Sie gilt vielen als eine der Königskategorien beim deutschen Fernsehpreis: Der "Beste Fernsehfilm". Während etwa in den USA das fiktionale Programm durch Serien geprägt ist, spielte in Deutschland schon immer der Fernsehfilm eine herausragende Rolle, auch wenn inzwischen in erster Linie nur noch ARD, ZDF und Sat.1 in diesem Bereich unterwegs sind. Von diesen drei Sendern stammen auch die Nominierten, die sich Hoffnung machen können, sich in die Riege der Preisträger, zu denen in den letzten Jahren Produktionen wie "Das Ende einer Nacht", "Homevideo", "Mogadischu", "Contergan" oder "Stauffenberg" gehörten, einzureihen. "Die nominierten Fernsehfilme bestechen jeder auf seine Art durch ihre gesellschaftspolitische Relevanz", sagt die Jur über diese Produktionen:
© ZDF/Hans-Joachim Pfeiffer "Der Fall Jakob von Metzler" arbeitete an moralisches Dilemma auf, das auch die öffentliche Meinung in Deutschland im Herbst 2002 spaltete. Der damals elfjährige Bankierssohn Jakob von Metzler war entführt worden, der mutmaßliche Entführer Magnus Gäfgen wurde gefasst. Zu diesem Zeitpunkt hofften Eltern und Polizei noch, das Kind lebend zu finden. Weil Gäfgen die Zusammenarbeit verweigerte, entscheiden Vize-Polizeipräsident Daschner und Kriminalhauptkommissar, ihm Gewalt anzudrohen. War die Androhung von Folter eine Grenzüberschreitung? Beide Beamte werden jedenfalls später verurteilt. Die Jury meint: "Das moralische Dilemma wird minutiös, frei von Polemik und hochemotional aufgearbeitet. Jeder muss sein eigenes Urteil fällen."
ZDF/UFA Fiction
© Sat.1/Hardy Brackmann Deutlich heiterer ging es in "Der Minister" zu - eine Groteske über den kometenhaften Aufstieg und jähen Fall des Karl-Theodor zu Guttenberg. In dem Film heißt er freilich Ferdinand von und zu Donnersberg, der mit seiner Glamour-Gattin Viktoria und mit Hilfe seines Beraters und Ghost-Writers Max Drexel sowie seiner guten Beziehungen zum "Blitz"-Chefredakteur den Bundestag und das Kabinett Murkel erobert - und schließlich über Plagiatsvorwürfe zu seiner Doktorarbeit stürzt. Die Jury meint: "Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht rein zufällig! Bis in die Nebenrollen herausragend gezeichnet und besetzt, bestechen die Figuren in dieser TV-Satire. Ein amüsanter und zugleich bitterböser Blick auf eine der schillerndsten Polit-Karrieren der vergangenen Jahre."
Sat.1/UFA Fiction
© BR/ARD/DEGETO/Sperl Productions/Stephan Rabold Ganz anders der dritte Film im Rennen: "Operation Zucker" handelt von zwei rumänischen Kindern, die in einem Berliner Kinderbordell zur Prostitution gezwungen werden. LKA-Beamtin und Staatsanwältin sind den Kinderhändlern dicht auf der Spur, zusammen gelingt ihnen tatsächlich die Befreiung. Doch weil Richter, Politiker und Unternehmer zum Kundenstamm zählen, stoßen sie auf immer neue Widerstände. Die Jury meint: "Dieser Film beschreibt schonungslos und jenseits der Schmerzgrenzen kein Einzelschicksal, sondern die Realität der sexuellen Ausbeutung von Kindern."
ARD/BR/Degeto/WDR/sperl productions
Die Preisträger der vergangenen Jahre
2012: Das Ende einer Nacht (ZDF)
2011: Homevideo (ARD)
2010: Tatort: Weil sie böse sind (ARD)
2009: Mogadischu (ARD)
2008: Contergan (ARD) (Fernsehfilm/Mehrteiler)
2007: Rose (ARD)
2006: Dresden (ZDF) - ausgezeichnet als Fernsehfilm/Mehrteiler
2005: Marias letzte Reise (ARD)
2004: Stauffenberg (ARD)
2003: Unter Verdacht - Eine Landpartie (ZDF)
2002: Der Tanz mit dem Teufel (Sat.1)
2001: Der Tunnel (Sat.1) - als Mehrteiler
2000: Warten ist der Tod (ZDF)
1999: Sperling und der brennende Arm (ZDF)