Der Goldene Günter 2008
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Realitätsfremdeste Geschäftsprognose" geht an
Michael Börnicke, Ex-Vorstandsvorsitzender der Premiere AG
Begründung der Jury: Nur wenige Monate bevor sein Nachfolger Mark Williams die Zahl der Premiere-Kunden neu klassifizierte und die offizielle Statistik damit deutlich weniger Abonnenten ausweist, träumte Michael Börnicke auf der Hauptversammlung der Premiere Media AG am 12. Juni diesen Jahres noch von mittel- bis langfristig 10 Millionen Abonnenten. Was Analysten und Presse damals schon - freundlich formuliert - als sportlich bezeichneten, erscheint mit neuer Ausweisung des Abonnenten-Stamms in unerreichbare Ferne gerückt. Für diese realitätsfremde Geschäftsprognose gibt es verdienterweise den Goldenen Günter 2008.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Pannenserie des Jahres" geht an die
Tagesthemen bzw. ARD-Aktuell
Begründung der Jury: Am 22. Juni deckte das Medienmagazin DWDL.de die peinlichste Fernsehpanne des Jahres auf: Über die falsche Deutschland-Flagge in den "Tagesthemen" lachte kurz darauf die ganze Nation. Zu der Panne kam es, weil man in der Redaktion von ARD Aktuell mehr damit beschäftigt war, ein parallel laufendes Fußball-Spiel zu verfolgen als die Qualität der eigenen Sendung zu sichern. Keine zwei Wochen danach gab es wieder eine falsche Flagge in den "Tagesthemen" und nur wenige Tage später eine Ablaufpanne bei der "Tagesschau". ARD Aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke kommentierte es mit den Worten: "Wir haben zur Zeit die Seuche." Für eine peinliche Pannenserie, die Deutschland erheiterte, den Goldenen Günter 2008.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Sinnloseste Live-Übertragung" geht an
ARD, ZDF, n-tv und N24 für Live-Bilder von Flockes erstem Ausflug ins Freigehege
Begründung der Jury: Dass sich die deutsche Nachrichtensender mit ihren internationalen Konkurrenten nicht messen können, gestehen sich inzwischen selbst die Verantwortlichen ein. Und dass ARD und ZDF gerne mal parallel live berichten, ist auch nichts Neues. Wenn wie am 8. April diesen Jahres aber gleich die vier Sender ARD, ZDF, n-tv und N24 live vom ersten Ausflug des Eisbär-Babys Flocke im Nürnberger Zoo berichten, dann wünscht man sich richtige Nachrichten mit richtigen Themen - von richtigen Journalisten. Ziemlich ui-jui-jui was da gelaufen ist.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Größte Irreführung der TV-Zuschauer" geht an
"TV Movie Digital"
Begründung der Jury: Nach dem die Bauer Media Group mit "TV World" einst zu früh dran war, ist man mit der "TV Movie Digital" in diesem Jahr Nachzügler bei den allumfassenden 14-täglichen Programmzeitschriften inkl. PayTV gewesen. Große Kompetenz für das eigene Thema bewies man allerdings nicht: Die aufgelisteten Sender werden durch das angeblich innovative "Twin View" irreführend in FreeTV und DigitalTV unterteilt. Dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, stört beim Verlag allerdings niemanden. Ebenso wenig, wie die Tatsache, dass sich die Werbebotschaft "härteste Filmredaktion Europas" in einem DWDL.de-Test als nicht haltbar entpuppte.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Peinlichster TV-Flop der Öffentlich-Rechtlichen" geht an die
ARD für "Bruce"
Begründung der Jury: Schon bei der Ankündigung des Formats hätte man stutzig werden müssen. Die erste Ausstrahlung von "Bruce" brachte dann Gewissheit: Bei dem krampfhaften Versuch der ARD im Vorabendprogramm des Ersten ein junges, werberelevantes Publikum zu erreichen, hatte man sich völlig verschätzt. Ein handwerklich schlechtes Format mit einem überschätzten Protagonisten holte miese Einschaltquoten. Es dauerte nicht lang bis sich selbst ARD-Verantwortliche von dem Format distanzierten.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Interview-Aussage des Jahres" geht an
Das Vierte-Gesellschafter Dmitrij Lesnewski
Begründung der Jury: Kurz nach der Übernahme des Fernsehsenders Das Vierte äußerte sich Lesnewski Ende Juni in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zu den nötigen Investionen bei seinem neuen Sender. "Ich werde so viel investieren wie nötig, vielleicht zehn Millionen, vielleicht 40", sagte Lesnewski - und amüsierte damit eine ganze Branche, die sich einig ist, dass man damit nicht weit kommen würde. Nicht bei den ehrgeizigen Plänen des russischen Investors, der für Das Vierte Nachrichten, Shows und fiktionale Eigenproduktionen ankündigte.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Zuschauerbeleidigung des Jahres" geht an
ProSieben und Constantin Entertainment für "Uri Geller Live - UFOs & Aliens"
Begründung der Jury: Die Fakten sprechen für sich. Weder der Sender, noch die Produktionsfirma, noch irgendeiner der Beteiligten wollte den im November an einem Samstagabend live gesendeten Schwachsinn im Nachhinein verteidigen. Die Frage, wie "Uri Geller Live - UFOs & Aliens" zum Qualitätsverständnis von ProSieben und Constantin Entertainment passen, wurde allerdings auch nicht beantwortet. Das Publikum strafte die Verantwortlichen damals mit einer schlechten Einschaltquote ab - und bewies damit mehr Geschmack als die Macher. Für diese fragwürdige Sendung gibt es einen Goldenen Günter.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Stümperhafteste Notfallplanung bei einem Großevent" geht an die
UEFA für den Bildausfall während dem EM-Halbfinale
Begründung der Jury: Dass sich der Bildausfall beim EM-Halbfinal-Spiel zwischen Deutschland und der Türkei in Deutschland in Grenzen hielt, ist einem tatkräftigen ZDF-Bildtechniker zu verdanken. Das ZDF griff auf das Signal des Schweizer Fernsehens zurück. Der Rest der Welt, versorgt mit dem offiziellen Signal der UEFA aus dem Medienzentrum in Wien, sah schwarz. Ein Stromausfall in Folge eines schweren Gewitters legte dort alles lahm und Notstrom war nicht verfügbar. Für diese Panne zahlt die UEFA den übertragenden Sender jetzt eine Entschädigung. In Erinnerung bleiben wird die globale TV-Panne dennoch. Dafür einen Goldenen Günter.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Programmierungsdesaster des Jahres" geht an
VOX für die Programmierung von "Power of Ten"
Begründung der Jury: Im Frühjahr wagte sich VOX vielleicht etwas. Ein Genre, dass schon vor Jahren bei dem Sender gefloppt war und eine Programmierung, die mit allen Sehgewohnheiten brach. Die Rede ist von der VOX-Gameshow "Power of Ten", die als Sonderprogrammierung von Montag bis Freitag um 22.15 Uhr gezeigt wurde. Das daraus resultierende Quotendesaster redete man beim Sender dann auch gar nicht erst noch schön. Von Gameshows und solchen Programmierungen will man künftig die Finger lassen, hieß es im Sommer. Deshalb mit Fug und Recht der Goldene Günter 2008 an VOX für das Programmierungsdesaster des Jahres.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Öffentlichkeitswirksamste Kündigung" geht an
Elke Heidenreich
Begründung der Jury: Nach dem von Marcel Reich-Ranicki herbei geführten Eklat beim Deutschen Fernsehpreis fühlte sich Elke Heidenreich dazu berufen, mit einem Kommentar bei FAZ.net noch einen oben drauf zu legen. Das gelang ihr zweifelsohne. Sie verprellte öffentlich ihren Arbeitgeber und giftete gegen Kollegen. Jeder normale Arbeitnehmer müsste da mit Kündigung rechnen. So auch Heidenreich, von der sich später selbst Marcel Reich-Ranicki distanzierte. Zu niveaulos und billig war die gekränkte Eitelkeit einer beleidigten Leberwurst, die einfach nicht darüber weg kam, dass nicht sie sondern Thomas Gottschalk die Laudatio für Reich-Ranicki halten durfte.
Der Goldene Günter 2008 in der Kategorie "Dreisteste Zuschauer-Abzocke" geht an
Kanal Telemedial
Begründung der Jury: Noch vor 9Live, Callactive und der RTL-Show "Die Weisheit der Vielen" gewinnt mit weitem Abstand der inzwischen eingestellte Fernsehsender Kanal Telemedial des umstrittenen Fernsehmachers Thomas Hornauer. Während die Zuschauer woanders immerhin nur um 0,50 Euro gebeten werden, erfand Kanal Telemedial den dreist-unglaublichen "Energie-Ausgleich". Mit einem Anruf konnten 30 Euro gespendet werden - als Dankeschön für das Programm des Senders, das meistens aus Trommelei und wirren Gesprächen bestand. Ziemlich ui-jui-jui. Dafür den Goldenen Günter.
Der Ehrenpreis der Stifter des Goldenen Günter geht in diesem Jahr an
"Schmidt & Pocher"
Begründung der Jury: Ohne die grenzwertige "Schmidt & Pocher"-Sendung mit Gast Lady Bitch Ray und ihrem ungewöhnlichen Geschenk an die beiden Gastgeber in diesem Frühjahr hätte sich der ehemalige ARD-Programmdirektor Günter Struve nicht zu dem legendären Zitat hinreissen lassen, welches Grundlage der Verleihung des Goldenen Günter ist. Dementsprechend darf "Schmidt & Pocher" in der diesjährgen Liste der Gewinner nicht fehlen. War ja schließlich "ziemlich ui-jui-jui".