Medien-Abschiede 2013
90elf
(2008 - 2013)
Die traditionsreiche Bundesliga-Konferenz der ARD bekam im Jahr 2008 Konkurrenz durch 90elf: Herzstück des Fußballradios war die Live-Berichterstattung von jedem Spiel der 1. und 2. Fußball-Bundesliga, dazu Champions League, DFB-Pokal etc. Erst durch das aufstrebende 90elf bemerkte die DFL überhaupt, dass die Audiorechte einen Wert haben könnten und schrieb sie in diesem Jahr erstmals öffentlich aus. Den Zuschlag bekam Mitte März prompt überraschend nicht 90elf, sondern Sport1. "Wir haben den davor kaum wahrgenommenen Audio-Rechten erst einen Wert verliehen. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals", zeigte Florian Fritsche, Geschäftsführer des 90elf-Betreibers Regiocast Digital, "unendlich enttäuscht". "Wir haben in den zurückliegenden Wochen gekämpft wie die Löwen, haben eine überzeugende Bewerbung abgegeben und sind bei unserem Gebot an die Grenzen des wirtschaftlich Machbaren gegangen. Wir können mit erhobenem Haupt vom Platz gehen auch wenn wir dieses ‚Spiel‘ verloren haben." Auch wenn er noch sagte, die Marke 90elf habe "einen großen Wert, auch ohne die Bundesliga-Live-Rechte" fiel wenig später die Entscheidung: Eine Fortführung schien ohne das größte Pfund nicht sinnvoll. Die Nachfolge trat zu Beginn der neuen Saison Sport1.fm an.
Angelika Kallwass / Britt
(2001 - 2013)
Nach zwölf Jahren und zuletzt enttäuschenden Quoten ereilte in diesem Jahr sowohl Angelika Kallwass als auch Britt Hagedorn das Aus am Sat.1-Nachmittag. Als "Zwei bei Kallwass" 2001 gestartet war, da behandelte Angelika Kallwass noch echte Fälle. Der Erfolg stellte sich aber erst ein, als man auf Autoren und Laiendarsteller setzte. Über ein Jahrzehnt ging das gut - wie am gesamten Sat.1-Nachmittag bröckelten die Quoten dann zuletzt aber stark ab. Sat.1 gab Angelika Kallwass aber noch eine Chance, schickte sie in "Kallwass greift ein" aus dem Studio heraus. Den Quoten half das nicht: Im Schnitt lag der Marktanteil nur knapp über 7 Prozent. Nach nur etwa zwei Monaten zog Sat.1 daher wieder die Reißleine und nahm die Sendung aus dem Programm. Wenige Wochen später entschied sich Sat.1 dann auch, den letzten verbliebenen Daily-Talk "Britt" einzustellen. "Die Quoten der letzten Monate haben gezeigt, dass Talk offenbar nicht mehr den Nerv der Zuschauer trifft", begründete Sat.1 das Aus. Produziert wurde noch bis in den Sommer, doch aus dem Programm verschwand die Sendung gewissermaßen über Nacht: Nur Stunden vor Ausstrahlung der letzten Folge wurde bekannt, dass noch Ende März Schluss ist. Britt talkte daraufhin offenbar fürs Archiv noch monatelang weiter. Die letzte Ausgabe zeigte Sat.1 dann Mitte Juli plötzlich doch nochmal in seinem Programm - und das sogar zwei Stunden lang. Die Quoten waren aber auch hier schlecht. Neben ihrem Daily Talk gab Britt Hagedorn übrigens auch die Kuppelsoap "Schwer verliebt" auf. Dafür präsentierte sie zuletzt "Das groiße Backen". Angelika Kallwass ist hingegen derzeit nicht mehr im deutschen Fernsehen zu sehen.
Benjamin von Stuckrad-Barre bei Tele 5
(2012 - 2013)
Mit viel Getöse warb Tele 5 im vergangenen Jahr Benjamin Stuckrad-Barre von ZDFneo ab - als Teil der "Intelligenz-Offensive" sollte Stuckrad-Barre dem Sender mit seinem wöchentlichen Talk vor allem Ansehen verschaffen. Doch die Offensive fand bereits nach einem Jahr schon wieder ihr Ende: Zwar durfte Stuckrad-Barre in der Woche vor der Bundestagswahl sogar täglich auf Sendung gehen, doch danach Schluss. Den Moderator zieht es künftig wohl zum RBB, mit dem es bereits Gespräche gegeben haben soll - dort wird es aber wohl ein anderes Format mit ihm geben als zuletzt bei ZDFneo und Tele 5. Auch auf Christian Ulmen, der Stuckrad-Barres Show produziert, wird Tele 5 übrigens fortan wohl nicht mehr setzen.
Cherno Jobatey als Moderator des ZDF-Morgenmagazins
(1992 - 2012)
Dieser Abschied fiel noch in den Dezember 2012, bekannt wurde er aber erst im Jahr 2013: Cherno Jobatey, der zwei Jahrzehnte lang das "ZDF-Morgenmagazin" moderiert hatte, musste heimlich, still und leise und ohne öffentliche Verabschiedung seinen Hut nehmen. Auch die Begründung, die ZDF-Sprecher Stock gegenüber dem "Spiegel" nachlieferte, klingt wenig charmant: "In der Redaktion gab es nach so vielen Jahren das Bedürfnis nach einem Wechsel." Jobatey selbst gab an, "mal etwas anderes" machen zu wollen. Inzwischen hat er tatsächlich eine ganz neue Aufgabe für sich entdeckt - und die hatten wohl die wenigsten erwartet: Jobatey, der bis dahin den meisten wohl weder als journalistisches Aushängeschild noch - trotz seines Online-Formats "UdLDigital Talkshow" - als besonders internetaffin aufgefallen sein dürfte, ist nun Editorial Director" der deutschen "Huffington Post".
Chris Howland
(* 1928 - † 2013)
Im Alter von 85 Jahren verstarb Ende November der "Schallplattenjockey", Radio- und Fernsehmoderator, Schlagersänger, Schauspieler und Buchautor Chris Howland, der sich selbst den Künstlernamen "Mr. Pumpernickel" gab. Größte Bekanntheit erlangte er durch seine Fernseharbeit - so brachte er 1961 mit "Vorsicht Kamera" das Konzept der versteckten Kamera nach Deutschland - doch seine Leidenschaft war das Radio. Dort legte Chris Howland 2004 seine frühere Kultshow "Spielereien mit Schallplatten" noch einmal neu auf und moderierte sie bis zuletzt dienstags um 20.05 Uhr. Er konnte einfach nicht von dem Medium ablassen, was den gebürtigen Londoner schon vor 65 Jahren so sehr reizte, dass er nach einer Ausbildung zum Imker 1948 beim Radiosender der britischen Armee anfing, der sich an Soldaten in Deutschland richtete und schließlich 1954 beim NWDR in Deutschland anfing. Der heutige WDR-Intendant Tom Buhrow sagte anlässlich seines Todes: "Der Begriff ,Legende' wird oft und viel zu häufig benutzt, doch Chris Howland war wirklich eine. (...) Es ist schwer vorstellbar, dass wir fortan auf seinen markanten Akzent, seinen britischen Humor und seine exquisite Musikauswahl verzichten müssen."
dapd
(2010 - 2013)
Insolvenzen haben die dapd und deren Vorläufer, die ddp, nicht nur eine erlebt. Im Frühjahr ereilte die Nachrichtenagentur aber das endgültige Aus. Gescheitert ist sie wohl nicht zuletzt an der Selbstüberschätzung der Eigentümer, den der DJV als "Kamikaze-Kurs" zusammenfasste. Die Finanzinvestoren Vorderwülbecke und Löw wollten durch die Verschmelzung von ddp und deutschem Dienst der AP zur dapd eine Vollagentur auf die Beine stellen, die fortan der dpa das Leben schwer machen sollte. Auch in den folgenden Jahren war die dapd auf einem aggressiven Wachstumskurs, immer neue Zukäufe wurden bekanntgegeben. Dabei fehlte es nie an großen Worten und einer gehörigen Portion Streitlust: dpa und dapd verwickelten sich gegenseitig in etliche Gerichtsverfahren. Für 2011 vermeldete das Unternehmen sogar ein Rekordergebnis. Um so größer die Überraschung, als im Oktober 2012 die Agentur dann plötzlich insolvent war. Als Retter wurde Anfang 2013 noch Ulrich Ende gefeiert. Es war nicht Endes erster Versuch, ein Medienunternehmen zu übernehmen: 2010 wollte er bereits den Sender Das Vierte kaufen, gab große Interviews über seine Visionen - ehe die Übernahme platzte. Und auch im Falle der dapd war sein Engagement kaum nachhaltiger: Nur einen Monat nach der Übernahme musste die dapd im März 2013 schon wieder Insolvenz anmelden, weil es Ende nicht gelungen war, die versprochenen Gelder seiner Investoren einzusammeln. Als Mitte April klar wurde, dass kein neuer Käufer aufzutreiben war, stellte die dapd endgültig ihren Betrieb ein.
Der Landarzt / Forsthaus Falkenau
(1986 - 2013 / 1989 - 2013)
Wer Platz für Neues schaffen will, muss sich von Altem trennen - diese einfache Weisheit befolgte man beim ZDF in den letzten Monaten mehrfach. Und eigentlich ist es ja auch keine schlechte Nachricht, wenn Serien nicht immer erst dann beendet werden, wenn sie niemand mehr sehen will. Ob das ZDF allerdings ausgerechnet die beiden Vorabendserien hätte einstellen müssen, die sich inhaltlich vom allgemeinen Krimi-Einheitsbrei, der sich insbesondere im ZDF-Programm in bedenklichen Mengen ausgebreitet hat, steht auf einem anderen Blatt. "Der Landarzt" und "Forsthaus Falkenau" mögen nicht als modern wahrgenommen worden sein - es bleibt aber eine Tatsache, dass das Publikum der beiden Serien im Schnitt auch nicht älter war als das vieler Krimiserien. Der Vielfalt hätte es jedenfalls nicht geschadet, wenn man eher dort etwas ausgemistet hätte.
Dieter Hildebrandt
(* 1927 - † 2013)
Kaum jemand stand so für das politische Kabarett in Deutschland wie Lach- und Schießgesellschaft-Mitbegründer Dieter Hildebrandt und dessen Formate wie "Notizen aus der Provinz" und bis 2003 "Scheibenwischer" - das es heute unter diesem Namen nicht mehr gibt, weil Hildebrandt die Veränderungen in Richtung Comedy nicht mittragen wollte und die Verwendung des Namens "Scheibenwischer" kurzerhand untersagte. "Ich möchte nicht nur Späße machen. Ich möchte etwas zur Diskussion stellen. Ich möchte etwas an den Pranger stellen, 100-prozentigen Zorn ablassen dürfen", grenzte sich Hildebrandt von Comedians ab. Im Fernsehen war Hildebrandt zuletzt kaum noch zu sehen, dafür ging er neue Wege, gründete das Online-Projekt stoersender.tv. Über den Tod sagte Hildebrandt einst: "Es gibt Späße bis ins Grab hinein. Das gehört dazu zur Satire - der direkte Angriff auf diesen lächerlichen Tod, der uns manchmal antritt, obwohl er doch gar nicht die Berechtigung dazu hat." Im November verstarb Dieter Hildebrandt im Alter von 86 Jahren.
Dieter Pfaff
(* 1947 - † 2013)
Dieter Pfaff schien gerade den Lungenkrebs besiegt zu haben, wollte wieder ans Set der ihm auf den Leib geschriebenen Serie "Der Dicke" zurückkehren, da verlor er den Kampf gegen die Krankheit im März 2013 im Alter von 65 Jahren doch noch. Dieter Pfaff gehörte in mehrfacher Hinsicht zu den Schwergewichten im deutschen Fernsehen. Zunächst war er nur in Nebenrollen zu sehen, später wurde er als Charakterdarsteller in Serien wie "Bruder Esel", "Sperling" oder "Bloch" mehrfach ausgezeichnet. "Es ist seine aufrechte Haltung, seine Art und Weise, wie er sich als Schauspieler mit seinen Figuren und Sujets identifizierte, die ich an Dieter Pfaff besonders geschätzt habe. Er wusste, was Fernsehen alles zu leisten vermag, und hat dem Medium unvergleichbare Filme und Serienpersönlichkeiten geschenkt", so ARD-Programmdirektor Herres anlässlich seines Todes. Seine Serie "Der Dicke" wird übrigens ohne Dieter Pfaff fortgesetzt, künftig unter dem Titel "Die Kanzlei".
Dominik Raacke als "Tatort"-Ermittler
(1999 - 2013)
Im Herbst kündigte der RBB an, seine langjährigen "Tatort"-Ermittler Boris Aljinovic und Dominic Raacke in Rente schicken zu wollen. Und eigentlich sollte es noch einen letzten Fall geben, doch darauf hatte Raacke keine Lust mehr. "Die große Abschiedsnummer wird es nicht geben. Ich bin da jetzt raus. Das ist vielleicht noch nicht so kommuniziert worden: Aber ich stehe ab sofort nicht mehr zur Verfügung", kündigte Raacke an. Ein Rückzug in Raten komme nicht in Frage. "Wenn Schluss sein soll, dann richtig." Viel mehr sei der Abschied eine Art Befreiung. Raacke: "Die Popularität ist groß, das ist ja auch schön, und es hat mir auch manche Türen geöffnet. Aber bestimmt, das ist jetzt schwieriger zu belegen, hat es auch welche verschlossen." Das neue Erimttler-Team des RBB soll 2015 seinen Einstand feiern.
Ein Fall für Zwei mit Claus Theo Gärtner als Matula
(1981 - 2013)
Claus Theo Gärtner stand schon bei der ersten Folge von "Ein Fall für Zwei" als Privatdetektiv Josef Matula vor der Kamera. Seine Serienpartner wechselten seither mehrfach: Zu Anfang spielte Günter Strack Dr. Dieter Renz, ab 1988 war Rainer Hunold in der Rolle des Dr. Rainer Franck zu sehen, Matthias Herrmann spielte ab 1997 die Rolle des Dr. Johannes Voss. Seit dem Jahr 2000 war hingegen nun Paul Frielinghaus in der Rolle des Dr. Markus Lessing der Rechtsanwalt der Serie. Schon im vergangenen Jahr machte Gärtner dann klar, dass er mit seinen inzwischen 70 Jahren nicht länger den Matula geben wollte. Schließlich entschied das ZDF, mit seinem Abgang auch die ganze Serie einzustellen. Den Abschied von Gärtner und Frielinghaus sahen im März über sechseinhalb Millionen Zuschauer. Vielleicht führte ja auch das beim ZDF nochmal zu einem Umdenken: Schon kurz nach dem Finale gab das ZDF bekannt, dass man eine Nachfolge-Serie mit Wanja Mues und Antoine Monot jr in der gleichen Konstellation Rechtsanwalt/Detektiv drehen würde. "Das sind aber auch schon die einzigen Parallelen", versicherte ZDF-Fernsehspielchef Reinhold Elschot da noch. Nun ja: Im Juli kündigte das ZDF dann an, dass die Serie den Titel "Ein Fall für Zwei" tragen wird.
Einsatz in vier Wänden
(2003 - 2013)
Am 13. Oktober dekorierte Tine Wittler zum ersten Mal um, damals noch als halbstündiges Format am Vormittag und recht harmlos beschränkt aufein Zimmer. Dann folgte ein steiler Aufstieg: Schon 2004 durfte Wittler am Nachmittag ran, 2005 ging es mit Spezialfolgen erstmals in die Primetime. Dort wurden nicht mehr einzelne Zimmer umgestaltet, sondern gleich ganze Häuser.Während das Nachmittagsformat schon 2006 vom Bildschirm verschwand, verlängerte RTL das Leben der Primetime-Ausgabe, indem immer ausgefallenere und heruntergekommenere Anwesen renoviert wurden - garniert mit zunehmend effektheischerischen Titeln. Doch auch mit Horror-Häusern und Messie-Hütten blieb die Sendung zuletzt erfolglos. 2012 lag der Marktanteil erstmals klar unter dem Senderschnitt, in diesem Jahr wurde nur eine neue Folge gezeigt. Noch gibt es ungesendete Folgen - die letzte wurde erst Mitte Juni zu Ende gedreht. Doch ob und wann diese noch bei RTL zu sehen sein werden, ist unklar.
Escher - Der MDR-Ratgeber
(1995 - 2013)
1995 hieß es im MDR erstmals "Ein Fall für Escher". Seitdem hat es sich Peter Escher zur Aufgabe gemacht, als "Anwalt der kleinen Leute" den Kampf gegen Ämter, Behörden und scheinbar übermächtige Unternehmen und Institutionen aufzunehmen. Diese "kleinen Leute" sind künftig wieder häufiger auf sich allein gestellt, auch wenn der MDR die Themen in seinen anderen Formaten aufgreifen will. Escher hingegen wird sich - neben seinem bestehenden Format "Die Spur der Täter" - einer neuen Reportagereihe widmen, in der er Menschen in schwierigen Lebenssituationen porträtieren soll.
Guido Knopp als Chefhistoriker des ZDF
(1978 - 2013)
Mit seiner Art, Geschichte auf eingängige Art zu vermitteln, hat Guido Knopp bei Weitem nicht nur Lob geerntet, gerade auch aus seiner Zunft. Über das Nachspielen historischer Szenen kann man geteilter Meinung sein. Und doch hat er mit Reihen wie "Hitlers Helfer" womöglich mehr Wissen über die Nazizeit vermittelt, als es der Geschichtsunterricht bei Vielen konnte. Knopp nur auf die Nazi-Mehrteiler zu reduzieren, würde ihm aber natürlich nicht gerecht. Gerade mal 5 Prozent seiner Arbeit mache das aus, sagte er einst. Doch im Gespräch mit DWDL.de erklärt er auch die Bedeutung: "Am Anfang war es so, dass die Reihe "Hitlers Helfer" mir den Weg in die Primetime verschafft hat. Der damalige Intendant Dieter Stolte hatte vorgeschlagen, die Reihe in die Primetime zu nehmen, was bei "Hitlers Helfer" und den nachfolgenden Reihen zu unglaublichen Erfolgen führte. Das war der Fuß in der Tür. Aber wir haben den Termin ja seither nicht hergegeben. Auch mit ganz anderen Themen haben wir ihn verteidigt." Ohne Guido Knopp, der die Redaktion Zeitgeschichte im ZDF einst erst begründete, hätten die Geschichtsthemen jedenfalls wohl nie eine so große Bühne bekommen. Mit "Erreichen der Altersgrenze" musste er das ZDF verlassen. Aus dem Fernsehen verschwunden ist er aber nicht: Er präsentiert nun "History Live" bei Phoenix.
Hansi Hinterseer / Melodien der Berge
(2004 - 2013 / 1999 - 2013)
Es war kein gutes Jahr für volkstümliche Formate: Anfang des Jahres stellten ARD und ORF die Musikformate mit Hansi Hinterseer ein. Seit 2004 hatte er im Ersten unter den Titeln "Hansi Hinterseer" oder "Servus, Hansi Hinterseer" zwei Mal jährlich einen Mix aus Musiksendung und Vorstellung einer bestimmten Region, aus der die jeweilige Sendung kam, präsentiert. Dazu gab es einmal jährlich das "Große Hansi Hinterseer Open-Air". Zuvor war Hinterseer bereits im ZDF zu sehen gewesen. "Die Chefs der ARD, mit denen ich in der ganzen Zeit ja auch viel zu tun hatte, haben es mir nicht mal selbst gesagt", beschwerte sich Hinterseer später. "Das ist schade, dass man nach 18 Jahren, in denen die ja auch gut verdient haben, einfach so abserviert wird." Der HR wies das zurück und verwies darauf, dass die verantwortliche Redaktionsleiterin mehrfach persönlich mit ihm gesprochen habe. Doch nicht nur Hinterseer musste in diesem Jahr die Segel streichen, mit "Melodien der Berge" wurde noch ein weiteres Volksmusik-Format beendet. Zu Spekulationen über das Ende des "Musikantenstadls" gebe es aber keinen Anlass, betonte man bei der ARD. Und an den Silbereisen-Shows will man ohnehin festhalten.
Harald Glööckler außerhalb seiner Teleshopping-Sendungen
(2010 - 2013)
Harald Glööckler gehörte schon rein optisch zu den schillerndsten Personen im deutschen Fernsehen. Wer nicht gerade seine Verkaufsshows beim Teleshoppingsender QVC ansehen will, muss auf diesen Anblick künftig aber offensichtlich verzichten. Seine Dokusoap "Glööckler, Glanz und Gloria" bei Vox war in Staffel 2 ohnehin ein Flop und wäre nicht fortgesetzt worden, auch Juror beim "Supertalent" wolle er aber nicht mehr sein. Glööckler sei "in zu vielen beruflichen Projekten seiner Firma involviert, die ihn stark zeitlich binden", hieß es damals zur Begründung. Und eigentlich habe er das ja alles auch gar nicht gewollt: "Ich habe mich aus der ganzen Fernsehgeschichte zurückgezogen. Ich wollte es ursprünglich gar nicht machen. Ich habe mich überreden lassen", erklärt Glööckler im November gegenüber der "B.Z.". "Jetzt habe ich genug von mir gezeigt. Das ist auf Dauer nicht meine Welt."
Hildegard Krekel
(* 1952 - † 2013)
Im Alter von nur 60 Jahren ist Schauspielerin Hildegard Krekel gestorben.In Wolfgang Menges Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele", die bis heute Kult-Status besitzt, erlangte sie in den 70ern bundsweit große Popularität und brachte Millionen Zuschauer zum Lachen. Darin verkörperte sie die Tochter von "Ekel Alfred" Tetzlaff. Doch auch in den vergangenen Jahren war Krekel im Fernsehen präsent: So spielte sie seit 1998 die Kneipenwirtin Uschi Schmitz in der WDR-Serie "Die Anrheiner". Auch in der Nachfolge-Serie "Ein Fall für die Anrheiner" übernahm sie diese Rolle. Ihren letzten Auftritt hatte Krekel am 28. April. Nur wenige Tage vor ihrem 61. Geburtstag erlag die Schauspielerin ihrem Krebsleiden.
Jacques Schulz als Stimme der Formel 1 bei Sky
(1996 - 2012)
Fast 300 Grand Prix hatte Jacques Schulz für Premiere und später Sky kommentiert, nach 16 Jahren nahm er "aus privaten Gründen", wie es hieß, seinen Hut. Damit verlor Sky in der Formel 1-Berichterstattung einen Mann der ersten Stunde. Inzwischen kommentiert er bei kabel eins die ADAC GT Masters. Und was sagt er über die Formel 1? "Ich vermisse die Formel 1 nicht. Von vier Rennen habe ich bisher nur ein gutes gesehen, die anderen waren mir zu künstlich auf Spannung getrimmt, allen voran wegen der Reifen-Problematik. Das hat mit Rad-an-Rad-Kämpfen momentan sehr wenig zu tun." (DWDL.de-Interview von Ende April)
Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler beim "Polizeiruf 110"
(1996 - 2013)
Tschüss, Schmücke und Schneider: Schon im vergangenen Jahr kündigte der MDR an, das langjährige "Polizeiruf"-Gespann Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler in Rente schicken zu wollen. Im Frühjahr hatten die beiden nun ihren letzten Einsatz für die Krimireihe - vor über neun Millionen Zuschauern verabschiedeten sie sich nach 50 Folgen. Zum Abschied bescherten sie der Reihe, die sonst im Schatten des "Tatort"-Erfolges steht, damit mal eben die höchste Zuschauerzahl seit etwa 20 Jahren. "Ich könnte mich jetzt in die Ecke setzen und traurig sein, aber das mache ich nicht. Ich kann ja eh nichts daran ändern", gab Schwarz anlässlich seines unfreiwilligen Abschieds zu Protokoll.
Jörg Pilawa beim ZDF
(2010 - 2013)
2009 kündigte Jörg Pilawa an, die ARD zu verlassen und zum ZDF zu wechseln. In einem Interview mit der "SZ" begründete er das damals so: Er habe vor der Überlegung gestanden, weitere Jahre für die ARD zu arbeiten und dann irgendwann mit 50 "in die Annalen der deutschen Fernsehgeschichte endgültig als der Quiz-Onkel eingehen." Oder aber er traue sich, noch einmal etwas anderes zu machen. "Und da hat mir das ZDF etwas angeboten, das mir die ARD überhaupt nicht anbieten konnte: eine Sendung zu entwickeln, die am späten Abend läuft und anders gestaltet ist als jede Quiz-Sendung." Aus dieser Sendung wurde nie etwas, stattdessen moderierte Jörg Pilawa beim ZDF immer neue Quizsendungen, die selbst Eingeweihte nur schwer anhand ihrer Titel auseinander halten konnten. Pilawa hatte auch eine Erklärung dafür, warum das so war: "Die Quizshows haben sich Talkshows angeglichen. Man erfährt viel mehr über die Kandidaten als früher. Früher ging es nur um richtige Antworten, heute bringen die Kandidaten Geschichten mit." Dass das auch bei seinen ARD-Shows schon so war, verschwieg er lieber. Auch wenn Pilawa nie so recht beim ZDF angekommen schien, überraschte seine Ankündigung im März, zurück zur ARD zu wechseln, dann doch. Beim ZDF reagierte man darauf gereizt, sogar eine sofortige Trennung stand im Raum, die Moderation der Jubiläumsshows hat man ihm kurzerhand entzogen, ZDF-Intendant Bellut warf ihm vor, nicht "die feine Art" an den Tag gelegt zu haben. Nun kehrt Pilawa also an alte Wirkungsstätte zurück. Doch was er dort machen wird, ist noch immer unklar. Ursprünglich wurde er mal mit dem Musikformat "Your face sounds familiar" in Zusammenhang gebracht. Ob es diesem Plan genauso ergeht wie seinem Spätabend-Talk im ZDF, bleibt aber abzuwarten.
Jürgen Hörner bei ProSiebenSat.1
(1993 - 2013)
Während große Teile der TV-Branche gerade bei der Fernsehmesse MIPCom in Cannes weilten, teilte ProSiebenSat.1 im Oktober völlig überraschend den Abschied von Jürgen Hörner mit, der erst ein Jahr zuvor mit dem damals hinauskomplimentierten Andreas Bartl einen ebenso altgedienten ProSiebenSat.1-Mann an der Spitze von ProSiebenSat.1 TV Deutschland ersetzt hatte. 20 Jahre lang stand Jürgen Hörner in Diensten von ProSiebenSat.1 - doch dass die Luft an der Spitze in Unterföhring dünn ist, mussten vor ihm ja schon Etliche erfahren. Hörner, unter dem die zuvor zugunsten der Sendergruppe aufgelösten Senderstrukturen wieder gestärkt wurden, kündigte an, sich selbständig zu machen. Nach einem langgehegten und wohl vorbereiteten Plan klang das aber nicht. Seinem Nachfolger Wolfgang Link, der weiterhin auch ProSieben-Geschäftsführer ist, bleibt zu wünschen, dass man bei ProSiebenSat.1 künftig ein bisschen mehr Kontinuität in der Personalpolitik an den Tag legen wird.
Jürgen "Knacki" Deuser bei "NightWash"
(2001 - 2013)
In der Nische hat Knacki Deuser mit "NightWash" innerhalb von knapp 13 Jahren eine Kultmarke geschaffen, in der Mario Barth, Hennes Bender, Dave Davis oder Ausbilder Schmidt erste Erfahrungen sammeln konnte. Das Format hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Fünf Jahre war "NightWash" im WDR Fernsehen, dann folgte der Wechsel zu Comedy Central, wo zwischenzeitlich die kultige Aufzeichnung im echten Waschsalon durch ein Kölner Theater ersetzt wurde. Mehrfach stand die Show dort aufgrund von Einsparungen kurz vor dem Aus, sodass später die Rückkehr zu den Öffentlich-Rechtlichen bei Einsfestival folgte. Ende April kündigte Deuser allerdings überraschend seinen Rückzug an. Inzwischen hat Luke Mockridge Deusers Nachfolge antreten - "damit 'Nightwash' weiterhin so frisch bleibt", wie Deuser sagt.
K11 - Kommissare im Einsatz / Niedrig und Kuhnt
(2003 - 2013)
Am 28. August 2009 gab Sat.1 bekannt, dass "K11 - Kommissare im Einsatz" eingestellt werden soll. Die Quoten waren schon da nicht mehr zufriedenstellend. Erst danach fiel den Programmexperten von Sat.1 offenbar auf, dass man gar keine erfolgversprechende Alternative in petto hatte und produzierte so einfach immer weiter. Fast vier Jahre später gab es zwar noch immer keinen Ersatz, doch bei Sat.1 bemerkte man vermutlich, dass "Navy CIS"-Wiederholungen noch billiger waren und Quoten auf ähnlichem Niveau liefern könnten. Nachdem das Aus zunächst für den Juli angekündigt worden war, hatte man es plötzlich ganz eilig und warf "K11" und "Niedrig und Kuhnt" ohne lang zu fackeln im Juni quasi über Nacht aus dem Programm. Doch es sollte noch ein letztes Kuriosum geben: Auch wenn das Format schon längst nicht mehr im Programm war, produzierte man noch bis in den Oktober hinein unbeirrt weiter neue Folgen. Nun scheint aber endgültig Schluss zu sein.
Kommissar Stolberg
(2006 - 2013)
Nicht nur die Vorabenserie "Der Landarzt" und "Forsthaus Falkenau" waren vom Großreinemachen im ZDF-Programm in diesem Jahr betroffen, auch die Krimiserie "Kommissar Stolberg" fiel diesem zum Opfer. Das ZDF gab zu Protokoll, dass man sich von dieser Serie nur ungern trenne. "Zugleich möchten wir unserem Publikum am Freitagabend wie am späteren Samstagabend, wo 'Stolberg' zuletzt lief, auch immer wieder neue Programme bieten - und das können wir nur, indem wir manchmal auch Liebgewordenes aufgeben." Wie ein Liebhaberstück hatte das ZDF die Serie aber schon länger nicht mehr behandelt, stattdessen wusste der Sender anscheinend nicht so recht, wohin damit. Nachdem die Serie jahrelang am Freitagabend beheimatet war, verschob das ZDF sie Anfang 2012 überraschend auf den späten Samstagabend, ehe man im Sommer letzten Jahres plötzlich vier Folgen dienstags um 20:15 Uhr - also in direkter Konkurrenz zu den ARD-Serien zeigte, was zu einem Quoteneinbruch führte. Trotzdem waren die Quoten nicht die Ursache für das Aus, zurück am Samstag lief's nämlich wieder gut.
LIGA Total!
(2009 - 2013)
Als Premiere die Bundesliga-Rechte einst an den neuen Konkurrenten Arena verlor, da war die Telekom für den Pay-TV-Anbieter der Retter in der Not, um überhaupt noch im Spiel zu bleiben: Weil die Telekom die IPTV-Rechte ergattert hatte, produzierte Premiere sein Bundesliga-Angebot damals exklusiv für Telekom-Kunden - und das war am Anfang damaligen Berichten zufolge beim ersten Spieltag eine zweistelllige Zahl und bis zuletzt hielten sich die Kundenzahlen in engen Grenzen. Um das zu ändern, nahm die Telekom die Bundesliga-Berichterstattung 2009 selbst in die Hand und bot mit "LIGA total!" eine Konkurrenz zum Angebot von Sky - was das Verhältnis der beiden Unternehmen marklich abkühlen ließ. Kurz nach dem Start kam es zur Eskalation, Sky stellte die Verbreitung via Entertain im Herbst 2009 kurzerhand komplett ein. Erst Anfang dieses Jahres konnte man sich wieder zusammenraufen - wohl nicht zuletzt, weil Sky zuvor für viel Geld die IPTV-Rechte für die Bundesliga erworben hatte, was für den unerwünschten Konkurrenten LIGA Total" logischerweise Mitte des Jahres das Aus bedeutete.
Marcel Reich-Ranicki
(* 1920 - † 2013)
Marcel Reich-Ranicki, der bekannteste und wohl über lange Zeit auch einflusschreichste Literaturkritiker, ist im September im Alter von 93 Jahren an einem Krebsleiden gestorben. Auch wenn er als Literaturkritiker von "FAZ" und "Zeit" in Fachkreisen längst als "Literaturpapst" bekannt war: Seine immense Popularität hat er dem "Literarischen Quartett" zu verdanken, das er von 1988 bis 2001 leitete und prägte. Ob nun literaturbegeistert oder nicht: Es gibt kaum jemanden, der ihn nicht bereits nach wenigen, in seiner markanten Sprechweise vorgetragenen Worten, erkannte. "Reich-Ranicki gelang, was nur selten gelingt, die Literatur mit dem Publikum zu vereinen. Das Fernsehen und die Literatur haben ihm viel zu verdanken", so der damalige ZDF-Intendant zur Begründung, warum Reich-Ranicki denEhrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises erhalten sollte. Reich-Ranicki lehnte den Preis vor laufender Kamera ab.
Matthias Müller von Blumencron und Georg Mascolo beim "Spiegel"
(2008 - 2013)
Ein freiwilliger Abgang an der "Spiegel"-Spitze? Kaum denkbar: Als der damalige Chefredakteur Stefan Aust im Jahr 2008 unsanft aus seinem Amt befördert wurde, installierte der "Spiegel" mit Matthias Müller von Blumencron und Georg Mascolo eine Doppelspitze, die allerdings nie richtig funktionieren sollte. Dass es zwischen beiden hakte, war kein Geheimnis. 2011 wurde die Doppelspitze dann de facto ohnehin schon aufgelöst. Seitdem war Mascolo allein für den gedruckten "Spiegel", Müller von Blumencron für alle digitalen Angebote verantwortlich - was letztlich eine übergreifende Strategie um so schwieriger machte. Genau dieser Dissens war wohl mitverantwortlich, dass im April beide "wegen unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung mit sofortiger Wirkung abberufen und beurlaubt" wurden, wie es in einer kurzen Mitteilung des Verlags hieß. "Spiegel"-üblich wurde das natürlich einige Tage aber ohnehin schon durchgestochen, die beiden waren zum Zeitpunkt ihrer Abberufung also längst demontiert. Matthias Müller von Blumencron kümmert sich inzwischen ums Digitale bei der "FAZ", Georg Mascolo soll es noch unbestätigten Meldungen zufolge zu Springer ziehen. An der "Spiegel"-Spitze steht stattdessen nun Wolfgang Büchner. Der hat sich mit seiner ersten Amtshandlung, Nikolaus Blome von "Bild" zum "Spiegel" zu holen, bei den Mitarbeitern aber schonmal nicht viele Freunde gemacht. Und die sind über die Mitarbeiter-KG Mehrheitseigner des "Spiegel".
Michael Steinbrecher beim Aktuellen Sportstudio
(1992 - 2013)
Nach Dieter Kürten hat Michael Steinbrecher die meisten Ausgaben des "Aktuellen Sportstudios" präsentiert, nach mehr als 21 Jahren und 320 Ausgaben zog er im August aber einen Schlussstrich: "Vor gut 20 Jahren hat Dieter Kürten mich zum ZDF-Sport geholt. Ein Jahr später habe ich die Jubiläumssendung zu '30 Jahre sportstudio' moderiert. Damals war Dieter mein Gast. Als ich Anfang des Jahres erfahren habe, dass er für die 50-Jahre-Jubiläumssendung zugesagt hat, dachte ich mir, dass die Sendung am 10. August eine schöne Abrundung wäre." Im kommenden Jahr wird er für das ZDF nochmal aus dem WM-Quartier der deutschen Nationalelf berichten. Doch auf die Frage, ob seine Karriere als Fernsehmoderator mit dem Abschied vom "Sportstudio" beendet sei, sagte er in der "FAZ": "Kann sein, muss nicht sein. Ich bin jedenfalls nicht der Typ, der am Samstag sein letztes 'Sportstudio' moderiert und am Sonntag bei einem anderen Sender sitzt." Steinbrechers Nachfolge beim "Sportstudio" trat jüngst Jochen Breyer an.
Mitten im Leben
(2007 - 2013)
Als "Mitten im Leben" 2007 an den Start ging, da handelte es sich noch um eine klassische Dokusoap. Natürlich wurde inszeniert, doch es sollten echte Alltagsgeschichten mit echten Personen gezeigt werden. Weil die Quoten aber nicht zufriedenstellend waren, verfiel man im Jahr 2009 auf die Idee, dass Geschichten ja noch viel zugespitzter erzählt werden können, wenn man nicht das echte Leben zeigt, sondern von Autoren erdachte Geschichten, die von Laiendarstellern nachgespielt werden. Das ließ die Quoten deutlich steigen, "Familien im Brennpunkt" und "Verdachtsfälle" entstanden daraus - und bescherten dem RTL-Nachmittag, der jahrelang ein Sorgenkind gewesen war, einen kaum für möglich gehaltenen Höhenflug mit Marktanteilen von teils über 30 Prozent. Doch der Stern dieser Scripted-Reality-Formate sinkt längst wieder - und "Mitten im Leben" hat es als schwächstes Glied der Kette als erstes getroffen: Anfang April wurde die Sendung am Nachmittag durch die "Trovatos" ersetzt.
Monica Lierhaus als Gesicht der ARD-Fernsehlotterie
(2011 - 2013)
Als Monica Lierhaus, die nach einer Gehirn-OP 2009 ins Koma gefallen war, im Frühjahr 2011 als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie vor die Kamera zurückkehrte, da schlugen die Wogen vor allem aufgrund eines "Spiegel"-Berichts hoch. 450.000 Euro soll Lierhaus demnach für ihre Dienste erhalten haben - ein Betrag, der nie bestätigt, aber auch nie dementiert wurde. Die Diskussion zu dieser Zeit war hitzig, es kam zu einer vierstelligen Zahl an Kündigungen von Mitspielern - doch die Fernsehlotterie hielt an Lierhaus fest und verlängerte den Vertrag mit Lierhaus auch noch einmal. Zum Ende dieses Jahres zog die ARD-Fernsehlotterie nun hingegen einen Schlussstrich. Nicht zuletzt um sich eine solche Diskussion zu ersparen entschied man, künftig gänzlich auf ein prominentes Gesicht zu verzichten. Man wolle das Ziel der Soziallotterie, hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen, stärker in den Vordergrund der Kommunikation stellen. Und Monica Lierhaus? Die möchte ohnehin lieber wieder etwas im Sportbereich machen, am liebsten bereits zur Fußball-WM in Brasilien im kommenden Sommer. Ob es dazu kommt, ist aber unklar: "Wir stehen natürlich in regelmäßigem Kontakt mit Monica Lierhaus. Konkrete Ideen für eine Zusammenarbeit bestehen aber derzeit nicht", so ARD-Sportkoordinator Balkausky vor wenigen Wochen.
Monika Piel als WDR-Intendantin
(2007 - 2013)
Erst im vergangenen Jahr hatte sich WDR-Intendantin Monika Piel für weitere sechs Jahre bis 2019 im Amt bestätigen lassen - doch noch bevor ihre zweite Amtszeit starten konnte, überraschte sie Anfang des Jahres mit der Ankündigung, baldmöglich zurücktreten zu wollen. Sie kündigte diesen Schritt nicht in einer lang vorbereiteten Erklärung an, sondern in wenigen, fehlerbehafteten Zeilen an ihre Mitarbeiter. Über die Gründe für den überstürzten Rückzug wurde daraufhin lange spekuliert. Ausführlich äußerte sie sich erst im Oktober gegenüber dem "Stern". Bei ihr sei Arteriosklerose diagnostiziert worden, ein Schlaganfall habe gedroht. Letztlich habe sie vor der Wahl gestanden, sich entweder einer Operation zu unterziehen oder ihr Leben zu ändern. "Das hieß für mich: Aussteigen aus diesem Wahnsinnsjob." Zum Abschied rechnete sie noch mit ihrer Zeit als ARD-Vorsitzender ab: "Nach außen hin musste ich dafür geradestehen - egal, ob ich selbst wirklich dahinterstand oder nicht. Das trägt, gelinde gesagt, nicht zum Wohlbefinden bei." An ihre Ex-Kollegen gerichtet: "Zugeständnisse werden gern angenommen - zurück gibt es so gut wie nichts."
Peter Limbourg bei ProSiebenSat.1
(1996 - 2013)
Seit 1996 war Peter Limbourg für ProSieben tätig, ab 1999 war er nach Gründung des Nachrichstensenders N24 dort Chefredakteur, seit 2008 war er als Moderator der "Sat.1 Nachrichten" auch vor der Kamera verstärkt präsent, ab 2010 wurde er SVP Nachrichten und politische Information bei ProSiebenSat.1 - und damit einen Konzern, der Nachrichten für so unbedeutend hielt, dass man den eigenen Nachrichtensender verkaufte und sich die Nachrichten seitdem von diesem zuliefern ließ. Limbourg hatte es also ganz sicher auch im eigenen Haus nicht immer leicht. Das zeigte sich nicht zuletzt, als er live von der Papstwahl aus Rom berichtete und on air um mehr Sendezeit bat - dann aber doch unsanft für die Wiederholung eines alten Spielfilms abbrechen musste. Insofern kam die Gelegenheit, als Intendant zur Deutschen Welle zu wechseln wohl gerade recht. Dort trat er zum 1. Oktober die Nachfolge von Erik Bettermann an und hat nun einen grundlegenden Umbau des Auslandsrundfunks vor sich.
Priol und Pelzig in Neues aus der Anstalt
(2007 - 2013 / 2010 - 2013)
28 Jahre nachdem das ZDF die Satire-Sendung "Notizen aus der Provinz" mit Dieter Hildebrandt eingestellt hatte, bemerkte man auf dem Lerchenberg, dass eine solche Programmfarbe einem öffentlich-rechtlichen Sender vielleicht doch ganz gut zu Gesicht stehen könnte. Mit Urban Priol und Georg Schramm hob man "Neues aus der Anstalt" aus der Taufe und landete man einen Volltreffer: Die Quoten waren prächtig, den "Scheibenwischer" und später den "Satire-Gipfel" des Ersten konnte man schnell deutlich in den Schatten stellen. Das änderte sich auch nicht, als Georg Schramm 2010 seinen Hut nahm und das ZDF stattdessen den vom Bayerischen Rundfunk abgeworbenen Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig ins Rennen schickte. Um so überraschender, dass die beiden im Juni ankündigten, die Sendung aufzugeben. Barwasser bleibt dem ZDF aber mit "Pelzig hält sich" erhalten, Urban Priol soll ein neues Format bekommen und "Neues aus der Anstalt" wird als "Die Anstalt" mit Claus von Wagner und Max Uthoff ab Februar fortgesetzt.
Rach, der Restauranttester
(2005 - 2013)
Als "Restauranttester" stieg Christian Rach zu einem der bekanntesten Köche Deutschlands auf, half in insgesamt sieben Staffeln immern 65 strauchelnden Gastronomen, verdonnerte Dutzende zum Putzeinsatz. Folgen wie jene über das "Hexenhäuschen" mit seiner Spezialität "Hollo-Bollo" sind längst Kult. Doch zuletzt konnte man sich des Eindrucks manchmal nicht erwehren, dass Rach seiner Rettungseinsätze ein wenig müde geworden war. Mit mehr Elan stürzte er sich in andere Projekte wie "Rachs Restaurantschule" und "Rach deckt auf". Doch auch wenn RTL ihm diese ermöglichte, entschied er sich in diesem Jahr, den Sender zu wechseln und stattdessen beim ZDF anzuheuern. Was genau er dort machen wird, ist aber aktuell noch immer unklar. Fest steht nur: Den "Restauranttester" wird er nicht mehr geben. Bei RTL hingegen wird nun Steffen Henssler in Rachs Fußstapfen treten.
Rosa Roth
(1994 - 2013)
Während das ZDF vielen seiner - durchaus erfolgreichen - Serien in diesem Jahr gegen den Willen der Macher und Darsteller den Todesstoß verpasste, endete die Reihe "Rosa Roth" auf Wunsch von Hauptdarstellerin Iris Berben. "An der Spitze des Erfolges sollte man aussteigen", so die Schauspielerin. "Wir haben Rosa enorm lange am Leben erhalten. Ich wollte einen klaren Strich ziehen - das hat auch etwas mit dem Respekt vor der Rolle zu tun." Die Reihe brachte es in rund 20 Jahren auf 31 Ausgaben.
Siegfried Rauch als Traumschiff-Kapitän
(1999 - 2013)
14 Jahre lang heizte Siegfried Rauch alle Jahre wieder das Fernweh als Kapitän des ZDF-"Traumschiffs" an, mit inzwischen 81 Jahren verabschiedete er sich am 2. Weihnachtstag gerade in den eigentlich längst überfälligen Ruhestand. "Ich habe die ganze Welt gesehen, jetzt ist es genug mit der Reiserei. Ich bin kerngesund und freue mich, mit 81 Jahren mehr Zeit für meine Familie, meine Enkel und meine bayerische Heimat zu haben", kommentierte Siegfried Rauch seinen Ausstieg. Den Unterhaltungsdampfer des ZDF wird künftig ein alter Bekannter lenken: Sascha Hehn, der schon 1981 bis 1991 in der Reihe zu sehen war - kurioserweise in zwei verschiedenen Rollen. Bis 1987 spielte er den Chefsteward Victor Burger, danach mimte er den Ersten Offizier Stefan Burger. Als Kapitän heißt er nun wieder Victor.
Thomas Osterkorn und Andreas Petzold als Chefredakteure des "Stern"
(1999 - 2013)
14 Jahre lenkten Thomas Osterkorn und Andreas Petzold gemeinsam die Geschicke des "Stern", in diesem Jahr kam es nun zum Generationswechsel: Dominik Wichmann, der schon seit Mitte 2011 als stellvertretender Chefredakteur an Bord war, übernahm die alleinige Verantwortung - ein anscheinend erstaunlich gut geplanter Übergang, wenn man sich ansieht, wie so etwas beispielsweise beim "Spiegel" abläuft. Wichmann sparte trotzdem nicht mit Kritik an seinen Vorgängern. Sein Befund: "Die Marke glänzt nicht." Die Erwartungen der "Stern"-Leser seien sehr hoch und würden dereit nicht gut genug erfüllt. "Sonst hätten wir eine höhere Auflage und ein besseres Image", so seine trockene Analyse. Um das wieder zu ändern müsse der "Stern" wieder eine klare Haltung entwickeln. Doch Wichmann hat trotzdem den Rückhalt auch der alten Führungsmannschaft. "Osterkorn hat einmal gesagt: Ich sehe manche Dinge wirklich anders als du, aber ich habe dich geholt, damit du es anders siehst."
Welt der Wunder als wöchentliches Magazin
(1996 - 2013)
Am 10. März 1996 produzierte und moderierte Hendrik Hey zum ersten mal das Wissens-Magazin "Welt der Wunder" bei ProSieben. 2004 kam es dann aber zum Bruch mit dem alten Sender, Hendrik Hey wechselte mitsamt seinem Format Anfang 2005 kurzerhand zu RTL II. ProSieben behalf sich damals mit dem Ersatzformat "Wunderwelt Wissen" und zog gegen Hey vor Gericht - ohne Erfolg. "Welt der Wunder" und "Wunderwelt Wissen" traten damals direkt gegeneinander an. Nachdem sich anfangs "Welt der Wunder" klar durchsetzen konnte, gewann nach kurzer Zeit ProSieben wieder die Oberhand. Bei RTL II wurde "Welt der Wunder" im Lauf der Jahre mehr und mehr zu einem Fremdkörper im Programm. Das Wissensmagazin wirkte kaum kompatibel zu den Scripted-Reality-Formaten, die unter der Woche zur gleichen Zeit auf diesem Sendeplatz liefen. Und während RTL II aus Quotensicht immer erfolgreicher wurde, hatte es "Welt der Wunder" immer schwerer. Angesichts der zuletzt sehr schlechten Quoten kam das Aus zum Ende dieses Jahres nicht allzu überraschend. Auch Hey selbst hat sich auf seinem Sender offenbar nicht mehr wohlgefühlt und fürchtete eine Schädigung der Marke: "Die letzten beiden Jahre haben wir nicht mehr das 'Welt der Wunder' gemacht, von dem wir glaubten, es sei das richtige", sagte er gegenüber DWDL.de. Nun versucht er esauf sich allein gestellt mit einem eigenen "Welt der Wunder"-Sender. Ob dieser Plan aufgeht, muss sich im kommenden Jahr zeigen.
Westfälische Rundschau
(1946 - 2003)
Die "Westfälische Rundschau" erscheint noch immer. Doch es handelt sich um einen Zeitungszombie ohne eigene Redaktion. Die wurde nämlich Mitte Januar samt und sonders von der WAZ-Gruppe, die inzwischen Funke-Mediengruppe heißt, in einem bemerkenswerten Schritt komplett vor die Tür gesetzt. Die Mantelthemen kommen vom zentralen Content-Desk der WAZ-Gruppe, die lokalen Themen von der Konkurrenz - ein trauriges Ende für eine Zeitung. Dass man sie nicht einfach einstellte, hängt vor allem mit der Hoffnung der Funke-Manager zusammen, dass möglichst viele Abonnenten gar nicht bemerken, was sie da vorgesetzt bekommen. Miteigentümer der "WR" war übrigens die SPD-Medienholding ddvg, die sich schnell distanzierte: "Die Entscheidung der WAZ ist nicht plausibel nachvollziehbar und erweckt den Eindruck einer seelenlosen Redaktionsklempnerei. Auch ich als Generaltreuhänderin des Beteiligungsbesitzes der SPD erkläre hiermit, dass die Entscheidungen der WAZ gegen und ohne uns gefallen sind." Ändern konnte sie an der Entscheidung aber nichts mehr.
Ziehung der Lottozahlen
(1965 - 2013)
"Nicht mehr zeitgemäß" - so lautete in diesem Jahr nach fast 50 Jahren das Urteil von ARD und ZDF zur im Fernsehen live übertragenen Ziehung der Lottozahlen und damit auch den Lottofeen - zuletzt Franziska Reichenbacher im Ersten und Heike Maurer im ZDF. Seit Sommer läuft die Live-Übertragung nur noch im Web, im Fernsehen gibt es nur noch eine kurze Verlesung der gezogenen Zahlen. Damit ertönt nun auch der Satze "Der Aufsichtsbeamte hat sich vor der Sendung vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt" nicht mehr im Fernsehen. Noch kurz vor dem Aus im Fernsehen haperte es aber genau an diesem ordnungsgemäßen Zustand: Anfang April blieben zwei der Kugeln einfach in der sogenannten "Schütte" hängen und gelangten gar nicht erst in die Trommel. Der Fehler fiel aber auch dem "Ziehungsbeamten" erst nach der Sendung auf. "Lichtreflexionen" seien Schuld gewesen. Ärgerlich für alle, die sich schon reich wähnten: Die Ziehung wurde im Nachhinein für ungültig erklärt und musste wiederholt werden.