Wenn es um die beste deutsche Serie des Jahres 2023 geht, darf "Der Schatten" auf den Shortlists bitte nicht fehlen. Die ZDFneo-Produktion von Keshet Tresor Fiction besticht durch eine von Anfang an packende Geschichte, die stark inszeniert ist und mit der Zeit einen immer größeren Sog entwickelt. Und einen ganz entscheidenden Anteil daran hat Regisseurin Nina Vukovic, für die "Der Schatten" das erste große Serienprojekt in ihrer Karriere war. 

Dass Vukovic damit einen Volltreffer landet, hätte sie vermutlich nicht einmal selbst gedacht, doch der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Einerseits profitierte sie von einer starken Geschichte, die die Drehbuchautorin Stefanie Veith geliefert hat. Andererseits ist es Vukovic zu verdanken, dass man als Zuschauer in ein düsteres Wien abtauchen kann, in dem die Grenzen zwischen Realität und Wahn manchmal zu verschwimmen scheinen. Vukovic wählt zudem immer wieder ungewöhnliche Perspektiven, die subtil das Geschehen aufgreifen. 

Über allem schwebt aber das unfassbare Tempo, das die Regisseurin der Serie verpasst hat. Nina Vukovic lässt den Zuschauerinnen und Zuschauern in den sechs Folgen von "Der Schatten" keine Minute Zeit, um mal durchzuatmen. Ständig passiert etwas - und am Ende hängt alles mit allem zusammen, sodass auch scheinbare Nebensächlichkeiten später noch einmal wichtig werden können.  

Und auch wenn es keine genauen Abrufzahlen von "Der Schatten" aus der ZDF-Mediathek gibt und die Quoten der Ausstrahlung bei ZDFneo allenfalls okay waren, hat sich längst herumgesprochen, welche Perle das ZDF da im Angebot hat - allen voran auf dem Mainzer Lerchenberg. Das ZDF nahm die Serie wenige Wochen nach der Erstausstrahlung in der Sparte ins Hauptprogramm. Zwar zu teilweise nachtschlafender Zeit, aber immerhin. 

Der Erfolg und die Auswirkungen

Und auch bei den Preisverleihungen der Branche war "Der Schatten" in diesem Jahr gut im Rennen. Zwar ist es nichts mit einem Deutschen Fernsehpreis als Beste Serie geworden, dafür wurde Nina Vukovic, die gleichzeitig übrigens auch als Drehbuchautorin arbeitet, explizit für die Regie der Serie mit einem Fernsehpreis ausgezeichnet. Hinzu kam noch der Audience Choice Award, über den alle Besucherinnen und Besucher des Seriencamp Festivals abstimmen dürfen.

Insofern stand Nina Vukovic in diesem Jahr deutlicher als sonst im Scheinwerferlicht - und das sorgte bereits für Folgeaufträge. So wird sie bei der zweiten Staffel der Netflix-Serie "Kleo" gemeinsam mit Isabel Braak die Regie übernehmen - das ist just jene Produktion, der sich "Der Schatten" beim Deutschen Fernsehpreis als Beste Serie geschlagen geben musste. 

Das alles ist das Ergebnis einer akribischen Vorbereitung: 2019 gehörte Nina Vukovic zu den ersten Teilnehmerinnen eines Regieförderprogramms, das damals vom ZDF extra für Frauen aufgesetzt wurde. Dadurch inszenierte Vukovic erstmals zwei Folgen der ZDF-Vorabendserie "SOKO Köln". Ihre Regie-Debüt feierte sie, fernab von diversen Kurzfilmen, 2016 ebenfalls im ZDF, im Rahmen des Kleinen Fernsehspiels war ihr "Detour" zu sehen. Nach dem Förderprogramm inszenierte Vukovic unter anderem einen Kölner "Tatort" und einen Film der "Rosamunde Pilcher"-Reihe, mit "Der Schatten" und der kommenden "Kleo"-Staffel ist die Regisseurin nun aber im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Schatten dieser Produktionen, die diese qua ihrer Bekanntheit werfen, hervorgetreten. Nina Vukovic ist aktuell ein Shootingstar in der Branche - und das hat sie sich in den vergangenen Jahren hart und verdient erarbeitet.