Abschiede 2014
Add a friend (TNT Serie)
2012 - 2014
"Add a friend" war nicht aufwendig. "Add a friend" war auch nicht prägend für einen neuen Serientypus. "Add a friend" war nicht der große Quotenhit. Und dennoch hat sich "Add a friend" einen Eintrag in den TV-Geschichtsbüchern des Landes redlich verdient, denn es war die erste ihrer Art: Die erste, von einem Pay-TV-Sender produzierte fiktionale Serie. Während sich Sky noch in nebulösen Ankündigungen einer Serienproduktion irgendwann in der Zukunft erging, machte TNT Serie Nägel mit Köpfen und schickte "Add a friend" einfach in Produktion und auf Sendung. Im vorigen Jahr gab es sogar den Grimmepreis. Nach drei Staffeln, die fast ausschließlich die Kommunikation via Videochats zeigten, zog TNT Serie einen Schluss-Strich, um Platz für Neues zu machen. Nun versucht man sich mit "Weinberg" an einem sechsteiligen Psychothriller.
Andreas Ernst
* 1955 - † 2014
Andreas Ernst, der seine Karriere als Redakteur beim Deutschlandfunk begonnen hatte, gehörte bis 1998 zur Crew des SWF-Popsenders SWF 3 und war dort unter anderem für den "SWF3 PopShop" verantwortlich. Ab 1984 stand er aber auch vor der Kamera und moderiert für den WDR unter anderem die "Aktuelle Stunde" an der Seite von Randi Crott sowie das Nachrichtemagazin "WDR aktuell". Viele Zuschauer dürften Ernst aber auch von seinen Einsätzen für Phoenix kennen. Im Oktober starb Andreas Ernst im Alter von nur 59 Jahren nach schwerer Krankheit.
Anne Gesthuysen als Moderatorin des "ARD-Morgenmagazins"
2002 - 2014
Es war der vermutlich tränenreichste Abschied des Jahres: Kurz vor Weihnachten stand Anne Gesthuysen ein letztes Mal als Moderatorin für das "ARD-Morgenmagazin" vor der Kamera. Über 1.000 Mal weckte sie die Zuschauer am frühen Morgen - nun hat sie selbst, nach mehr als zwölf Jahren, genug vom frühen Aufstehen. "Wenn es nur drei Stunden später losginge mit dem 'Morgenmagazin', dann würde ich mit Freuden die nächsten zehn Jahre weiter moderieren", sagte Gesthuysen, die ihren ersten "Moma"-Einsatz bereits 2002 hatte - damals noch als Vertretungsmoderatorin. Zwei Jahre später übernahm sie die Moderation dann ganz. Im kommenden Jahr will sich die Journalistin, die mit dem ARD-Polittalker Frank Plasberg verheiratet ist, vor allem Zeit für ihren zweiten Roman nehmen.
ARD-Ratgeber
1971 - 2014
Schon seit 1971 existierten die "ARD-Ratgeber" und man muss wohl konstatieren, dass sich die Art und Weise der Service-Berichterstattung in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert hat - allerdings in erster Linie nur um die "ARD-Ratgeber" herum. Sie selbst blieben hingegen überweigend bei ihrer recht bieder wirkenden Zuschaueransprache, sodass sie ein wenig wie aus der Zeit gefallen wirkten. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass man 2011 sogar den "ARD-Ratgeber: Internet" ins Leben gerufen hat. Die Vielstimmigkeit der ARD verhinderte trotzdem bislang, dass man sich von dem Format trennte. Im Rahmen einer größeren Nachmittagsreform wurden sie in diesem Jahr nach über 40 Jahren aber nun doch eingestellt. Stattdessen greift Das Erste nun Verbraucherthemen verstärkt am Montagabend im Rahmen der "Montags-Checks" auf.
Barbara Thielen als RTL-Fiction-Chefin
2005 - 2014
Fast neun Jahre lang hat Barbara Thielen die Geschicke von RTL im Bereich eigenproduzierter Fiction gelenkt, zuletzt agierte sie aber immer unglückklicher. Im Film-Bereich, in dem man sich ohnehin schon auf einige wenige Produktionen im Jahr beschränkt hatte, verantwortete sie mit "Helden" eine der größeren Peinlichkeiten der jüngeren Vergangenheit. Und im Serien-Bereich wollte ihr nach "Doctor's Diary" auch nichts mehr gelingen. Zu austauschbar erschien meist das, was RTL hier zuletzt hervorgebracht hatte. Dass die private Konkurrenz auch kein glücklicheres Händchen bewies, kann da nur bedingt als Ausrede dienen. Nachdem auch die neuen Serien der Saison 2013/14 fast ausnahmslos enttäuscht hatten, musste sie schließlich freiwillig gehen. Inzwischen kümmert sie sich bei Zieglerfilm um die Seriensparte.
Beckmann
1999 - 2014
Den Anfang vom Ende von "Beckmann" läutete Günther Jauch mit seiner Entscheidung ein, im zweiten Anlauf doch noch den sonntäglichen Polittalk im Ersten zu übernehmen. Weil die ARD es nicht übers Herz brachte, sich von einem der schon sendenden Talker zu trennen, quetschte man einfach Jauch noch zusätzlich ins Programm - und musste sich fortan den Dauer-Vowruf der "Talk-Schwemme" anhören. Zunächst kam er von außen, zunehmend murrten aber auch einzelne ARD-Intendanten immer lauter. Aus Quotensicht das schwächste Glied in der Talk-Kette war Reinhold Beckmann, der der große Verlierer der Sendeplatz-Rochade war, musste er doch vom gemütlichen Montag- auf den Donnerstagabend wechseln, wo er die ZDF-Talks gegen sich hatte. Also ersparte Beckmann sich und der ARD eine noch längere Diskussion, welcher der Talker gehen muss und kündigte schon im Frühjahr 2013 an, mehr als ein Jahr später freiwillig das Handtuch zu werfen. Das dürfte ihn nicht zuletzt in eine gute Verhandlungsposition für neue Formate gebracht haben. Einstweilen ist er aber nun erstmal auf Tour mit seiner Band.
center.tv Münster
2004 - 2014, unter dem Namen center.tv ab 2012
center.tv Aachen
2009 - 2014
center.tv Köln
2005 - 2014, wird weitergeführt als Köln.tv
Am 10. Oktober 2005 brachte André Zalbertus in Köln erstmals einen Lokalsender unter dem Namen "center.tv" an den Start - eine Marke, die sich in den folgenden Jahren noch deutlich ausbreiten sollen. So starteten Sender unter dem gleichen Namen in Düsseldorf, Aachen, dem Ruhrgebiet, Münster und Bremen, auch wenn sie zuletzt gesellschaftsrechtlich nichts mehr miteinander zu tun hatten. Mit Beginn des neuen Jahres wird nur noch ein einziger Sender unter diesem Namen übrig sein: center.tv Düsseldorf. In Münster ging im Frühjahr nach zehn Jahren das Licht aus. Der Sender, der zunächst als wm.tv gestartet war und sich 2012 den Namen center.tv gab, wurde liquidiert, weil er sich offenbar nicht rechnete. Beim Aachener Sender, der von Köln aus betrieben wurde, wurde nur wenig später der Stecker gezogen. Und in Köln, dem Ursprung von center.tv, hat man im Lauf des Jahres 15 Mitarbeiter entlassen müssen und dockt den Sender nun enger an express.de und ksta.de an. Mit der Neuausrichtung auf Interaktivität gibt's zudem auch einen neuen Namen: Köln.tv. Der Name center.tv scheint inzwischen offensichtlich weitgehend verbrannt.
Danni Lowinski (Sat.1)
Der letzte Bulle (Sat.1)
2010 - 2014
Als Sat.1 Anfang 2010 nach längerem Hin und Her die beiden Serien "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle" äußerst erfolgreich an den Start brachte, da schien es nach einer längeren Durststrecke im Bereich eigenproduzierter Serien plötzlich wieder so etwas wie Aufbruchstimmung zu geben. Gut erzählte Geschichten mit einem Alleinstellungsmerkmal will das junge Publikum also doch auch dann sehen, wenn sie nicht den Stempel US-Hit tragen. Doch Sat.1 ist es seitdem nicht gelungen, auch nur eine weitere, wirklich erfolgreiche Serie an den Start zu bringen. Und in diesem Jahr gingen "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle" nun beide zu Ende. Tragisch im Falle von "Danni Lowinski": Der letzten Staffel war kein Erfolg mehr vergönnt, obwohl die Serie gerade zum Ende hin nochmal richtig aufdrehte. Im Fall des "Letzten Bullen" wurde zur fünften Staffel das Konzept radikal überdacht. Es gab einen Fall, der sich über die gesamte, kürzere Staffel zog und sich um Mick Brisgau im Mittelpunkt drehte. Auch hier waren die Quoten rückläufig, blieben aber bis zuletzt deutlich im grünen Bereich. Zumindest im Fall des "Letzten Bullen" scheint das allerletzte Wörtchen über eine mögliche Fortsetzung auch doch noch nicht gesprochen.
Der Deutsche Fernsehpreis
1999 - 2014
Im Jahr 1998 taten sich ARD, ZDF, RTL und Sat.1 zusammen und beschlossen, die herausragenden TV-Produktionen des vergangenen Jahres künftig in einer gemeinsamen Veranstaltung zu ehren, statt dass jeder sein eigenes Verleihungssüppchen kochte. Anfangs lief das auch noch recht gut, auch das Publikum fand sich in den ersten Jahren noch zahlreich vor dem Fernseher ein. Doch im Lauf der Zeit verscherzte es sich der "Fernsehpreis" mit allen. Mit den Zuschauern, weil sie von den häufig uninspirierten Verleihungen so gelangweilt waren, dass sie nicht mehr einschalten wollten. Mit den TV-Stars, weil sie kein Interesse daran hatten, stundenlang einer langweiligen Veranstaltung in einem ungemütlichen TV-Studio zu folgen. Und mit den TV-Schaffenden hinter der Kamera sowieso, weil deren Ehrung für so langweilig befunden wurde, dass man sie im Lauf der Jahre gleich ganz abschaffte. Ein "Weiter so" war da wohl wirklich keine Option mehr. Vielleicht macht der alte "Fernsehpreis" aber ja 2015 Platz für einen neuen, besseren Preis. Den Willen dazu haben die Sender bereits bekräftigt. Man darf gespannt sein, wie das neue Konzept dann aussehen wird.
Die Harald Schmidt Show (Sat.1, Das Erste, Sky)
1995 - 2014
Hätte sich Harald Schmidt einst 2003 nicht völlig überraschend und nicht zuletzt wohl aus Wut über die Ablösung von Martin Hoffmann als Sat.1-Geschäftsführer in seine berühmte "kreative Pause" verabschiedet, wäre es gut möglich, dass er noch heute vier bis fünf Mal pro Woche Abend für Abend bei Sat.1 die Geschehnisse des Tages in gewohnt bissiger Form einordnen würde. Schließlich hatte er da nach anfänglichen Schwierigkeiten das Publikum gefunden, das schon aus Gewohnheit den Tag mit Schmidt beschloss. So aber wurde das Ritual durchbrochen. Ein Jahr später feierte er zwar unter großem Medienrummel sein Comeback in der ARD - wo ihn das Quotenglück aber schnell verließ. Mit gerade mal zwei Folgen pro Woche war man von einem gesunden Late-Night-Rhythmus weit entfernt. Ob mit oder ohne Pocher als Partner - zu alten Erfolgen kehrte er nie mehr zurück. Sein Comeback bei Sat.1 geriet ab Herbst 2011 zu einem völligen Quotendesaster. Sky erschien als letzter Ausweg, diesem Quotendruck zu entkommen - nach dem Aus dort war klar: Einen noch kleineren Sender mit noch weniger Quotendruck wird er nicht finden. "Okay." Das war der Kommentar von Harald Schmidt zur Einstellung seiner Show durch Sky in voller Länge. Das Aus bei Sat.1 zwei Jahre zuvor fand er hingegen noch "Schade." "Schade", würden wir auch heute noch sagen.
Dietmar Schönherr
* 1926 - † 2014
Dietmar Schönherr hat seinen Durchbruch im Jahr 1955 mit dem Film "Rosenmontag" gefeiert, richtigen Kultstatus erlangte er aber durch seine Rolle als Commander McLane in der Science-Fiction-Serie "Raumpatrouille - die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion". Neben der Schauspielerei - Schönherr arbeitete bei mehr als jeweils 100 Kinofilmen und Fernsehproduktionen mit - moderierte er gemeinam mit seiner Frau Vivi Bach die Show "Wünsch Dir was". 1973 präsentierte er die Talkshow "Je später der Abend". Für seine Leistungen in Film und Fernsehen wurde Dietmar Schönherr 2005 mit dem Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet. Schönherr hat sich aber auch immer sozial und politisch engagiert, unter anderem in Nicaragua, wo er gemeinsam mit dem Dichter Ernesto Cardenal, in der Stadt Granada ein Kulturzentrum für Kinder und Jugendliche aufbaute. Im Alter von 88 Jahren ist er im Juli auf Ibiza gestorben.
(Foto: Vivi Bach / CC BY-SA 3.0)
Familien im Brennpunkt
2009 - 2014
"Familien im Brennpunkt" steht wie kaum ein anderes Format für den Aufstieg der "Scripted Reality" im deutschen Fernsehen. Nachdem RTL eine jahrelange Durststrecke am Nachmittag hinter sich hatte, ließ das von vielen Kritikern als Unterschichten-Fernsehen abgetane Format die Marktanteile in der Hochphase 2011 in beinahe unglaubliche Höhen von in der Spitze über 37 Prozent schießen. Doch so atemberaubend der Aufstieg war, so ungebremst und schnell folgte auch der Absturz. In diesem Jahr erreichte "Familien im Brennpunkt" nur noch rund 14 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Im August wurde es daher aus dem Programm genommen. Wie schwer sich RTL damit tut, eine Alternative zu finden, zeigt aber schon die Tatsache, dass inzwischen mit "Verdachtsfälle" ein anderes Scripted-Reality-Format gleich drei Nachmittagsstunden füllen muss, während die im Herbst neu gestarteten Formate fast allesamt schon wieder Geschichte sind.
Frank Schirrmacher
* 1959 - † 2014
"Sein analytischer Blick erfasste das Wesentliche im Wandel, seine Fähigkeit zur pointierten Darstellung komplexer Sachverhalte machte ihn zu einem führenden Intellektuellen unserer Zeit. Indem er das Feuilleton zu einem Forum der Zeitdiagnose ausbaute, war er ein Aufklärer in der besten Tradition des Wortes." So ehrte die "FAZ" selbst ihren Herausgeber Frank Schirrmacher, der im Juni völlig unerwartet im Alter von gerade mal 54 Jahren den Folgen eines Herzinfarkts erlag. Schirrmacher war ohne Zweifel einer der bedeutendsten Publizisten des Landes. Schirrmacher kam Mitte der 80er Jahre in die Feuilleton-Redaktion der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", 1989 übernahm er als Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki die Leitung der Literatur-Redaktion, seit 1994 gehörte er dem Herausgeberkreis der "FAZ" mit Zuständigkeit für das Feuilleton an. Das Feuilleton machte er zu einer Plattform für gesellschaftliche Debatten. Schirrmacher mischte sich aber nicht nur in Leitartikeln in seinem Blatt, sondern vor allem auch als Autor mehrere Bücher, die sich zu Bestsellern entwickelten, in die intellektuelle Debatte des Landes ein. Im "Methusalem-Komplott" wies er auf die Vergreisung der Gesellschaft hin und forderte einen Aufstand der Alten. Auch beschäftigte er sich immer wieder mit der Auswirkungen des Informations-Zeitalters auf die Gesellschaft, etwa 2009 in seinem Buch "Payback".
Friedrich-Wilhelm von Sell
* 1926 - † 2014
Im Oktober ist im Alter von 88 Jahren der frühere WDr-Intendant Friedrich-Wilhelm von Sell gestorben. "In den neun Jahren seiner Amtszeit hat Friedrich-Wilhelm von Sell viele zukunftsweisende Entscheidungen für den WDR getroffen. Dabei hatte er immer die langfristige Perspektive im Blick, etwa beim Aufbau der WDR-Landesstudios", würdigte ihn der heutige WDR-Intendant Tom Buhrow. Als WDR-Intendant habe von Sell den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk in Deutschland entscheidend mitgestaltet und den Sender "in schwieriger medienpolitischer Situation souverän und mit Herzblut verteidigt", sagte Buhrow. Sell war von 1976 bis 1985 Intendant des WDR. Auch danach hat sich von Sell an Aufbau und Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland beteiligt: 1991 wurde er Gründungsintendant des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB).
Game One (MTV)
2006 - 2014
Mit über einer Million Likes gehört "Game One" zum Kreis der deutschen TV-Formate mit der größten Facebook-Fanschar. Viacom war's egal: Der Konzern spart sich nun auch noch eine der wenigen letzten verbliebenen Eigenproduktionen außerhalb des Kinderbereichs und legte Fans und Machern kurz vor Weihnachten die Einstellung des Formats gewissermaßen unter den Christbaum. Schon seit Herbst hatte MTV die Dosis halbiert und ließ nur noch alle zwei Wochen eine neue Ausgabe produzieren. Nur wenige Wochen zuvor hatte Etienne Gardé, der als Moderator, Produzent und Autor bei "Game One" fungiert, im DWDL.de-Interview die "gewisse Narrenfreiheit" bei MTV gelobt. "Wir profitieren natürlich auch davon, dass wir gute Quoten über dem Senderschnitt einfahren. Daraus entsteht dann einfach eine große Experimentierfreude, die auch von der Viacom begrüßt und gefördert wird." Mit der Förderung ist's nun vorbei, die Produktionsfirma Rocket Beans will sich davon aber nicht unterkriegen lassen und hat für Mitte Januar einen 24-Stunden-Internetkanal angekündigt. "Fernsehen findet für unsere Fans hauptsächlich im Netz statt. Warum also den Umweg über TV-Sender gehen?" lautet das Motto.
Gert von Paczensky
* 1925 - † 2014
"Was heute selbstverständlich ist, fanden damals noch viele Menschen unerhört: Mit 'Panorama' trat ein Fernsehmagazin den Mächtigen auf die Füße", so NDR-Intendant Lutz Marmor. "Einer der Köpfe des damals neuen journalistischen Selbstverständnisses war Gert von Paczensky. Er zählt zu den herausragenden Begründern des kritischen Fernsehjournalismus in Deutschland." Paczensky hatte ab 1960 zusammen mit Rüdiger Proske das NDR-Politmagazin "Panorama" aufgebaut und war dessen erster Leiter. Als Vorbild für "Panorama", das unter Paczenskys Verantwortung unter anderem über die "Spiegel"-Affäre berichtete, diente eine gleichnamige Sendung bei der BBC. Später wechselte der Journalist zum "Stern", ehe er Anfang der 70er Jahre als Chefredakteur zu Radio Bremen ging, wo er zeitweise auch als Co-Moderator von "3nach9" fungierte. Paczensky starb wenige Tage vor seinem 89. Geburtstag.
Heinz Schenk
* 1924 - † 2014
Heinz Schenk, der seine Karriere 1951 beim Hessischen Rundfunk startete und zum beim Privatsender Telesaar zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen war, wurde einem großen Publikum vor allem durch die Moderation der Unterhaltungsshow "Zum Blauen Bock" bekannt, die er 1966 von Otto Höpfner übernahm und anschließend 21 Jahre lang präsentierte. Unvergessen bleibt er aber auch als Schauspieler, unter anderem in "Kein Pardon", wo er als cholerischer Showmaster Heinz Wäscher, damals an der Seite von Hape Kerkeling, die TV-Branche auf den Arm nahm. Im Alter von 89 Jahren ist er in Folge eines Schlaganfalls gestorben.
Jörg Quoos (Focus)
Wolfgang Büchner (Der Spiegel)
Dominik Wichmann (Stern)
Chaos-Tage bei den großen aktuellen Magazinen des Landes, egal ob bei "Focus", "Spiegel" oder "Stern". Der Versuch, einen Generationswechsel an der Spitze zu bewerkstelligen, scheitern sie allesamt gleich reihenweise. Alles überstrahlt wurde dabei mal wieder vom "Spiegel", wo man eine gewisse Übung in der Demontage amtierender Chefredakteure hat. Wolfgang Büchner, der von Anfang an keine allzu glückliche Figur machte, sah sich der übergroßen Mehrheit der Print-Redakteure gegenüber, die seine Ablösung forderten und diesen Machtkampf ganz bewusst auch über die Öffentlichkeit austrugen. Da seine Mitarbeiter über die Mitarbeiter-KG zugleich gewissermaßen auch seine Arbeitgeber sind, kam seine Demission letztlich nicht überraschend. Überraschter vom plötzlichen Aus dürften seine Kollegen bei "Stern" und "Focus" gewesen sein. "Stern"-Chef Dominik Wichmann erfuhr von seiner Abberufung durch den Anruf eines Journalisten - ein weiteres Kommunikationsdesaster aus dem Hause Gruner + Jahr. Rund 15 Monate stand er als alleiniger Chefredakteur an der "Stern"-Spitze. Auch Jörg Quoos, der den ebenfalls nach kurzer Zeit davon gejagten Wolfram Weimer abgelöst hatte, hielt sich nur rund eineinhalb Jahre an der "Focus"-Spitze, ehe er wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Ausrichtung gehen musste. Die Zeiten sind für die großen Print-Titel, die ihren Platz in der Digital-Welt noch finden müssen, natürlich nicht leicht. Doch eine langfristige Strategie scheint angesichts andauernder Chef-Wechsel auch kaum möglich.
Joachim "Blacky" Fuchsberger
* 1927 - † 2014
Im Alter von 87 Jahren starb mit "Blacky" Fuchsberger eine echte Fernsehlegende. Bereits in den 1950er Jahren begann seine Filmkarriere, als er in dem Dreiteiler "08/15" die Hauptrolle übernahm. Später wurde er durch seine Rollen in zahlreichen Edgar-Wallace-Filmen bekannt, die er Jahre später in der Parodie "Neues vom Wixxer" selbst aufs Korn nahm. "Der Frosch mit der Maske", "Die toten Augen von London" und "Der Hexer" sind nur einige der vielen Wallace-Filme, in denen er mitwirkte. Ab den 70er Jahren machte sich Fuchsberger jedoch auch zunehmend als Moderator einen Namen. Große Erfolge feierte er etwa mit der Samstagabendshow "Auf los geht's los", die er nach einer verlorenen Wette bei "Wetten, dass..?" einmal sogar komplett im Nachthemd moderierte - was damals tatsächlich noch für einen Skandal taugte. Abseits der großen Bühne befragte Joachim Fuchsberger in der ARD-Talkshow "Heut' Abend" in mehr als zehn Jahren 300 prominente Zeitgenossen zu ihrem Leben. Zunehmende Kritik an seiner Sendung "Auf los geht's los" führten dazu, dass sich Fuchsberger ab Ende der 80er Jahre jedoch zunehmend zurückzog. Doch auch später feiert er noch mit Reportagen der "Terra Australis"-Reihe oder der Show "Ja oder Nein" Erfolge. Noch im April sagte Fuchsberger in einem Interview mit "Bild", er habe keine Angst vor dem Tod. "Ich habe mein Haltbarkeitsdatum schon lange überschritten, jeder neue Tag ist ein Geschenk." Auf die Frage, wie man sich nach seinem Tod an ihn erinnern sollte, sagte er damals: "Ich habe als junger Mann im Bergwerk gearbeitet. Dort habe ich unter den Kumpels gelernt, was Kameradschaft bedeutet. Deshalb würde es mich freuen, wenn man von mir sagt: Er war ein Kumpel."
Karlheinz Böhm
* 1928 - † 2014
Seine Rolle als Kaiser Franz Joseph in der "Sissi"-Trilogie an der Seite von Romy Schneider machte Karlheinz Böhm weltberühmt, doch es war nicht zuletzt sein Auftritt bei "Wetten, dass..?" im Mai 1981, der sein Leben für immer veränderte. In einer der ersten Ausgaben von "Wetten, dass..?" hatte Böhm einst bei Frank Elstner gewettet, nicht einmal jeder dritte Zuschauer würde eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für notleidende Menschen in der Sahelzone spenden. Wenn er die Wette verliere, wolle er selbst nach Afrika gehen, sagte er damals vor einem Millionenpublikum. Und auch wenn letztlich über eine Million Mark zusammenkamen, gewann Böhm seine Wette. Trotzdem beendete er seine Schauspiel-Karriere, um noch im selben Jahr die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" zu gründen. Viele Jahre seines Lebens verbrachte Karlheinz Böhm schließlich in Äthiopien, um zahlreiche Hilfsprojekte auf die Beine zu stellen. Für sein Engagement erhielt er unter anderem das Bundesverdienstkreuz und den UNESCO-Ehrenpreis. Er starb im Alter von 86 Jahren.
Kurt Krömer im TV
2004 - 2014
"Kurt Krömer ist immer für eine Überraschung gut", so RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle - und in diesem Fall war es keine erfreuliche für den Sender. Krömer hatte dem RBB kurz zuvor mitgeteilt, seinen "künstlerischen Schwerpunkt" 2015 ausschließlich auf die Bühne zu verlagern und sich aus dem Fernsehen bis auf weiteres komplett zu verabschieden. Die parallele Arbeit auf der Bühne und für das Fernsehen sei "nicht mehr vereinbar" mit seinem Wunsch, dem Publikum "Substanz und gut ausgefeilte Inhalte anzubieten". Nach der "Kurt Krömer Show" entwickelte er zusammen mit dem rbb die Sendung "Bei Krömers", für die er 2006 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Zuletzt war er mit "Krömer - Late Night Show" im Ersten zu sehen.
log in (ZDFinfo / ZDF)
2010-2014
Am 5. November hat sich das ZDF ausgeloggt. Der 2010 gestartete Talk auf ZDFinfo war der Versuch, das Fernsehen interaktiv mit dem Internet rückzukoppeln und Zuschauerreaktionen aus dem Netz ins Fernsehen zu bringen. "Wir haben in diesen vier Jahren mit 'log in' viel ausprobiert, gelernt und spannende Fernsehmomente geschaffen", lobt sich ZDF-Chefredakteur Peter Frey zwar, eine Fortsetzung spart man sich in Mainz aber trotzdem. Dabei hielt man augenscheinlich bis kurz zuvor noch so große Stücke auf das Format, dass das ZDF es sogar als Vertretung für Maybrit Illner ins Hauptprogramm gehievt hatte. Die nun verkündete Weiterentwicklung der Marke "log in", an deren Ende sicherlich kein Talk mehr stehen wird, kann also kaum der ursprüngliche Plan gewesen sein - sondern eher die Folge daraus, dass "log in" beim Ausflug ins ZDF auch die erhofften jungen Zuschauer nicht in größerer Zahl ansprechen konnte.
Manfred Bleskin
* 1949 - † 2014
Stefan Raab machte ihn als "coolste Sau von n-tv" auch einem weniger nachrichten-affinen, jungen Publikum bekannt. Doch er war natürlich mehr als das: Über 20 Jahre war er für den Nachrichtensender im Einsatz gewesen und hat ihn in dieser Zeit mitgeprägt. Er moderierte Nachrichten und Talks, war aber auch als Reporter unterwegs. Im Oktober 2008 wechselte er von Köln nach Berlin ins Hauptstadtstudio. Von dort aus präsentierte er auf n-tv.de seine tägliche Kolumne "Zwischenruf" zu aktuellen politischen Themen sowie den Wochenrückblick "Bleskins Woche". Manfred Bleskin war ein Vollblutjournalist, der meinungsstark und mit viel Leidenschaft den Sender mitgeprägt hat", sagte n-tv-Geschäftsführer Hans Demmel. "Persönlich war ich immer beeindruckt von seinem tiefen Fachwissen, seiner Kollegialität, aber auch von seinem ausgeprägten Charme. Wir alle sind zutiefst betroffen über diesen plötzlichen Verlust und werden Manfred Bleskin in bester Erinnerung behalten." Bleskin starb im Alter von nur 64 Jahren.
Michael Opoczynski bei "WISO"
1986 - 2014
Michael Opoczynski war über viele Jahre hinweg das Gesicht der Wirtschafts-Berichterstattung im ZDF. 1986 kam er in die "WISO"-Redaktion, 1992 wurde er Redaktionsleiter und Moderator, 2010 übernahm er schließlich die Leitung der Hauptredaktion Wirtschaft, Recht, Soziales und Umwelt. Im Jahr des 30. "WISO"-Geburtstages verabschiedete er sich nun in den "Ruhestand". Stattdessen will er nun Bücher schreiben - und sein erstes widmet sich passenderweise der Vergeudung von Arbeitskraft, indem man ältere Mitarbeiter zu früh in den Ruhestand schickt. "Ich fühle mich nicht weggeschickt, aber ich fühle mich voll arbeitsfähig", erklärte Opoczynski im DWDL-Interview. Reif für den Seniorenteller sei er jedenfalls noch nicht.
Peter Scholl-Latour
* 1924 - † 2014
Klaus Bölling
* 1928 - † 2014
Mit Peter Scholl-Latour starb einer der großen Auslands-Journalisten des Landes. Scholl-Latour war zwischen 1960 und 1963 Afrika-Korrespondent der ARD, später gründete er das ARD-Studio in Paris und wurde Chefkorrespondent des ZDF. 1973 reiste der Journalist mit einem kleinen Team nach Vietnam und wurde dort von den Vietcong gefangen genommen und erst nach einer Woche wieder frei gelassen. Scholl-Latour arbeitete während seiner langen Karriere auch als WDR-Fernseh- und Programmdirektor, zudem war er 1983 für etwa ein Jahr Chefredakteur des "Stern". Vor allem aber bleibt er als Experte für den Nahen Osten, Afrika und Asien in Erinnerung. Eine Bühne für seine Berichte als Korrespondent bot ihm die ARD im "Weltspiegel" - ein Format, dass es ohne Klaus Bölling nicht gegeben hätte. Böllig entwickelte gemeinsam mit Gerd Ruge in den 60ern den "Weltspiegel" als festen Platz für Berichte aus dem Ausland. Bölling war auch selbst als Korrespondent in Südeuropa und Washington tätig, ehe er 1972 zum Intendanten von Radio Bremen gewählt wurde. Nach nur einem Jahr an der Spitze von Radio Bremen wurde Bölling dann aber von Helmut Schmidt ins Bundespresseamt berufen, wo er nicht nur Regierungssprecher, sondern auch enger Berater des Kanzlers wurde. In Bonn erlebte er im innersten politischen Zirkel den Deutschen Herbst und agierte während der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ als Kontaktmann zu den Terroristen. Als Vertrauter Schmidts wurde er 1981 Leiter der Ständigen Vertretung in der DDR und erhielt im selben Jahr das Bundesverdienstkreuz. Klaus Bölling verstarb im Alter von 86 Jahren.
Planetopia (Sat.1)
1997 - 2014
Weck up (Sat.1)
1998 - 2014
17 Jahre lang musste Sat.1 aufgrund der Verpflichtung zur Ausstrahlung von Programmen von Drittanbietern "Planetopia" ausstrahlen - und diese Zahl unterstreicht auch schon: So häufig die heiß begehrten Drittsendelizenzen auch vergeben wurden, die zuständige rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt gab den Zuschlag stets News and Pictures. Bei der letzten Vergabe eskalierte die Situation dann endgültig: Die unterlegenen Bewerber und Sat.1 zogen nicht nur vor Gericht, Sat.1 wechselte sogar gleich die ganze Medienanstalt. Die Klagen vor Gericht hatten Erfolg: Ein Gericht entschied, dass das Vergabeverfahren auf News and Pictures zugeschnitten gewesen sei und bezeichnete es als rechtswidrig und damit hinfällig. Sat.1 wurde vorübergehend von der Ausstrahlung der Formate entbunden - wovon man im Falle von "Planetopia" und "Weck up" prompt Gebrauch machte. Ob die Sendungen zurückkehren werden, ist ungewiss.
Stubbe - Von Fall zu Fall
1995 - 2014
20 Jahre und 50 Folgen lang verkörperte Wolfgang Stumph den von Dresden nach Hamburg gezogenen Kriminalhauptkommissar Wilfried Stubbe im ZDF - und trotzdem hatte das Publikum augenscheinlich eigentlich längst nicht genug, wie ein Blick auf die Quoten zeigte: Über achteinhalb Millionen Zuschauer schalteten ein, als Stubbe im Januar zum letzten Mal ermittelte - Werte, wie sie bei Krimis sonst in der Regel allenfalls der "Tatort" übertreffen kann. Als Grund für das Ende führte Wolfgang Stumph in einem Interview mit der "Westdeutschen Zeitung" folgendes an: "Ich will einfach einen Schlussstrich ziehen, wenn es am Schönsten ist. Das habe ich immer so gehalten, bei allem, was ich gemacht habe. Ich will einen Baum stehenlassen und keine Sträucher. Ist doch schöner, wenn sich die Leute auch in ein paar Jahren noch gern an den Stubbe erinnern." Einen Zeitpunkt, den die meisten anderen verpassen.
Tim Mälzer kocht
2009 - 2014
"Tim Mälzer kocht" war für Mälzer der bewusste Versuch, sich von seiner Zeit bei Vox durch ein betont unaufgeregtes Format zu distanzieren. Zum Start des Formates im Ersten erklärte er "Ich musste jahrelang auf Rampensau machen. Jetzt werde ich hoffentlich ernst genommen und erwachsen. Ich mache jedenfalls nicht mehr den Kasper-Koch." Als Nicht-Kasper-Koch fand er allerdings nur noch ein überschaubares Publikum. In diesem Jahr erreichte er mit im Schnitt rund einer dreiviertel Million Zuschauern nur 6,8 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. Und auch die Hoffnung, mit Mälzer jüngere Zuschauer ins Erste locken zu können, erfüllte sich bis zuletzt nicht: 3,9 Prozent sind der ernüchternde Sendungsschnitt bei den 14- bis 49-Jährigen in diesem Jahr. Das Erste bot ihm am Samstagnachmittag aber auch keine wirklich große Bühne. Die erhält er aber beispielsweise nun mit dem "Lebensmittel-Check", den er im Herbst schon im Rahmen der "Montags-Check"-Reihe präsentierte.
Udo Jürgens
*1934 - † 2014
Wer Udo Jürgens bei seinen letzten TV-Auftritten und mehr noch bei seinen letzten Konzerten erlebt hat, der konnte diese Meldung kaum glauben, die kurz vor Weihnachten über die Ticker kam: Udo Jürgens ist bei einem Spaziergang in Gottlieben bewusstlos zusammengebrochen und trotz sofortiger Wiederbelebungsmaßnahmen kurze Zeit später im Krankenhaus an einem akuten Herzversagen verstorben. Udo Jürgens war einer der größten deutschsprachigen Entertainer unserer Zeit. Er komponierte in seiner Zeit die unglaubliche Zahl von über 1.000 Songs, in denen er immer wieder auch gesellschaftlich relevante Themen ansprach und die Grenzen des Schlagers, dem er anfangs zugerechnet wurde, bei Weitem sprengte. Dass ARD und ZDF ihm zu Ehren gleichzeitig um 20:15 Uhr Platz für eine Doku und die Wiederholung der kurz zuvor ausgestrahlten Udo-Jürgens-Gala machten, die zusammen über acht Millionen Zuschauer erreichten, zeigt, wie groß die Bewunderung für Udo Jürgens war.
Udo Reiter
* 1944 - † 2014
Der Tod von Udo Reiter, der Mitgründer und von 1991 bis 2011 Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks war, schockte im Oktober die Medienbranche. Er hat sich mit einem Schuss selbst das Leben genommen. Nach dem ersten Schock setzte er damit aber noch einmal eine Debatte über selbstbestimmtes Sterben in Gang, für das er nur kurz zuvor auch noch in Talkshows eingetreten war. Die heutige MDR-Intendantin Karola Wille ehrte Reiter mit den Worten: "Er war in den Tagen nach der friedlichen Revolution einer der großen Gestalter einer neuen demokratischen Mediengesellschaft im wiedervereinigten Deutschland. Ein Visionär, der mit Kraft, Überzeugung und politischem Geschick den gerade erst formierten neuen politischen Strukturen in den neuen Bundesländern eine publizistische Stimme gegeben hat." Reiter hatte im Jahr 2011 vorzeitig sein Amt als MDR-Intendant aufgegeben - eigentlich wäre seine Amtszeit noch bis ins kommende Jahr gelaufen. Begründet hatte er den Rücktritt auch mit gesundheitlichen Gründen. Begonnen hatte er seine journalistische Laufbahn beim Bayerischen Rundfunk, wo er unter anderem Chefredakteur und Hörfunkdirektor war.
Wetten, dass..?
1981 - 2014
Im Dezember 2010 verunglückte Samuel Koch live bei "Wetten, dass..?" beim Versuch, auf Sprungstelzen einen Salto über ein fahrendes Auto zu machen. Dieses Ereignis war ein Wendepunkt für die Sendung und markiert gewissermaßen den Anfang eines leider vierjährigen Abgesangs. Denn danach folgten Fehler über Fehler. Das ging schon damit an, dass Thomas Gottschalk erklärte, die Sendung nach dem Unfall mit der gewohnten "Wurstigkeit" moderieren zu können - und es dennoch ein ganzes Jahr lang weiter tat, was den Grund wie eine Ausrede angesichts des schon längst eingesetzten Quoten-Sinkflugs wirken ließ. Das setzte sich fort mit der Entscheidung, die Sendung nicht sterben zu lassen und stattdessen eine unwürdige und unendlich scheinende Nachfolger-Suche in Gang zu setzen, im Rahmen derer jeder Gefragte und Nicht-Gefragte erklärte, "Wetten, dass..?" nicht moderieren zu wollen, was Markus Lanz von Beginn an wie einen Moderator vierter Wahl wirken ließ. Es folgte die Unfähigkeit der Redaktion, das Konzept zu modernisieren, die unrealistische, öffentliche Quotenvorgabe des ZDF-Intendanten, das Missverständnis, bei der Sendung handle es sich um einen Kindergeburtstag, die Tatsache, dass die Sendung nach der Verkündung ihrer Einstellung wieder nicht enden durfte, sondern noch drei Mal auf Sendung gehen musste. Im Dezember war es dann doch vorbei, begleitet noch einmal von vielen Verrissen, die häufig übers Ziel hinaus schossen. Doch auch das gehörte schließlich längst zur Tradition. Dass den Machern kein großes Finale gelang, war dennoch bezeichnend.
Wieland Backes als "Nachtcafé"-Moderator
1987 - 2014
Mit ihm gehe der "ungekrönte König des Niveau-Talks" wurde über ihn geschrieben. Tatsächlich endete im Dezember eine echte Ära: Nach fast 28 Jahren mit mehr als 700 Sendungen und rund 5.000 Gästen verabschiedete sich Wieland Backes als Moderator des "Nachtcafés" im SWR. Als die Sendung 1987 startete, betrat Backes echtes Neuland. Mit einem kleinen Team von Jungredakteuren gründete er damals eine Abteilung für "Journalistische Unterhaltung", deren Flaggschiff die Talkshow wurde, die anfangs montlich, dann zweiwöchentlich und schließlich seit 2002 wöchentlich zu sehen war. Bis zuletzt erzielte sie starke Quoten. Sein Nachfolger Michael Steinbrecher wird ab Januar also in große Fußstapfen treten. Mit Backes nahm das "Nachtcafé" übrigens auch Abschied vom Barockschlösschen in Ludwigsburg, das der Sendung stets eine Heimat bot - und dazu beitrug, dass sie sich bis zum Schluss optisch kaum veränderte.
Wochenspiegel (Das Erste)
1953 - 2014
Nur wenige Tage nach der "Tagesschau" ging im Jahr 1953 auch der "Wochenspiegel" erstmals auf Sendung, der quasi eine TV-Umsetzung der aus dem Kino bekannten "Wochenschauen" war und einen Rückblick auf die Geschehnisse der vergangenen sieben Tage bot. 61 Jahre lang fand er sich durchgehend im Programm der ARD. Nachdem das ZDF sich schon Ende 2012 von seinem "Wochen-Journal" getrennt hatte, schlug am 24. August aber auch für diesen echten TV-Dino die letzte Stunde - nur wenige Monate übrigens, nachdem die Sendung ins neue "Tagesschau"-Studio gezogen und damit optisch modernisiert worden war. "Der 'Wochenspiegel' erscheint uns als Rückschau auf die wichtigsten Themen der Woche im Zuge der verstärkt zeitunabhängigen Nutzung unseres Programms entbehrlich", erklärte ARD-Programmdirektor Volker Herres die Entscheidung, die mit einer allgemeinen leichten Entstaubung des Wochenend-Programms einher ging.