Preisträger des Super-Günter 2008-2022
Der Super Günter 2008 ging an...
ProSieben und Constantin Entertainment für "Uri Geller Live - UFOs & Aliens" für die "Zuschauerbeleidigung des Jahres"
Begründung der Jury: Die Fakten sprechen für sich. Weder der Sender, noch die Produktionsfirma, noch irgendeiner der Beteiligten wollte den im November an einem Samstagabend live gesendeten Schwachsinn im Nachhinein verteidigen. Die Frage, wie "Uri Geller Live - UFOs & Aliens" zum Qualitätsverständnis von ProSieben und Constantin Entertainment passen, wurde allerdings auch nicht beantwortet. Das Publikum strafte die Verantwortlichen damals mit einer schlechten Einschaltquote ab - und bewies damit mehr Geschmack als die Macher. (Foto: ProSieben)
(Zur Erklärung: Die Jury, bestehend aus der Redaktion des Medienmagazins DWDL.de, kürt Jahr für Jahr mehrere Preisträger des Goldenen Günter. Welche Peinlichkeit dann den Super-Günter erhält, entscheiden die Leserinnen und Leser von DWDL.de)
Der Super Günter 2009 ging an...
den ZDF-Verwaltungsrat in der Kategorie "Polittheater des Jahres"
Begründung der Jury: Roland Koch ist nicht schlimmer als alle anderen. Der für seine öffentliche Kritik und sein Taktieren gegen ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender gescholtene CDU-Politiker steht SPD-Politikern gegenüber, die sich erst aufregen - und dann doch nichts an den medienpolitischen Rahmenbedingungen beim ZDF ändern wollen, obwohl sie könnten. Viel Show um Nichts. Der Alltag geht weiter. Für dieses Polittheater den Goldenen Günter 2009. (Foto: ZDF)
Der Super Günter 2010 ging an...
"Die Oliver Pocher Show" in der Kategorie "TV-Flop des Jahres"
Begründung der Jury: Es gab seit mindestens zehn Jahren keine Sendung im deutschen Privatfernsehen, die so lange Marktanteile so deutlich unter Senderdurchschnitt und jeglicher Erwartung holte, dabei keine Tendenz zur Besserung zeigt und trotzdem noch auf Sendung ist: Die "Oliver Pocher Show" ist - so schade es um das extra umgebaute Residenz-Kino am Kölner Kaiser-Wilhelm-Ring ist - damit trotz der beinahe unfassbaren Geduld von Sat.1 mit dem Format eindeutig der TV-Flop des Jahres und eines Goldenen Günters mehr als würdig. (Foto: Sat.1)
Der Super Günter 2011 ging an...
Hubert Burda Media für den Integrations-Bambi an Bushido in der Kategorie "Verantwortungslosigkeit des Jahres"
Begründung der Jury: Courage, Anstand und Verstand spielt bei Hubert Burda Media keine Rolle, wenn es darum geht, billige PR für die seit Jahren nicht mehr ernstzunehmende Bambi-Verleihung zu bekommen. Ein Integrations-Bambi für Bushido - das hielt Jury-Chefin Patricia Riekel offenbar für eine gute Wahl. Gelobt wurde der Rapper von der Jury für sein "respektvolles Miteinander". Die Laudatio hielt Peter Maffay, der sich inzwischen jedoch von Bushido distanzierte. Bei Burda beschämt das niemanden. Der PR-Effekt war alles, was zählt. Wie schon damals, als man Tom Cruise ausgerechnet für Courage auszeichnete.
Der Super Günter 2012 ging an...
Sat.1 in der Kategorie "Sender des Jahres"
Begründung der Jury: Wo soll man anfangen, wo soll man aufhören: Bei Sat.1 ist einfach irgendwie der Wurm drin. Die Daytime bricht weg, der Vorabend ist eine Baustelle, Shows wie „The Winner is“ oder „Million Dollar Shooting Star“ und die lange ersehnten deutschen Serien floppen. All das führte zu einem weiteren Absturz bei den Marktanteilen. Der Goldene Günter - er ist hier fast Trostpreis.
Der Super Günter 2013 ging an...
den RTL-Film "Helden - Wenn dein Land dich braucht" in der Kategorie "Film des Jahres"
Begründung der Jury: Acht Millionen Euro verschlang die Produktion des prominent besetzten RTL-Eventfilms "Helden", davon Filmförderungsmittel in Millionenhöhe. Geboten bekam der Zuschauer handwerkliche Fehler und eine hanebüchene Story. Hans Hoff sprach gar von "Leistungsschau des kollektiven Unvermögens". Die Zuschauer schalteten nach anfänglicher Neugier in Scharen wieder ab. Dass die Macher später gegen Kritiker schossen statt sich mit der inhaltlichen Kritik zu beschäftigen, machte die Sache nicht besser. Ein Katastrophenfilm im wahrsten Sinne des Wortes
Der Super Günter 2014 ging an...
die ProSiebenSat.1-Show "Millionärswahl" in der Kategorie "Hoffnungsloster Fall des Jahres"
Begründung der Jury: Dass am Ende ein Mann, dessen Verband sich für die Legalisierung von Hanf einsetzt, von den wenigen verbliebenen Zuschauern die Million zugesprochen wurde, war das peinliche Ende einer von Beginn an völlig verkorsten Show, deren Konzept zwar auf dem Papier spannend klang, deren Konzept aber in keiner Weise ausgereift war. Die Show, die als großes Event "Voice"-gleich auf zwei Sendern geplant war, wurde radikal verkürzt und erst auf den späten Samstagabend verschoben und angesichts von nur 3 Prozent Marktanteil schließlich zum Finale sogar ins Internet verbannt. Dass Moderator Elton, der die Show gemeinsam mit Jeannine Michaelsen präsentierte, von der Absetzung aus dem Internet erfuhr, passt da nur allzu gut ins Bild. (Foto: ProSieben)
Der Super Günter 2015 ging an...
den NDR für die Posse um Xavier Naidoos ESC-Nominierung in der Kategorie "Alleingang des Jahres"
Begründung der Jury: Mitte November überraschte der NDR damit, nach dem 0-Punkte-Ergebnis von Ann Sophie im nächsten Jahr Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest schicken zu wollen. Es dauerte gerade mal zwei Tage, bis der Sender seine Entscheidung nach massiver Kritik - auch innerhalb der ARD - wieder rückgängig machen musste, weil Naidoo in der Vergangenheit immer wieder mit mindestens unglücklichen Auftritten etwa bei den sogenannten "Reichsbürgern" für Schlagzeilen sorgte. ARD-Programmdirektor Volker Herres machte keinen Hehl daraus, dass die Verantwortung für das Debakel beim NDR zu suchen sei. Man sei von der "Wucht der Reaktion" überrascht gewesen, gab Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber vom NDR zuvor bereits zerknirscht zu Protokoll. Naidoo war nach der Posse ebenso beschädigt wie die ARD. Zero Points in jeglicher Hinsicht. (Screenshot: NDR/Alexander Laljak)
Der Super Günter 2016 ging an...
Mario Barth in der Kategorie "Recherche-Gott des Jahres"
Begründung der Jury: Mario Barth, der Donald Trump der deutschen Comedy: erfolgreich, umstritten, agiert zielsicher mit begrenztem Wortschatz und ist nie um einfache Wahrheiten verlegen. RTL hat seinen launigen Populismus mit „Mario Barth deckt auf“ schon länger Primtime-fähig gemacht. Der dünne Tenor der Show: Mensch, sind die da oben dumm! Mit Recherche und Fakten nimmt man es nicht so genau. Was zählt ist die Erregung. Die RTL-Chefredaktion muss stolz sein auf diesen Journalismus. Doch Mario Barth ging 2016 noch weiter. Mit "Das wird man wohl noch sagen dürfen"-Attitüde streamte er nach der Präsidentschaftswahl in den USA via Facebook vom Trump Tower in New York. Nichts zu sehen von angeblichen Demonstrationen, so sein Lügenpresse-Vorwurf. Und erschreckend viele bejubeln seine "Recherche". (Foto: Screenshot/Facebook)
Der Super Günter 2017 ging an...
die Verleihung der Goldenen Kamera (Funke Mediengruppe / ZDF) in der Kategorie "Zweifelhafter Medienpreis"
Begründung der Jury: Was für ein gelungener Coup! Bei der Verleihung der Goldenen Kamera im März entlarvte das Team von „Circus Halligalli“ die Wertlosigkeit dieser von Gebührengeldern finanzierten Preisverleihung der Funke Mediengruppe: Sie boten über eine erfundene Agentur Ryan Gosling als Gast der Verleihung an - aber nur, wenn ihm auch ein Preis verliehen werden würde. Und was geschah dann? Ist die Goldene Kamera quasi käuflich? In der Tat. Kurzerhand wurde eine Kategorie für ihn geschaffen, doch auf die Bühne kam dann bekannterweise nur ein Doppelgänger. Dass die Funke Mediengruppe danach ernsthaft die Trophäe zurückforderte, setzt der Peinlichkeit die Krone auf. Nachdem vor Jahren schon der Integrations-Bambi für Bushido einen Goldenen Günter erhielt, darf sich jetzt auch die zweite Verlagspromotion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen über die Auszeichnung freuen. (Foto: ZDF)
Der Super Günter 2018 ging an...
den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Einladung zweiter Klasse"
Begründung der Jury: Es begann mit Kristin Derfler, Autorin des Zweiteilers „Brüder“ (ARD/SWR), der in der Kategorie „Bester Mehrteiler“ im Rennen um eine Auszeichnung war. Sie machte bei Facebook öffentlich, dass sie nicht eingeladen sei zum Deutschen Fernsehpreis. In einer ersten Einladungsrunde hatte die zuständige Eventagentur aus Platzmangel keine Einladungen an die Autorinnen und Autoren der nominierten Werke verschickt. Ausgenommen jene Autorinnen und Autoren, die für das Beste Buch nominiert waren - die wurden eingeladen. Trotzdem eine unglückliche Taktik, die der Preisverleihung öffentlich um die Ohren flog und die Frage aufwarf, wie die Branche eigentlich mit denen umgeht, ohne die kein Film- oder Serienprojekt beginnen könnte. Immerhin: Die ganze Aufregung um die Preisverleihung in Köln befeuerte Drehbuchautorinnen und -Autoren in den folgenden Wochen und Monaten ihrem Bestreben, gemeinsam mehr zu erreichen. Im Juni 2018 wurde dann „Kontrakt 18“ geboren. (Foto: DFP)
Der Super Günter 2019 ging an...
"Mario Barth deckt auf" in der Kategorie "Verantwortungslosigkeit des Jahres"
Begründung der Jury: Der größte deutsche Privatsender lässt Mario Barth im vergangenen Frühjahr in seiner Primetime-Sendung "Mario Barth deckt auf" falsche Behauptungen zur hyperventilierenden Diskussion um Diesel-Grenzwerte aufstellen. Der populistische Ausschnitt verbreitet sich danach binnen weniger Tage gleich millionenfach im Netz und bestätigt viele Intelligenzallergiker. Selbst als eigens vom Sender konsultierte Experten nachträglich betonen, dass gewisse Schlussfolgerungen des Beitrags nicht haltbar sind, kümmert es den Sender nicht. Das ist doch nur Comedy, heißt es. Und so, liebe Schülerinnen und Schüler der RTL-Journalistenschule, kann man versuchen sich aus der Verantwortung für das eigene Programm heraus zu winden. Bleibt zu hoffen, dass die neue Produktionsfirma bei dem Format künftig sauberer arbeitet. (Bild: RTL)
Der Super Günter 2020 ging an...
"DSDS" dank Bohlen, Naidoo und Wendler in der Kategorie "Show des Jahres"
Begründung der Jury: Die größte Bühne für die zweifelhaftesten Namen in der deutschen Fernsehunterhaltung dieses Jahres gehörte ohne Zweifel "Deutschland sucht den Superstar" - und das begann nicht erst mit Xavier Naidoo. Im Januar übte sich Dieter Bohlen in Journalistenschelte ("Die verbreiten ja eigentlich nur Lügen. Nonstop."), dann folgte im März Xavier Naidoo mit seinen wirren und volksverhetzenden Verschwörungstheorien. Erbärmlich auch, wie Dieter Bohlen sich in der ersten Live-Sendung nach der Trennung um ein klares Statement zu Naidoo drückte. Und im Herbst drehte dann Michael Wendler völlig ab und folgte Naidoo in die Untiefen unsäglicher Schwurbeleien. (Bild: RTL/Gregorowius/Montage:DWDL)
Der Super Günter 2021 ging an...
Mathias Döpfner in der Kategorie "Held deutscher Verlage"
Begründung der Jury: Es gibt Sätze, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie einmal schreiben würde: Der Vorstandsvorsitzende eines der größten deutschen Verlage und Präsident des Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e. V. ist ein Schwurbler, der sich in dokumentierten Textnachrichten mit AfD-Rhetorik während der Corona-Pandemie in einem neuen DDR-Obrigkeitsstaat wähnt und die freie Presse in Deutschland als "Propaganda-Assistenten" denunziert.
Mathias Döpfner will im Nachhinein alles gar nicht so gemeint haben, ruderte zurück und beschwichtigte seine BZDV-Kolleginnen und -Kollegen. Doch eine Erklärung für seine Aussagen bleibt er schuldig. Wenn das so gar nicht seinem Denken entspringt, warum schreibt man so etwas? Und vorallem: Sein Boulevardmedium "Bild" hat über Monate hinweg diese verwirrte Sichtweise propagiert und damit auch Hass auf Wissenschaft bzw. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie auch Politikerinnen und Politiker geschürt. Aber Anstand spielt eben keine Rolle im Hause Springer - und fast die gesamte Verlagswelt duckt sich weg. Was für ein Armutszeugnis. (Bild: Axel Springer)
Der Super-Günter 2022
die ehemalige Führung des RBB um Patricia Schlesinger, Hagen Brandstäter und Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf
Begründung der Jury: Als sich Patricia Schlesinger in der "Zeit" erstmals nach Rücktritt, Abberufung und fristloser Entlassung öffentlich einließ, wies sie - nachdem sie sich in bemerkenswert selbstbewusst bis selbstverliebt wirkender Pose ablichten ließ - annähernd sämtliche Schuld von sich. Dabei hatte sie zusammen mit ihren Gefolgsleuten in der RBB-Führung und den untätigen Kontrollorgangen die ARD und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerade in die größte Krise seiner Geschichte gestürzt - deren mittel- und langfristige Nachwirkungen noch völlig offen sind.
Die Liste der Vorwürfe, Fehler und Verfehlungen ist dabei mittlerweile kaum noch überschaubar. Sie reichen vom berühmt gewordenen Massagesessel und dem italienischem Parkett über vom RBB bezahlte Abendessen in Schlesingers Privatwohnung und dienstliche abgerechnete Reisen mit privatem Anschein bis hin zu dubiosen Beraterverträgen rund um das digitale Medienhaus, dessen völlig aus dem Ruder laufende Kosten ohnehin nur in einem Unternehmen denkbar waren, das sich von solidem Wirtschaften augenscheinlich weit entfernt hatte. Viele der Vorwürfe haben dabei längst strafrechtliche Relevanz und müssen von Gerichten geklärt werden.
Dass es obendrein noch ein ARD-weit einmaliges Bonus-System gab, mit dem die RBB-Führungskräfte ihr ohnehin stattliches Salär nochmal deutlich aufstocken konnten, während gleichzeitig im Programm und bei der restlichen Belegschaft eine Sparmaßnahme nach der anderen verkündet wurde, verstärkt aber nur den verheerenden Eindruck einer Selbstbedienungsmentalität auf Beitragszahler-Kosten, die so nur denkbar war, weil es auch gänzlich an effektiver Kontrolle fehlte und der mit Schlesinger offenbar freundschaftlich verbundene Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf fast im Alleingang alle fragwürdigen Vorgänge durchwinken konnte. Beim RBB liegt das Versagen damit nicht nur beim Einzelnen, sondern auch im System, von dem allzu viele offenbar nur allzu gerne persönlich profitieren wollten.
© RBB / Oliver Zieb