In einem Jahr geprägt von großen Schwierigkeiten, in dem über Sender und Plattformen hinweg Budgets entweder gekürzt oder fokussiert wurden, können nicht viele Produktionen ein solches Investment für sich verbuchen: Die RTL-Tanzshow „Let’s dance“ erhielt in diesem Jahr nicht nur ein komplett erneuertes Studio-Set. Dazu gab es in der diesjährigen Staffel der nach Zuschauerzahlen und Laufzeit erfolgreichsten Live-Show im deutschen Fernsehen auch noch ein spektakuläres Halbfinale live übertragen aus der „Moulin Rouge“-Kulisse im Musicaldome Köln. Investitionen die zeigen, wie wichtig die Show für RTL ist - und wie groß das Vertrauen des Senders in Seapoint Productions unter Führung von Nina Klink ist.

Nicht nur „Let’s dance“ im Frühjahr, auch gerade wieder stützt Seapoint Productions den RTL-Erfolg, wenn auch weniger linear als on-demand bei RTL+: Die aktuelle Staffel des „Sommerhaus der Stars“ läuft dort über den Erwartungen von RTL Deutschland. Dem Unternehmen unter Führung von Nina Klink gelingt ein bemerkenswerter Entertainment-Spagat zwischen leise und laut. Ob nun das laute „Sommerhaus“ oder im Kontrast dazu Auszeichnungen für „Showtime of my life - Stars gegen Krebs“ und die Diversity, die „Prince Charming“ und „Princess Charming“ ins Dating-Genre brachten. Dazwischen geht bei ZDFneo dann auch „Edins Neo Night“ in die nächste Staffel - und das nächste Guility Pleasure ist nicht fern: Für Netflix hat Klinks Team die neue Staffel von „Too hot to handle“ produziert, die 2025 kommt.

Im vergangenen September feierte das Unternehmen bereits seinen zehnten Geburtstag und hatte angesichts dieser Liste an Produktionen trotz schwierigem Marktumfeld allen Grund zu feiern. Auch weil der heutige Erfolg kein Selbstläufer war, trotz Starthilfe. Dazu muss man sich in die Zeit der Gründung zurückversetzen: Seapoint Productions betrat erst 2014 das Parkett, zu einer Zeit, in der Deutschland alle gespannt auf den Markteintritt von Netflix und Prime Video warteten - und das gespeist fast ausschließlich durch den Serienhype jener Zeit. Die größten Wachstumsfantasien gab es im Markt damals - und bis vor Kurzem noch - bei Serien. Die Gründung eines neuen Unternehmens mit Fokus auf non-fiktionaler Unterhaltung erschien beinahe anachronistisch. 

Und an großen Entertainment-Konzernen mangelte es zudem nicht: Fremantle mit der deutschen Tochter UFA, Günther Jauchs i&u TV oder Endemol (damals noch ohne Shine, geschweige denn unterm Banijay-Dach) oder ITV Studios Germany. Es wurde durchaus ein Verdrängungswettbewerb, so war der Zuschlag von BBC Studios (damals BBC Worldwide) für die Produktion von „Let’s dance“ maßgebliche Starthilfe und kalkuliert: Mit Nina Klink und Jan Kromschröder wechselten zwei führende Köpfe von ITV Studios Germany zur neuen Unternehmung, die unter dem Dach der Rosebank AG gegründet wurde und so mittelbar zur Beta Film von Jan Mojto gehört. In dessen Firmennetzwerk fehlte damals ein Unternehmen für non-fiktionales Entertainment. 

Eine kluge, damals ungewöhnliche Entscheidung, die in den ersten Jahren durchaus zu scheitern drohte. Schließlich hielt vorerst der große Serienhype an - und Seapoint blieb zunächst weitgehend auf „Let’s dance“ fokussiert. Doch das ist schon länger vorbei. Zum zehnten Geburtstag hat sich Seapoint Productions kürzlich nochmals emanzipiert - und ist fortan ohne den Umweg der Rosebank AG direkt bei Beta Film angedockt. Eine Entscheidung, die Nina Klinks Rolle an der Spitze des Unternehmens stärkt und die Fachfrau fürs Entertainment aus dem Schatten der geschätzten Rosebank-Vorstände Stefan Oelze und Jan Kromschröder holt. Wäre es nicht vorher schon klar gewesen, zeichnet sich jetzt noch deutlicher ab: Nina Klink gehört zu den gewichtigsten Stimmen im deutschen Entertainment-Geschäft. 

Mit Leidenschaft kämpft sie für medienpolitische Anerkennung von Entertainment, auch bei den Öffentlich-Rechtlichen und für die Wertschätzung dessen, was Unterhaltung im Fernsehen leisten kann. Nina Klink verteidigt das Genre gegen Kulturpessimisten. Ihr prominentestes Beispiel ist „Let’s dance“, wo Diversität nicht am Rande des Programmschemas, sondern zur besten Sendezeit vor einem großen Publikum gelebt wird. Damit ist sie - neben anderen sehr geschätzten Produzentinnen - die Stimme einer neuen Generation von Fernsehmacherinnen, die Lust haben auf Unterhaltung für die Massen, ob nun mit zweiter Ebene oder als purer Eskapismus. In Zeiten, in denen auch im Streaming mehr auf Non-Fiction gesetzt wird, hat sie im weiterhin schwierigen Umfeld eine starke Position - und ist verdient eine Bildschirmheldin 2024.