Dass Barbara Salesch mit 72 Jahren noch einmal ins Fernsehen zurückkehren würde, hätte die ehemalige Richterin vermutlich selbst nicht gedacht. Doch weil die Verantwortlichen des Daytime-Fernsehens von RTL nach diversen Flops mit ihrem Latein am Ende schienen und das Publikum auch Jahre nach ihrer Absetzung noch immer die Wiederholungen uralter Gerichtsshows konsumiert, hat sich der Kölner Sender in diesem Jahr dazu entschlossen, den Zuschauerinnen und Zuschauern das zu geben, was sie wollen - und das sind ganz offenkundig neue Gerichtsshows.
Sicher, einen Preis für Kreativität wird RTL dafür nicht erhalten. Doch durch die Art und Weise, wie Barbara Salesch nach zehn Jahren Bildschirmpause wieder mit altbekannter Art und Kraft auf dem TV-Richterstuhl Platz genommen hat, macht zumindest sie jetzt zu einer Bildschirmheldin dieses Jahres - und in einem Jahr, in dem so viel Bewährtes den Weg zurück ins Fernsehen gefunden hat, gewissermaßen auch zur Retro-Königin.
DWDL.de-Kolumnist Peer Schader hat bereits vor einigen Wochen sehr lesenswert notiert, dass sich Salesch bei den Verhandlungen, in deren Mittelpunkt noch immer Laiendarstellerinnen und -darsteller stehen, so manche Spitze nicht verkneifen kann. "Wenn ich ganz ehrlich bin, sind Sie mir eine Weile auf die Nerven gegangen", sagte sie in einer Folge - und passte wiederum in einer anderen darauf auf, dass, wie Schader es nennt, keine übertriebenen Sprachbilder ihren Saal verlassen: "Da können Sie Gift drauf nehmen." - "Gift nicht, aber ich vertraue darauf."
Wenn man sich die neuen Folgen von "Barbara Salesch - Das Strafgericht" so ansieht, dann könnte man den Eindruck bekommen, die beliebte Richterin sei nie weg gewesen, so routiniert und vor allem pointiert führt sie durch die Verhandlungen. Freilich, die Beweismittel haben sich dank moderner Technik und sozialer Netzwerke etwas verändert und nicht immer wirkt in diesem täglichen Laientheater alles vollends stimmig. Aber das ist letztlich egal: Als leichte Unterhaltung taugt die Gerichtsshow - eben nicht zuletzt dank ihrer Hauptprotagonistin, die so viel mehr Elan versprüht als ihr Richterkollege Ulrich Wetzel, den RTL auch gleich reaktiviert hat.
Dem - meist etwas älteren - Publikum gefällt's jedenfalls so gut, dass RTL bei der Produktionsfirma Filmpool direkt eine zweite Staffel bestellt hat, was angesichts der schnellen Beförderung vom Vormittag auf Saleschs einstigen Sat.1-Sendeplatz um 15 Uhr keine große Überraschung darstellte. Dabei machte sie im Vorfeld keinen Hehl daraus, eigentlich kein Comeback angestrebt zu haben. Kein Wunder: Nach ihrer TV-Karriere studierte Salesch Kunst, kaufte ein Haus samt Werkstatt und Ateliert von einer Künstlerin und verspürte alles, nur keine Langeweile.
"Mit 65 bin ich spätestens weg", sagte Barbara Salesch einmal anlässlich der 2000. Folge ihrer früheren Courtshow. Ob es noch einmal so viele werden? "Solange der Zuschauer mag, solange es RTL und Filmpool wollen und solange ich auch möchte, können gerne weitere hinzukommen", erklärte der Publikumsliebling nun. Und so ist ein Ende von Saleschs neuerlicher TV-Karriere vorerst nicht in Sicht. Im Namen des Volkes.