Die Zahl der Gewinner, das lässt sich gut eineinhalb Wochen vor dem Finalspiel der Fußball-Winter-Weltmeisterschaft in Katar schon sagen, ist überschaubar. Der Weltverband FIFA selbst ist von dieser Bezeichnung möglicherweise weiter entfernt denn je, die deutschen Fernsehsender haben teils sehr deutliche Reichweitenrückgänge zu verzeichnen und in der öffentlichen Diskussion dominierte insbesondere an den Starttagen nicht das sportliche Geschehen, sondern die Debatte um Meinungsfreiheit, Persönlichkeitsrechte und das Verbot der One-Love-Binde. Für besondere Aufregung hatte kurz vor Turnierbeginn ein ZDF-Interview mit dem katarischen WM-Botschafter Khalid Salman gesorgt. In dessen Augen sei Schwulsein "haram", also verboten – und zudem auch "ein geistiger Schaden".
Überdeutliche Worte, die insbesondere in Deutschland gehört wurden. Dass auch aus so etwas Gutes erwachsen kann, zeigte indes eindrucksvoll Fernsehmoderator Thomas Fleischmann. Der 1981 in Mittelfranken geborene Sportjournalist war schon Moderator der allersten Sky-Sport-News-Sendeminute – damals zusammen mit Journalistin Kate Abdo. Bevor er zu Sky kam, arbeitete Fleischmann für Sport1 oder Liga total!.
Der Wahlmünchner war es nun, der kurz nach Bekanntwerden von Salmans Ansichten eine Sky-Sport-News-Sendung mit folgenden Worten eröffnete: "Laut Katars WM-Botschafter habe ich einen geistigen Schaden. Ich versuche trotzdem irgendwie unfallfrei durch die nächsten Minuten zu kommen." Diese beiden Sätze waren zugleich Fleischmanns öffentliches Outing, das auch deshalb so stark war, weil es nicht nur mit klarem Statement und ein bisschen Humor versehen war, sondern weil er es ganz geschickt in seine Anmoderation einbaute und wie üblich zu den Sendungsthemen überging. In dem er seiner klaren Botschaft und somit seinem Outing nur wenig Raum gab, unterstrich er in bemerkenswerter Weise, dass es in Deutschland nicht mehr das große Thema ist, wer wen liebt oder nicht. Diese elf Sekunden, die viral gingen, sprechen eine klare Sprache.
Anerkennung bekam Fleischmann zahlreich. Vom eigenen Sender, aber auch aus dem Kreise der Kolleginnen und Kollegen. Stellvertretend für all die Botschaften ein Tweet von Fußball-Kommentator Robby Hunke (RTL+). Er postete nur einige Momente nach der Ausstrahlung: "Das ist ganz stark, lieber Kollege Thomas Fleischmann". Und als stark kann – schon seit Jahren – auch die Entwicklung von Fleischmann als Anchor des Sportnachrichtensenders bezeichnet werden.
In aller Regel moderiert der 41-Jährige bei Sky Sport News die wichtigsten Sondersendungen. Er ist on air, wenn etwa die Specials zur Champions-League-Auslosung anstehen oder präsentiert während dieser Weltmeisterschaft eine Vielzahl von Ausgaben des Formats "Guten Morgen, Fans" oder "Guten Abend, Fans" – beide fassen das Geschehen in Katar morgens bzw. am frühen Abend mit Gästen und Reporterschalten zusammen. Und so ist Fleischmann ein Bildschirmheld des Jahres. Ein Umstand, den er FIFA und Co. ganz sicher voraus hat.