Mit insgesamt 14 Nominierungen gehört "Squid Game" in diesem Jahr zu den größeren Favoriten auf die ein oder andere Auszeichung mit einem Primetime Emmy, auch wenn es in der Königskategorie "Beste Drama-Serie", in der "Squid Game" ebenfalls im Rennen ist aber gegen Schwergewichte wie allen voran "Succession" antreten muss, wohl nicht ganz reichen dürfte. Doch generell stellt sich erstmal die Frage: Was hat eine südkoreanische Produktion überhaupt bei einem US-amerikanischen Fernsehpreis zu suchen?
Eigentlich ist die Emmy-Welt klar aufgeteilt: Um US-Produktionen kümmert sich die Television Academy in den USA, um den ganzen Rest der Welt seit nunmehr fünfzig Jahren die International Academy of Television Arts & Sciences, die dementsprechend ebenfalls jährlich die International Emmys verleiht. Über deren Preise stimmen dann auch nicht die meist amerikanischen Mitglieder der TV Academy ab, sondern Hunderte Jury-Mitglieder aus aller Welt. Gerade erst gab es eine Jurysitzung in Köln.
Doch bei den Primetime Emmys gibt es schon immer Ausnahmen für manch internationale Produktion - man denke nur an die zahlreichen Emmy-prämierten britischen Produktionen wie zuletzt beispielsweise Abräumer wie "The Crown" oder "Fleabag". Behalf man sich da bei britischen Produktionen früher häufiger Konstruktionen wie der US-Ausstrahlung beim öffentlich-rechtlichen Sender PBS, sind diese Grenzen im Streaming-Zeitalter ohnehin längst gefallen. Und das ist auch der Hintergrund dafür, dass "Squid Game" bei den Primetime Emmys antreten darf - obwohl die Serie noch nicht mal in englischer Sprache gedreht wurde.
Denn in den Emmy-Regularien heißt es: "Ausländische Fernsehproduktionen sind nicht teilnahmeberechtigt, es sei denn, sie sind das Ergebnis einer Koproduktion (sowohl in finanzieller als auch in kreativer Hinsicht) zwischen US-amerikanischen und ausländischen Partnern, die dem Beginn der Produktion vorausgeht und deren Ziel die Ausstrahlung im US-amerikanischen Fernsehen ist." Und da Netflix hier als Auftraggeber von Beginn an an Bord war und stets beabsichtigte, "Squid Game" auch in den USA anzubieten, ist "Squid Game" generell zu den Emmys zugelassen.
Foreign television production is ineligible unless it is the result of a co-production (both financially and creatively) between U.S. and foreign partners, which precedes the start of production, and with a purpose to be shown on U.S. television. Any production produced in the U.S. in a language other than English, is eligible in the Primetime Emmys. For productions produced outside the U.S. as a co-production between U.S. and foreign partners, in a language that is substantially (i.e., 50% or more) in a language other than English, shall have the discretion to enter the production and its individual achievements in any category where they are eligible in the Primetime Emmy Awards competition or in the awards competition of the International Academy of Television Arts & Sciences (“International Academy”), but not both.
Punkt 7 der Eligibility Rules der Television Academy für die Primetime Emmys
Dabei stand es der Produktionsfirma bzw. Netflix frei zu entscheiden, ob man als Wettbewerb die Primetime Emmy Awards oder die International Emmys wählt - festgelegt ist nur, dass man nicht in beiden Wettbewerben antreten kann. Nun ist nicht nur in den USA, sondern auch weltweit die Aufmerksamkeit bei den US-Primetime-Emmys deutlich höher als für die International Emmys - insofern bringt ein Sieg hier deutlich mehr Prestige, dürfte allerdings auch etwas schwerer zu erringen sein. Netflix ging dieses Risiko ein - und wurde zumindest mit Blick auf die zahlreichen Nominierungen schonmal belohnt.