Die Medien-Abschiede des Jahres 2017
"Circus Halligalli" (ProSieben)
Erst schob ProSieben “Circus Halligalli” vom Montag auf den Dienstag, dann machten Joko Winterscheidt und Klaas Heuer-Umlauf Schluss mit ihrer wöchentlichen Show, die ihren Ursprung einst bei MTV hatte und später bei ZDFneo zu sehen war. “Uns war von Anfang an klar, dass wir eine Show wie ‘Circus Halligalli’ nicht bis in alle Ewigkeit machen werden”, erklärte Winterscheidt und Heufer-Umlauf verglich die gemeinsame Zeit mit einer langen Ehe. “Da ist der Papa dann irgendwann auch mal eine Stunde länger im Garten, aber wenn er abends zum Essen kommt, dann freut er sich wieder richtig auf die Mama.” Das Ende kam wohl zur rechten Zeit, schließlich war das Interesse der Zuschauer zuletzt gesunken. Und auch ohne ihren Zirkus bleiben Joko und Klaas dem Sender erhalten. Veränderungen gibt’s zudem hinter den Kulissen: Arno Schneppenheim, Chef der Produktionsfirma Florida TV, nahm seinen Hut.
Fritz von Thurn und Taxis als Fußball-Kommentator
22 Jahre ARD, 24 Jahre bei Premiere und Sky: Fritz von Thurn und Taxis blickt auf eine lange Karriere als Fußball-Kommentator zurück. Doch ähnlich wie Field-Reporter Rolf Fuhrmann hört auch er im Sommer auf. “Es war immer mein Ziel, den richtigen Moment zu erwischen. Den Punkt zu treffen, wo es noch ein bisserl wehtut, und an dem noch ein paar Leute sagen: Schade, dass er geht. Und ich glaube, diesen Punkt habe ich erwischt. Tatsächlich entwickelte sich zuletzt ein regelrechter Kult um den Kommentator, der plötzlich im Netz mit dem Hashtag #FritzLove gefeiert wurde. Ganz ohne Fußball kann er allerdings nicht leben: Inzwischen ist Thurn und Taxis regelmäßig beim “kicker-Talk” von Eurosport zu Gast. Das dürfte ganz im Sinne seiner Fans sein. Oder wie er sagen würde: Huiuiui!
"Club der roten Bänder" (Vox)
Das muss man sich erst mal trauen: Obwohl “Club der roten Bänder” für Vox zum Überraschungserfolg wurde, hat sich der Sender dazu entschlossen, die Serie nach der dritten Staffel zu beenden. Im Dezember strahlte Vox die letzten Folgen aus. “Wir und auch Albert Espinosa wollen ‘Club der roten Bänder’ am liebsten als Trilogie erzählen. Und die Geschichte liegt uns zu sehr am Herzen, als dass wir sie nun darüber hinaus strecken und dadurch verwässern würden”, begründete Vox-Chef Bernd Reichart den Schritt. Produzent Jan Kromschröder kann sich eine Fortsetzung dennoch unter Umständen fortsetzen. “Vielleicht finden wir ja auch noch eine Möglichkeit, mit den ‘roten Bändern’ weiterzuarbeiten”, sagte er im DWDL.de-Interview. Ein Kinofilm gilt als nicht ausgeschlossen – doch Vox wird dann wohl nichts mehr damit zu tun haben.
Ulrike von Möllendorff
* 1939 - † 2017 (78)
Über viele Jahre hinweg war Ulrike von Möllendorff für den Sender Freies Berlin tätig, ehe sie Anfang der 70er Jahre zum ZDF wechselte, wo die Journalistin zunächst die "Drehscheibe" präsentierte. Später moderierte sie die Hauptausgabe der "heute"-Nachrichten. Über viele Jahre hinweg war von Möllendorff die einzige Frau, die für die 19-Uhr-Sendung vor der Kamera stand. Im Jahr 1991 ging die Journalistin noch einmal zurück zum SFB, um mehrere Jahre die "Abendschau" zu moderieren. "Ulrike von Möllendorff hat der 'heute'-Sendung in den 80er Jahren ein starkes Profil verliehen und sich vielen Zuschauerinnen und Zuschauern bis heute eingeprägt", sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey.
Guillaume de Posch als CEO der RTL Group
Kurz vor Weihnachten hat Guillaume de Posch angekündigt, zum 1. Januar 2018 als Co-CEO der RTL Group zurückzutreten. Er wird der RTL Group allerdings als Mitglied des Verwaltungsrats erhalten bleiben. Einen direkten Nachfolger wird es nicht geben - stattdessen soll Bert Habets, der nach dem Rückzug von Anke Schäferkordt erst im April zum Co-CEO ernannt wurde, das Unternehmen in Zukunft als alleiniger CEO führen. “Wie Sie wissen, werde ich bald 60”, so de Posch. Er habe dann ein neues Jahrzehnt vor sich, “in dem ich - so Gott will - mehr Zeit mit meiner Frau und meiner Familie verbringen will”. Wenige Wochen zuvor war bekannt geworden, dass auch der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling gehen wird – er verlässt das Unternehmen aber erst nach der für Ende Februar angesetzten Bilanzpressekonferenz.
Sylvie Meis bei "Let's Dance"
Seit der vierten Staffel fungiert Sylvie Meis als Co-Moderatorin bei “Let’s dance”, doch nach sieben Jahren will RTL im nächsten Jahr auf ein neues Gesicht an der Seite von Daniel Hartwich setzen – ab 2018 übernimmt die Österreicherin Victoria Swarovski die Aufgabe von Meis. Über die Gründe, die zum Aus der Moderatorin führten, herrschte jedoch Unklarheit: “Vor einigen Wochen teilte RTL mir mit, mein Deutsch sei nicht gut genug, um ein weiteres Mal durch die Show zu führen”, sagte Meis. Der Sender bestreitet dagegen, dass die Sprache der Trennungsgrund sei, und konterte: “Wir brauchen ehrlicherweise keine sieben Jahre, um festzustellen, dass die Co-Moderatorin einer Show mit Wurzeln in Holland einen entsprechenden Akzent hat.”
Peter Hahne als ZDF-Talker
Viele Jahre lang hat ZDF-Journalist Peter Hahne die Nachrichtensendungen "heute" und "heute-journal" moderiert, später war er stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtbüros in Berlin. Seit 2010 präsentierte er noch die Talkshow "Peter Hahne". Doch auch damit ist jetzt Schluss. Es war ein Abschied in Raten: Lief die Sendung zunächst am Sonntagmittag, wurde sie 2013 auf den Vormittag verschoben, wodurch viele Zuschauer verloren gingen. Seit rund eineinhalb Jahren zeigte das ZDF den Talk nur noch nach Mitternacht. Im kommenden Jahr wird Hahne, der inzwischen 65 ist und auch für die "Bild am Sonntag" als Kolumnist arbeitet, sein Büro räumen.
RTL II You
Als RTL II 2016 sein neuestes Kind “RTL II You” vorstellte, merkte man den Machern durchaus ihren Stolz an. Für RTL II sollte es der Ausweg aus dem Dasein als Ein-Kanal-Angebot sein, das die Vermarktung im Vergleich zu großen Konzernen mit unzähligen Angeboten nicht einfacher machte. Und in technischer Hinsicht versuchte man sich durchaus an etwas Neuem: RTL II You sollte in einer App die lineare und die On-Demand-Welt quasi zusammenführen. Doch die Pläne gingen nicht so auf wie geplant: Erst ging Christian Nienaber, der als Digitalchef die Entwicklung von RTL II You verantwortete, dann zog man dem Ableger endgültig den Stecker. Inhaltlich machte RTL II You vor allem mit seinen Selfie-Soaps Schlagzeilen. Doch während das erste Format “Mjunik” gut ankam, konnten “dailyCGN” und “Berlyn” nicht daran anknüpfen und waren bereits Geschichte, bevor es auch der Sender war.
Dieter Bellmann
* 1946 - † 2016
Mehr als 19 Jahre lang stand Dieter Bellmann als Professor Simoni für die Serie vor der Kamera. Er war seit der ersten Folge im Jahr 1998 dabei, die letzte Folge mit ihm wurde am 10. Oktober im Ersten gezeigt. "Dieter Bellmann hat mit seiner jahrzehntelangen Theatererfahrung und viel Spielfreude seinem Professor Simoni Ausdruck und Tiefe verliehen", sagte MDR-Fernsehfilmchefin Jana Brandt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer kannten ihn als unumstrittenen Klinikleiter, der - menschlich stets fair und korrekt - immer ein offenes Ohr für alle seiner Mitarbeiter und seiner Patienten hatte. Wir und die Fans werden ihn schmerzlich vermissen."
"ARD-Mittagsmagazin" vom BR
Weil die Kassen leer sind, kann und will sich der Bayerische Rundfunk die Produktion des “ARD-Mittagsmagazins” nicht mehr leisten. Nach 28 Jahren übergibt die Anstalt den Staffelstab an den RBB, der die Sendung zum Hauptstadtmagazin umbauen möchte. Moderatorin Hannelore Fischer, von Beginn an das Gesicht des “Mittagsmagazins”, sagte zu DWDL.de, dass die Redaktion “tief getroffen und sehr enttäuscht” sei. “Auch wenn der BR extrem sparen muss, hätten wir uns doch gewünscht, dass man sagt ‘Wir schaffen das’. Das hat man offensichtlich am Ende nicht gewollt. Rein rechnerisch ist das schwer nachzuvollziehen - das ist ARD-Arithmetik.” Zugleich sorgt sie sich um die Mitarbeiter: “Viele meiner Mima-Kollegen haben bis heute nichts inhaltlich und finanziell Vergleichbares gefunden - das ist bitter und das macht mir Sorgen.”
Sibel Kekilli als "Tatort"-Ermittlerin
Im Frühjahr sorgte Sibel Kikelli für reichlich Schlagzeilen: Erst berichtete die "Bild am Sonntag", dass die Schauspielerin dem "Tatort" erhalten bleibt, dann folgte ihr Dementi in der "SZ". "Es braucht natürlich eine Portion Mut, nicht weiter zu machen, aber ich möchte als Schauspielerin wieder mehr Freiraum für andere Projekte und Rollenangebote haben", sagte Kekilli, die seit 2010 an der Seite von Axel Milberg im Kieler "Tatort" zu sehen war. Sie habe sich der Rolle "der Sarah Brandt sehr verbunden gefühlt", erklärte die Schauspielerin. "Nun ist es jedoch mein Wunsch, ihr Lebenwohl zu sagen."
Dietz-Werner Steck
* 1936 - † 2017 (80)
Mit Dietz-Werner Steck verlor die "Tatort"-Familie am 31. Dezember 2016 einen ihrer prägendsten Köpfe: Bundesweit bekannt wurde der Schauspieler durch seine Rolle als Kommissar Bienzle im Stuttgarter "Tatort" des SWR. Vor seiner Karriere beim "Tatort" lernte Steck an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, danach war er auch eine Zeit lang Ensemble-Mitglied am Staatstheater Stuttgart und am Alten Schauspielhaus Stuttgart. Zwischen 1992 und 2007 spielte er in insgesamt 25 Ausgaben der ARD-Krimireihe mit. Zuletzt lebte der Schauspieler in einem Pflegeheim in der Nähe von Stuttgart.
MyVideo, Clipfish und Ampya
Nachdem bereits der User Generated Content von MyVideo gestrichen wurde und auch die TV-Inhalte von ProSieben & Co. nur noch auf den eigenen Sender-Portalen angeboten wurden, blieb von der einst mit großen Ambitionen am Markt positionierten Video-Plattform nicht viel übrig. Mit dem Konzept einer "Premium Content Discovery Plattform" sollte MyVideo noch einmal neu durchstarten, doch mehr als die Beta-Version kam nie zustande. Wer heute MyVideo ansurft, wird auf Maxdome weitergeleitet. Nicht der einzige Tod im Segment der einstigen YouTube-Konkurrenten: Auch das RTL-Pendant Clipfish wurde 2017 zugunsten von Watchbox beendet. Zuvor zog ProSiebenSat.1 übrigens schon der "Zukunft des Musikfernsehens" den Stecker – auch die Musikvideo-Plattform Ampya ist mittlerweile Geschichte.
Niki Lauda als RTL-Experte
RTL hat kurz vor dem Jahreswechsel zwar die Rechte an der Formel 1 verlängert, doch Niki Lauda wird künftig nicht mehr als Experte bei den Übertragungen mit dabei sein. Nach mehr als 20 Jahren verkündete Lauda seinen Entschluss nach dem Saison-Finale in Abu Dhabi vor laufender Kamera – und überraschte damit auch RTL-Moderator Florian König. “Mach keinen Scheiß“, sagte er noch zu Lauda und glaubte zwischenzeitlich offenbar an einen Scherz des Österreichers - auch, weil Ex-Weltmeister Nico Rosberg neben beiden stand und zunächst schmunzelte. Tatsächlich hat Rosberg gut lachen, denn im kommenden Jahr wird er gemeinsam mit Timo Glock Laudas Nachfolge antreten.
RTL International
Das war ein kurzes Gastspiel: RTL International hat seinen Sendebetrieb zum 31. Mai eingestellt. Als Grund wurde die Zahl der Abonnenten genannt, mit der man in Köln zuletzt offenbar nicht sehr zufrieden war. Der Sender war zuletzt in immer weiteren Gebieten verfügbar, die Abo-Zahlen konnte da aber nicht mithalten. Das Angebot, das sich vor allem an Deutsche richtete, die im Ausland leben, habe sich so wirtschaftlich nicht profitabel betreiben lassen können. Gestartet war RTL International erst im Januar 2016 und damit fast elf Jahre nach dem Start von ProSiebenSat.1 Welt. Zuletzt hatte man sich noch um den Ausbau der Reichweite bemüht.
Franz Jarnach
* 1944 - † 2017 (73)
Berühmt wurde der Hamburger Schauspieler und Musiker vor allem mit einem Satz: "Halt' die Klappe, ich hab' Feierabend." Seit dem Start der WDR-Improcomedy "Dittsche - Das wirklich wahre Leben" saß Franz Jarnach zumeist still auf einem Hocker im Imbiss, während Olli Dittrich in seiner Paraderolle des Arbeitslosen Dittsche an der Theke zusammen mit dem von Jon Flemming Olsen verkörperten Imbisswirt Ingo über Gott und die Welt philosophierte. Am Ende fast jeder Folge hatte "Schildkröte", über den die Zuschauer nicht viel mehr erfuhren als den Job ("steht im Baumarkt an der Säge") schließlich seinen großen Auftritt - mit seinem Satz, den er in 25 Staffeln wohl mehr als 200 Mal sagte. Abseits der TV-Sendung war Jarnach rund vier Jahrzehnte lang unter seinem Künstlernamen Mr. Piggi als Pianist unterwegs, zuletzt als Teil des "Schildkröte-Duos", das unter anderem Rock'n'Roll und Balladen präsentierte.
Reinhold Beckmann bei der "Sportschau"
Reinhold Beckmann ordnet sein Leben vor der Kamera neu - und die “Sportschau” spielt dabei keine Rolle mehr. Der Moderator, der einst “ran” aus der Taufe hob, hörte zum Saison-Ende auf. “Ich trage mich mit dem Gedanken schon seit ein, zwei Jahren. Für meine ARD-Reportagereihe bin ich seit Anfang 2014 fast pausenlos unterwegs, war im Nordirak, in Saudi-Arabien und in Jordanien, habe vieles gesehen und gelernt”, erklärte Beckmann. “Das sind Erfahrungen, die einen natürlich verändern. Und die einen nachdenken lassen, wo man selbst künftig für sich Schwerpunkte setzen möchte. Mich intensiv mit Menschen und Themen auseinanderzusetzen, das reizt mich sehr. Darauf möchte ich mich in Zukunft noch stärker konzentrieren. Und das verlangt eben Zeit.” Für die “Sportschau”, die er seit 2003 präsentierte, ist angesichts dessen also kein Platz mehr.
Das "TVLab" von ZDFneo
Als ZDFneo vor sechs Jahren das “TVLab” ins Leben rief, waren viele Produzenten gespannt, schließlich erhielten diese die Möglichkeit, etwas außergewöhnliche Formate umzusetzen und ein direktes Feedback des Publikums zu erhalten. Zuletzt behandelte der Sender das Projekt aber nur noch stiefmütterlich, das “TVLab” schrumpfte über die Jahre hinweg stark zusammen. Im vorigen Jahr hieß es noch, das “TVLab” pausiere und komme 2017 als “Webformat” zurück. Daraus wurde aber nichts – stattdessen hat ZDFneo das Projekt endgültig beerdigt. Der Sender beschwichtigt, man suche “permanent nach außergewöhnlichen Formaten jenseits des Mainstreams”. Die Talkshow “Schulz & Böhmermann” wird übrigens im kommenden Jahr nicht mehr zum ZDFneo-Programm zählen: Wegen schwacher Quoten zog der Sender einen Schlussstrich.
"Das Nachrichtenjournal" (RTL II)
Unter den Privatsendern der zweiten Generation gelten Nachrichten nicht gerade als beliebteste Programmfarbe. Seit 2002 setzte RTL II allerdings zusätlich zu seinen “News” auf das wöchentliche “Nachrichtenjournal”. Doch damit ist 2018 Schluss. “Aus programmstrategischen Gründen werden wir in diesem Bereich unsere Ressourcen bündeln und uns ganz auf die Primetime konzentrieren”, erklärt der Sender. “Hier bieten wir moderne Nachrichten für die junge Zielgruppe, die auch crossmedial über Facebook, Facebook Live und Instagram zielgerichtet angesprochen wird.” Die Kollegen, die bislang für das “Nachrichtenjournal” tätig waren, sollen ab Januar komplett für die “RTL II News” tätig sein.
RTL lässt Sony-Deal auslaufen
Weil amerikanische Fiction beim deutschen Fernsehpublikum derzeit nicht allzu stark gefragt ist, hat sich die Mediengruppe RTL Deutschland dazu entschlossen, den Output-Deal mit Sony Pictures Television nicht zu verlängern. Dieser galt immerhin seit 2013. Damit verlieren RTL, Vox und die weiteren Sender der Gruppe den automatischen Erstzugriff auf alle neuen Kinofilme des Hollywoodstudios sowie die neuen Sony-Serien ab der kommenden Pilot-Season. Doch weil auch ProSiebenSat.1 kein Interessse hat, senden die großen deutschen Privatsender ein unmissverständliches Signal: Hollywood zieht einfach nicht mehr so wie früher.
Klaus Wildbolz
* 1937 - † 2017 (79)
Lovefilm
Im Vergleich zu der Vielzahl an Streamingdiensten kam der Filmverleih-Service Lovefilm zuletzt reichlich antiquiert daher. Daher machte Amazon seine Plattform, über die Filme online bestellt und schließlich auf DVD oder Blu-ray nach Hause geschickt werden konnten, endgültig dicht. Entlassungen sollten aber vermieden werden. “Wir planen, jedem betroffenen Lovefilm-Mitarbeiter eine andere, passende Rolle innerhalb von Amazon anzubieten und befinden uns diesbezüglich derzeit in Gesprächen”, erklärte das Unternehmen. Veränderungen gab’s 2017 auch beim Konkurrenten Maxdome: CEO Marvin Lange verließ die Videothek von ProSiebenSat.1 überraschend und räumte den Platz für Ralf Bartoleit. Womöglich ein Vorgeschmack auf die Ankündigung, das TV-Geschäft mit den digitalen Entertainment-Angeboten verschmelzen zu wollen.
Alexander Coridaß bei ZDF Enterprises
2017 feierte ZDF Enterprises seinen 25. Geburtstag – und genau so lange war auch Alexander Coridaß in leitenden Positionen mit dabei. Nachdem er sich zunächst um den Aufbau des weltweiten Programmvertriebs gekümmert hatte, fungierte er 20 Jahre lang als Geschäftsführer. Sein Bereich war die Strategie und Unternehmensentwicklung, als Sprecher der Geschäftsführung war er zudem das Gesicht des Unternehmens nach außen. Zum Jahresende hört er jedoch auf. ZDF-Intendant Thomas Bellut würdigte Coridaß als einen “Wegbereiter der Neuaufstellung des ZDF in den 90er Jahren.” Coridaß selbst sagte hinsichtlich der vergangenen 25 Jahre: “Mit großer Dankbarkeit vor allem gegenüber meinen Mitarbeitern und Geschäftspartnern schaue ich auf diesen Zeitraum zurück.”
Frank Buschmann bei ProSiebenSat.1
Im Herbst 2016 fasste Frank Buschmann den Entschluss, sich im Unterhaltungsbereich exklusiv an RTL zu binden. Schon vor einem Jahr verabschiedete er sich daher als Kommentator von “Schlag den Star”, das ProSieben inzwischen zu “Schlag den Henssler” umbaute. Für die NFL war Buschi allerdings auch 2017 noch im Einsatz – mit dem SuperBowl machte er Schluss bei “ranNFL”. Seit Sommer gehört Buschmann zum Kommentatoren-Team von Sky, wo er in der Bundesliga und Champions League am Mikrofon sitzt. Der Spagat zwischen Sport und Unterhaltung stört ihn indes auch weiterhin nicht: “Für mich ist eines der größten Probleme des Sports in Deutschland, dass die Trennung viel zu lange so streng gesehen wurde”, sagte er einmal zu DWDL.de. “Sport ist unterhaltsam, Sport ist Emotion und Sport ist Leidenschaft. Das darf man auch als Kommentator zeigen.”
Bernd Fritz
* 1945 - † 2017 (71)
Er war Chefredakteur und Mitherausgeber des Satireblatts "Titanic" – und sorgte einst für den größten Schwindel bei "Wetten, dass..?". Im September 1988 hatte er bei Thomas Gottschalk unter dem Pseudonym Thomas Rautenberg gewettet, die Farben von Buntstiften am Geschmack erkennen zu können - noch während der Show gab er sich allerdings als "Titanic"-Redakteur zu erkennen. "Ich kann's nicht - ganz einfach", räumte Fritz damals vor 18 Millionen Zuschauern ein. Erst in der nächsten "Titanic"-Ausgabe - jener mit der bis heute höchsten Auflage - verriet Fritz den Lesern schließlich, dass er die Wette nur deshalb gewann, weil die Brille schief saß. Im April starb er im Alter von 71 Jahren.
Wolfram Winter und Julian Geist als Sprecher von Sky und ProSiebenSat.1
Immerhin 21 Jahre lang prägte Wolfram Winter das deutsche Pay-TV in verschiedenen, leitenden Positionen. 1996 wurde er Programmchef von Kirchs Pay-TV-Experiment DF1, 1998 dann Geschäftsführer der Universal Studios Networks in Deutschland (später NBC Universal), 2007 geschäftsführender Gesellschafter bei Premiere Star und seit 2009 war er oberster Kommunikator bei Sky Deutschland – eine Rolle, die er auf seine ganz eigene Art ausfüllte. Nicht der einzige Abgang in diesem Bereich: Kurz zuvor war schon ProSiebenSat.1-Sprecher Julian Geist gegangen. Nach 22 Jahren sah es im April den “richtigen Zeitpunkt für eine Neuausrichtung” gekommen.
Shary Reeves als "Wissen macht Ah!"-Moderatorin
21 Jahre lang machte Shary Reeves Kinderfernsehen für den WDR, seit 2001 moderierte sie das Wissensmagazin “Wissen macht Ah!” gemeinsam mit Ralph Caspers – doch nach 415 Folgen hat sie nun genug vom “Klugscheißen”. “Ich habe so viele Ideen im Kopf und Projekte im Kalender, die sich aktuell konkretisieren. Und dabei unbändige Lust, Neues auszuprobieren Nach 21 Jahren Kinderfernsehen für den WDR und unzähligen Ah!-Momenten ist es an der Zeit Ah!-de zu sagen”, erklärte die Moderatorin. Aber auch ohne Shary geht “Wissen macht Ah!” weiter: Ab 2018 wird Clarissa Corrêa da Silva regelmäßig an der Seite von Ralph Caspers durch die Sendung führen. Clari folgt damit auf Shary.
Sigmund Gottlieb als BR-Chefredakteur
Wohl kaum einer sprach so viele “Tagesthemen”-Kommentare wie Sigmund Gottlieb, der 2017 als Chefredakteur beim Bayerischen Rundfunk aufhörte. Dass er von vielen Kollegen kritisch beäugt wurde, weiß Gottlieb nur allzu gut. “Streitbar war ich immer”, räumte er zum Abschied in einem Interview ein, “weil ich wusste: Wir brauchen zu bestimmten Themen eine klare Haltung.” Sein Ratschlag für die Zukunft: “Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht im Mainstream rundgeschliffener Bewertungen verlieren.” Inzwischen ist sein Ruhestand zum Unruhestand geworden – etwas überraschend ist der Journalist nämlich Associate Partner bei der Agentur CNC Communications & Network Consulting geworden. Dort will er seine Erfahrungen neuerdings “an der Nahtstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Medien auf ideale Weise einbringen”.
Roy Price bei Amazon
Bei öffentlichen Auftritt gab sich Roy Price gerne betont cool und locker – und trat gerne in Lederjacke auf. Im Oktober ist jedoch als Chef von Amazon Studios zurückgetreten, nachdem einige Tage zuvor Belästigungsvorwürfe die Runde gemacht hatten. Daneben soll er auch das Verhalten von Harvey Weinstein ignoriert haben, obwohl er Hinweise darauf hatte. Dem mächtigen Filmproduzenten wird ebenfalls sexuelle Belästigung und auch Vergewaltigung vorgeworfen – ein Skandal, der bis heute Hollywood erschüttert. Bereits kurz nach der Suspendierung von Roy Price stoppte Amazon übrigens dessen 160 Millionen Euro schweres Prestigeprojekt mit Robert de Niro - hier war die Weinstein Company ebenfalls mit im Boot.
Reinhold Elschot als ZDF-Fernsehspielchef
Als Leiter der ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie I und Koordinator für Fiktionale Programm prägte Reinhold Elschot das Fiction-Angebot des ZDF seit 2009, zum Jahresende kündigte der 66-Jährige seinen Abschied an – um angeblich auf die Produzentenseite zurückzukehren. Zwischen 1998 und 2009 leitete er die Produktionsfirma Network Movie, die allerdings als 100-prozentige Tochter von ZDF Enterprises zur ZDF-Familie gehört. Elschot war seit 1991 für das ZDF tätig, zunächst als Redakteur, später als Leiter der Fernsehspiel-Redaktion, 1995 wurde er stellvertretender Leiter der Hauptredaktion Fernsehspiel, ehe er 1998 auf die Produzentenseite wechselte.
Hugh Hefner
* 1926 - † 2017 (91)
1926 in Chicago geboren, studierte Hugh Hefner bis Ende der 40er Jahre Psychologie. Wenige Jahre später begann schließlich der Siegeszug des "Playboys" mit dem Häschen als Markenzeichen. Gleich die erste Ausgabe sorgte für Wirbel, weil darin Nacktbilder von Marilyn Monroe enthalten waren. Schnell zog die zunächst kleine Auflage an - so soll das Männermagazin in den 70er Jahren auf mehr als sieben Millionen Leser gekommen sein. Heute wird der Wert des Unternehmens auf mehr als 400 Millionen Euro geschätzt. Ende September starb der legendäre Playboy in seiner Villa im Alter von 91 Jahren. In Erinnerung bleibt aber nicht nur sein Magazin, sondern auch ein legendärer Satz von Hefner: "Das Leben ist zu kurz, um den Traum eines anderen zu leben."
Mehmet Scholl als ARD-Experte
Weil er die Vorberichte zu diesem Thema nicht mittragen wollte, verließ Mehmet Scholl im Sommer während des Confed Cups das Studio frühzeitig und war dann auch nicht mehr im Einsatz. ARD-Sportchef Axel Balkausky räumte Unstimmigkeiten ein, versuchte aber zunächst die Situation zu entschärfen. Im August einigten sich beide Seiten auf eine Auflösung des Vertrags. In seiner BR-Radioshow “Mehmets Schollplatten” hatte Scholl zuvor eingeräumt, der besagten Übertragung wegen unterschiedlicher Ansichten über die Vorberichterstattung ferngeblieben zu sein. Das für diesen Tag geplante Doping-Thema habe “nichts in der Sendung verloren” gehabt, betonte er. “Es hatte in dem Moment überhaupt keine Relevanz.” Als ihm dann gesagt wurde, dass er sich nicht einmischen solle, habe er das Studio verlassen. Vielleicht mag sich Scholl als eine Art Redaktionsleiter gesehen haben, als er das Weite suchte. De facto verpflichtete ihn die ARD zwar wegen seiner Meinung – aber eben zum Spiel und nicht zu redaktionellen Inhalten.
Kai Diekmann als "Bild"-Herausgeber
Nach 30 Jahren im Haus hat Kai Diekmann dem Springer-Verlag im Januar den Rücken gekehrt. 2001 übernahm er die Chefredaktion der “Bild”, die er bis Ende 2016 innehatte. Aus dem Tagesgeschäft hat er sich damals zurückgezogen, blieb als Herausgeber der “Bild” aber weiterhin der prominenteste Kopf an der Spitze der Boulevard-Marke. Unter seiner Führung verlor die “Bild” durchgehend und rasant an Print-Auflage, zugleich wurde “Bild.de” aber Marktführer im Netz. Inzwischen ist Diekmann politischer Berater beim Fahrdienst Uber, zudem hat er zusammen mit dem Ex-Banker Lenny Fischer einen “digitalen Vermögensverwalter” gegründet. In den nächsten Jahren sollen 20 Milliarden Euro eingesammelt werden. Nein, Kleinkram war noch nie etwas für Diekmann.
"Ottis Aquarium" im Heimatkanal
Nach 17 Jahren und mehr als 170 Sendungen war Ende 2012 Schluss mit “Ottis Schlachthof”. Knapp zwei Jahre später kehrte Ottfried Fischer jedoch überraschend in das legendäre Münchner Wirtshaus zurück - und präsentierte seither vor deutlich kleinerem Zuschauerkreis drei Staffeln seiner Kabarettshow “Ottis Aquarium” im Heimatkanal. 2017 wurde nun aber auch dieses Kapitel beendet. Fischer, der seit Jahren am “Kollegen Parkison” leidet, wie er seine Krankenheit einmal nannte, sagte einst über das Ende seiner BR-Show, das Fernsehen habe mit ihm aufgehört. Jetzt scheint es, als sei das ein zweites Mal geschehen. Im Herbst wurde der einstige “Bulle von Tölz” mit dem Ehren-Comedypreis geehrt.
"Grill den Henssler" (Vox)
“Ich hätte ‘Grill den Henssler’ locker noch zwei, drei Jahre machen können. Aber wenn ich merke, dass mich eine Sache nicht mehr so richtig kickt und ich nicht mehr mit vollem Enthusiasmus dabei bin, dann lasse ich es lieber”, sagte Steffen Henssler im DWDL.de-Interview. Für Vox war Hensslers Abschied ein bitterer Schlag, immerhin erwies sich “Grill den Henssler” über Jahre hinweg als großer Erfolg am Sonntagabend – zumal das Nachfolge-Format “Grill den Profi” nicht daran anknüpfen konnte. Henssler selbst versucht inzwischen bei ProSieben sein Glück als indirekter Raab-Nachfolger. Noch besteht bei den Quoten von “Schlag den Henssler” jedoch Luft nach oben. Doch der TV-Koch gab sich schon im Vorfeld der ersten Sendung kämpferisch und sagte: “Ich habe keine Angst vor Flops.”
Dieter Thoma
* 1927 - † 2017 (90)
Dieter Thoma war ein echtes WDR-Urgestein. Bereits 1963 kam er zum Sender und übernahm dort im Hörfunk die Leitung der Abteilung "Aktuelles". Zwei Jahre später ging das von ihm erfundene und anfangs auch moderierte "WDR-Mittagsmagazin" auf Sendung - und entwickelte sich zu einem großen Erfolg. Später wurde er Hörfunk-Chef und dem Publikum auch vor der Kamera bekannt. So moderierte er die Talkshow "Kölner Treff" gemeinsam mit Alfred Biolek und leitete mehrere Jahre den "Presseclub". Seine Moderationen waren häufig geprägt von sehr trockenem Humor. Kein Wunder, dass er auch ein Buch über die Lieblingswitze der Deutschen herausbrachte. Im Mai starb Thoma im Alter von 90 Jahren.
Kevin Spacey bei "House of Cards"
Ende Oktober machte der Schauspieler Anthony Rapp Vorwürfe gegen Kevin Spacey laut. Dieser soll ihn vor mehr als 30 Jahren, als Rapp erst 14 Jahre alt war, sexuell bedrängt haben. Seitdem meldeten sich weitere Männer zu Wort, die Spacey. ebenfalls unangemessenes Verhalten und sexuelle Belästigung vorwarfen - darunter auch Mitarbeiter seiner aktuellen Serie “House of Cards”, bei der er nicht nur als Hauptdarsteller, sondern auch als Executive Producer tätig war. Netflix stoppte daraufhin die Produktion der geplanten letzten Staffel und machte wenig später klar, dass die gefeierte Politserie ohne ihren männlichen Hauptdarsteller zu Ende gehen wird. Robin Wright alias Claire Underwood wird in jedem Fall auch in den letzten Folgen an Bord bleiben und dürfte damit wohl nun in den Mittelpunkt rücken.
Holger Weinert in der "Hessenschau"
“Einen Holger Weinert kann man nicht ersetzen, er ist einmalig”, sagte hr-Intendant und frühere “Hessenschau”-Chef Manfred Krupp. Der langjährige Moderator des Regionalmagazins verabschiedete sich im März von der Sendung, die er mehr als drei Jahrzehnte lang prägte. “Irgendwann muss man ja nach 30 Jahren mal aufhören, auch wenn die ‘Hessenschau’ für mich wie ein gut sitzender Anzug ist, in dem ich mich immer wohlgefühlt habe”, sagte der Moderator, der dem hr Fernsehen aber auch weiterhin erhalten bleiben wird, wenn auch in anderer Funktion. So wird er als Adelsexperte sowie in neuen Folgen der Reihen “Holgers Hessen” oder “Fluss-Partie” zu sehen sein.
"Die große Show der Naturwunder"
Kein halbes Jahr, nachdem die ARD den 75. Geburtstag von Frank Elstner im Rahmen einer großen Samstagabendshow feierte, gab es schlechte Nachrichten für den Moderator: Nach mehr als zehn Jahren stellte der SWR “Die große Show der Naturwunder” ein, die Elstner gemeinsam mit Ranga Yogeshwar präsentierte. Die Rede war von einer “Schärfung des Primetime-Sendeplatzprofis am Donnerstag”, wo schon seit geraumer Zeit verstärkt Krimireihen ausgestrahlt werden. Mit weniger als vier Millionen Zuschauern war der “Show der Naturwunder” zuletzt ein wenig die Luft ausgegangen. Elstner selbst reagierte gelassen: “Ich bin deshalb nicht böse auf die ARD, obwohl ich der Meinung bin, dass es ein schönes Format für den Sender war. Man hätte die Sendung noch eine Weile fortführen können.”
Franco Campana (Salvatore)
* 1954 - † 2017 (63)
Als zwielichtiger Hütchenspieler Salvatore wurde Franco Campana zu einem der Gesichter des frühen RTL, das damals in der Anfangsphase noch als RTLplus sendete. Seine Bekanntheit hat Campana eigentlich nur einer Notlösung zu verdanken: Wann immer nicht genügend Werbespots gebucht wurden, nahm RTL von 1988 bis 1991 seine kurze Sendung "Pronto Salvatore" als Füller ins Programm. So schnell wie die Sendung startete, war sie nach dem Ertönen einer Polizeisirene auch schon wieder vorbei. Nach dem Ende der Sendung war Campana vor allem wieder als Maler aktiv, beim Lokalsender tv.nrw aber kurzzeitig auch wieder als Hütchenspieler zu sehen.