Wahl-Kampf: Zeitungs-Aufmacher im Vergleich

Süddeutsche Zeitung
Die innovativste Bild-Idee kommt diesmal von der Süddeutschen Zeitung, die schlicht mit großflächigen Balken, die die Sitzverteilung widerspiegeln, aufmacht. Noch edler hätte es allerdings ausgesehen, wenn man direkt darunter auf das unvermeidliche Merkel-Blumenstrauß-Bild verzichtet hätte.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
Langweilig, langweiliger, FAZ. Ein Bild von Angela Merkel, das gut und gerne auch vor einem, zwei oder drei Jahren hätte aufgenommen werden können und eine Überschrift, die lediglich eine Tatsache in uninspiriertester Form wiedergibt, die annähernd jeder FAZ-Leser ohnehin schon am Sonntagabend gehört hat.Bild-Quelle: faz.net

Frankfurter Rundschau
Das Ergebnis der Bundestagswahl hat jeder Interessierte schon am Sonntagabend mitbekommen - von einer Zeitung sollte man also weniger News und mehr Hintergründe, Einordnung und Meinung erwarten. Was liegt also näher, als die Zeitung auch wie ein Magazin wirken zu lassen? Genau das hat die "Frankfurter Rundschau" am Tag nach der Wahl wie keine zweite Zeitung mit der Entscheidung, auf der Titelseite auf viel Text zu verzichten und stattdessen auf Bildgewalt zu setzen, geschafft. Und dank der Diagramme im Seitenkopf wurden trotzdem noch die wichtigsten News untergebracht. Daumen hoch.
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taz
Die linksalternative "taz" hielt diesmal nur teilweise, was sie verspricht: Während das großformatige Titelbild recht uninspiriert erscheint, kann zumindest die Schlagzeile "Im Namen des Volkes: Vier Jahre" punkten. Dennoch: Den Sieg im Rennen um das beste Titelblatt konnten die tazler damit diesmal nicht erringen. Der ging an Berliner Kollegen...
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Die Welt / Welt kompakt
Das überraschendste und beste Titelblatt des Tages lieferte "Welt kompakt" - und könnte damit gar stilbildend wirken. Die Spitznamen Biene Merkel und Westerwilli sind jedenfalls schon jetzt in aller Munde. Das genaue Gegenteil bot die große Schwester "Die Welt", die um Seriosität bemüht nicht nur durch die Bildauswahl Langeweile ausstrahlt, sondern dazu noch eine ganze Überschriften-Wüste produziert hat. "Schwarz-gelbe Mehrheit für Angela Merkel - SPD stürzt auf schlechtestes Ergebnis seit 1949" ist zwar richtig - aber nicht gerade auf den Punkt gebracht.
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Handelsblatt / Financial Times Deutschland
Als hätten die Konkurrenten sich abgesprochen: Die beiden großen Wirtschaftszeitungen des Landes entschieden sich mit "FDP rettet Merkel" und "FDP rettet Kanzlerin Merkel" für fast identische Headlines - und ergehen sich sonst in der gleichen phantasielosen Aufmachung mit dem unvermeidlichen Merkel-Strahle-Bild. Ein ebenso klares wie phantasieloses Unentschieden.
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Bild
Kommen wir zu den Boulevard-Vertretern - und zum inoffiziellen Motto der Branche: Je Boulevard desto Guido. Westerwelle konnte seinen Vornamen auf fast allen Titelblättern von Deutschlands Boulevard-Zeitungen lesen. Auch Marktführer "Bild" schrieb in der Headline zwar über Merkel, aber nicht über Westerwelle, sondern über Guido. Ob das dem wahrscheinlichen Außenminister, der das Image des Spaßpolitikers doch seit Jahren abstreifen will, schmeckt? Andererseits: Einer seiner Vorgänger war lange auch einfach Joschka.
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Berliner Kurier / Express
Synergien ausschöpfen à la DuMont: Die beiden zum gleichen Verlag gehörenden Boulevard-Titel "Berliner Kurier" und "Express" machten am Montag mit der identischen Titel-Idee auf, nur Guido Westerwelle durfte ein unterschiedliches Lächeln aufsetzen. Sieger im DuMont-internen Duell um den besseren Titel wurde allerdings dennoch ganz klar der "Express", der mit "Und noch mal die Qual der Wahl" für einen optischen Ausgleich zu Westerwelle sorgte...
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B.Z. Berlin
Etwas einfallsreicher war da schon die Springers "B.Z.", die als eine der wenigen aus dem Boulevard-Bereich doch auf "Guido" auf dem Titel verzichten konnte, nicht jedoch auf ein Wortspiel mit seinem Namen...
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Abendzeitung
Die Abendzeitung landete mit ihrem schwarz-gelben Hintergrund zweifellos einen Eye-Catcher und hatte das schönste Bild zum Abschneiden der SPD auf dem Titel: Steinmeier und Müntefering beim Abgang - was gleichzeitig allerdings auch die Frage aufwirft, warum sich keine andere Zeitung groß auf dem Titel dem Zustand der einstigen Volkspartei angenommen hat.
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Rheinische Post
Zu guter Letzt: Der Preis für die prägnanteste Überschrift geht am Montag ganz klar an die Düsseldorfer "Rheinische Post". Kürzer hätten wir es auch nicht ausdrücken können...
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