Der Goldene Günter 2012: Hier sind die Gewinner

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Schnäppchen des Jahres" geht an
Frank Schmidt für seine Aussage „Fiction geht auch für die Hälfte“
Begründung der Jury: Im August löste TV-Produzent Frank Schmidt, ehemals bekannt als Sat.1-Dailytalker Franklin, mit seinen Aussagen in einem DWDL-Interview eine Welle der Empörung aus, obwohl er zweifelsohne sicher nur einen der Wünsche vieler Fernsehsender zur Sprache brachte. Besonders die Formulierung „Fiction geht auch für die Hälfte“ sorgte für eine Diskussion über Werte und Preise im TV-Geschäft und gilt inzwischen als geflügeltes Wort.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Luftnummer des Jahres" geht an
Helmut Thoma und sein Volks.TV
Begründung der Jury: Es mangelt nicht an Interviews mit Helmut Thoma und an vollmundigen Ankündigungen ebenso wenig. Ein Mann allein weiß, wie Fernsehen geht - oder dann eben doch nicht mehr. Helmut Thomas Volks.TV ist bislang eine Luftnummer und soll, so der jüngste Stand, irgendwann 2013 starten. Doch inzwischen ist mit TV.Berlin, der erste Sender, der große Hoffnungen darauf setzte, bereits insolvent.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Heavy Rotation des Jahres" geht an
die Radio Group im Robbie Williams-Fieber.
Begründung der Jury: Die Kaiserslauterner Radio Group wollte sich einen ausgelobten Besuch von Robbie Williams sichern und spielte dessen Song „Candy“ eine Woche etwa alle 42 Minuten. Anders gesagt: Rund um die Uhr lief zu jeder Zeit auf einem der 14 Sender der Gruppe eben jener Song. So war der Sieg des beim Radio-Preis von Williams selbst ausgelobten Besuchs sicher - aber ein neuer Radio-Irrsinn geschaffen.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Desinformation des Jahres" geht an
die Debatte um das Leistungsschutzrecht
Begründung der Jury: Das Leistungsschutzrecht selbst ist schon umstritten, doch ganz zweifelsohne „ziemlich ui-jui-jui“ ist die derzeit ausgetragene Debatte darüber. Mit schrillen Tönen, deftiger Wortwahl und manch kriminellem Vergleich wird da derzeit von Verlegerseite auf Google eingeschlagen. Noch dazu lieferten zahlreiche namhafte Medien einen beschämenden, weil einseitigen "Journalismus" bei dem Thema.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Sender des Jahres" geht an
Sat.1
Begründung der Jury: Wo soll man anfangen, wo soll man aufhören: Bei Sat.1 ist einfach irgendwie der Wurm drin. Die Daytime bricht weg, der Vorabend ist eine Baustelle, Shows wie „The Winner is“ oder „Million Dollar Shooting Star“ und die lange ersehnten deutschen Serien floppen. All das führte zu einem weiteren Absturz bei den Marktanteilen. Der Goldene Günter - er ist hier fast Trostpreis.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Krönung des Jahres" geht an
Die Wiederwahl von Monika Piel zur WDR-Intendantin
Begründung der Jury: Die Wiederwahl am 30. Mai war reine Formsache: Einen Gegenkandidaten gab es nicht, obwohl längst nicht jeder von Monika Piel überzeugt schien, wie das Wahlergebnis (34 von 43 Stimmen) zeigte. Doch im Sinne einer wirklichen Wahl weitere Kandidaten anzuhören und ggf. aufzustellen, sei "unmenschliches Verhalten", so Petra Kammerevert, Vorsitzende des Programmausschusses des Rundfunkrats. Was für eine Offenheit.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Fernsehgarten des Jahres" geht an
den ZDF-Fußballstrand auf Usedom
Begründung der Jury: Er sollte Fußball-Europameisterschaft eigentlich eine hervorragende Stimmung vermitteln aber wurde dann zur Lachnummer des TV-Sommers. Der ZDF-Fußballstrand auf Usedom hatte mit Technikproblemen, schlechtem Wetter und mangelnder Stimmung zu kämpfen. Und wurde im Nachhinein schon mehrfach parodiert. Mindestens so lustig: Wie die Macher jede Kritik ignorierten.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Unwürdigste Hängepartie des Jahres" geht an
die Krisenkommunikation von Gruner+Jahr bei der "FTD"
Begründung der Jury: Tagelang erfuhren die Mitarbeiter der „Financial Times Deutschland“ die Neuigkeiten über das Schicksal ihrer Zeitung und letztlich ihre persönliche Zukunft zuerst aus der Presse - und erst spät, zu spät auf offiziellem Wege. Für die Mitarbeiter der "FTD" war es in diesen Tagen ein qualvoll langer Schrecken ohne Ende, der der an sich bereits bitteren Nachricht noch einen faden Beigeschmack gab.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Schnit(t)zer des Jahres" geht an
das "heute-journal"
Begründung der Jury: Im Sommer noch kritisierten ARD und ZDF die UEFA für nicht gekennzeichnete Schnittbilder bei den Live-Übertragungen der Europameisterschaft. Stichwort: Jogi Löw und der Balljunge. Im Herbst leistete sich das ZDF dann im „heute-journal“ selbst inen Schnit(t)zer - und montierte Bilder des feixenden Trittin in einen Bericht zur Rede von Peer Steinbrück, die an dieser Stelle jedoch gar nicht stimmten.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Freier Fall des Jahres" geht an
"Gottschalk live"
Begründung der Jury: Mit mehr als vier Millionen Zuschauern gestartet, am Ende waren nur noch rund 500.000. „Gottschalk live“ war beim Blick auf die Zuschauerzahl aber auch die Debatte darüber innerhalb der ARD ein Trauerspiel. Es mangelte nicht an Intrigen und Gerüchten. Neben einer oft umgeworfenen aber leider nie wirklich guten Sendung war „Gottschalk live“ auch wieder mal ein Lehrstück über die Vielstimmigkeit der ARD.

Der Goldene Günter 2012 in der Kategorie "Ausrede des Jahres" geht an
die Fragmentierung.
Begründung der Jury: Wann immer in diesem Jahr fallende Reichweiten im Fernsehen erklärt werden mussten, war die Fragmentierung ein gern genannte Ausrede. So als hätte die zweifelsohne existierende Entwicklung ausgerechnet in diesem Jahr zugeschlagen. Und dann auch nur bei ausgewählten Sendern und einzelnen, meist langlaufenden Formaten.