Wenn in den nächsten Tagen die Primetime Emmy Awards verliehen werden, dann sind es bereits die zweiten in diesem Jahr - denn aufgrund des viele Monate anhaltenden Streiks von Autorinnen und Autoren sowie auch Schauspielerinnen und Schauspielern im vergangenen Jahr, mussten die Verleihung der 75. Emmys bis in den Januar 2024 verschoben werden. Doch an den Zeiträumen, in denen eine Sendung gelaufen sein muss, hat sich durch die Verschiebungen nichts geändert, sprich: Trotz Ausstrahlung im Januar waren damals nur Formate im Rennen, die bis zum 31. Mai 2023 gelaufen waren - dementsprechend schöpft man auch diesmal wieder aus einem vollen Jahr vom 1. Juni 2023 bis 31. Mai 2024.

Und trotzdem ist das in den vergangenen Jahren immer weiter angeschwollene Reservoir insbesondere an TV-Serien nun erheblich geschrumpft. Dass über ein halbes Jahr in den USA (mit wenigen Ausnahmen) fast keine fiktionale Produktion mehr umgesetzt werden konnte, schlägt sich nun erheblich nieder. Und dass der schwächelnde Werbemarkt gepaart mit einer Abkühlung der zwischenzeitlich völlig überhitzten Streaming-Phantasien generell dafür sorgt, dass nach dem Streik die Zahl der Produktionen bis heute bei Weitem nicht mehr beim vorherigen Maximum liegt, tut ihr übriges.

Welchen Einfluss das auch auf die Emmys hat, zeigt eine Zahl: 107 Produktionen wurden diesmal als Beste Drama-Serie bei der Television Academy eingereicht, ein Jahr zuvor waren es noch 163, ein Rückgang also um etwas mehr als ein Drittel. Und es führt auch dazu, dass im Bereich der Dramaserien nur eine einzige der Vorjahresnominierten ("The Crown") erneut im Rennen ist - teils weil die Serien einfach zu Ende sind, teils aber eben auch, weil durch Produktionsverzögerung neue Staffeln länger als gewohnt auf sich warten lassen.

Das wiederum sorgt für einige Überraschungen. Klar, "Shōgun" ist eine herausragende Serie - dass sie in anderen Jahren aber zu der mit 25 Nominierungen klar dominierenden Drama-Serie werden würde, erscheint doch eher unwahrscheinlich. Dass mit "3 Body Problem" und "Fallout" gleich zwei neue im Science-Fiction-Serien Chance im Nominiertenfeld für die Beste Serie sind, ist ebenfalls bemerkenswert, weil es sonst nicht gerade als Lieblings-Genre der Academy-Mitglieder gilt. Und mit "Slow Horses" taucht plötzlich eine Serie in Staffel 3 mit gleich neun Nominierungen bei den Emmys auf, die mit den ersten beiden Staffeln noch völlig leer ausgegangen war, auch die erste Staffel von "The Gilded Age" flog noch fast völlig unterm Radar, ist nun aber im Rennen als Beste Drama-Serie. Für "The Morning Show" ist es in Staffel 3 ebenfalls die erste Nominierung als Beste Drama-Serie, mit "Mr. & Mrs. Smith" komplettiert noch ein Neuling das Nominiertenfeld. Bei den Comedyserien gibt's deutlich mehr bekannte Emmy-Recken, doch auch dort warten einige Überraschungen wie etwa "Palm Royale" von Apple TV+

Die Entscheidung, wer nun den Preis als beste Serie mit nach Hause nehmen kann, fällt allerdings erst in der kommenden Woche, hierzulande in der Nacht von Sonntag auf Montag, 16.9., wenn die große Emmy-Gala in diesem Jahr bei ABC läuft - moderiert übrigens von Eugene und Dan Levy, also erstmals einem Vater-Sohn-Paar, das auch schon zusammen für "Schitt's Creek" vor der Kamera stand. Aus deutscher Sicht besonders erfreulich: Nachdem die vergangene Verleihung im Januar hierzulande gar nicht zu sehen war, hat sich nun die Telekom die Übertragungsrechte gesichert und wird bei Magenta TV auf dem Kanal #DabeiTV ab 1 Uhr nachts zunächst den Roten Teppich und ab 2 Uhr nachts die Verleihung selbst streamen. Wer sich nicht die Nacht um die Ohren schlagen will, kann sich auch am Montagabend um 20:15 Uhr die Wiederholung ansehen.

Von den insgesamt 124 (!) Emmy-Kategorien wird der Großteil - insgesamt 99 - aber schon an diesem Wochenende vergeben, bei den sogenannten Creative Arts Emmys. In der Nacht von Samstag auf Sonntag steht dabei zunächst vor allem das Non-Fiktionale mit all seinen Gewerken im Vordergrund, in der Nacht von Sonntag auf Montag folgen dann unterschiedlichsten Gewerke in den fiktionalen Kategorien. Dass es so viele Kategorien gibt, liegt daran, dass man die Kategorien überraschend fein ausdifferenziert - bis hin zum besten Hairstyling. Nach diesen beiden Abenden wird sich jedenfalls schon zeigen, wer von der reinen Anzahl an Preisen in diesem Jahr voraussichtlich vorn liegen wird und welche Produktionen es auch am Gala-Abend schwer haben dürften. DWDL berichtet auch über diese beiden Abende wie gewohnt ausführlich am Morgen danach, ehe wir kommende Woche noch einen detaillierteren Blick auf die nominierten Serien in den Bereichen Drama, Comedy und Miniserie werfen.