Jauch
Dr. Günter Struve, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen:
"Ich bedauere die Entscheidung von Günther Jauch sehr, die Nachfolge von Sabine Christiansen nicht anzutreten. Günther Jauch ist ein äußerst kompetenter Journalist, der hervorragend zum Informationsprofil und zur Glaubwürdigkeit des Ersten gepasst hätte. Seit dem vergangenen Sommer habe ich mich sehr für das Zustandekommen der Zusammenarbeit mit ihm eingesetzt und kann diesen Entschluss jetzt leider nur akzeptieren."
ARD-Vorsitzender Fritz Raff:
"Ich bedaure den Beschluss von Günther Jauch, denn schließlich hat er seine Wurzeln bei uns in der ARD. Ich würde mich freuen, wenn damit das Tischtuch zwischen ihm und der ARD nicht endgültig zerschnitten wäre. Vielleicht gibt es zu einem späteren Zeitpunkt eine Gelegenheit, doch noch zusammen zu kommen."
NDR-Intendant Prof. Jobst Plog:
"Den Entschluss von Günther Jauch bedaure ich außerordentlich. Wir haben uns in den Vertragsverhandlungen mit ihm auf ein Ergebnis verständigt, das den ursprünglichen Forderungen der ARD entsprach. Die Intendanten der ARD haben dieses Ergebnis einmütig akzeptiert. Der Vertragsschluss wurde durch eine Reihe von Indiskretionen und Nachforderungen aus einigen Landesrundfunkanstalten und deren Gremien gefährdet. Vor diesem Hintergrund habe ich Verständnis für den Entschluss von Günther Jauch. Ich bin zugleich in Sorge, ob es der ARD in Zukunft noch gelingen wird, einen Fernsehstar ähnlichen Formats für sich zu gewinnen.
"Ich hätte es begrüßt, wenn Günther Jauch in der Koordination Politik angesiedelt worden wäre. Es war aber nicht an mir, Bedingungen zu formulieren, da ich nicht verhandelt habe. Was Günther Jauch mit 'politischer Farbenlehre' meint, weiß ich nicht. Redaktionelle Entscheidungen finden in meiner Koordination nicht nach Proporzdenken oder Farbenlehren statt, sondern fußen - je nach Thema und Lage - auf journalistischer Ausgewogenheit."
Verena Kulenkampff, ARD-Koordinatorin Unterhaltung:
"Die Koordination Unterhaltung ist traurig; wir haben uns sehr auf Günther Jauch gefreut und hätten ihm den roten Teppich ausgerollt."
Medienwissenschaftler Christian Zabel, HMR International:
"Die ARD wird dennoch weiter bestehen bleiben! Im Ernst: Die ARD wird rückblickend erkennen, dass sie mit Jauchs Absage Glück gehabt hat, denn es kann nicht sein, dass sich der Senderverbund auf dem profiliertesten Sendeplatz in der politischen Talklandschaft den Moderator mit einem Privatsender teilt. Da würde sich der Zuschauer irgendwann die Frage nach dem Sinn der öffentlich-rechtlichen Sender stellen. Für Frank Plasberg als Nachfolger von Sabine Christiansen sprechen viele gute Gründe, nur sehr wenige dagegen.
SWR-Intendant Peter Voß:
Die Absage von Günther Jauch findet Voß "zwar schade, sie ist aber kein Beinbruch. Ohne Jauch geht's auch". Er sei, so Voß, ohnehin seit längerem der Auffassung, dass mit Frank Plasberg für den Sendeplatz nach dem Sonntags-"Tatort" eine Alternative zur Verfügung stehe, die "hart, aber fair und journalistisch gleichwertig" sei.
Noch-WDR-Intendant Fritz Pleitgen und Nachfolgerin Monika Piel:
"Günther Jauch war unsere Wunschvorstellung für die Nachfolge von Sabine Christiansen (...) Deshalb bedauern wir seine Absage sehr. Für uns war es wichtig, dass bei einem Engagement von Günther Jauch keine Missverständnisse auftreten (...) dem Publikum wäre schwerlich zu vermitteln gewesen, wenn Günther Jauch am Sonntag in der ARD eine politische Talkshow moderiert und uns in der Woche bei RTL mit einem journalistischen Format als Konkurrent entgegentritt. Aus diesem Grund hatten wir Günther Jauch angeboten, als Journalist exklusiv für die ARD zu arbeiten und ein entsprechendes Format zu entwickeln. Dass er sich dazu nicht in der Lage sieht, haben wir zu respektieren.
Christian Körner, RTL-Pressesprecher
"Die Zusammenarbeit zwischen Günther Jauch und RTL stand auch in den vergangenen Monaten nicht zur Debatte, jedenfalls nicht bei den Beteiligten. Dennoch freuen wir uns über den Schritt von Günther Jauch und werten ihn auch als Bestätigung für unsere erfolgreiche und verlässliche Zusammenarbeit."
Medienwissenschaflter Jo Groebel, Deutsches Digital Institut:
"Die Entscheidung ist ein Beleg dafür, dass die Entscheidungsstrukturen in der ARD viel komplexer sind, als man sie bei Aufkommen der Personalie angenommen hatte. Von der Sache her ist es aber eine Entscheidung, die absolut nachvollziehbar ist. Bei aller journalistischen Qualität eines Günther Jauchs ist die Betonung des Qualitätsjournalismus durch den Einbezug der ARD-Chefredakteure trotz der vorübergehenden Peinlichkeiten langfristig gut für die ARD. Für den Posten könnte ich mir auch einen jungen ARD-Journalisten vorstellen. Damit könnte man auch die Zielgruppen erweitern. Doch dafür müsste die ARD noch mehr Mut beweisen als mit dem Engagement Jauchs."
Foto: Fox Fotoagentur
Uwe Kammann, Direktor Adolf Grimme Institut:
"Die Bekanntgabe der Verpflichtung Jauchs kann man sicher als voreilig bezeichnen, denn Sender-Exklusivität ist bei einem Namen wie Günther Jauch verpflichtend – und die war nicht gegeben. Schaden wird die Entscheidung eher der ARD als Günther Jauch. Es wäre vor dem Hintergrund des eigenen journalistischen Profils vernünftiger gewesen, von Anfang an Frank Plasberg als Moderator in Betracht zu ziehen, anstatt nach immer größeren Namen und vor allem Popularität zu schielen."