Bilanz Januar 2008

"Die Abzocker" (seit 2. Januar, Mi 21:15 Uhr, Sat.1)
Seit Anfang Januar versucht sich Sat.1 an einer modernisierten Form des alten "Vorsicht Falle"-Konzepts von Eduard Zimmermann. Der Start verlief auch noch recht vielversprechend - doch in den folgenden Wochen brachen die Quoten ein und liegen inzwischen meist im einstelligen Bereich. Das könnte allerdings vor allem daran liegen, dass Sat.1 sich ausgerechnet den Sendeplatz für das Dokusoap-artige Format ausgesucht hat, auf dem auch RTL dieses Genre sehr erfolgreich bedient. Offenbar nicht der Weisheit letzter Schluss...

"Der Arbeitsbeschaffer" (2. Januar, Mi 21:15 Uhr, RTL)
Anfang Januar testete RTL mal wieder eine neue Help-Dokusoap. Der private Arbeitsvermittler Lars Naundorf versuchte darin, Arbeitslose in Jobs zu vermitteln, scheiterte aber nicht nur dabei teilweise, sondern auch mit dem ganzen Format beim Publikum. Die Marktanteile lagen weit unter RTL-Schnitt, was vor allem angesichts der Topquoten, die andere Dokusoaps auf diesem Sendeplatz holen, sehr enttäuschend war. Und so dürfte sich der "Arbeitsbeschaffer" nach nur einer Sendung schon wieder für sich selbst einen neuen Job suchen müssen.

"3 ein Viertel" (4. bis 25. Januar, Fr 21:15 Uhr, Sat.1)
Das neue Comedyformat mit Markus Maria Profitlich eröffnete den neuen Comedyfreitag bei Sat.1. Profitlich und seine zwei Mitstreiter schlüpfen darin in mehrere Rollen und stellen insgesamt 20 Einwohner eines Essener Viertels dar. Das Problem: Das ganze war höchstens albern, nur leider nicht lustig. Das erkannte auch das Publikum schnell. Die Quoten waren von Beginn an mies und sanken in den Folgewochen sogar noch ab. Nach vier Folgen zog Sat.1 daher schon wieder die Notbremse und schickte "3 ein Viertel" auf den TV-Friedhof. Offiziell sucht man aber natürlich noch nach einem passenderen Sendeplatz.

"iTeam - Die Jungs an der Maus" (4. bis 11. Januar, Fr 21:45 Uhr, Sat.1)
Noch schnell als bei "3 ein Viertel" ging es für die Sitcom "iTeam - Die Jungs an der Maus". Obwohl Sat.1 das britische Original annähernd Wort für Wort übersetzte, fiel das "iTeam" bei Fans des Originals wie auch bei den meisten anderen rigoros durch. 6,8 Prozent betrug der Marktanteil bei Folge 1. Nachdem die zweite Folge kaum besser lief, machte Sat.1 kurzen Prozess und hielt für kurze Zeit den Rekord für die schnellste Absetzung in diesem Jahr. Aber wie gesagt nur für kurze Zeit.

"Men in Trees" (ab 4. Januar, Fr 22:00 Uhr, Vox)
Während sich die anderen Sender an neuen Eigenproduktionen versuchten, schickte Vox zwei neue US-Serien ins Rennen. Den Anfang machte "Men in Trees" am Freitagabend - eine Mischung aus "Sex and the City" und "Ausgerechnet Alaska". Die Quoten sind vielleicht nicht spektakulär, halten sich aber recht stabil über Senderschnitt. Bei Vox dürfte man also ganz zufrieden sein.

"Two Funny" (seit 4. Januar, Fr 22:45 Uhr, Sat.1)
Noch ein neues Format für den Comedy-Freitag bei Sat.1. Erstaunlich, dass ausgerechnet eine ziemlich klassische Sketch-Comedy nicht nur den amüsantesten Beitrag am Comedy-Freitag lieferte, sondern auch den erfolgreichsten. Trotz des recht späten Sendeplatzes hatte "Two Funny" meist mehr Zuschauer als alle anderen Sat.1-Comedys davor und hielt sich als einzige meist über Senderschnitt - wenn man von verständlichen Problemen gegen das Dschungelcamp mal absieht.

"Das Büro" (seit 5. Januar, Sa 23:10 Uhr, Super RTL)
Wer würde den amerikanischen "Stromberg" wohl am späten Samstagabend bei Super RTL erwarten? Wohl die allerwenigsten. Und wer würde denken, dass er sich hinter dem Titel "Das Büro" versteckt? Wohl erst recht niemand. Angesichts dessen verwundert es nicht, dass Super RTL mit der US-Comedy nur Marktanteile weit unter dem Senderschnitt holen kann.

"Sketch News" (seit 5. Januar, Sa 23:15 Uhr, Sat.1)
Hätte man das Konzept umgesetzt, das der Titel "Sketch News" vermuten lässt, hätte die Sendung nach dem Aus für "Wochenshow" und "Freitag Nacht News" vielleicht sogar sehenswert werden können. Nur hat man das leider nicht getan. Was Axel Stein und Co. hier am späten Samstag abliefern, ist nicht nur traurig, sondern auch erfolglos - und das zurecht.

"Mord mit Aussicht" (seit 7. Januar, Mo 20:15 Uhr, Das Erste)
Nach den sowohl inhaltlich wie auch quotentechnisch enttäuschenden Serien "Ein Fall für Nadja" und "Elvis und der Kommissar", überraschte die ARD am Montagabend mit der gelungenen Krimiserie "Mord mit Aussicht". Anfangs stimmten auch die Quoten halbwegs. Doch in Woche 3 kam dann leider doch noch der Absturz auf Werte deutlich im einstelligen Bereich. Dennoch: Im Vergleich zu den beiden anderen getesteten Serien war "Mord mit Aussicht" die erfolgreichste.

"The next Uri Geller" (seit 8. Januar, Di 20:15 Uhr, ProSieben)
ProSieben inszeniert Uri Gellers Nachfolgersuche nicht etwa mit einem Augenzwinkern, sondern geradezu erschreckend ernsthaft. Dennoch ließ das Publikum sich in den Bann von Geller und seiner Möchtegern-Nachfolger ziehen. Die Quoten lagen zu Beginn über 20 Prozent, bröckeln inzwischen aber langsam ab. Dennoch bleibt "The Next Uri Geller" weiter einer der großen Erfolge des Januars.

"Simply the Best" (seit 10. Januar, Do 22:15 Uhr, ProSieben)
Sonya Kraus macht einen auf Sonja Zietlow und präsentiert den "Die 10..."-Abklatsch "Simply the Best". Die sehr schwache Performance von "Stars auf Eis" direkt davor und dann noch zeitweise das Dschungelcamp im Gegenprogramm vermasselten ProSieben aber die Tour. In den ersten Wochen war das Format jedenfalls alles andere als "Simply the Best". Doch immerhin: Zuletzt rettete sich Sonya Kraus doch noch auf Quoten leicht über Senderschnitt. Angesichts zahlreicher Flops ist das ja immerhin schon mal was.

"Schlüsselreiz" (seit 13. Januar, So 16:30 Uhr, ProSieben)
Zwar wurde das Magazin "Avenzio" abgesetzt, doch etwas hat überlebt: Die Rubrik "Schlüsselreiz" wurde in ein eigenes Format ausgelagert und läuft seit Mitte Januar am Sonntagnachmittag - holt dort allerdings nur sehr mäßige Quoten. Das hält ProSieben aber nicht davon ab, es ab Ende Februar sogar täglich mittags um 12 Uhr zu senden. Und da schließt sich der Kreis auch wieder: Das war einst der Sendelatz des eingestellten "Avenzio".

"Volles Haus" (13. Januar bis 10. Februar, So 17:25 Uhr, ProSieben)
Einen der peinlichsten Flops leistete sich sicher ProSieben mit "Volles Haus". Die Serie, die schon als "Mitten im 8en" im ORF nicht funktionierte, entpuppte sich bei ProSieben als komplett humorfreie Zone, die sich dennoch "Sitcom" schimpfte und wurde zurecht vom Publikum konsequent gemieden. Die Folge: Nach fünf ausgestrahlten Folgen nimmt ProSieben das Format verschämt wieder aus dem Programm. Dumm nur, dass man im Übermut im Vorfeld gleich 30 Folgen produzieren ließ.
"Die Küchenschlacht" (seit 14. Januar, Mo-Fr 14 Uhr, ZDF)
Im Kochshow-Hype will natürlich auch das ZDF nicht zurückstehen und lässt nun auch täglich Hobbyköche gegeneinander antreten. Wer gewinnt darf freitagabends bei Kerner antreten. Am seit langem vor sich hindümpelnden frühen Nachmittag konnte nicht viel schief gehen, allzu viel Besserung brachte die "Küchenschlacht" aber auch nicht. Die Quoten liegen meist klar unter Senderschnitt. Retten könnte die Sendung aber, dass das ZDF einfach auch nichts erfolgreicheres auf Lager hat.

"Shark" (seit 14. Januar, Mo 21:05 Uhr, Vox)
"Shark" ist die zweite neue US-Serie, die Vox an den Start brachte - und bei ihr verhält es sich aus Quotensicht ähnlich wie bei "Men in Trees": Ein spektakulärer Erfolg sieht anders aus, doch Grund zum Trübsal blasen hat Vox deswegen noch lange nicht. "Shark" holt Quoten stabil klar über Senderschnitt, auch wenn es für zweistellige Marktanteile derzeit nicht reicht. Doch das von jeder Vox-Serie zu erwarten wäre wohl auch etwas vermessen.

"Die Anwälte" (17. Januar, Do 21:15 Uhr, RTL)
Die Serie, die künftig als Paradebeispiel dafür angeführt werden wird, wie wenig Vertrauen die Sender noch in ihre eigenen Produkte haben. Eigentlich sollte "Die Anwälte" schon einmal im Frühjahr 2007 starten, wurde dann fast ein Jahr verschoben - und als es dann endlich kam nach nur einer Folge sofort wieder abgesetzt. Dabei waren die Quoten zwar wirklich schlecht, aber eigentlich auch nicht so unterirdisch, dass RTL gar nichts anderes mehr übrig blieb. 10,8 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe. Doof für RTL: Das ersatzweise wieder ins Programm gehievte "CSI" kommt seitdem auf kaum bessere Werte. Aber immerhin: Mit "Die Anwälte" holte sich RTL den Titel der am schnellsten abgesetzten Sendung des Jahres wieder von Sat.1 zurück.

"Alles typisch" (seit 18. Januar, Fr 20:15 Uhr, Sat.1)
Janine Kunze und Promis testen Klischees - und erfüllen gleichzeitig mit dieser Show eines: Sat.1-Sendungen am Freitag sind in der Regel weder lustig noch erfolgreich. So war das auch bei "Alles typisch". Von Anfang an waren die Quoten gegen Jauch miserabel, zum Schluss lag der Marktanteil gar unter 5 Prozent. Nach drei Folgen zog Sat.1 die Notbremse. Nun laufen die restlichen Folgen nur noch am Sonntagnachmittag. Dort ist der Schaden, den sie anrichten, immerhin nicht ganz so schmerzhaft.

"Herzog" (18. Januar bis 1. Februar, Fr 21:45 Uhr, RTL)
Niels Ruf, der sich in der Vergangenheit schon einmal einen Ruf als Rüpel erarbeitet hatte, bekam bei RTL seine eigene Sitcom und spielte einen Scheidungsanwalt. Trotz insgesamt recht positiver Kritiken fiel die Sitcom beim Publikum aber durch und lag weit unter RTL-Schnitt - noch weiter, als man das von RTL-Sitcoms ja schon gewohnt ist. Nach drei Wochen zog RTL den Stecker. Das Problem aus Sendersicht: Der Sendeplatz war nicht "männeraffin" genug. Ah ja. Dann viel Glück auf der Suche nach einem besseren Platz für einen Halbstünder.

"Maddin in Love" (seit 20. Januar, So 19:15 Uhr, Sat.1)
Verrückt: Kaum war der Comedy-Freitag von so ziemlich allen Mediendiensten, Zeitungen und Zeitschriften seit vielen Monaten für tot erklärt worden, kam man auch bei Sat.1 auf die Idee, eine Comedy mal auf einem anderen Sendeplatz in Erstausstrahlung zu zeigen - und wurde belohnt. "Maddin in Love" holte immerhin mit der Folge um 19:45 Uhr stets Quoten klar über Senderschnitt. Vielleicht zuletzt nicht mehr spektakulär hoch - doch im Vergleich zu allem anderen was Sat.1 zuletzt an Comedy aufbieten konnte, sind die "Maddin in Love"-Quoten nach wie vor Gold wert.

"Die Ausreißer" (seit 23. Januar, Mi 21:15 Uhr, RTL)
RTL betätigt sich mal wieder als Helfer in allen Not- und Lebenslagen. Diesmal darf Streetworker und Diplom-Sozialpädagoge Thomas Sonnenburg Jugendliche, die auf der Straße leben, wieder zurück in ein normales Leben führen. Mit "DSDS" im Vorprogramm konnte das Format eigentlich nur ein Erfolg werden - und wurde es auch.Selbst gegen ein Länderspiel holte "Die Ausreißer" zuletzt Marktanteile deutlich über Senderschnitt. Respekt.

"Doctor Who" (26. Januar bis 9. Februar, Sa 17:00 Uhr, ProSieben)
Lange mussten "Doctor Who"-Fans warten, bis die britische Kultserie wieder ins deutsche Fernsehen kam. Doch dann sollte es ein sehr kurzes Vergnügen werden. Weil die Deutschen mit dem Doctor nicht viel anfangen konnten, waren die Quoten von Beginn an meilenweit von akzeptablen Werten entfernt und lagen nur im mittleren einstelligen Bereich. Zu wenig für ProSieben, das nach nur drei Wochen schon wieder die Notbremse zog. Offiziell sucht man aber auch hier nun nach einem neuen Sendeplatz.

"Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" (seit 28. Januar, Mo 22:15 Uhr, RTL II)
Wer als Kandidat hier Geld gewinnen will, muss schon ziemlich schmerzfrei sein und auf intimste Fragen wahrheitsgemäß antworten. Dem Publikum scheint dieses Seelen-Striptease offenbar zu gefallen. Die erste Ausgabe holte einen Marktanteil weit über 10 Prozent, Folge 2 lief zwar nicht mehr ganz so gut, lag aber dennoch klar über Senderschnitt. Die Sendung spricht offenbar genau die "Big Brother"-Klientel an, die direkt davor die BB-Entscheidungsshows verfolgt.
"Achtung! Hartwich" (seit 1. Februar, Fr 23:15 Uhr, RTL)
Mit "Achtung! Hartwich" versucht sich RTL seit längerem mal wieder an einer aktuell produzierten Late Night-Comedyshow. Obwohl sich Daniel Hartwich eigentlich ganz wacker schlug, wollten das allerdings nur wenige Zuschauer sehen. Trotz Dschungelkönig Ross als Gast blieb die erste Ausgabe deutlich unter RTL-Schnitt. In Woche 2 fiel der Marktanteil sogar noch weiter ab und landete bei nur noch 11,9 Prozent. Spannend wird nun vor allem, wie lange RTL hier bereit ist, durchzuhalten.

"Hausfrauenstreik" (seit 3. Februar, So 19:05 Uhr, RTL)
Jetzt sind auch bei RTL "Männer allein daheim". Nachdem der Titel aber bereits von einer kabel eins-Show belegt wurde, heißt das Format bei RTL "Hausfrauenstreik". Am Sonntagvorabend haben zumindest zum Start aber nicht nur die Hausfrauen gestreikt. Für Putztipps und ungeschickte Männer interessierten sich zu dieser Uhrzeit nur 15,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Etwas zu wenig für die Ansprüche von RTL. Aber noch kein Grund, nervös zu werden.

"Der Bergdoktor" (seit 07. Februar, Do 20:15 Uhr, ZDF)
Neue deutsche Serien floppen grundsätzlich? Den Gegenbeweis trat am Donnerstagabend das ZDF an: Man muss sie nur möglichst altbacken machen und mit einem Titel einer noch altbackeneren ehemaligen Erfolgsserie versehen - und gar nicht erst versuchen, jüngere Zuschauer damit anzusprechen, sondern einzig und allein auf das ältere Publikum zielen, dann klappts auch mit der deutschen Serie. So wie beim "Bergdoktor", der zum Start von über sechs Millionen Zuschauern verfolgt wurde.