Vor einem Jahr bezeichnete die Redaktion des Medienmagazins DWDL.de Sebastian Pufpaff als "das Beste am Lockdown" und machte ihn zu einem der Bildschirmheldinnen und -helden 2020 für sein kleines, aber feines Format "Noch nicht Schicht" bei 3sat, was später sogar den Grimme Preis gewann. Die Lobhudelei vor einem Jahr endete mit den Worten: "Bleibt also abzuwarten, wann wer Pufpaff endlich einwechselt: Von der Seitenlinie des Fernsehens in den Angriff. Treffsicher ist er längst."
Das haben auch ProSieben und Raab TV bzw. Brainpool bemerkt und den bislang bei 3sat beheimateten Pufpaff für eines der erfolgreichsten TV-Comebacks des Jahres geholt: "TV total" ohne Stefan Raab schien im Vorfeld ein aussichtsloses Unterfangen zu sein, doch dann kam Pufpaff und strafte alle Lügen. Wo andere Formate und ihre Gastgeberinnen bzw. Gastgeber froh sind, sich nach einigen Folgen gefunden zu haben, lieferte Pufpaff mal eben eine Premiere ab, die überzeugte und mit mehr als 27 Prozent Marktanteil eine spektakuläre Quote erzielte.
Eine Woche vor der Winterpause erzielte Pufpaffs "TV total" einen Marktanteil von 16,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen - mit Leichtigkeit weiterhin eine Verdoppelung des Marktanteils den ProSieben zuletzt am Mittwochabend mit US-Serien erzielte. Damit kann ProSieben das nachhaltigste TV-Comeback des Jahres für sich verbuchen. Ein Verdienst, der sich maßgeblich an Sebastian Pufpaff festmachen lässt. Er interpretiert "TV total" einerseits mit seinem Stil neu. Sein Hintergrund als Kabarettist und eine geschliffene Artikulation kombiniert mit dem Auftreten eines Sparkassen-Kundenberaters sorgen für eine ungewohnte Fallhöhe.
Nicht alles glückt natürlich. Manche Themen wirken noch als lagen sie noch aus Zeiten des Spaßvogels Stefan Raab in der Schublade. Auch die Idee, sich überall einzuschleichen, hat man vielleicht etwas überstrapaziert. Doch das ist ein Klagen auf hohem Niveau, denn stimmig bleibt die Sendung trotzdem, weil Sebastian Pufpaff - mehr als sein Vorgänger - in vielen Momenten auch klare Haltung zeigt, die man ihm abkauft. Das sekundenschnelle Wechseln von Blödeln zu Ernsthaftigkeit beherrscht Pufpaff einfach. Immer wieder denkt man sich: Seine HomeOffice-Show "Noch nicht Schicht" war dafür die perfekte Bewerbung.
Macht allein der Moderator das Comeback zum Erfolg? Nein, natürlich liegt es auch an einem gewohnten Korsett: Die bekannte Musik, die gleiche Band, das gleiche Logo, ein vertraut wirkendes Studio, ein fahrbarer Schreibtisch, ein Nippelboard, bekannte Rubriken und die legendäre Off-Stimme geben dem TV-Comeback so ein gewohntes Gefühl, dass niemand mehr Stefan Raab vor der Kamera vermissen muss. Und doch wäre ein Misserfolg des Comebacks von "TV Total" letztlich am Moderator hängen geblieben. Um dieses enorme Risiko wusste auch Pufpaff - und hat sich getraut. Das macht ihn erneut zu einem Bildschirmheld.