Am Ende räumten die Favoriten und Vorjahres-Sieger ab. Die HBO-Comedyserie „Veep“ holte wie schon im Vorjahr die Auszeichnung als beste Comedyserie und „Game of Thrones“ (ebenso HBO) gewann ebenfalls wie schon 2015 als beste Serie den letzten Emmy der dreistündigen Preisverleihung. Damit kann es HBO einmal mehr krachen lassen auf seiner Aftershow-Party in West Hollywood. Den glücklichen Gewinnern stehen einige große Verlierer gegenüber: „House of Cards“ (Netflix) wurde von den Mitgliedern der Television Academy völlig übergangen. Mit „Fargo“ (FX) ging ein weiterer Favorit in der TV-Gala völlig leer aus. Auch „The Night Manager“ (AMC) und „Silicon Valley“ (HBO) dürften sich im diesjährigen Emmy-Rennen weit mehr erhofft haben.
Rami Malek versuchte im Media Center immer noch sein Glück zu fassen
Ehrlich gerührt und erfreut war dafür Rami Malek, der für seine Hauptrolle in der USA-Serie „Mr. Robot“ den verdienten Emmy erhielt und Tatiana Maslany hatte ebenso Grund zur Freude. Sie holte den Emmy als beste Hauptdarstellerin für ihre Rollen in „Orphan Black“ (BBC America). Maggie Smith erhielt einmal mehr den Emmy für die beste weibliche Nebenrolle in einer Drama-Serie - und war erneut nicht anwesend. „Nein, nein, nein. Wir werden das nicht verschicken. Maggie, wenn Sie das haben wollen: Sie finden den Emmy bei Lost & Found“, ulkte Jimmy Kimmel. Der Emmy für die beste männliche Nebenrolle in einer Drama-Serie ging - eine der wenigen eher überraschenden Entscheidungen - an Ben Mendelsohn für seine Rolle in der Netflix-Serie „Bloodline“. Weitere Preise für „Game of Thrones“ sammelten übrigens David Benioff und D.B. Weiss in der Kategorie Writing for a Drama Series und Miguel Sapochnik in der Kategorie Directing for a Drama Series ein.
Jill Soloway holte für die Amazon-Serie „Transparent“ den ersten aber nicht einzigen Emmy des Abends in der Kategorie Directing for a Comedy Series. Ihre Dankesrede: persönlich und (gesellschafts)politisch. Dass die nicht vornehmlich auf Lacher angelegte Serie „Transparent“ bei den Emmys als Comedy läuft, ordnet Jimmy Kimmel daraufhin ein: „Transparent ist als Drama geboren worden, aber identifiziert sich selbst heute als Comedy.“ Nach einer der Werbepausen kündigte die Off-Stimme zunächst Bill Crosby an, was mit irritiertem, betretenem Applaus quittiert wurde. „Nein, er ist nicht hier“, klärte Jimmy Kimmel auf. „Ich wollte nur sehen, wie Sie reagieren würden“. Stattdessen war es dann an James Corden, den Emmy in der Kategorie Lead Actor in a Comedy Series an Jeffrey Tambor zu übergeben, der seinen Vorjahres-Sieg verteidigt: „Jilly Soloway, Du hast mein Leben verändert. Du hast meine Karriere verändert. Du hast alles verändert.“
Das Veep-Team im Media Center der 68. Emmy Awards
Für ihre Hauptrolle in „Veep“ (HBO) holte sich Julia Louis-Dreyfus erneut einen Emmy ab. Auch hier ein Favoriten-Sieg. Sie entschuldigte sich in ihrer Dankesrede für das aktuelle politische Klima in den USA. „Veep hat die Mauer zwischen Comedy und Politik eingerissen. Ich verspreche, ich werde diese Mauer wieder aufbauen - und Mexiko wird dafür zahlen.“ Der Emmy für die besten Nebenrollen in einer Comedy-Serie gingen an Louie Andersen für seine Rolle in der FX-Serie „Baskets“ und Kate McKinnon für ihre Leistung bei „Saturday Night live“ (NBC). Der Emmy für Writing for a Comedy Series ging an Aziz Ansari und Alan Yang für „Master of None“ (Netflix). An dieser Stelle sei auch noch eingeschoben: Der Emmy für das beste Reality-Competition Program geht einmal mehr an „The Voice“ bei NBC.
Großer Abräumer des Abends war „The People vs. OJ Simpson: American Crime Story“ in den Limited Series-Kategorien. Den ersten Emmy des Abends für die FX-Serie gab es in der Kategorie Writing for a Limited Series für D.V. De Vincentis. Sterling K. Brown wurde als bester Nebendarsteller, Sarah Paulson als beste Hauptdarstellerin und Courtney B. Vance als bester Hauptdarsteller in einer Limited Series/Movie für ihre Arbeit an der Serie geehrt. Und am Ende holte man auch die Krone und den Emmy als beste Limited Series. Nur zwei Preise gingen an andere Limited Series: Regina King wurde für ihre Nebenrolle in der starken ABC-Serie „American Crime“ ausgezeichnet. Und Susanne Bier für ihre Regie-Arbeit bei „The Night Manager“ (AMC) - einer Produktion mit britischen Wurzeln. Mit „Sherlock: The Abominable Bride“ gewann noch eine britische Produktion in der wieder einzeln stehenden Kategorie TV-Movie.
In den Variety-Kategorien konnten sich Patton Oswalt für sein Netflix-Standup-Programm (Writing for a Variety Special) sowie Thomas Kail und Alex Rudzinski für „Grease: Live“ bei Fox (Directing for a Variety Special) freuen. Der Emmy für die beste Variety Sketch Series ging an die Comedy Central-Produktion „Key & Peele“. Zuvor kam es schon zum großen Favoriten-Sieg: John Oliver gewann mit seinem „Last Week Tonight“ in der Kategorie Variety Talk Series und beerbt damit Comedy Centrals langjährige Siegesserie in dieser Kategorie. Seine Dankesrede fiel kurz aus, aber ein Dank an Jon Stewart „für einfach alles“ passte noch rein. Eines der ulkigen Highlights der Preisverleihung: Matt Damon ärgert Jimmy Kimmel, der ebenso nominiert war und leer ausging. Und dennoch war Kimmel ein Gewinner dieser Emmy-Nacht, denn die 68. Primetime Emmys waren dank ihm wieder kurzweiliger als manche Verleihung in den Jahren zuvor.
Das am häufigsten ausgezeichnete Programm der diesjährigen Emmys ist „Game of Thrones“ mit insgesamt 12 Preisen, drei davon während der TV-Gala und neun im Vorfeld bei den Creative Arts Emmys. Silber holt die FX-Serie „The People vs. OJ Simpson: American Crime Story“ mit insgesamt 9 Emmys (5 in der TV-Gala, 4 zuvor bei den Creative Arts Emmys). Nach Networks führt HBO das Ranking mit insgesamt 22 Auszeichnungen an, aber hat mit FX einen starken Verfolger, der auf insgesamt 18 Emmys in diesem Jahr kommt. Platz 3 geht an Netflix (9 Emmys), Platz 4 holt PBS (8 Emmys) und Amazon teilt sich den fünften Platz mit FOX und NBC (jeweils 6 Emmys).
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