Medien-Abschiede 2009
Die Aktuelle Schaubude
1957 - 2009
Am 7. Dezember 1957 zeigte die ARD zum ersten Mal die "Aktuelle Schaubude", eine Mischung aus Musikauftritten, Talk und weiteren Elementen - die Sendung war somit die dienstälteste Show im deutschen Fernsehen. Doch nach 51 Jahren verkündete der NDR das Aus - zumindest für die regelmäßige wöchentliche Show. Zuletzt habe man mit der Sendung in dieser Form zu wenige Zuschauer erreicht, begründete ein Sendersprecher das Aus damals gegenüber DWDL.de. Der Marktanteil lag mit 6,9 Prozent unter dem Senderschnitt - was für ein Unterhaltungsangebot in der Primetime zu wenig sei. Ganz verschwunden ist die "Schaubude" aber noch nicht. Die seit einiger Zeit veranstaltete "Sommertour" gibt's weiterhin, dazu kommen weitere Touren mit Außenübertragungen aus Städten und von interessanten Plätzen. Dennoch: Die traditionsreiche Show existiert in ihrer bisherigen Form seit diesem Jahr nicht mehr.
Bild: © NDR
Amica
1996 - 2009
Als "eines der schönsten Fashion-Magazine" wurde die 1996 erstmals erschienene "Amica" von Burda-Vorstand noch einmal in den Himmel gelobt, um im nächsten Halbsatz festzustellen, dass das Heft "wirtschaftlich nicht mehr tragbar" sei und man in der konjunkturellen Situation auch keine Chance für eine Erholung mehr sehe. An den schlechten wirtschaftlichen Daten war indes natürlich in erster Linie weniger die konjunkturelle Situation Schuld, sondern die Leser, die dem Titel in Scharen den Rücken gekehrt hatten. Zuletzt wurden im Einzelverkauf nur noch knapp 50.000 Exemplare abgesetzt, in ihren Anfangszeiten ging "Amica" noch fast 300.000 Mal über den Ladentisch. Damals war die Ausrichtung aber auch noch eine andere. "Lange Stories und Reportagen statt Häppchen-Journalismus" hieß anfangs die Devise und im ersten Heft widmete man sich tatsächlich einem Thema wie “Frieden auf dem Balkan”.
Bild: © Burda
Bloomberg TV Deutschland
1998 - 2009
Im August 1998 brachte der Sender Bloomberg TV ein völlig neues Fernseh-Erlebnis nach Deutschland: Das eigentliche TV-Bild schrumpfte zwischen unzähligen Laufbändern und Texttafeln am rechten und unteren Rand, die alle möglichen und unmöglichen Börsendaten anzeigten, fast auf Briefmarkengröße zusammen. "Multiscreen" nannte sich das Ganze. Pünktlich zum Börsencrash hatte Bloomberg dann Anfang 2008 ein Einsehen, nahm den damals horrenden Zahlen einen großen Teil des Platzes weg und sendete fortan nur noch mit zwei kleinen Laufbändern am unteren Rand. Der Wirtschaftskrise trotzen konnte der internationale Gigant Bloomberg damit trotzdem nicht. Im Rahmen eines drastischen Sparkurses wurden die lokalen Bloomberg TV-Ableger eingestellt, darunter auch der deutsche.
Bild: © Bloomberg
Bravo Screenfun
1997 - 2009
Als der Bauer-Verlag im Jahr 1997 mit "Bravo Screenfun" einen Games-Ableger der "Bravo"-Familie an den Kiosk brachte, war die Print-Welt noch in Ordnung. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen und wer sich über Konsolen- und Computerspiele informieren wollte, war auf Gedrucktes angewiesen. Zu ihren besten Zeiten um die Jahrtausendwende fand "Bravo Screenfun" monatlich über 300.000 Käufer. Doch mit dem Internet kam der Abstieg: 2002 fiel die 200.000er-Marke, 2006 wurden die Verkaufszahlen fünfstellig - und damit begann auch der lange Todeskampf. Bauer entließ 2007 erst die Münchner Gründungsredaktion, 2008 wurde die Hamburger Nachfolge-Redaktion eingestampft. Seitdem lieferte ein externes Büro die Texte. Die Ausrichtung wurde von Computerspielen auf Kino, TV und Co. ausgedehnt. Das erschreckende Ergebnis: Im 1. Quartal 2009 gingen weniger 12.000 Hefte über den Ladentisch - das Aus war damit nur folgerichtig. 2010 soll "Screenfun" aber als "Bravo"-Beilage wiederbelebt werden.
Bild: © Bauer
Chica
2003 - 2009
Am 23. Januar endete das wechselhafte Leben der Zeitschrift "Chica" - und das trotz zuletzt deutlich ansteigender Verkaufszahlen. Weil sich das eigentlich an Mädchen gerichtete Heft 2007 allzu schlecht verkaufte - im 1. Quartal 2007 wurden nur noch knapp über 50.000 Exemplare abgesetzt - tauschte der Verlag Egmont Cultfish kurzerhand die Zielgruppe aus und modelte "Chica" zum Titel für junge Frauen um - und das wirkte: Die Auflagenzahlen schossen wieder in längst vergangene Höhen: Rund 170.000 Exemplare wurden 2008 wieder abgesetzt. Doch für schwarze Zahlen reichte es dennoch nicht, die seien "in frühestens 3 Jahren zu erreichen", so der Verlag - und einen so langen Atem traute sich die Print-Branche 2009 offensichtlich nicht mehr zu.
Bild: © Egmont
Deine Chance! 3 Bewerber, 1 Job
2007 - 2009
Was Sat.1 mit "1 Job - Deine Chance" mal in der Primetime versuchte, hatte ProSieben mit "Deine Chance! 3 Bewerber, 1 Job" gleich täglich im Programm. Drei Bewerber mussten sich darin in verschiedenen Aufgaben vor ihrem potentiellen neuen Arbeitgeber präsentieren, einer bekam dann den Job. Und was für Jobs es da teilweise gab. Da suchte ProSieben nachmittags auch gerne mal nach Frischfleisch für den Tabledance (siehe Bild). Um so überraschender, dass das Format 2008 trotz allem tatsächlich für den Deutschen Fernsehpreis nominiert war. Dennoch gingen die Quoten wie am gesamten ProSieben-Nachmittag auch bei "Deine Chance" in diesem Jahr deutlich zurück - woran auch eine verfehlte Programm-Politik nicht ganz unschuldig ist: Im Sommer zeigte ProSieben beispielsweise einfach eine Wiederholung der "Sommermädchen" unter dem Titel "Deine Chance". Doch für so blöd ließen sich auf Dauer nicht mal die ProSieben-Zuschauer verkaufen.
Bild: Screenshot ProSieben
Der Bulle von Tölz
1995 - 2009
Ende Februar verstarb die bayerische Volksschauspielerin, Regisseurin und Theaterintendantin Ruth Drexel, die einem großen Publikum vor allem als Resi Berghammer, Mama des "Bullen von Tölz" und resolute Pensionswirtin, bekannt geworden war. Ihr Tod lieferte auch den Vorwand für die Einstellung einer der langlebigsten Sat.1-Reihen. "Wir können uns einen 'Bullen von Tölz' ohne Resi Berghammer nur sehr schwer vorstellen", ließ der Sender nach Drexels Tod verlauten - verschwieg dabei aber, dass man sich den Bullen ohne Resi Berghammer kurz zuvor zumindest so gut vorstellen konnte, dass aufgrund ihrer schweren Erkrankung zuvor schon mehrere "Bullen"-Folgen ohne sie gedreht worden waren. Während dieser Zeit waren die Quoten des Krimi-Dauerbrenners, der wenige Jahre zuvor selbst mit Wiederholungen noch eine sichere Bank gewesen war, allerdings deutlich abgesunken. Ob das allerdings nur am Fehlen Drexels lag, darf bezweifelt werden. Auch die erste neue Folge mit Resi Berghammer, die wenige Tage vor ihrem Tod ausgestrahlt worden war, ließ die Quoten nicht allzu deutlich ansteigen. Und so fiel der "Bulle von Tölz" wohl eher den stark gesunkenen Quoten zum Opfer.
Bild: © Sat.1
Die Oliver Geissen Show
1999 - 2009
Das Sterben der Daily-Talks ging auch 2009 weiter. Nun ließ auch Oliver Geissen Sat.1-Talkerin Britt allein. Geissen trat im Herbst 1999 die Nachfolge von Ilona Christen am RTL-Nachmittag an. Während anfangs die Quoten des dauer-jugendlich auftretenden Geissen sehr gut waren, begann der Niedergang mit der Verlegung des Sendeplatzes von 13 auf 14 Uhr. Wie zwischenzeitlich der gesamte RTL-Nachmittag schwächelte auch Geissen gewaltig, in den ersten Monaten des Jahres erreichte Geissen mit seinem Talk nur noch weniger als 13 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Nach 1.807 Sendungen der "Oliver Geissen Show" verabschiedete RTL sich damit endgültig vom Daily-Talk-Genre, das Hans Meiser bei den Kölnern einst begründete. Oliver Geissen findet in der Primetime mit dem Dauerbrenner "Ultimative Chartshow" aber weiter regelmäßig ein Plätzchen beim Marktführer. So ganz lohnt es sich also noch nicht, Tschüsschen zu sagen.
Bild: © RTL
Discovery Geschichte
2005 - 2009
Die Verhandlungen zwischen Discovery und Premiere/Sky verliefen in diesem Jahr ganz offensichtlich äußerst holprig. Erst als der vorherige Vertrag schon längst ausgelaufen war, gab's schließlich doch noch die Einigung - allerdings nur für Discovery und Discovery HD. Animal Planet ist seitdem auf anderen Plattformen vertreten, Discovery Geschichte hingegen wurde als eigenständiger Sender komplett eingestampft und existiert nur als Programmfenster auf Dmax und als Label auf Maxdome weiter. Stattdessen können Sky-Abonnenten nun Spiegel Geschichte empfangen.
Bild: © Discovery
Emergency Room
1994 - 2009
"Emergency Room" war nicht nur die Serie, der George Clooney seinen Durchbruch im Fernseh- und Film-Geschäft verdankt, es war über viele Jahre mit lange über 30 Millionen Zuschauern in den USA sogar die erfolgreichste Serie überhaupt. Nicht einmal der Ausstieg von George Clooney und fast allen anderen Hauptdarstellern konnte daran zunächst etwas ändern, mit Staffel 9 begann dann aber doch ein deutlicher Sinkflug, den es auch in Deutschland zu beobachten gab. Aufgrund ihrer realistischen Darstellungen wurde "ER" mit Preisen überhäuft - allein 23 Emmys räumte "ER" ab - und wurde hierzulande gar als Schulungsmaterial bei Ärzte-Fortbildungen eingesetzt. Doch der Glanz verblasste in den letzten Jahren zusehends. Brachte "ER" ProSieben auch hierzulande anfangs noch starke Quoten, lag die Serie in den letzten Jahren durchgehend unter dem Senderschnitt. Letztlich dürfte man also auch in Unterföhring nicht ganz unglücklich gewesen sein, dass nach 331 Folgen in 15 Staffeln Schluss war, ehe man auch diese Serie noch an kabel eins hätte abschieben müssen.
Bild: ProSieben
Entavio
2007 - 2009
Mit Entavio wollte der Satelliten-Betreiber Astra eine neue Geldquelle anzapfen: Wie im Kabel sollten künftig nicht mehr nur die Sender für die Verbreitung zahlen, sondern auch die Zuschauer. "Grundverschlüsselung" war das Reizwort - das in den meisten Kabelnetzen übrigens schon lange Realität ist. Doch dann kam das Kartellamt und machte die Pläne zunichte: Dass RTL und ProSiebenSat.1 sich zusammentun um Geld für etwas zu kassieren, was via Satellit bislang kostenlos war, wollten die Kartellhüter nicht durchgehen lassen. Und ohne den zweiten großen Player an Bord wollte eine einzlne Sendergruppe das Risiko eines deutlichen Zuschauerverlusts dann wohl doch nicht eingehen. Entavio startete dann stattdessen als richtige Pay-TV-Plattform - die allerdings neben den auch ohne Entavio empfangbaren Premiere-Sendern nur Alpen-Softporno-Klassiker und ein bisschen Sport zu bieten hatte und dementsprechend wie Blei in den Regalen lag. Genaue Zahlen präsentierte Entavio nie - und schon das sprach Bände. Dieses Jahr war nun Schluss für Entavio, das ohnehin zuvor nur noch ohne Bewerbung oder sonstigen Aufwand vor sich hinvegetierte. Die Entavio GmbH existiert allerdings weiter - umfirmiert in HD plus GmbH. Mit HD-Inhalten wagt man nun den zweiten Versuch.
Bild: © Entavio
Fast Food Duell
2007 - 2009
Inspiriert vom einst äußerst erfolgreichen "Perfekten Promi-Dinner" versuchte 2008 auch kabel eins eine Kochsendung am Vorabend zu etablieren. Die Wahl fiel auf das kurz zuvor in der Primetime nur mau gelaufene "Fast Food-Duell". Die Quoten waren nie berauschend, in der Regel aber schon recht ok. Im Sommer sah es auch noch so aus, als würde das "Fast Food Duell" doch recht fest im Sattel sitzen, versuchte kabel eins doch erneut, einen Primetime-Ableger zu starten - die "Fast Food Show". Das ging allerdings mit katastrophalen Quoten gehörig daneben. Dafür stiegen am Vorabend nach der Sendeplatz-Verlegung auf 17:30 Uhr die Quoten wieder an und lagen klar über dem Senderschnitt. Dass das "Fast Food Duell" dann dennoch eingestellt wurde, liegt an den zuvor noch viel erfolgreicheren Sitcoms, die kabel eins im letzten Jahr alle paar Monate wieder 30 Minuten weiter gen Vorabend ausdehnte - bis sie Ende November dann auch den "Fast Food Duell"-Sendeplatz übernahmen.
Bild: © kabel eins
Focus TV
1996 - 2009
Es gab mal eine Zeit, da rief selbst ProSieben noch eine Informations-Offensive aus - so absurd das auch in der Vergangenheit schon war. Unter dem neuen ProSiebenSat.1-Boss Ebeling, der selbst die Existenz von N24 zur Disposition stellte, gehören diese Zeiten längst der Vergangenheit an. Insofern war es nur folgerichtig, dass man mit "Focus TV" eines der letzten Feigenblätter am 18. Dezember nach über 13 Jahren vom Sender nahm. Ohnehin tat ProSieben schon in den letzten Jahren alles, dass die breite Öffentlichkeit die Existenz von "Focus TV" möglichst gar nicht wahrnahm. Gestartet war es einst montags in der Primetime um 21 Uhr, später lief es am späteren Sonntagabend, zuletzt zeigte ProSieben das Magazin freitags häufig erst zur Geisterstunde. Dort waren die Zuschauerzahlen verständlicherweise sehr überschaubar. Wirklich überraschend kam das Aus daher nicht.
Bild: ProSieben
Galore
2003 - 2009
2009 segnete auch eine schöne Zeitschriften-Idee das Zeitliche: Ein Magazin, das fast ausschließlich aus Interviews bestand. Für die ersten Ausgaben wurden mit Personen wie David Bowie, TC Boyle oder Mehmet Scholl auch durchaus namhafte und interessante Interview-Partner aufgetan. Und tatsächlich wurden dem Verlag zufolge die ersten Ausgaben je 50.000 mal abgesetzt. Doch die Kauflaune hielt nicht allzu lange an. Zuletzt fanden sich am Kiosk häufig nur noch weniger als 10.000 Käufer, woran auch eine leichte Umpositionierung vom Interview- zum Kulturmagazin nur noch wenig ändern konnte. Etwas postives hat das Aus aber auch: 906 der für das Galore-Heft und später die Website geführten Interviews finden sich nun kostenlos online auf galore.de.
Bild: ZZOL
Geldidee
1998 - 2009
Als die Redakteure das Thema "Angst um den Job" auf die Titelseite April-Ausgabe der "Geldidee" hoben, wussten sie noch nicht, wie aktuell dieses Thema auch für sie selbst sein würde. Im Frühjahr verabschiedete sich der Bauer-Verlag kurzerhand komplett aus dem Segment der Wirtschaftsmagazine und stellte damit auch die "Geldidee" sehr kurzfristig ein, wie erst nach Erscheinen der letzten Ausgabe bekannt gegeben wurde. Schuld soll wie so oft die Krise auf dem Werbemarkt gewesen sein, die gerade die Wirtschaftsmagazine besonders hart getroffen hatte. An eine schnelle Erholung glaubte man im Hause Bauer offenbar nicht.
Bild: © Bauer
GIGA
1998 - 2009
Es war Freitag, der 13. Februar als das Ende einer einst revolutionären Fernseh-Idee bekanntgegeben wurde: Der selbst in größten finanziellen Schwierigkeiten steckende Eigentümer Premiere kündigte die Einstellung des Sendebetriebs zum 31. März an. Geschäftsführer Stephan Borg schrieb auf giga.de: "Danke für zehn Jahre GIGA, danke für ein Stück Mediengeschichte, danke an mein Team, das nie aufgegeben hat". Mediengeschichte hat GIGA in der Tat geschrieben: Ende November 1998 ging die Marke bei NBC Europe, dem Vorgänger des heutigen Senders Das Vierte, auf Sendung und prägte über Jahre den Begriff des Internet-Fernsehens in einer Zeit, in der das Web für die breite Masse der Fernsehzuschauer noch Neuland war. Später wechselte der Fokus auf das Thema Gaming. Nachdem NBC Universal wieder die Mehrheit an NBC Europe übernommen hatte, wurde der Sender zu Gunsten von Das Vierte eingestellt. Kurze Zeit blieb ein nachmittägliches Fensterprogramm von GIGA auf Sendung. In Köln war da bereits ein neuer digitaler Gaming-Sender unter gleichem Namen gestartet, der die Tradition der Marke fortführen wollte. Alle Rettungsversuche scheiterten, ein Käufer fand sich letztlich nur für die Website. Im Fernsehen ist GIGA hingegen endgültig Geschichte.
Bild: GIGA/DWDL
Jetix
2005 - 2009
Eigentlich startete der Pay-TV-Kindersender bereits im Jahr 2000, zunächst allerdings noch unter dem Namen Fox Kids. Als Jetix trat der Sender dann erst 2005 in Erscheinung. Haupt-Eigentümer war schon immer Disney, als der Unternhaltungskonzern Jetix dann allerdings komplett übernahm, wurde das Totenglöckchen schnell geläutet: Am 9. Oktober wurde der Sender eingestellt und durch das klarer positionierte Disney XD ersetzt, das sich vor allem an die Jungs zwischen 8 und 12 Jahren richtet.
Bild: © Jetix
Lenßen & Partner
2003 - 2009
Der echte Rechtsanwalt Ingo Lenßen versuchte sich über mehrere Jahre zuvor schon bei "Richter Alexander Hold" als Schauspieler, ehe er aufgrund des Erfolg der Courtshows von Sat.1 noch seinen eigenen Ableger bekam und damit das Genre der Pseudo-Crimedokusoaps begründete. In "Lenßen & Partner" begrüßte Lenßen häufig kriminell schlechte Laiendarsteller in seiner fiktiven Kanzlei und ließ sich absurd überdrehte Fälle schildern, die er schließlich mithilfe seiner Ermittler-Teams aufklärte. Nach dem Start sanierte "Lenßen & Partner" den vorherigen Problem-Sendeplatz um 18 Uhr. Nach mehreren Sendeplatz-Wechseln, die Sat.1 immer mit dem Ziel vorgenommen hatte, eine zumeist wenig erfolgreiche weitere Soap ins Programm zu integrieren, dümpelten die Quoten zuletzt auf dem 19 Uhr-Sendeplatz auf einem eher mauen Niveau vor sich hin. Um Platz für "Eine wie keine" zu schaffen, musste "Lenßen & Partner" im Herbst dann schließlich ganz weichen.
Bild: © Sat.1
Netzeitung
2000 - 2009
"Heuschrecke" Monty hat die "Netzeitung" überlebt, das schon als Retter gefeierte Kölner Verlagshaus DuMont macht der ausschließlich online erscheinenden Nachrichtenseite nun aber endgültig den Garaus - zumindest in der bisherigen Form. Übrig bleiben soll nach Plänen des neuen Eigentümers ab Anfang kommenden Jahres nur noch eine automatisch bestückte Seite - was die ohnehin schon geringe Bedeutung der Seite endgültig knapp unter den Nullpunkt drücken dürfte. Denn so richtig erfolgreich war die "Netzeitung" schon zuvor nicht. Dass die Redaktion in einen Streik getreten ist, bemerkten andere Medien erst mit mehreren Tagen Verspätung - besser könnte man das Problem der "Netzeitung" kaum beschreiben. Auch wenn sich das Blatt 2005 noch als meistzitiertes Online-Medium rühmte - so richtig in den Herzen der Internet-Gemeinde kam sie nie an. Angesichts dessen hielten sich die Proteste gegen die Schließung auch in eher begrenztem Rahmen.
Bild: © Netzeitung
Premiere
1990 - 2009
Es gehört schon eine gewisse Kühnheit dazu, wenn ein Unternehmen in tiefroten Zahlen einen Wert von 253,9 Millionen Euro einfach so in Luft auflöst. Mit diesem Betrag stand nämlich die Marke "Premiere" in den Büchern des bis dahin gleichnamigen Pay-TV-Anbieters. Für den Neustart unter neuen Eigentümern wählte man aber lieber den in vielen Ländern zwar etablierten, in Deutschland aber weitgehend unbekannten Namen "Sky" und drückte ihn mit einer nochmal 100 Millionen Euro schweren Kampagne in den Markt. In einem Jahr, in dem die anderen Medienunternehmen eher dazu neigten, sich kaputt zu sparen, ist das schon ein bemerkenswerter Weg. Und 2010 geht es munter weiter: Weil trotz zweier Kapitalerhöhungen das Geld offenbar schon wieder weitgehend aufgebraucht war und man zwar viele neue Abonnenten gewann, aber deutlich mehr Alt-Kunden als geplant verlor, schießt Großaktionär Murdoch im Januar noch einmal einen neunstelligen Betrag nach.Bild: © Premiere
SAM
1995 - 2009
"SAM" stand zunächst für "Susan Atwells Magazin", nach ihrem Abgang und der Verlängerung auf 60 Minuten für "Stunde am Mittag" und später für gar nichts mehr. Selbst ProSieben-Chef Thilo Proff musste im DWDL.de-Interview zugestehen: "„SAM“ war aber am Ende, ganz ehrlich, kein reines Magazin mehr". Stattdessen füllte man die Sendezeit immer dreister mit Wiederholungen diverser ProSieben-Formate. So durften einst etwa die "Promi-Pilger", die einst am Vorabend gefloppt waren, in "SAM" einfach ungekürzt nochmal ran. Den Quoten half das nicht gerade, sie waren aber auch schon vorher mau. Vor allem die Verlängerung der RTL-Konkurrenz "Punkt 12" auf 2 Stunden - und damit ins Revier von "SAM", machte dem Format zu schaffen. Die Antwort, "SAM" ebenfalls auf 120 Minuten zu verlängern, erwies sich als wenig erfolgreich. Nach 14 Jahren war daher im November recht kurzfristig Schluss. Stattdessen gibt's nun Serien-Wiederholungen - die sich allerdings auch schwer tun.
Bild: © ProSieben
Scheibenwischer
1980 - 2008
Die letzte "Scheibenwischer"-Sendung lief bereits Ende 2008, was allerdings erst Anfang dieses Jahres bekannt wurde - im Rahmen einer regelrechten Schlammschlacht zwischen "Scheibenwischer"-Begründer Dieter Hildebrandt und Mathias Richling, der als letzter des "Scheibenwischer"-Teams übrig war. Er wollte der Sendung eine leicht veränderte Ausrichtung geben und ließ auch Comedians auf die Gästeliste setzen. Hildebrandt sah darin eine "unsägliche Mischung aus Kasperei und Aussage", Richling schoss zurück und bezeichnete ihn als Humor-Fundamentalist. Hildebrandt ließ schließlich die Verwendung des Titels "Scheibenwischer" per Anwalt untersagen und die ARD einigte sich kurzfristig auf den Ersatztitel "Satire-Gipfel". Doch nicht einmal diese Posse im Vorfeld konnte den Quoten helfen, die deutlich hinter denen der ZDF-Konkurrenz "Neues aus der Anstalt" hinterherhinken.
Bild: © ARD
Tomorrow
1998 - 2009
1998, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, war "Tomorrow" das erste, groß angelegte Magazin zu diesem Thema, das sich nicht an Experten, sondern Endkunden wendete. Fast etwas visionäres hatte das Magazin zu diesem Zeitpunkt - und damit auch großen Erfolg, 350.000 Exemplare gingen anfangs über den Ladentisch. Doch je mehr das Internet im Mainstream ankam, desto schwerer tat sich das Internet-Magazin. Mehrfach wurde der Titel umpositioniert und gerelauncht, aufgehalten werden konnte der Abstieg nicht. Zuletzt lag die Auflage nur noch knapp über der Marke von 50.000 Exemplaren. Anfang des Jahres war dann endgültig Schluss. Weil die wechselhafte Geschichte der "Tomorrow" den Platz hier ohnehin sprengen würde, sei auf unseren Artikel "Die Zukunft kennt kein Morgen mehr" verwiesen.
Bild: © Burda
Uri Geller
1974 - 2009
Wir wissen nicht, ob Uri Gellers TV-Karriere in Deutschland tatsächlich ein für allemal ad acta gelegt werden kann. Doch die Chancen von seinem Hokuspokus künftig verschont zu bleiben, stehen gar nicht so schlecht. Seinen ersten Auftritt im deutschen Fernsehen hatte Geller als Löffelbieger 1974 in "Der große Preis", 31 Jahre später holte RTL ihn aus der Versenkung und gab ihm die "Uri Geller Show" und lockte damit rund sechs Millionen Zuschauer vor den Fernseher. 2008 dann ließ ProSieben ihn einen Nachfolger suchen und gab ihm eine äußerst hanebüchene Show, in der er Kontakt mit Ufos und Aliens aufnehmen wollte - was zurecht mit Missachtung des Publikums bestraft wurde. 2009 war sein Zauber dann endgültig verflogen, die zweite Staffel von "The next Uri Geller" ging sang- und klanglos unter, eine Fortsetzung ist daher nicht geplant.
Bild: © ProSieben
Vanity Fair
2007 - 2009
"'Vanity Fair' wird weiterhin erscheinen. Es gibt keinen Grund, 'Vanity Fair' nicht weiterzuführen", sagte Walter Ulbr Condé Nast-Boss Newhouse noch Anfang Dezember 2008, elf Wochen später war die zwei Jahre zuvor mit großem Getöse und hohem finanziellen Aufwand gestartete deutsche "Vanity Fair" wieder Geschichte. Die überraschende Erklärung von Newhouse für diese plötzliche 180 Grad-Drehung: "Die Welt verändert sich schnell und auf eine Art und Weise, auf die niemand wirklich vorbereitet sein kann." Diese seltsam plötzliche Kehrtwende bezeichnete er später als "nicht gerade seine Sternstunde". In den beiden Jahren zuvor hatte die "Vanity Fair", die einst als Blatt für "Mover und Shaker" gestartet war - was auch immer das bedeuten sollte - bereits eine Neupositionierung hinter sich. Statt auf politischen Anspruch setzte man eher auf leichte Lektüre. Newhouse' philosophische Schlussworte unter den aufwendigsten Zeitschriften-Neustart der letzten Jahre: "Im Geschäft, wie im Leben gibt es Siege und Niederlagen. Wir haben unser Bestes gegeben."
Bild: ZZOL
Voxtours / Wolkenlos
1993 - 2009
Nach 16 Jahren beerdigte Vox das letzte Format, das noch an seine Wurzeln als "Ereignisfernsehen" erinnerte: Das Reisemagazin "Voxtours" und das drei Jahr später gestartete Schwersterformat "Wolkenlos" gleich noch mit. Eigentlich war ohnehin weniger die Einstellung überraschend als die Tatsache, wie lange Vox an den beiden Formaten festgehalten hat. Die beiden teuren, eigenproduzierten Reisemagazine liefen zuletzt nur noch am äußerst reichweiten-schwachen Samstag-Mittag, nachdem sie zuvor schon am Samstagnachmittag kein ausreichend großes Publikum mehr gefunden hatten. Mit den Sparmaßnahmen im Zuge der Wirtschaftskrise hatte die Einstellung nach Darstellung des Senders übrigens nichts zu tun: "Die Sendungen sind einfach in die Jahre gekommen, was bei Programmen, die viele Jahre zum Profil des Senders gehörten, besonders schmerzlich ist", hieß es von Vox. "Voxtours" war die älteste Eigenproduktion des Senders.
Bild: © Vox
Wege zum Glück
2004 - 2009
Mit "Bianca - Wege zum Glück" begründete das ZDF das Genre Telenovela im deutschen Fernsehen - und war damit so erfolgreich, dass es sich rasant über mehrere Fernsehsender hinweg ausbreitete. Damals lernte man auch noch, dass Telenovelas sich im Gegensatz zu Soaps unter anderem durch ein festes, vorher festgelegtes Ende auszeichnen, schon bei Bianca hängte das ZDF außerplanmäßig aber noch 24 weitere Folgen dran. Dann war aber tatsächlich Schluss und es startete eine neue Telenovela, die man aber um die Zuschauer zu halten ganz ähnlich als "Julia - Wege zum Glück" benannte. Dort wurde zwar die Rahmengeschichte über Jahre hinweg weitererzählt, allerdings wechselten die Hauptdarstellerinnen weiterhin in regelmäßigem Takt, sodass das ZDF sich den Namen der Hauptfigur dann nach einiger Zeit lieber gleich sparte und einfach nur noch von "Wege zum Glück" sprach. Im Frühjahr wagte das ZDF dann aber doch noch einmal den Wechsel des kompletten Sets und startet mit "Alisa - Folge deinem Herzen" eine ganz neue Serie.
Bild: © ZDF
Yam
2000 - 2009
Im Jahr 2000 startete der Axel Springer Verlag "Yam!" als Konkurrenz für den Jugendzeitschriften-Platzhirsch "Bravo" aus dem Bauer-Verlag. An den Marktführer kam "Yam!" zwar nie heran, erreichte zu seinen besten Zeiten aber immerhin eine Auflage von 400.000 Exemplare. Doch wie alle Konkurrenten litt auch "Yam!" unter Leserschwund. Als die Auflage auf nur noch knapp über 100.000 geschrumpft war, läutete Springer mit der Umstellung auf eine nur noch monatliche Erscheinungsweise im Frühjahr 2008 den langsamen Tod ein. Anfang 2009 war dann mit sofortiger Wirkung Schluss. Die Begründung: "Yam!" finde ihre Zielgruppe vor allem in Internet. Dort waren die Zugriffszahlen aber ebenfalls bedrückend niedrig, seit Sommer gibt's auch hier keine neuen Inhalte mehr.
Bild: © Springer
Zoomer.de
2008 - 2009
Zoomer.de war eine der spannendsten Nachrichtenportal-Neugründungen im Internet der letzten Jahre. Holtzbrinck hatte sich zum Ziel gesetzt, ein Nachrichtenportal für die jüngere Generation zu entwickeln, sich deren Themen anzunehmen und sie bei der Gewichtung der einzelnen Nachrichten mitentscheiden zu lassen. Es gab keine klassischen Ressorts, dafür opulente Bildgrafiken - und besonders ausführlich recherchiert wurden die Themen, die von den Nutzern am häufigsten angeklickt wurden. Sicher hatte auch das Portal etliche Schwächen, doch es hatte als einer der wenigen Konkurrenten immerhin einen anderen Ansatz als Spiegel Online. Doch nach einem Jahr verlor Holtzbrinck die Lust an "Zoomer". "In guten oder auch nur normalen Zeiten hätte das Portal länger Zeit bekommen, sich zu bewähren. So war es ja auch geplant. Aber es sind eben keine normalen Zeiten", war die schlichte Erklärung für das Aus. Durchhaltevermögen selbst bei Zukunftsträchtigen Projekten ist in diesen Zeiten offenbar in den Verlagen wenig gefragt.
Bild: Screenshot