Der größte Star der zweiten Creative Arts Emmys weilt nicht mehr unter uns. Anthony Bourdain war omnipräsent bei der Verleihung am Sonntagnachmittag in Downtown LA, weil die Mitglieder der Television Academy seine CNN-Show „Parts Unknown“ und ihre Online-Verlängerung in allen nominierten Kategorien auch auszeichnete, darunter mit dem Emmy in der Programmkategorie Outstanding Informational Series or Special und selbst Bourdain persönlich in der Kategorie Writing for a Nonfiction Program. Immer und immer wieder wurde in den Dankesreden der Verleihung an Bourdain erinnert. Eine davon, gleich beim ersten Emmy für die Produktion, endete bittersüß mit Worten, die vielen Gästen im Microsoft Theater die Tränen in die Augen trieb: „Anthony is now truly on a journey to parts unknown.“
In absoluten Zahlen konnte bei der zweiten Verleihung nur „Saturday Night Live“ gleichziehen. Die NBC-Sketchshow, bekanntlich seit Jahrzehnten ein Emmy-Liebling, holte ebenso sechs Emmys. Im Produktionsranking folgt das NBC-Event „Jesus Christ Superstar Live in Concert“ mit fünf Auszeichnungen, dann „Ru Paul’s Drag Race“ (VH1) mit vier Auszeichnungen, was damit nach drei Emmys im Vorjahr noch einmal zugelegt hat. Auch Ru Paul selbst ergatterte einen Emmy und stach damit u.a. Heidi Klum & Tim Gunn aus, die erst am Freitag bekannt gaben, sich von „Project Runway“ zu verabschieden, um für Amazon Prime Video eine neue Show zu entwickeln. Mit jeweils drei Auszeichnungen folgen „Last Week Tonight with John Oliver“ (HBO) und „Queer Eye“ (Netflix).
Die Make-Over-Show des SVoD-Dienstes gelang bei seiner Emmy-Premiere eine bemerkenswerte Ausbeute mit drei Auszeichnungen (darunter Outstanding Structured Reality Program) bei vier Nominierungen. Auf dem roten Teppich waren die fünf Hosts zuvor schon die gefragtesten Stars. Auf das Konto von CNN gehen übrigens - neben den Preisen für „Anthony Bourdain: Parts Unknown“ - auch noch zwei Emmys für „United Shades of America with W. Kamau Bell“. Damit ist der Nachrichtensender im Network-Ranking der zweiten Emmy-Verleihung auf Platz 2 hinter NBC und vor Netflix mit sechs Emmys. Für HBO lief es mit insgesamt nur vier Emmys bei der zweiten Verleihung unterdurchschnittlich gut. Immerhin: Zählt man die Auszeichnungen der ersten beiden Verleihungen vor der TV-Gala zusammen, führt HBO das Network-Ranking mit 17 Preisen an, allerdings nur knapp. Netflix folgt mit bislang 16 Emmys vor NBC mit 15 Siegen.
Und sonst? Bei NatGeo freut man sich über zwei Emmys für die Doku „Jane“ und mit einem Preis für „Carpool Karaoke: The Series“ gewann Apple am Sonntag seinen ersten Emmy. Ganz am Ende der gut zweistündigen Verleihung wurde dann noch Geschichte geschrieben: Mit dem Emmy für „Jesus Christ Superstar Live“ in der Kategorie Outstanding Variety Special (Live) sind drei weitere Künstler dem EGOT Club beigetreten. Wer alle vier wichtigen US-Preise gewinnt - also Emmy, Grammy, Oscar und Tony - darf sich zu dem exklusiven Kreis hochdekorierter Künstler zählen. Erst 12 Menschen ist dies bislang gelungen, nur sechs davon leben noch. Dank des Emmys für „Jesus Christ Superstar Live“ kann die Liste nun um drei Namen verlängert werden: John Legend, Andrew Lloyd Webber und Tim Rice - willkommen im EGOT Club.
Auf der zweiten Seite:
Alle Nominierten und Gewinner der
zweiten Emmy-Verleihung im Überblick.