Der 6. September war für ProSiebenSat.1, vor allem aber "ran"-Sportchef Alexander Rösner kein besonders guter Tag. In Erinnerung bleiben wird dieser Dienstag als jener Tag, an dem ProSiebenSat.1 die Rechte an der NFL verloren hat - ausgerechnet an den Konkurrenten RTL Deutschland, der schon ab der nächsten Saison die Live-Übertragungen der amerikanischen Football-Liga übernehmen wird.
Was noch vor wenigen Jahren allenfalls eine Randnotiz in der deutschen Medienberichterstattung gewesen wäre, war 2022 ein echter Knaller, immerhin ist es dem Team um Alexander Rösner in den vergangenen Jahren gelungen, die NFL nach dem Fußball zur beliebtesten TV-Sportart in der jungen Zielgruppe zu machen. Dass sich die NFL über massiv steigende Einnahmen und einen echten Bieterwettstreit auf dem deutschen Markt freuen darf, ist also einzig und alleine das Verdienst des Fernsehkonzerns aus Unterföhring.
Das ist auch der Grund, weshalb Rösner für uns zu den Bildschirmhelden 2022 gehört - denn trotz aller verständlichen Enttäuschung über den Verlust der NFL-Rechte, können er und seine Mannschaft vor und hinter der Kamera mächtig stolz sein auf das, was in den zurückliegenden Jahren geleistet wurde. Dass es überhaupt gelingen konnte, die NFL hierzulande zum Quoten-Hit zu entwickeln, hängt nicht zuletzt mit der ungewöhnlichen Herangehensweise bei den Übertragungen zusammen, die ihresgleichen sucht und deshalb auch zurecht in diesem Jahr mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.
Wo andere schlicht das Geschehen im Stadio abbilden, hat das "ran"-Team nicht nur Herz und Seele in die Berichterstattung gelegt, sondern auch eine tiefe Beziehung zu den Fans vor dem Fernseher aufgebaut. Angefangen von den Kommentatoren bis hin zum "Net-Man" Christoph "Icke" Dommisch, den alle nur "Icke" nennen: Da ist - zunächst bei ProSieben Maxx und später immer häufiger auch bei ProSieben - etwas Besonderes entstanden.
Tatsächlich hat sich die NFL in den zurückliegenden Jahren so gut entwickelt, dass die stundenlangen Übertragungen am Sonntag inzwischen sogar beim großen Hauptprogramm ProSieben zu sehen sind - und neben dem dem Super Bowl, der ohnehin seit Jahren zu den großen Quoten-Hits zählt, bewies im November vor allem das Munich Game, welch großes Potenzial hierzulande noch im Football liegt. Auf teils mehr als 25 Prozent Marktanteil brachte es die Übertragung aus München, insgesamt waren am Ende fast 1,7 Millionen Fans am Nachmittag mit dabei.
"Wir sind stolz, mit 'ranNFL' und der Unterstützung einer treuen, engagierten und stetig wachsenden Football-Community die erfolgreichste TV-Sport-Geschichte der vergangenen Jahrzehnte erzählt zu haben", sagte Alexander Rösner im September angesichts der verloren gegangenen Rechte. Konkurrent RTL wird ab dem kommenden Jahr massiv von der Vorarbeit profitieren, die in Unterföhring geleistet worden ist. Klar ist aber auch: Es dürfte für die Kölner gar nicht so leicht werden, die Fans auf ihre Seite zu bringen. Auch das kann sich die "ran"-Crew auf die Fahnen schreiben.