Anfang dieses Jahres nun europäische Produktionen richten. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass das Sat.1-Publikum diesen Krimis weniger Liebe entgegen brachte als erhofft: Die französische Serie "Biarritz - Mord am Meer" wollte Anfang des Jahres im Schnitt kaum mehr als eine halbe Million Menschen sehen, die Serie über den vom Kreml vergifteten Ex-KGB-Agenten Alexander Litvinenko nur 400.000. Sie kam nicht über Zielgruppen-Marktanteile zwischen 1,6 und 3,0 Prozent hinaus. Und als "Tödliche Ahnung" eine Woche später ebenfalls floppte, versendete man die letzten Folgen lieber gleich noch schnell im Nachtprogramm und zeigte um 20:15 Uhr lieber wieder alte Filme.
Der Mallorca-Makler - Marcel Remus und sein Immobilien-Team
Deutsches Selling Sunset in der Vox-Version
Marcel Remus hatte sicher nicht die besten Startbedingungen, weil er als "Mallorca-Makler" nach dem Flop "My Mom, Your Dad" ran musste. Doch das entschuldigt trotzdem nicht komplett, dass die Sendung mit im Schnitt weniger als 400.000 Zuschauerinnen und Zuschauern und Zielgruppen-Marktanteilen von unter drei Prozent beim Publikum offenbar komplett durchfiel. Nach drei Wochen musste das Format, das eine Art deutsches "Selling Sunset" werden sollte, seinen Sendeplatz daher räumen. Über die Irrtümer, die dem Format zugrunde lagen, hat mein Kollege Peer Schader schonmal ausführlicher nachgedacht. Dass die restlichen Folgen selbst bei VoxUp nur am späten Abend versteckt wurden, sagt jedenfalls auch schon einiges aus.
© Vox
Wir sind die Meiers
ZDF-Sketch-Comedy
Die Sommerpause der "heute-show" nutzte das ZDF in diesem Jahr, um einer neuen Sketch-Comedy eine Chance zu geben. Der Rückenwind des etablierten Sendeplatzes führte allerdings nicht gerade zu übermäßig großer Aufmerksamkeit für Familie Meier: Knapp eineinhalb Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die erste Folge, am Ende der achtteiligen Staffel waren weniger als eine Million übrig. Die Marktanteile lagen bei Jung und Alt tief im einstelligen Bereich - selbst wenn man also nicht den unfairen Vergleich mit der sonst dort beheimateten "heute-show" zieht, war das deutlich zu wenig.
© ZDF / Thomas Kost / [M] Feedme
Jetzt knallt's - Die Show mit dem Bäng-Moment
Im Sommer versendete RTL-Show
Diese RTL-Show fällt eher in die Kategorie: Lag noch rum. Schon 2022 wurden fünf Episoden von "Jetzt knallt's" aufgezeichnet. In der Adaption des Formats "Breaking Point" sollen Promis tippen, wann etwas kracht, knallt, explodiert oder reißt. Problem dabei wohl: Die Zeit bis dahin ist dann doch häufig nur bedingt spannend anzusehen. Im Juli ließ RTL nun immerhin mal zwei Folgen vom Stapel, erreichte damit aber nur rund 1,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer und magere 8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen - was die Frage offen lässt, wie man mit den übrigen Episoden umgeht.
© RTL / Dirk Borm
Job Switch - Zum Glück gekündigt
Vox-Dokusoap
In "Job Switch" ging es um Menschen, die ihre Jobs kündigen, weil sie darin unzufrieden sind. Als Ersatz sucht ihnen ein Experten-Trio eine neue Anstellung, die besser zu ihnen passen soll. Obwohl das Format den gut angewärmten "Löwen"-Sendeplatz bei Vox übernahm, sahen zum Auftakt nur gut 400.000 Leute zu - und es wurden bis zum Ende der Staffel kaum mehr. Mit unter 5 Prozent Marktanteil war die Sendung ein Flop. Ob das die Vorfreude von Sat.1 auf das "Job-Experiment" von Judith Williams erhöht? Das Konzept des schon vor längerem angekündigten, aber bislang ungesendeten Formats klingt jedenfalls sehr ähnlich.
© RTL
Prominent und nützlich
Promis müssen bei RTLzwei arbeiten
Formate, in denen Promis endlich nützlicheren Tätigkeiten zugeführt werden sollte, gab es schon einige. Im Sommer 2023 hat sich auch RTLzwei hier eingereiht und Mario Basler und Julian F.M. Stoeckel zum Ordungsamt und Marijke Amado zur Stadtreinigung geschickt. Geholfen hat das vermutlich weder den normalen Beschäftigten dort, noch dem Sender: Die Marktanteile lagen deutlich unterm Soll bei im Schnitt 3,3 Prozent.
© RTLzwei
How I Met Your Father
US-Comedyserie bei ProSieben
In Zeiten unzähliger Serien ist es eine beliebte Strategie, auf schon bekannte Franchises aufzusetzen, um für eine neue Produktion überhaupt Aufmerksamkeit zu bekommen. Und so hob in den USA Hulu ein Spin-Off der über viele Jahre sehr erfolgreichen Sitcom "How I Met Your Mother" aus der Taufe, diesmal mit umgekehrten Geschlechter-Vorzeichen als "How I Met Your Father". Die Rechnung ging allerdings weder für Hulu, noch für ProSieben auf. Während in den USA nach zwei Staffeln die Reißleine gezogen wurde, taugte der bekannte Titel ProSieben schon für die erste Staffel nicht als Zugpferd. Nach einem zumindest noch mittelmäßigen Beginn sanken die Marktanteile noch ab, die letzten Folgen erreichten nicht mal 400.000 Menschen in der ProSieben-Primetime.
© ProSieben / 2022 Hulu, LLC
Superklein - Die Miniatur-Meisterschaft
Wettkampf der Miniaturbauer bei RTL
Das Miniatur-Wunderland in Hamburg hat sich über die Jahre eine riesige Fangemeinde aufgebaut - der Versuch, die Faszination für die Miniaturwelten auch in einen Wettbewerb von Miniaturbauerinnen und -bauern im Fernsehen zu übersetzen, schlug jedoch fehl. Die von Wigald Boning präsentierte Show hatte am Sonntagnachmittag ohnehin schon keinen besonders prominenten Sendeplatz abbekommen, musste nach sehr mauen Marktanteilen tief im einstelligen Bereich aber auch diesen noch räumen und ging letztlich vor nur rund 300.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Morgenprogramm zu Ende.
© RTL
Dating Game
Sat.1-Neuauflage von "Herzblatt"
Wer einen Show-Klassiker neu auflegen will, dann aber schon daran scheitert, sich die Rechte für den Original-Titel zu sichern, der sollte es vielleicht lieber gleich ganz lassen. So geschehen bei der Sat.1-Version von "Herzblatt", die unter dem Titel "Dating Game" im Rahmen der "Kultshow-Wochen" bei Sat.1 noch einmal das Licht der Welt erblickte. Nun blieb auch schon den richtig benamten (und im letzteren Fall auch richtig gelungenen) Neuauflagen von "Jeopardy" und "Die Pyramide" der großen Quotenerfolg verwehrt, "Dating Game" war mit nur 800.000 Zuschauern und 5 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe aber das schwächste der Formate, sodass zwei schon produzierte Folgen hier auch nicht wie bei den anderen Formaten im Sommer noch gezeigt wurden. Letztlich bleibt für alle Formate - und auch senderübergreifend - nur die Erkenntnis, dass die Nostalgie-Welle vor allem die Sender, aber weniger das Publikum erfasste.
© Sat.1/Julia Feldhagen
Music Drive In
Nachmittägliche Karaoke-Show bei RTLzwei
Mit Musik den Nachmittag in Schwung bringen - das war der Plan von RTLzwei, als man den "Music Drive-In" an den Start brachte. Das Konzept: Die Kandidatinnen und Kandidaten fuhren im Auto vor, um vor der Jury aus Guildo Horn, Loona und Prince Damien ihre Sangeskünste beim Karaoke unter Beweis zu stellen. Wer die drei überzeugen konnte, wurde auf einen Parkplatz vorgelassen, wo man dann noch einen aus fünf Autoschlüsseln wählen musste, um im Kofferraum einen Mini- bis Mittelhohen Gewinn zu finden. Das Format hat auf dem 17-Uhr-Platz allerdings so gar nicht funktionieren wollen, als nach acht Folgen der durchschnittliche Marktanteil bei nur 1,5 Prozent in der klassischen Zielgruppe lag, machte RTLzwei kurzen Prozess und drehte den Ton ab.
© RTLzwei/Paul Bentzen
Wer wir sind
ARD-Serie
Die ARD lässt viele Serien inzwischen mit Fokus auf die Nutzung in der ARD-Mediathek produzieren, die linearen Quoten sind daher zweitrangig - doch angesichts häufig prominenter Sendeplätze auch nicht gerade unbedeutend, häufig erreichen sie trotzdem linear noch den deutlich größeren Anteil ihrer Reichweite. Das klassische Publikum des Ersten gar nicht ansprechen konnte aber "Wer wir sind". Die Serie startete am Mittwoch um 20:15 Uhr noch mit im Schnitt 2,24 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern für die erste Folge, dann ging's schon im Lauf dieses Abends deutlich bergab. Und die restlichen drei Episoden am späteren Freitagabend liefen dann mit Marktanteilen von teils unter 4 Prozent beim Gesamtpublikum und unter 3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen richtig ernüchternd.
© MDR/VIAFILM/Felix Abraham
Der Hundetrainer-Champion
Sat.1-Wettkampf um den goldenen Futternapf
Spätestens seit Martin Rütter ist Hundeerziehung ein durchaus gefragtes Genre im deutschen Fernsehen. Sat.1 wollte das nutzen und ließ unter der Moderation von Andrea Kaiser verschiedene Hundetrainerinnen und Hundetrainer in einem Wettkampf um den "Goldenen Futternapf" gegeneinander antreten. Damit waren allerdings kaum Tierfans vor den Bildschirm zu locken: Im Schnitt sahen weniger als 600.000 Leute die vier Folgen am Sonntagvorabend, der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag bei unter 4 Prozent.
© Sat.1
Die Unschlagbaren - Wer besiegt die Stars?
Mission: Job Unknown
Local Hero
Yet Another Duell-um-die-Welt-Klone
Weil das "Duell um die Welt" für ProSieben über lange Zeit ein riesiger Erfolg war, hat man bei dem Sender die Entwicklungsarbeit zwischenzeitlich offenbar vollständig eingestellt und stattdessen die Order ausgegeben, einfach immer neue Show-Klone zu produzieren, in denen Promis in irgendwelche Länder geschickt werden um irgendwelche Aufgaben oder Mutproben zu bestehen. Das Problem: Das Publikum hat sich daran längst sattgesehen. Das musste ProSieben schon mehrfach feststellen, unter anderem bei "Die Unschlagbaren". Die Sendung sollte ursprünglich schon im Herbst 2022 am Sonntagabend laufen, nach dem Total-Ausfall von "Local Hero" nahm man vom ganzen Genre aber erstmal Abstand und zeigte lieber Football. Im Frühjahr wurde "Die Unschlagbaren" dann doch noch auf Sendung geschickt, mit wie befürchtet miserablen Quoten. Die erste Folge erreichte schon weniger als 900.000 Menschen und dann ging's immer weiter bergab. Zuletzt sahen weniger als 400.000 zu, der Marktanteil in der Zielgruppe sank auf 3,3 Prozent ab. "Local Hero" wurde übrigens noch am Dienstagabend versendet - auch dort mit sehr schlechten Quoten. Und das ebenfalls ähnlich gelagerte "Mission: Job unkonwn" lief ebenfalls nicht gut. ProSieben braucht also wohl oder übel doch nochmal eine neue Idee.
© ProSieben
Der König von Palma
RTL-Serie mit Henning Baum
Schon die erste Staffel der Mallorca-Saga über den "König von Palma" war für RTL bei der linearen Ausstrahlung im vergangenen Jahr kein Erfolg, trotzdem gab's eine zweite Staffel - schließlich wird die Serie ja auch mit Blick auf den Streamingdienst RTL+ produziert. Über die Abrufzahlen dort ist nichts bekannt, unter den erfolgreichsten Produktionen taucht sie dort aber nicht auf. Und linear sah es trotz der Platzierung im weniger stark umkämpften Sommerprogramm richtig schlecht aus. Im Schnitt lag der Marktanteil in der klassischen Zielgruppe bei nur rund fünf Prozent, die meisten Episoden erreichten weniger als eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer.
© RTL/Pep Bonet
That's My Jam
RTL-Musikshow mit den Kaulitz-Brüdern
In den USA ist "That's My Jam" mit Jimmy Fallon für NBC ein schöner Erfolg, hierzulande hat sich RTL an eine Adaption gewagt und dafür die Bill und Tom Kaulitz verpflichtet. Ursprünglich sollte nur die erste Folge im Free-TV laufen, alle übrigen dann RTL+ vorbehalten bleiben. Obwohl sich die Sendung im Schlepptau von "Let's Dance" mit im Schnitt rund 800.000 Zuschauerinnen und Zuschauern und 9,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen linear eher schwer tat, entschied man sich bei RTL, auch die restlichen Folgen doch noch im normalen RTL-Programm zu zeigen. Am späten Samstagabend reichte es aber nur für Zielgruppen-Marktanteile von unter 5 Prozent. Nach zwei Wochen revidierte man die Entscheidung daher direkt wieder und überließ das Format dann doch wieder gänzlich RTL+. Zu den Abrufzahlen dort ist freilich - wie üblich - nichts bekannt. Im Linearen war die Sendung aber kein Erfolg.
© RTL
Song Clash
Vox-Musikshow
Prominente, die eigentlich nicht als Sängerin oder Sänger bekannt sind, zu Sangesdarbietungen auf die Bühne zu bitten, ist ja vor allem dann eine gute Idee, wenn man ihnen auch noch aufwendige Masken überstülpt und das Publikum raten lässt, wer sich nun darunter verbirgt. Vox sparte sich für "Song Clash" den Teil mit den Masken und der Raterei, dafür allerdings auch den Teil mit dem großen Quotenerfolg. Die zwei Folgen im Frühjahr lagen nur bei Marktanteilen um 5 Prozent in der Zielgruppe und erreichten im Schnitt weniger als 600.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
© RTL/Frank Dicks
Die Haustierprofis
ARD-Nachmittagsformat
Die beste Lebensversicherung für die Telenovelas im Ersten ist und bleibt die Tatsache, dass die ARD es nicht schafft, ein erfolgsversprechendes Alternativprogramm aufzutreiben. Im Sommer durften in der "Rote Rosen"-Pause für drei Wochen "Die Haustierprofis" ran. Das sehr betuliche Format mit Ralph Morgenstern, in dem Tierbesitzern hilfreiche Tipps fürs Zusammenleben mit ihren Vierbeinern gegeben wurden, erreichte in den drei Wochen, in denen es lief, im Schnitt nicht mal eine halbe Million Zuschauerinnen und Zuschauer und bei Jung und Alt Marktanteile von der Hälfte oder weniger als der Hälfte des Senderschnitts.
© ARD/Gerard Santiago
Putz! Blitz! Blank! - Die große Henkel-Putz-Challenge
Deutschlands erste (und vermutlich letzte) Putz-Studioshow
In Zeiten schwieriger Werbemärkte und daraus resultierend knapper Kassen beim Privatfernsehen verfiel man bei Kabel Eins auf die Idee, Formate mithilfe in die Sendung integrierter Sponsoren aus der Taufe zu heben. Das hatte schon bei der von Asbach gesponserten Suche nach Deutschlands bestem Partykeller aus Quotensicht nur mäßig gut funktioniert. Wie unter der Schirmherrschaft von Henkel "reinigungsbegeisterte Kandidaten gegeneinander antreten, um die verrücktesten und kniffligsten Putz-Herausforderungen ihres Lebens einzeln und im Team zu meistern", stieß aber auf noch weniger Gegenliebe. Im Schnitt wenig mehr als 200.000 Zuschauerinnen und Zuschauer schauten anderen gerne beim Putzen zu, der durchschnittliche Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 1,5 Prozent. Damit dürfte das Format wohl wieder rückstandsfrei aus dem Programm gewischt werden.
© Kabel Eins
Herr Glööckler sucht das Glück
RTLzwei-Personalitysoap
Im Schlepptau der RTLzwei-Abschiedsstaffel von Daniela Katzenberger durfte im Sommer bei RTLzwei auch Harald Glööckler sein Glück suchen. Nach ordentlichen Quoten zu Beginn der Staffel fiel das Interesse im Verlauf der sechs Episoden aber ab, die Marktanteile rangierten zuletzt bei rund dreieinhalb Prozent in der klassischen Zielgruppe - zu wenig. Die Suche nach weiteren erfolgreichen Personality-Soaps neben den Dauerbrennern "Die Geissens" und "Die Wollnys" gestaltet sich damit weiterhin sehr schwierig.
The Voice Rap
Rap-Ableger der Castingshow bei ProSieben
ProSieben hat in diesem Jahr einen jungen Ableger an seinen Castingshow-Klassiker "The Voice" drangeflanscht und im Schlepptau immer "The Voice Rap" gezeigt. Nun hat "The Voice" selbst den Quotenzenit ja schon überschritten, trotzdem hätte man wohl erwartet, dass der Rap-Ableger noch etwas mehr Erfolg abbekommt als die 6,4 Prozent Marktanteil, die es letztlich in der Zielgruppe wurden. Im Schnitt sahen nicht mal eine halbe Million Menschen die acht Folgen bei ProSieben.
© Joyn/André Kowalski
Genial gedacht?! - Der Tüftlercheck
Dunkelmann und Steves testen neue Erfindungen
Nachdem das Vox-Publikum offenbar noch immer große Freude daran hat, die Erfindungen von Tüftlern, die in der "Höhle der Löwen" nach Investoren suchen, zu sehen und auf der anderen Seite mit "Hot oder Schrott" auch an Tests von teils skurrilen Produkten interessiert ist, dachte man sich bei Vox wohl, es wäre eine gute Idee, beides zusammenzubringen. "Genial gedacht?! - Der Tüfltercheck" entpuppte sich nach dem Blick auf die Quoten dann aber doch als weniger geniale Idee: Nachdem der Marktanteil nach vier Wochen im Schnitt bei unter 5 Prozent in der Zielgruppe lag, zog Vox die Notbremse und nahm das Format vorzeitig aus dem Programm.
© RTL
Intimate
Impro-Comedyserie bei ProSieben und Joyn
"Intimate" handelt von fünf Kumpels Anfang 20, die - so beschreibt es ProSieben - "nur bedingt jugendfrei, aber bis zur Schmerzgrenze authentisch" ist. Die Serie schlägt also in eine ähnliche Kerbe wie "Jerks", das für Joyn ein schöner Erfolg ist, es im linearen Fernsehen aber auch immer schwer hatte. "Intimate" ging nun bei der ProSieben-Ausstrahlung mit Marktanteilen von teils unter 2 Prozent so richtig unter, im Schnitt sahen hier nur 120.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu - wobei man bei ProSieben offenbar auch nicht mit besonders großer Aufmerksamkeit für die Serie gerechnet hatte und sie daher schon nur am Programmrand gegen Mitternacht zeigte. Wie immer gilt: Wie gut die Serie auf Abruf bei Joyn lief, ist nicht bekannt.
© Joyn/ProSieben/Svenja Blobel
Make My Date - Die Kuppel-Challenge
Bei Vox setzte man in den zurückliegenden Monaten viel daran, sich im Dating-Genre breiter aufzustellen. Das perfekte Match gefunden wurde aber nicht. Ob "My Mom, Your Dad" oder "Herz an Bord": Wirklich überzeugen konnte keines der neuen Formate. Und auch "Make my Date - Die Kuppel-Challenge" dürfte angesichts von nur 4,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe wohl nicht über die einmalige Pilotierung hinaus kommen. Das Konzept hier war, dass ein Single drei Dates mit drei potentiellen Partnern arrangiert bekommt. Ein Date sucht dabei ein Datingexperte aus, ein Date eine Astrologin und ein Date einem nahestehende Person. Es geht also auch um den Wettbewerb zwischen diesen drei "Matchmakern". Trotz gutem Vorlauf durch "First Dates Hotel" stieß das Format aber auf nicht genügend Gegenliebe.
© RTL
Hofgeschichten
ARD-Nachmittagsformat
Der herausfordernde Alltag zwischen Kälbergeburt und Erntestress ist seit diesem Jahr regelmäßig Thema im Nachmittagsprogramm des Ersten. Die Sehnsucht nach der Heilen Welt vom Bauernhof ist aber nicht so groß, wie man das bei der ARD hofft: Die beiden Staffeln, die in diesem Jahr auf dem 16-Uhr-Sendeplatz zu sehen waren, erreichten beide im Schnitt nur rund 700.000 Zuschauerinnen und Zuschauer und Marktanteile von unter 7 Prozent beim Gesamtpublikum und unter viereinhalb Prozent bei den Jüngeren.
© ARD/BR/isarflimmern