Es ist eine Debatte, die die Branche schon seit vielen Jahren bewegt: Wie kann man die immer fragmentiertere Nutzung von Bewegtbild möglichst genau messen? Das veränderte Nutzungsverhalten schlägt sich mittlerweile schon seit einiger Zeit in den linearen TV-Reichweiten nieder. Das heißt: Immer weniger Menschen schauen klassisches Fernsehen, stattdessen nutzen sie Mediatheken, Streamingdienste, YouTube oder Social-Media-Plattformen.
Die Zauberworte in dieser Debatte heißen: Konvergenz und Standards. Ähnlich wie bei der klassischen, linearen TV-Quote lechzt die Branche, aber auch Agenturen und Werbungtreibende, nach einer einheitlichen Währung, mit der man verschiedene Dienste und Plattformen miteinander vergleichen kann und auf die sich dann auch möglichst viele einigen können. Und tatsächlich arbeitet man bei der AGF nun schon seit vielen Jahren an solchen konvergenten Zahlen und wahr ist wohl auch, dass man niemals komplett fertig sein wird, in diesem Jahr ist man aber wieder ein ganzes Stück voran gekommen.
Und das ist auch auf Kerstin Niederauer-Kopf zurückzuführen, die schon in den vergangenen Jahren und besonders 2024 dicke Bretter gebohrt hat, um alleine schon die verschiedenen Interessen von TV-Sendern und Streamingdiensten unter einen Hut zu bringen. Das ist mal mit Rückschritten verbunden, wie 2020, als die Zusammenarbeit mit Google/YouTube beendet wurde, in diesem Jahr konnte die AGF aber gleich eine Reihe von Erfolgen verbuchen.
DAZN, Sky, Prime Video: Es geht voran
Da wäre beispielsweise die Zusammenarbeit mit DAZN zu nennen, die bereits Ende 2023 gestartet ist, aber erst in diesem Jahr so richtig etabliert wurde. In diesem Fall heißt das: Zunächst sind in den regulären TV-Quoten die Reichweiten und Marktanteile der linearen DAZN-Sender zu sehen. Nach einigen Tagen kommen die Streamingzahlen hinzu. Vor allem wenn DAZN Fußballspiele überträgt, sind die Zahlen sehr hoch - und erklären dann teilweise auch, wieso klassische Sender am Dienstag- oder Mittwochabend, wenn die Champions League bei DAZN läuft, weniger Menschen erreichen als üblich.
Und auch wenn Sky schon seit langer Zeit ein Partner der AGF ist, 2024 ist Niederauer-Kopf auch hier einen spürbaren Schritt weitergekommen, denn mittlerweile werden auch Sky Go und Wow gemessen, 2025 wird das noch deutlich ausgeweitet. Und dann hat die AGF-Chefin zuletzt mit Prime Video auch den ersten großen US-Streamingdienst zu einer Zusammenarbeit gebracht. Hier ist es zwar noch keine Nutzungsmessung im klassischen Sinn, aber man ist auf dem Weg dorthin. Die AGF-Chefin will Prime Video und andere Plattformen eher heute als morgen in die Streamingmessung integrieren. Das alles natürlich vor dem Hintergrund, dass Werbung bei Prime Video mittlerweile Standard ist und bei den anderen Plattformen immer wichtiger wird. Dadurch verlangen Agenturen und Werbungtreibende verlässliche und objektive Zahlen.
Darüber hinaus hat die AGF in diesem Jahr die sogenannten Programmmarken eingeführt. Hier geht es dem Team um Kerstin Niederauer-Kopf darum, sichtbar zu machen, wie viele Menschen mit eben einer dieser Programmmarken über verschiedene Plattformen hinweg in Kontakt kommen. Externe Plattformen wie YouTube und Facebook sind zwar ausgenommen, dennoch ist die AGF mit den Programmmarken einen wichtigen Schritt gegangen, löst man sich damit doch erstmals vom klassischen, linearen Programm. In den Streaminghitlisten werden bekanntlich nur solche Programme ausgewiesen, die auch linear ausgestrahlt werden, was diese Charts naturgemäß verfälscht.
Bessere Abbildung der Realitäten
Und dann hat die AGF zu Beginn des Jahres den Marktstandard TV in den Auswertungssystem durch den neuen Bewegtbildstandard abgelöst. Damit ist es gelungen, den Markt besser als zuvor abzubilden, weil mittlerweile auch Nutzung von Livestreams in die klassischen TV-Quoten eingerechnet werden. Auch Haushalte ohne klassisches TV-Gerät, aber mit mindestens einem Gerät, mit dem Online-Content empfangen werden kann, werden mittlerweile berücksichtigt.
Im stetigen Bestreben, die gesamte Bewegtbildnutzung möglichst genau abzubilden, ist man nun also ein paar Schritte weiter - und die AGF spielt darin unter der Führung von Kerstin Niederauer-Kopf eine bedeutende Rolle, nachdem man in den letzten Jahren Ausdauer in dieser Thematik bewiesen hat und inzwischen auch zunehmend sichtbare Früchte dieser Arbeit einheimsen kann. Das macht sie für uns zu einer Bildschirmheldin 2024.