In vier der vergangenen fünf Jahre wurde "Game of Thrones" mit dem Emmy als beste Drama-Serie ausgezeichnet - und dass es 2017 einen anderen Sieger gab, lag vor allem daran, dass "Game of Thrones" in diesem Jahr wegen einer etwas längeren Pause zwischen den Staffeln gar nicht im Rennen war. Doch nun ist das HBO-Epos bekanntlich Geschichte, die Karten in dieser Kategorie werden also einmal komplett neu gemischt. Trotzdem findet man unter den acht Nominierten nur eine einzige Produktion, die noch komplett neu im Emmy-Rennen ist. Und das ist mit "The Mandalorian" zugleich auch die vielleicht größte Überraschung dieser Emmy-Nominierungsrunde.
Die Star-Wars-Serie von Disney+ vereinigte in diesem Jahr nämlich gleich 15 Nominierungen auf sich. Das sind überwiegend Nominierungen für Kostüme, Make-Up, Sound oder Special-Effects, aber eben auch diese prestigeträchtige Königskategorie der besten Drama-Serie. Vielleicht war das Erfolgsgeheimnis nicht zuletzt auch, dass mit der Serie nicht nur die Star-Wars-Fans angesprochen werden konnten, sondern sie auch für all jene gut zugänglich war, die nicht jede Star-Wars-Produktion der letzten Jahre ausgiebig verfolgten. Klar ist aber auch: Die Nominierung allein war schon ein Überraschungserfolg, dass "The Mandalorian" nun tatsächlich auch den Sieg davon trägt, ist keineswegs ausgeschlossen. Doch als wahrscheinlichere Sieger werden andere gehandelt.
Als Top-Favorit auf die "Game of Thrones"-Nachfolge bei den Emmys gilt - und hier könnte der Name Programm sein - "Succession". Schon bei den Golden Globes in diesem Jahr hatte sich die ebenfalls von HBO stammende Serie durchsetzen können. In der Serie geht es um den Kampf um die Nachfolge an der Spitze eines der größten Medien- und Entertainment-Konglomerate der Welt - in einer Branche also, die Fernsehmachern eben nicht ganz fremd ist und der sie schon deswegen besonders gerne zusehen. Schon die erste Staffel der Serie fand Beachtung, es gab auch schon zwei Emmys, u.a. für einen Autor, doch so richtig loslegen konnte "Succession" nun mit Staffel 2. Gleich 18 Nominierungen gehen aufs Konto der Serie. Und mit Brian Cox, Jeremy Strong (Hauptrollen), Nicholas Braun, Kieran Culkin und Matthew Macfadyen (Nebenrollen) sowie James Cromwell (Gastauftritt) sind gleich sechs männliche Darsteller plus mit Sarah Snook (Nebenrolle) sowie Cherry Jones und Harriet Walter (Gastauftritte) drei weibliche Darsteller auch persönlich im Rennen. Es könnte also ein großes Jahr werden für "Succession".
Geht man rein nach der Anzahl der Nominierungen, liegt "Succession" gleichauf mit "Ozark". Die Serie über einen Finanzberater, der um seine Familie zu schützen verspricht, 500 Millionen Dollar für einen Drogenboss zu waschen und schnell erkennen muss, dass er im beschaulichen Ozark nicht der Einzige mit kriminellen Geschäft ist, hat sich langsam hochgerabeitet von fünf Nominierungen für Staffel 1 über 9 für Staffel 2 bis auf 18 für Staffel 3. Das Momentum spricht also durchaus für diese Netflix-Produktion. Auch Hauptdarsteller Jason Bateman, Nebendarstellerin Laura Linney und Nebendarstellerin Julia Garner haben aber Chancen auf eine Auszeichnung. Linney muss allerdings unter anderem gegen die Queen antreten, nun dargestellt von Olivia Colmann. Deren Serie "The Crown" ist ebenfalls hoch gehandelt - und dass britische Produktionen nicht per se schlechte Chancen haben, hat man ja im vergangenen Jahr gesehen, als u.a. "Fleabag" abgeräumt hat.
Und dann ist da ja auch noch eine Serie im Rennen, die den Emmy als beste Drama-Serie sogar schon einmal mit nach Hause nehmen konnte: 2017 war das, als "Game of Thrones" nicht im Emmy-Rennen war und stattdessen "The Handmaid's Tale" mit seiner dystopischen und doch erschreckend realitätsnahen Erzählung groß abräumte, in diesem Jahr aber weniger Nominierungen als gewohnt auf sich vereinigen konnte. Unter anderem steht auch die damals mit dem Emmy ausgezeichnete Hauptdarstellerin Elisabeth Moss in diesem Jahr nicht auf dem Nominierungszettel. Kein gutes Omen auch in der Drama-Kategorie selbst. Ähnlich sieht es beim ewigen Nominierten "Better Call Saul" aus. Der steht zwar wie üblich auf der Nominierungsliste als Beste Drama-Serie, Bob Odenkirk ist diesmal hingegen nicht unter den Nominierten in der Hauptdarsteller-Kategorie.
Apropos abgekühlte Euphorie: Das trifft auch die Netflix-Serie "Stranger Things", bei der vor allem der junge Cast in der ersten Staffel zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss. Doch seither hat die Begeisterung auch bei den Academy-Mitgliedern nachgelassen. Von 18 Nominierungen für Staffel 1 blieben in diesem Jahr nur noch acht für Staffel 3 übrig. Das Oktett der Nominierten komplett macht die Serie "Killing Eve". Die Serie ist nicht nur erneut selbst im Rennen, Hauptdarstellerin Jodie Comer könnte auch ihren Emmy in der Hauptdarstellerinnen-Kategorie verteidigen, wo sie es erneut auch mit ihrer Gegenspielerin in der Serie, Sandra Oh, zu Tun bekommet. Neben den schon genannten ist auch noch Zendaya aus der Serie "Euphoria" im Rennen - sowie Jennifer Aniston.
Und damit kommen wir zu "The Morning Show". Die Apple TV+-Serie hat es nicht unter die Nominierten in der Kategorie Beste Drama-Serie geschafft - aber dafür stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass es vielleicht für eine Darsterllerin oder einen Darsteller für einen Emmy reichen könnte. Denn neben Jennifer Aniston bei den Frauen ist auch Steve Carell bei den männlichen Hauptdarstellern im Rennen, dazu gibt's für Nebenrollen Nominierungen für Billy Crudup und Mark Duplass sowie für Martin Short für einen Gastauftritt. Neben den schon genannten wird die Riege der Nominierten für eine männliche Hauptrolle noch durch Sterling K. Brown aus "This is us" und Billy Porter aus "Pose" komplettiert. Porter hatte sich im vergangenen Jahr durchsetzen können - anders als im letzten Jahr reichte es diesmal aber nicht mehr für eine Nominierung als Beste Drama-Serie. Und Sterling K. Brown ist gewissermaßen der Last Man Standing des Broadcast-Fernsehens, das in der Dramaserien-Kategorie sonst mal wieder völlig abgemeldet ist.