„Ganz oder gar nicht: Wer braucht diese Screenforce Days?“ - so titelte DWDL 2023, nachdem das zentrale Gattungsevent der Fernseh-Branche erneut nur weitgehend virtuell stattgefunden hatte, von mehreren dezentralen Partys mal abgesehen. Die 2017 aus dem farblosen TV-Wirkungstag hervorgegangenen Screenforce Days hatten sich bis dahin nicht aus ihrem Corona-bedingten Dornröschen-Schlaf befreien können.

Es schien auf den ersten Blick ja auch nur allzu verlockend: Ein paar Filmchen für Werbekunden zu produzieren war natürlich ungleich billiger, als ein großes gemeinschaftliches Event mit Live-Screenings zu organisieren. Und man konnte es sich ja auch damit schönreden, dass man offiziell auch noch deutlich mehr Leute erreichen konnten, die die Screenings bequem vom eigenen Computer aus verfolgten.

Doch „The Magic of Total Video“, die die Screenforce Days einst verbreiten sollten, die blieb eingezwängt in einem Browserfenster neben E-Mail-Eingang, aufploppenden Teams-Chat und unzähligen weiteren Ablenkungen völlig auf der Strecke. Es wäre nur allzu leicht gewesen, diesen einmal eingeschlagenen Pfad weiter zu gehen, zumal sich das Jahr 2023 für die Fernsehvermarkter zu einem echten Horror-Jahr ausgeweitet hatte.

Doch vielleicht erinnerten sich ja die Vermarkter auch an das, was sie mutmaßlich in schwierigem wirtschaftlichem Umfeld auch ihren eigenen Werbekunden zu erklären versuchen: Für sich selbst werben müsste man eigentlich gerade dann, wenn es gerade nicht rund läuft. In jedem Fall raufte sich die Branche trotz des wirtschaftlichen Drucks zusammen und hob die Screenforce Days noch einmal auf ein neues Level – mit einem Upgrade zum Screenforce Festival.

Statt in Fernsehstudios unterzuschlüpfen, stellte man ein Zirkuszelt auf, baute Food Trucks, Bars und allerlei andere Stände der Medienhäuser drumherum und präsentierte sich so jünger, dynamischer und cooler als noch bei den vorherigen „Screenforce Days“ im Coloneum – vom TV-Wirkungstag mal ganz abgesehen. Das hätte durchaus schief gehen können – doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so wurde man auch noch mit strahlendem Sonnenschein belohnt, was für beste Stimmung in Düsseldorf sorgte.

Ob das die Verkäufe in dem Maße angekurbelt hat, wie man sich das erhofft hat? Nun, das zweite Halbjahr blieb angesichts des einfach nicht einsetzen wollenden wirtschaftlichen Aufschwungs trotzdem schwierig. Doch wenn rings herum internationale Streamer mit großen Events prahlen, dann sollte sich das deutsche Fernsehen tunlichst nicht kleiner machen, als es ist und weiterhin so selbstbewusst auftreten, wie es beim Screenforce Festival gelungen ist.

Dazu trug das stimmige Konzept von Endemol Shine Germany seinen Teil bei. Vor allem aber all die Verantwortlichen bei den TV-Vermarktern, die sicherlich auch gegen manchen Widerstand dafür votierten, dieses Geld zu investieren, um die aufwendigen Screenings und das ganze Festival zum Leben zu erwecken. Gemeinsam hat man so ein überzeugendes Bild dieser Branche abgegeben. Dass die "Magic of Total Video" dadurch endlich wieder rübergebracht werden konnte, macht sie alle für uns zu Bildschirmheldinnen und -helden 2024.