TV-Abschiede 2007

"Adelheid und ihre Mörder" (Das Erste)
Evelyn Hamann, berühmt geworden als Partnerin von Loriot, spielte seit 1993 die Hauptrolle in "Adelheid und ihre Mörder". Eigentlich arbeitete Adelheid Möbius nur als Protokollantin bei der Abteilung "Mord Zwo", dennoch war natürlich sie es, die jedes Mal den Fall löste, nie ohne sich vorher in brenzlige Situationen gebracht zu haben. Im Frühjahr strahlte die ARD die 65. und letzte Folge der stets erfolgreichen Serie aus. Im Oktober verstarb Evelyn Hamann nach kurzer, schwerer Krankheit.

"Alfredissimo" (Das Erste)
Lange vor Tim Mälzer und Co. kochte sich bereits Alfred Biolek durch den Tag. Seine Kochsendung "Alfredissimo" ging zum ersten Mal am 27. Dezember 1994 auf Sendung. Seitdem kochte Alfred Biolek regelmäßig mit einem Gast ein Gericht, das dieser vorschlagen durfte. Dazu gab es natürlich einen Wein, den beide ausführlich probierten und verköstigten. Im vergangenen Jahr kündigte der WDR dann an, dass nach 459 Sendungen Schluss sein wird. Biolek selbst ganz bescheiden zum Ende seiner Kochshow: "Ohne zu übertreiben kann man sagen, dass 'Alfredissimo' Auslöser einer ganzen Fernsehgattung war. Vom Trendsetter zum TV-Klassiker."

"Alle lieben Jimmy" (RTL)
Dass die RTL-Sitcom "Alle lieben Jimmy" überhaupt noch das Jahr 2007 erlebt hat, ist eigentlich schon erstaunlich. Denn bereits die erste Staffel holte nur Quoten unter Senderschnitt. Doch die Serie bekam viel Kritikerlob, wurde sogar für mehrere Preise nominiert, unter anderem für die Rose d'Or, den Deutschen Fernsehpreis und die International Emmys. Also wollte man sie bei RTL doch nicht sang- und klanglos begraben und gab eine weitere Staffel in Auftrag. Die lief im Frühjahr allerdings derart miserabel, dass auch kein Lob und keine Auszeichnung sie dann mehr vor dem TV-Friedhof bewahren konnte.

"Alles Atze" (RTL)
"Alles Atze" war war die dienstälteste RTL-Sitcom, die der Sender noch im Programm hatte. Erstmals auf Sendung ging sie am 7. Januar 2000. Doch schon vor der letzten Staffel kündigte Hauptdarsteller Atze Schröder an, dass nach diesen Folgen Schluss sein wird - und kam damit einer so gut wie sicheren Absetzung zuvor. Die letzte Staffel der einst so erfolgreichen Sitcom lief am Freitagabend nur noch miserabel und wurde schließlich in den späten Abend verschoben. Die Aussage, er wolle mit der Serie aufhören, solange sie den Zuschauern noch Spaß mache, hätte Atze Schröder wohl doch schon ein Jahr eher treffen sollen - so wirkte sie im Nachhinein irgendwie fehl am Platz.

Andrea Kiewel (ZDF + MDR)
Kurz vor Jahresende holte Andrea Kiewel noch ein Schleichwerbeskandal ein, der eigentlich schon am 23. Januar stattgefunden hatte. Kiewel, die unter anderem den "ZDF-Fernsehgarten" und im MDR "Riverboat" moderiert hatte, pries bei ZDF-Kollege Johannes B. Kerner offen ein bestimmtes Produkt der Firma Weight Watchers an - obwohl sie einen PR-Vertrag mit dieser hatte. Hielt man das anfangs nur für einen bedauerlichen Vorfall, so verschärfte sich die Situation kurz vor Weihnachten mit Auftauchen des Vertrages, der auch der DWDL.de-Redaktion vorliegt. Dort wird für den Fall einer Themenplatzierung bei Kerner ein Sonderhonorar vereinbart - das fanden weder das ZDF noch der MDR lustig und beendeten sofort die Zusammenarbeit mit Andrea Kiewel. Lediglich einige aufgezeichnete Sendungen mit ihr werden noch ausgestrahlt.

Arena
Keine Sendung, keinen Moderator, sondern gleich einen ganzen Sender hat es 2007 auch erwischt: Nach nur einer Saison stellte der Bundesliga-Sender Arena seinen Betrieb wieder ein. Etwas über eine Million Kunden hatte Arena in dieser Zeit gewonnen - was sich viel anhört, aber für ein tragfähiges Geschäftsmodell deutlich zu wenig war. Retten sollte den Sender eine umfangreiche Kooperation mit dem eigentlichen Konkurrenten Premiere. Doch das Kartellamt schritt ein und verhinderte ein angebliches Kartell dadurch, dass man gleich den ganzen Wettbewerber einstampfte. Respekt. Inzwischen sind die Bundesliga-Rechte zurück bei Premiere und Arena bleibt wohl eher eine Randnotiz in der Bundesliga-Geschichte.

"Avenzio - Schöner leben!" (ProSieben)
Im Jahr 2003 startete ProSieben mittags um 12 Uhr die Ratgebersendung "Avenzio - Schöner leben". Statt sich auf ein Thema zu konzentrieren, packte man nach Lust und Laune alles rein, wofür man irgendwie Tipps geben konnte. Das Spektrum reichte von Haushalt, Wohnen, Garten, Ernährung, Gesundheit, Wellness über Beauty und Mode bis zu Partnerschaft und Familie. Doch der Zuschauerzuspruch nahm zuletzt deutlich ab. In seinen letzten Wochen musste "Avenzio" dann einen langsamen Gang Richtung Morgenprogramm antreten. Ab Juli kam die Sendung bereits um 11 Uhr, ab Ende Oktober um 10 Uhr. Kurz vor Weihnachten war dann endgültig Schluss. ProSieben zeigt vormittags künftig lieber US-Serien.

"Blitz" (Sat.1)
Am 6. Januar 1997 war es soweit: Nachdem der Plan eines "Bild-TV" doch noch gescheitert war, weil man bei "Bild" im Falle eines Flops eine Beschädigung der eigenen Marke fürchtete, brachte Sat.1 ersatzweise sein Boulevard-Magazin "Blitz" an den Start, schon damals auf dem Sendeplatz um 18:50 Uhr, wo es nach einer missglückten Verschiebung auf 18 Uhr Ende vergangenen Jahres auch wieder gelandet war. Wohl vor allen Dingen auch, weil der gesamte Vorabend von Sat.1 gewaltig schwächelte, sanken zuletzt auch die Marktanteile von "Blitz" häufig in den einstelligen Bereich. Am 14. Oktober lief "Blitz" nach über 10 Jahren zum letzten Mal. Seitdem versucht sich "Sat.1 - Das Magazin" am Vorabend - und hat dort noch weniger Erfolg.

"Blond am Freitag" (ZDF)
Erstmals lästerte die blonde Runde um Ralph Morgenstern bereits 2001, damals noch am Sonntagabend als "Blond am Sonntag". Doch ab 2002 hatte der Kaffeeklatsch seinen festen Platz am Freitagabend gegen Mitternacht gefunden. In einer für ZDF-Verhältnisse erstaunlich schrill besetzten Runde wurde über die wichtigen und meist weniger wichtigen Themen der Woche geklatscht und gelästert. Politisch korrekt ging es dabei häufig nicht zu - und genau dafür war die Runde bei ihren Fans beliebt. Ende März wurde das Format eingestellt - es habe sich "überlebt" hieß es damals vom ZDF. Im Sommer gab es noch einmal ein einmaliges Special am Samstagnachmittag unter dem Titel "Kaffeeklatsch". Die Quoten waren allerdings zu mau für eine Fortsetzung.

"Das Familiengericht" (RTL)
Gerichtsshows sind Auslaufmodelle, heißt es bei RTL bereits seit längerem. Stattdessen will der Sender mehr auf das Helpshow-Genre setzen. Mitte Oktober musste mit dem "Familiengericht" daher nun die erste der drei RTL-Gerichtsshows vollständig den Bildschirm verlassen. Den Kollegen vom "Strafgericht" wurde noch eine Galgenfrist bis Frühjahr gegeben, das "Jugendgericht" ist inzwischen zur Crime-Doku "Staatsanwalt Posch ermittelt" mutiert und hat seit November gar keine Gerichtsshow-Anteile mehr. Der TV-Tod der RTL-Courtshows freut vor allen Dingen Sat.1. Dort erlebt vor allem "Richterin Barbara Salesch" dank fehlender Konkurrenz unverhofft einen zweiten Frühling. RTL hingegen geht mit seiner ins Programm gehievten Helpshow "Familienhilfe mit Herz" unter.

Dieter Thomas Heck (ZDF)
Man muss nur "Zetttt de eff" sagen und jeder weiß, wer gemeint ist: Dieter Thomas Heck nahm in diesem Jahr nach rund 40 Jahren seinen TV-Abschied. Berühmt wurde er als schnellsprechender Moderator der ZDF-Hitparade - und noch heute verbindet man ihn vor allen Dingen mit dieser Sendung und diese Sendung mit ihm, obwohl er sie bereits vor 23 Jahren abgab. Seitdem moderierte er alles mögliche, zuletzt das "ZDF-Sommerhitfestival" und "Melodien für Millionen". Letzteres war am 18. November auch die letzte von ihm moderierte Sendung. Zum Abschied schenkte ihm das ZDF noch eine Gala zu seinem 70. Geburtstag. Und irgendwie wollen ZDF und Dieter Thomas Heckauch künftig zusammenarbeiten - nur wie, ist bislang nicht bekannt.

"Doppelter Einsatz" (RTL)
Nachdem im vergangenen Jahr schon das Massensterben bei altgedienten RTL-Serien eingesetzt hatte, ereilte es 2007 auch "Doppelter Einsatz". Die Serie startete schon im September 1994, damals noch mit einstündigen Folgen. Seit 1997 wurden nur noch wenige Folgen pro Jahr gezeigt, die dafür allerdings "in Spielfilmlänge". Zuletzt zeigte RTL sie jeweils zu Jahresbeginn immer dienstags um 20:15 Uhr. Doch 2007 warteten Fans zunächst vergeblich. Der Dienstag war längst an"CSI: Miami" und "Dr. House" fest vergeben, für eine deutsche Reihe war da kein Platz mehr. Im Juli, wenn die Zuschauerzahlen ohnehin niedrig sind, schaffte es RTL dann doch noch, wenigstens ab 22:15 Uhr ein Plätzchen frei zu räumen, um die letzten vier Folgen zu senden - mit mäßigem Erfolg. Kurz danach war die endgültige Einstellung der altgedienten Reihe beschlossene Sache.

Eva Herman (NDR)
Ihren Job als "Tagesschau"-Sprecherin gab sie bereits 2006 auf, weil sie sich fortan lieber als Autorin betätigen wollte, um als solche das klassische Rollenbild der Frau zu propagieren. Seitdem war sie nur noch als Talkshow-Moderatorin beim NDR in "Herman und Tietjen" tätig. Doch dann lobte Sie "Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden" und schoss sich damit völlig ins Abseits. Der NDR feuerte sie umgehend. Als sie dann noch bei Johannes B. Kerner auftrat und dort die Sendung vorzeitig verlassen musste, weil Autobahn gar nicht ging und die übrigen Gäste zu rebellieren anfingen, wurde sie vollends zum Buhmann der Medien. Ihre TV-Karriere dürfte damit auf absehbare Zeit erstmal beendet sein.

Georg Kofler (Premiere)
Vor der Kamera war Georg Kofler höchstens mal in Werbespots oder bei Panel-Diskussionen zu sehen, doch als Macher hinter den Kulissen prägte er lange Jahre lang die deutsche Fernsehlandschaft. Erst als Chef von ProSieben, später als Sanierer, der die Führung von Premiere übernahm, als das Pay-TV-Unternehmen fast schon pleite war, und bis in die Gewinnzone führte. Mitte des Jahres nahm er dann aber plötzlich seinen Hut. Heute macht er lieber in Maschinenbau und ähnlichem. Vermissen werden wir ihn vor allen Dingen auf allen Branchenkongressen - denn dort war er auf Paneldiskussionen immer für einen flotten Spruch gut. Ohne ihn dürfte der Unterhaltungsfaktor weiter sinken.

"Harald Schmidt" (Das Erste)
Mitte des Jahres verlor Deutschland die letzten Überbleibsel einer klassischen Late Night, wie sie die "Harald Schmidt Show" zu Sat.1-Zeiten noch war. Im Ersten war Harald Schmidt dann schon nur noch zwei Mal wöchentlich auf Sendung und das auch nur unregelmäßig - und mit nachlassendem Unterhaltungwert. Seit Oktober hat sich der Altmeister Oliver Pocher zu Hilfe geholt und macht dort mehr Medienmagazin als Late Night - und das nur noch einmal wöchentlich. Das ist zwar nicht schlecht - doch alte "Harald Schmidt Show"-Zeiten vermissen wir dennoch.

"Hinter Gittern" (RTL)
Am 13. Februar 2007 ging ein weiteres Kapitel deutscher TV-Geschichte endgültig zu Ende. Im September 1997 eröffnete RTL erstmals seinen Frauenknast und strahlte die Geschichten aus diesem fortan ohne Pause aus - nicht mal in den Sommermonaten gönnte man jahrelang den Gefängnisinsassen einen Freigang. Doch zum Schluss verlor die jahrelang sehr erfolgreiche Serie mehr und mehr Zuschauer. Im Sommer 2006 gab es mit einem umfangreichen Relaunch einen letzten Rettungsversuch - vergeblich. Als die Quote sogar in den einstelligen Bereich abgerutscht war, beschloss RTL das Aus für die Serie - und das nach zehn Jahren in geradezu unwürdiger Art. Die letzten Folgen wurden Anfang des Jahres montags gegen 1 Uhr zu Ende gezeigt. Kein Wunder also, dass die 403. und letzte Folge nur noch 290.000 Zuschauer verfolgten.

"Lotta in Love" (ProSieben)
Mit einiger Verspätung sprang ProSieben im Frühjahr 2006 auch noch auf den Telenovela-Zug auf und brachte "Lotta in Love" an den Start. Als Sendeplatz hatte man sich den 18 Uhr-Slot ausgesucht - und damit von Beginn an gleich alle "Simpsons"-Fans gegen sich aufgebracht, weil die gelbe Familie weichen musste. "Lotta in Love" konnte die Erwartungen nie erfüllen und wurde nach dreieinhalb Monaten wieder aus dem Vorabendprogramm genommen. Warum die Telenovela trotzdem in den TV-Abschieden 2007 auftaucht? Weil ProSieben sie tatsächlich bis zum Ende am Sonntagmorgen ausgestrahlt hat. Zuletzt war sie zu der völlig absurden Zeit sonntags kurz vor 6 Uhr morgens zu sehen. Dort sahen 140.000 Zuschauer am 12. August das "große" Finale - mehr als ein Jahr nachdem die Serie aus dem Vorabend und damit vollends dem Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit verschwunden war.

"Lustige Musikanten" (ZDF)
Als das ZDF ankündigte, die Sendungen mit dem Volksmusik-Paar Marianne und Michael - darunter "Lustige Musikanten" - einzustellen, war die Aufregung groß. Aus dem Volksmusik-Genre kam Kritik von allen Seiten, die teils absurde Ausmaße annahm. Diskriminierung wurde gewittert, obwohl das ZDF doch nur angekündigt hatte, Volksmusik-Sendungen künftig nur noch am Wochenende auszustrahlen. Doch nach dem Aus für die "Lustigen Musikanten" gab es für Marianne und Michael-Fans im November doch noch einen Trost: Das ZDF kündigte an, auch 2008 immerhin noch drei Shows mit den beiden auszustrahlen. Die "Lustigen Musikanten" sind aber endgültig Geschichte.

"Make Money - Die Markus Frick Show" (N24)
Seit 2006 durfte Markus Frick in seiner eigenen Show auf N24 zweifelhafte Börsentipps geben. Doch er geriet zunehmend in die Kritik. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, er habe in seinem E-Mail-Newsletter Aktien von Unternehmen mit zweifelhafter Geschäftsgrundlage hochgejubelt. Zudem warf man ihm ständige Schleichwerbung für seinen kostenpflichtigen Newsletter vor. Schon die letzte Sendung vor der Sommerpause 2007 strahlte N24 daher nicht mehr aus - und aus dieser kehrte er danach auch nicht mehr zurück.

"Pssst..." (Das Erste)
1990 ging "Pssst..." im dritten Programm des WDR erstmals auf Sendung. Ingolf Lück, Elke Heidenreich, Mariele Millowitsch und Herbert Feuerstein versuchten darin, das Geheimnis eines Kandidaten zu erraten. Gastgeber war Harald Schmidt. Das ganze war aber nie ein ernstes Ratespiel, sondern erinnerte eher an einen Kindergeburtstag, an dem alle durcheinander riefen und auf Herbert Feuerstein herumhackten. 1993 schaffte die Sendung den Sprung ins Erste, wo sie 1995 aber eingestellt wurde, als Harald Schmidt zu Sat.1 wechselte. Im Frühjahr gab es eine Neuauflage auf dem gefürchteten Sendeplatz am Vorabend um 18:50 Uhr. Dort wollte das Format allerdings kaum jemand sehen, die Quoten waren miserabel. Nach den geplanten 12 Folgen gab die ARD daher bekannt, dass weitere Folgen nicht geplant sind. "Pssst..." landete somit zum zweiten Mal auf dem TV-Friedhof.

Rolf Schimpf alias "Der Alte" (ZDF)
22 Jahre lang spielte Rolf Schimpf in der Serie "Der Alte" Hauptkommissar Leo Kress und gehörte damit zu den letzten Urgesteinen des ZDF-Krimifreitags. Ein großes Finale versagte das ZDF ihm dennoch. Sein letzter Fall unterschied sich kurz vor Jahresende nicht von allen vorherigen, sein Abschied kam erst wenige Minuten vor Schluss erstmals zur Sprache. Rolf Schimpf war nicht der erste "Alte" - er löste einst Siegfried Lowitz ab - und er wird auch nicht der Letzte sein. Als sein Nachfolger steht Walter Kreye bereits bereit.

"Sabine Christiansen" (Das Erste)
Ihre Gesprächsführung war ebenso häufig kritisiert worden wie die gepflegt ausgetauschten Worthülsen ihrer Gäste - und doch: Sabine Christiansens sonntäglicher Polittalk im Ersten war eine Institution seit seiner Einführung am 4. Januar 1998 und stand wie kein anderes Format synonym fürs Genre Polittalk. Nach rund neuneinhalb Jahren nahm sie am 24. Juni ihren Hut und wird künftig nur noch auf CNBC und hin und wieder in einzelnen Sendungen im Ersten zu sehen sein. Ihr Abschied hätte fast Günther Jauch ins Erste geführt, bis ihn die einzelnen Gremienangehörigen mit ständigen Querschüssen wieder davongejagt hatten. Nun führt Anne Will durch den sonntäglichen Talk - und beweist, wie austauschbar Sabine Christiansen in ihrer Sendung eigentlich war.

"Sat.1 am Abend" (Sat.1)
Warum seinem Programm einen Hauch von Anspruch geben, wenn man doch wunderbar auch Wiederholungen von "Niedrig und Kuhnt" zeigen kann und damit viel billiger wegkommt? Das dachte man sich auch bei Sat.1 und nahm Mitte des Jahres im Zuge allgemeiner Sparmaßnahmen auch das Magazin "Sat.1 am Abend" aus dem Programm. Nur in den einzelnen Bundesländern, in denen Sat.1 zur Ausstrahlung eines Regionalprogramms verpflichtet ist, ist um 17:30 Uhr nun noch ein Magazin zu sehen. Der Rest bekommt billigstes Crime-Doku-Programm aus der Konserve vorgesetzt.

"Sat.1 am Mittag" (Sat.1)
Der ehemalige Sat.1-Chef Roger Schawinski wollte seinem Sender endlich mehr Kompetenz und Gewicht im News-Sektor bescheren. Eine Maßnahme war die Etablierung eines eigenen Mittagsmagazins, das am 16. Januar 2006 den Angriff auf RTL-Platzhirsch "Punkt 12" wagte. Die zunächst 90-minütige Sendung war zum Start aber chancenlos. Es folgte erst die Verkürzung auf 60 Minuten und schließlich die Verlegung in den Vormittag, wo es immer erfolgreicher wurde und zuletzt weit über dem Sat.1-Schnitt lag. Und doch fiel das inzwischen erfolgreiche Format den absurden Rendite-Forderungen der neuen Eigentümer zum Opfer. Am 16. Juli lief das Format zum letzten Mal. Das Team erfuhr davon erst Minuten vor der Sendung und hatte nicht mal mehr Zeit, sich zu verabschieden. Am nächsten Tag informierte ein Laufband die verdutzten Zuschauer über die Absetzung über Nacht, während als Ersatz "Richterin Barbara Salesch" lief.

"Sat.1 News - Die Nacht" (Sat.1)
Wer die Absetzung von "Sat.1 am Mittag" mit dem unseligen Laufband schon für geschmacklos hielt, der wurde bei der letzten Ausgabe von "Sat.1 News - Die Nacht" belehrt, dass Sat.1 noch tiefer sinken kann. Ende August waren die Nachtnachrichten von Sat.1 zum letzten Mal zu sehen - auch hier, weil sie den Programmmachern zu teuer geworden waren. Als in der letzten Sendung Moderatorin Claudia von Brauchitsch gerade zur Verabschiedung und Danksagung an die Zuschauer ansetzte, wurde die Sendung mitten im Satz abgebrochen. Stattdessen kam das Wetter und im Anschluss eine XXL-Version der von 9Live produzierten Call-In-Sendung "Quiz Night". Für die konnte Sat.1 übrigens dann zwei Stunden und 20 Minuten entbehren.

"Schillerstraße" (Sat.1)
Am 3. September 2004 schickte Sat.1 die "Schillerstraße" erstmals auf Sendung und löste damit einen kleinen Impro-Comedy-Boom aus. Ohne richtiges Drehbuch mussten die Schauspieler rund um Cordula Stratmann dort die Regieanweisungen in ihre Handlung einbauen. Das Format wurde zum Quotenhit und wanderte schnell auf den 20:15 Uhr-Sendeplatz. Die letzte Staffel konnte dann allerdings nicht mehr so ganz an frühere Quotenerfolge anknüpfen und dümpelte im Mittelmaß vor sich hin. Offiziell befindet sich die "Schillerstraße" derzeit in einer erweiterten Sommerpause, die aber noch für unbestimmte Zeit andauert. Derzeit wird das Format überarbeitet und soll irgendwann wieder zurückkommen - dann aber mit neuem Konzept, mit neuen Gesichtern, ohne Cordula Stratmann und vielleicht sogar unter neuem Namen. Eines steht jedenfalls fest: Die "alte" "Schillerstraße" wird es so nicht mehr geben.

"Schmeckt nicht, gibt's nicht" (Vox)
Tim Mälzer ist der Superstar unter den TV-Köchen, vor allem beim jungen Publikum und gilt als der deutsche Jamie Oliver. In "Schmeckt nicht, gibt's nicht" zeigte er, dass Kochen keine Kunst ist und wie sich mit einfachen Mitteln schnell hoffentlich leckere Gerichte zubereiten lassen. Erstmals wurde die Sendung Ende 2003 ausgestrahlt, regelmäßig ins Programm kam sie dann ab März 2004. Weil Tim Mälzer etwas kürzer treten wollte und zwischenzeitlich sogar eine eigene Primetimeshow "Born to cook" präsentierte, gab er die Sendung trotz guter Quoten in diesem Jahr auf. An seine Stelle trat Steffen Henssler, der allerdings mangels Erfolgs kurze Zeit später seinen Platz schon wieder räumen musste.

"Schmetterlinge im Bauch" (Sat.1)
Nachdem Sat.1 mit "Verliebt in Berlin" kaum für möglich gehaltene Erfolge am Vorabend gefeiert hatte, sollte "Schmetterlinge im Bauch" eigentlich die Nachfolge antreten. Nachdem "ViB" aber doch mit neuem Personal verlängert wurde, bekam die neue Telenovela den Sendeplatz direkt davor. "Schmetterlinge im Bauch" fiel nach einem gelungenen Start aber schnell unter Senderschnitt und konnte sich auch nie mehr erholen. Die letzen Folgen wurden Anfang des Jahres am Samstagvormittag zu Ende gezeigt.

"Sperling" (ZDF)
Heimlich, still und leise hat das ZDF in diesem Jahr die Krimireihe "Sperling" mit Dieter Pfaff eingestellt. Erst über drei Monate nach der letzten Folge im März wurde bekannt, dass die Reihe nicht fortgesetzt wird. In rund elf Jahren wurden insgesamt nur 18 Folgen produziert. Die Einstellung lag nicht an mangelndem Erfolg. Bis zuletzt hatten weit über 5 Millionen Zuschauer zugesehen. Stattdessen sei die Reihe, die stets auf Action und Gewalt verzichtete, einfach auserzählt. "Lieber aufhören, wenn's am schönsten ist", statt mit mittelmäßigen Geschichten weitermachen lautete deshalb die respektable Entscheidung.

Terranova
Noch ein ambitionierter Sender, der in diesem Jahr seinen Betrieb einstellen musste. Der auf Naturdokus spezialisierte Free-TV-Kanal, der auch eigene Infoformate im Programm hatte, war im September 2004 aus dem Musiksender Onyx TV hervorgegangen. Grund für die Einstellung Mitte Juli waren wirtschaftliche Schwierigkeiten. Zu wenige Werbeeinnahmen standen hohen Kosten für die technische Verbreitung gegenüber. So war Terranova auch im analogen Kabelnetz und sogar in einigen DVB-T-Regionen via Antenne zu empfangen. Letztlich hatte man sich damit wohl schlicht und einfach überhoben.

Ulrich Mühe in "Der letzte Zeuge" (ZDF)
Seit 1998 spielte Ulrich Mühe den Gerichtsmediziner in "Der letzte Zeuge". Die Serie, die mit dem Deutschen Fernsehpreis für das beste Buch ausgezeichnet worden war, lief zuletzt am Freitagabend nach den eigentlichen Freitagskrimis und holte nicht nur beim Gesamtpublikum starke Quoten, sondern auch bei den 14- bis 49-Jährigen, die das ZDF normalerweise nur schwer erreicht. Hauptdarsteller Ulrich Mühe verstarb im Juli 2007 an einer Krebserkrankung. Zwei Wochen zuvor war die 73. und letzte Folge der Serie ausgestrahlt worden. Bis zum Jahresende zeigte das ZDF aber noch Wiederholungen - weiter mit großem Erfolg. Womöglich will das ZDF die Serie mit neuen Schauspielern fortsetzen.

"Verliebt in Berlin" (Sat.1)
Kein anderes Format stand so für den Aufschwung, den Sat.1 2005 erlebte. Und kein Format stand gleichzeitig auch so für den Abschwung in den Jahren 2006 und 2007. Die Geschichte um Lisa Plenske holte ab Februar 2005 kaum für möglich gehaltene Quoten am Sat.1-Vorabend. Durchgehend Marktanteile deutlich über 20 Prozent hätten sich die Verantwortlichen wohl vorher nicht einmal erträumt. Das Lisa-Finale verfolgten über 7 Millionen Zuschauer in der Primetime, der Marktanteil lag bei fast 40 Prozent. Doch danach wollte sich Sat.1 nicht von dem Format trennen, führte die Telenovela mit neuer Geschichte weiter - und ging baden. Woche für Woche fielen die Quoten. 2007 lagen sie annähernd durchgehend unter Senderschnitt. Daran konnte auch eine kurzzeitige Rückkehr von Alexandra Neldel nichts nachhaltig ändern. Mitte Oktober war daher endgültig Schluss.

"Wickerts Bücher" (Das Erste)
Nachdem Ulrich Wickert die Moderation der "Tagesthemen" abgegeben hatte, ging er im August 2006 mit einer eigenen Büchersendung an den Start. "Wickerts Bücher" holte aber selbst im Vergleich zu anderen Literatursendungen nur schwache Quoten. Anfang des Jahres machten daher bereits Gerüchte über eine Absetzung die Runde. Im Frühjahr kündigte Wickert dann aus eigenem Entschluss an, das Format nicht weiterzuführen. Offiziell wegen Zeitmangel. Damit kam er womöglich seiner Absetzung zuvor. Die letzte Folge wurde am 20. Mai ausgestrahlt.