Mit sieben Preisen war Netflix im Rahmen der TV-Gala der meistausgezeichnete Anbieter. Während diese auf das Konto mehrerer Produktionen gingen, fokussierten sich alle fünf Emmys für Amazon auf eine einzige Produktion: „The Marvelous Mrs. Maisel“. Die Serie gewann am Montagabend einfach in jeder Kategorie, in der sie nominiert war. So gab es Auszeichnungen unter anderem für Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan und auch der Emmy als beste Comedyserie ging an die charmante Amazon-Produktion.



Netflix wiederum jubelt über je zwei Emmys für die Westernserie „Godless“ sowie „The Crown“ (darunter Claire Foy für ihre Hauptrolle). Je ein Emmy ging an die Netflix-Produktionen „Black Mirror: USS Callister“, „Seven Seconds“ (hier für Hauptdarstellerin Regina King) und das Comedy-Special „John Mulaney: Kid Gorgeous at Radio City“. HBO hatte mit sechs Emmys bei der TV-Gala zwar knapp das Nachsehen hinter Netflix, doch zusammen mit den bei den Creative Arts Emmys vergebenen Auszeichnungen, kommen der Pay-TV-Primus wie auch SVoD-Anbieter auf insgesamt 23 Preise. Ein Unentschieden im zuvor mit Spannung erwarteten Rennen der Anbieter.

Neben dem Emmy für „Game of Thrones“ als beste Serie gewann Peter Dinklage persönlich einen Emmy für seine Rolle des Tyrion Lennister. Die HBO-Comedy „Barry“ gewann ebenso zwei Preise, einmal für Hauptdarsteller Bill Hader sowie den 72-jährige Henry Winkler, der für seine Nebenrolle nach einer mehr als 40-jährigen Karriere im US-Fernsehen seinen ersten Emmy gewonnen hat. Er bekam auch die ersten spontanen Standing Ovations des Abends, der nicht viele politische Statements aber manchen emotionalen Höhepunkt hatte.

Dafür sorgte beispielsweise auch ein Auftritt der 96-jährigen Betty White sowie ein erfolgreicher Heiratsantrag auf der Bühne von Glenn Weiss, der für seine Regie der vergangenen Oscar-Verleihung (ABC) ausgezeichnet wurde. Besonders politisch waren sie allerdings nicht, die 70. Primetime Emmys: Nicht einmal fiel der Name von US-Präsident Donald Trump. Hier und dort gab es dezente politische Stellungnahmen etwa von „The Marvelous Mrs. Maisel“-Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan, doch längst nicht so deutlich oder radikal wie bei anderen Preisverleihungen.

The Marvelous Mrs. Maisel© DWDL.de
Das Team von "The Marvelous Mrs. Maisel" nach dem Emmy-Sieg

Übrigens: Die HBO-Riege komplett machte der wiederholte Emmy für „Last Week Tonight with John Oliver“ als beste Variety Talk Series und ein einzelner Emmy für „Westworld“ dank der starken Leistung von Thandie Newton in einer Nebenrolle- eine bittere Ausbeute für das SciFi-Epos. Ebenso bitter: Die vor einem Jahr so gefeierte Hulu-Serie „The Handmaid’s Tale“ ging bei der TV-Gala der Primetime Emmys komplett leer aus. So wie übrigens auch „Atlanta“ (FX), „This is us“ (NBC), „Stranger Things“ und „Glow“ (beide Netflix), die alle trotz mehrfacher Nominierungen gänzlich leer ausgingen.

Glücklicher sein kann Kabelsender FX: Neben recht erwartbaren Auszeichnungen für die gefeierte zweite Staffel von „American Crime Story: The Assassination of Gianni Versace“ (u.a. den Emmy in der Kategorie Best Limited Series und die Regie von Ryan Murphy) bekam auch die letzte Staffel von „The Americans“ noch eine mehrfache, späte Emmy-Ehre: Sowohl Drehbuch als auch Hauptdarsteller Matthew Rhys wurden ausgezeichnet. „RuPaul’s Drag Race“ (VH1) setzte den Siegeszug nach zahlreichen Preisen bei den Creative Arts Emmys fort und holte sich auch den Emmy als bestes Reality Competition Program. Einziger Emmy für NBC, der die diesjährige Verleihung übertrug, ging in der Kategorie Best Variety Sketch Series erwartunsgemäß an Rekordsieger „Saturday Night Live“.

„NBC is the most nominated network tonight. That’s like being the sexiest person on life support“, scherzten zum Auftakt schon Michael Che und Colin Jost, beide Castmitglieder von "Saturday Night Live", die durch die Verleihung geführt haben. Sie taten das jedoch mäßig überzeugend und lieferten alles andere als eine Visitenkarte der Sketchshow ab. Den seit Jahren eher sinkenden Reichweiten der Emmys wird dieser Abend keine Trendwende bescheren. Aber das braucht die Gewinner der 70. Primetime Emmy Awards nicht interessieren. Sie feiern, ganz besonders das Team von "The Marvelous Mrs. Maisel", das allerdings nach dem Sieg im Media-Center immer noch nicht den Starttermin von Staffel 2 verraten wollte. "Das hat Amazon noch nicht freigegeben", so Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino.

Auf der zweiten Seite: Emmy-Gewinner und
die Nominierten in allen Kategorien des Abends.