Servus TV: Wie Red Bull einem TV-Sender Flügel verleiht
Vor Ort bei Servus TV
Während der Hauptsitz des Fernsehsenders aus der Red Bull-Familie vergleichsweise unspektakulär in einem Gewerbegebiet über einer Burger King-Filiale untergebracht ist, beeindruckt der Hangar 7 zweifelsohne. Er gehört zwar nicht dem Sender, aber Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz.
Hangar 7 hat eine eigene Anbindung zum Vorfeld des Flughafen Salzburg - falls mal ein Gast spät dran ist. Gleich gegenüber, also hinter dem Fotografen, befindet sich noch Hangar 8. Dort parkt Mateschitz seine privaten Flugzeuge.
(Alle Fotos: Servus TV)
Vor Ort bei Servus TV
Die technische Hilfe kommt aus Deutschland: Die TVN Group, eine Tochter der Verlagsgruppe Madsack, produziert die aus dem Hangar 7 gesendeten Talkshows für Servus TV. Montags kommt "Sport und Talk" live, am Dienstag wird der wöchentliche Kulturtalk für die Ausstrahlung am Donnerstagabend aufgezeichnet.
Wie auch bei allen anderen Eigenproduktionen geschieht das in HDTV. Dieses technische Detail hat dem Sender bereits europaweit Anerkennung beschert. Bei Servus TV sieht man das als Investition in die Zukunft - denn noch schaut die Mehrheit den Sender in altem SD-Format.
Vor Ort bei Servus TV
Der Hangar 7 beherbergt neben einem Sterne-Restaurant und einer Bar einen Teil der Flugzeug-Sammlung von Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. In dieser Kulisse produziert Servus TV seine beiden großen Talkshows von jeweils 105 Minuten Länge.
Die Eindrücke vor Ort sind schon merkwürdig: Im beschaulichen Salzburg, direkt neben der Landebahn des Flughafen, produziert ein Regionalsender in höchster Bildqualität und mit großem Aufwand Fernsehshows, die inzwischen europaweit empfangen werden können - was aber noch kaum jemand weiß. Und hinter allem steckt ein internationaler Großkonzern.
Vor Ort bei Servus TV
Bevor Sie lange rätseln: Das Ufo oben unter der Glasdecke des Hangar 7 ist eine Bar. Über eine weit geschwungene Rampe gelangt man dort hin. Aber das nur als Hinweis am Rande. Bei der Begehung fällt noch ein weiteres Detail auf, was beinahe zu banal klingt um erwähnt zu werden: Die Zuschauer vor Ort werden mit Getränken versorgt.
Das ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Zunächst einmal, weil es tatsächlich nicht nur Red Bull oder andere Konzern-eigenen Marken gibt. Zum Anderen weil oft genug bei TV-Produktionen keinerlei Wert darauf gelegt wird, dass das Publikum gut versorgt ist. Und da wundern sich Fernsehmacher über das müde, gequälte Publikum?
Vor Ort bei Servus TV
Neben dem live ausgestrahlten Sporttalk am Montagabend nutzt Servus TV die angerollte Technik von TVN am Dienstagabend noch zur Aufzeichnung des wöchentlichen Kulturtalk, der donnerstags ausgestrahlt wird. Zahlreiche Magazin-Sendungen, sowie eigenproduzierte Dokumentationen und Reportagen ergänzen das Programm, welches aktuell aus täglich sechs Stunden neuem Programm besteht.
Aber Servus TV will wachsen: Ideen für neue Show-Formate wie auch Magazine gibt es bereits. Vielleicht will der Sender auch einige fiktionale Serien ins Programm nehmen. In die Konkurrenz um teure Lizenzware will man aber nicht eintreten: Durch die europaweite Ausstrahlung wären Blockbuster ohnehin unbezahlbar.
Vor Ort bei Servus TV
Stattdessen will der Sender lieber auf Eigenproduktionen setzen und nach klassischem Verständnis einen Großteil seines Programms selbst produzieren. Und das gerne on location und auch dort in Full HD. An Geld mangelt es, trotz aller beteuerten Budgetierung, offenbar nicht.
Auf dem Foto: Der Stuttgarter Musiker Max Herre zu Gast in der Sendung "Die Rille". Zusammen mit "Music Nuggets" werden bei ServusTV insgesamt zwei Musikformate eigens für den Sender produziert. Wenn bei Servus TV etwas eigenartig ist, dann neben dem Sendernamen wahrlich auch die Titel der einzelnen Magazine.
Vor Ort bei Servus TV
Thomas Rottenberg, der Moderator der Servus TV-Sendung „LiteraTour“, besucht in jeder Sendung Autoren am Entstehungsort ihres Romans. Uns begeisterte hier besonders ein putziges Detail: Man beachte die mitten im Set platzierte, höchst dekorative Blumenvase.
Aber mit diesem Dreh on location schlägt der Sender gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Es wirkt hochwertiger als immer neue Magazine aus dem gleichen oder abgewandelten Studio. Und man kann den eigenen Anspruch, die Senderegion in Szene zu setzen, erfüllen.
Vor Ort bei Servus TV
Und wenn man nicht on location dreht, dann im Zweifelsfall im Hangar 7, so etwas wie der zweiten Heimat des Senders neben dem eigentlichen Sendersitz. Neben dem "Sport und Talk", hier mit Gast Sebastian Vettel aus dem hauseigenen Formel 1-Rennstall, sowie dem Kulturtalk, wird auch eine Kochsendung im Hangar 7 produziert. Weitere Projekte in dem Prestige-Bau nicht ausgeschlossen.
Während Servus TV bislang durch von sendereigenen Mitarbeitern entwickelten und umgesetzten Eigenproduktionen lebte, sollen jetzt auch zunehmend Produktionsfirmen ins Boot geholt werden. Für Ideen sei man offen, heißt es in Salzburg, so lange es nicht noch weitere neue Koch-Formate wären. Davon gebe es wirklich schon genug im Fernsehen, so das Urteil der Österreicher. Da haben sie recht.