In den vergangenen Jahren hat es so manche Tiefschläge für Sky Deutschland gegeben. Da ist etwa die Tatsache, dass man einige hochkarätige Sportrechte, allen voran in der Bundesliga und die Champions League, an die Konkurrenz verloren hat. Aber auch im gesamten Sky-Konzern büßte man an Eigenständigkeit ein. Etliche Urgesteine haben den Pay-TV-Sender verlassen, viele Entscheidungen werden nicht mehr in Unterföhring, sondern in London getroffen. Eine, die alle Personalrochaden der jüngeren Vergangenheit überstanden hat, ist Elke Walthelm, Executive Vice President Content und Mitglied der Geschäftsführung.
Als Last Woman Standing in Unterföhring hat sie Sky in diesem Jahr so breit aufgestellt wie niemand zuvor. Natürlich: Auch der Start der vier Sender Sky Crime, Sky Comedy, Sky Nature und Sky Documentaries ist allen voran aus London befeuert worden. Walthelm ist es aber zu verdanken, dass diese Sender nicht nur plumpe Abspielstationen eingekaufter Ware sind. Für jeden Sender hatte man bereits zum Start Eigenproduktionen im Programm, für die Zukunft sind zudem weitere angekündigt.
Bei Sky Crime etwa feierte der sehenswerte Dokumentarfilm "Wirecard - Die Milliarden-Lüge" von Gabriela Sperl seine Premiere. Mit "Schwarzer Schatten - Serienmord im Krankenhaus" hatte man auch eine Doku-Serie im Programm, in der es um den ehemaligen Krankenpfleger Niels Högel ging. Anders als RTL gab man dem Serienmörder keine Bühne. Dadurch hatte man zwar nicht so viele Schlagzeilen, ersparte sich aber auch eine Menge Ärger - die Sky-Doku legte den Fokus auf Opfer und Angehörige.
Im Comedy-Bereich investierte man viel in die deutsche Adaption von "Spitting Image" und zeigte so ein anderes Bild von sich. Bei Sky Nature zeigte man als Eigenproduktion bislang nur eine Reihe mit Fahri Yardim, darüber hinaus gibt’s hier aber auch Filme des britischen Naturfilmers David Attenborough zu sehen. Und bei Sky Documentaries setzt man auf große und prägnante Themen: Eine Doku über die österreichische Ibiza-Affäre hat man schon gezeigt, Anfang 2022 folgt ein Film über das Unglück der Costa Concordia.
Mehr aus allen Genres
Alle vier Sender sind übrigens im Entertainment Paket von Sky verfügbar, kosten also nicht extra. Auch das ist positiv hervorzuheben. Konnte man in der Vergangenheit doch durchaus den Eindruck gewinnen, dass das Unternehmen für jedes zusätzliche Angebot die Kundinnen und Kunden zur Kasse bittet. Oder anders herum: Nicht billiger wird, wenn mal wieder dieses oder jenes Sportrecht verloren ging. Durch Sky Crime, Sky Comedy, Sky Nature und Sky Documentaries hat sich Sky in diesem Jahr also deutlich breiter aufgestellt. Wegen wegfallender Sportrechte musste man das aber auch.
Und auch in der Fiktion setzt Sky unter Elke Walthelm inzwischen vermehrt auf ein breites Angebot. Mit "Die Ibiza-Affäre" und "Die Wespe" sind jüngst zwei echte Perlen gestartet, die nicht zu den klassischen High-End-Produktionen zählen. Die hat man mit "Babylon Berlin", "Der Pass" oder auch "Das Boot" weiterhin. 2022 will der gesamte Sky-Konzern 60 Eigenproduktionen auf die Bildschirme bringen, 20 davon sollen aus Deutschland kommen. Kürzlich kündigte man drei neue Serien an, darunter unter anderem eine Autobahn-Serie von den "Cobra 11"-Machern und eine Sci-Fi-Rom-Com.
Lange hat Sky propagiert, sich breiter aufstellen zu wollen. Man wollte nicht nur der Fußballsender sein - das war aber auch der Konkurrenzsituation geschuldet. 2021 hat Sky unter Elke Walthelm, die ganz nebenbei ja auch noch Managing Director von NBC Universal Global Networks Deutschland ist, das Versprechen eingelöst und ist deutlich breiter geworden. Sowohl in der schon früh ins Visier genommenen Fiction, aber auch in anderen Genres. Fährt der Sender die Schlagzahl an Eigenproduktionen perspektivisch noch etwas höher, wird man die Lücke, die sich durch wegfallende Sportrechte aufgetan hat, gut schließen können. Der 2021 eingeschlagene Weg gibt Anlass zur Hoffnung, dass das gelingen kann.