"Das muss man erstmal schaffen: Frankfurt als verruchten Sehnsuchtsort mit der gewissen Coolness von New York City zu inszenieren, dabei aber noch authentisch zu bleiben." So begann im Frühjahr die DWDL.de-Kritik zur ARD-Serie "Die Zweiflers", die mit ganz wunderbar gezeichneten Charakteren aus der Innensicht einer jüdischen Familie erzählt, die im Frankfurter Rotlichtviertel ein Feinkostunternehmen betreibt.

Es war eine Mischung, die auch bei vielen anderen Beobachtern in der Branche ankam - und dieser wunderbaren Produktion von Turbokultur und Degeto somit nicht nur zu Aufmerksamkeit und einer zweiten Staffel verhalf, sondern auch zu zahlreichen Preisen. Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises gehörte "Die Zweiflers", bereits zu den großen Abräumern, nachdem es beim Serienfestival in Cannes noch vor der Ausstrahlung die erste Auszeichnung gab. Und jüngst dominierte die Serie, wenig überraschend, auch die Nominierungen des Akademie-Fernsehpreises DAfFNE.

Keine Frage, es hätte kaum besser laufen können für die Macher der Serie um David Hadda, der Chef der Produktionsfirma, die in diesem Jahr auch noch einen Fernseh- und Grimme-Preis für die wunderbare 3sat-Satireshow "Bosetti Late Night" erhielt. Darauf angesprochen, gab sich Hadda im Herbst jedoch erstaunlich gelassen. Er arbeite "jetzt so weiter, als hätte es diese Preise nicht gegeben", erklärte der Produzent im DWDL.de-Interview.

Unter besonderer Beobachtung stand "Die Zweiflers" ganz sicher auch deshalb, weil die Serie noch gedreht wurde, als die Ereignisse des 7. Oktober die Welt veränderten. "Eine solche Serie bekommt, wie zuvor schon unser Projekt 'Freitag Nacht Jews', ohnehin immer sofort eine Bedeutsamkeit zugesprochen, weil es um jüdisches Leben in Deutschland geht", sagte Hadda. "Ich versuche mich davon komplett freizumachen, denn wenn man diesen Gedanken ständig im Kopf hat, dann ist das nicht sehr gesund, um wirklich frei und kreativ zu arbeiten." Wahrscheinlich habe es zu diesem Zeitpunkt sogar geholfen zu fokussiert zu sein, "fast wie in einem Tunnel, dass uns erst später, als alles abgedreht war, bewusst wurde, welch große Zäsur der 7. Oktober darstellte – und dass unsere Serie unter diesem Gesichtspunkt gesehen würde".

Doch ganz unabhängig vom politischen Spannungsfeld, in dem "Die Zweiflers" erschienen ist - zunächst einmal handelt es sich schlicht und ergreifend um eine ganz fantastische Familienserie, die nicht nur durch ein tolles Buch besticht, sondern auch durch einen famosen Cast, allen voran Leo Altaras und Sunnyi Melles. Die "Welt" adelte die Serie im Mai als "vielleicht das Beste, was jemals im deutschen Fernsehen zu sehen war". Nicht zuletzt ein Verdienst von David Hadda - für uns gewiss einer der Bildschirmhelden des Jahres.