Eine "Ausnahmekünstlerin" sei Carolin Kebekus, frohlockte WDR-Unterhaltungschefin Karin Kuhn im Frühjahr. "Sie bleibt sich immer treu und setzt die Themen, die ihr wichtig sind." Und: "Couragiert zeigt sie auf diese Weise gesellschaftliche Verantwortung und trifft genau den richtigen Nerv." Das Lob ist auch deshalb bemerkenswert, weil es vor einigen Jahren ziemlich knirschte zwischen dem WDR und der Komikerin, nachdem diese mit einer Kirchen-Satire aneckte. Sicher, das ist lange her, und schon seit einigen Jahren arbeiten beide Seiten wieder erfolgreich zusammen.
Angepasst ist Kebekus allerdings auch heute nicht. Im Gegenteil: Ihre neue Show, die ihren Namen trägt, ist besser und bissiger als alles, was die Kölnerin je zuvor im Fernsehen gemacht hat – neue Kirchen-Satire inklusive. Das mag auch daran liegen, dass Carolin Kebekus wie schon vor einigen Jahren wieder mit der bildundtonfabrik zusammenarbeitet. Aber auch an ihr selbst: Hinter dem Format steht nämlich auch die Produktionsfirma UnterhaltungsFlotte TV, die Kebekus und ihre Managerin Constanze Weihrauch gemeinsam gegründet haben.
"Irgendwie erwachsen" fühle es sich an, sagte Kebekus im Mai im Gespräch mit DWDL.de. "Wenn man selbst mitproduziert, führt das dazu, dass man sich doch noch ein bisschen genauer mit manchen Details beschäftigt. Ich war bei meinen Shows auch bisher ziemlich gut im Bilde. Aber es gab sicher einige Bereiche, bei denen ich das Gefühl hatte: Das kriegen die auch ohne mich hin. Zum Beispiel war ich nicht unbedingt bei jeder Grafikabnahme dabei. Jetzt habe ich eher das Gefühl: Ich muss jedes Bild vorab gesehen haben."
Tatsächlich macht ihre neue ARD-Show optisch viel her. Stylisch, bunt und cool ist sie – und selbst wenn sich Carolin Kebekus nur wenige Schritte bewegt, sieht ihr Studio im nächsten Moment schon wieder komplett anders aus. Doch das Format ist auch sonst ein echter Genuss: Es ist schon bemerkenswert, wie oft es Kebekus in acht Folgen gelang, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Das war vor allem deshalb möglich, weil die Show massiv mit gesellschaftlicher Relevanz aufgeladen wurde und der Schenkelklopfer-Humor einer erstaunlichen Ernsthaftigkeit gewichen ist. Wohl keine Künstlerin schafft es so gut, Comedy mit Haltung zu verbinden.
Auch ihr Arbeitgeber braucht ein dickes Fell
So wie in jener Folge ihrer Show, in der Kebekus mit "Quarks"-Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim das Engelchen und Teufelchen mimte, um über Meinungsmache im Internet zu diskutieren. Oder als sie die Antibabypille anlässlich ihrer Zulassung vor 60 Jahren kritisch würdigte und auf die fehlende Weiterentwicklung hinwies, weil Frauen sie aus Mangel an Alternativen trotz all ihrer Nebenwirkungen schluckten. Und ihre WDR-Kollegin Shary Reeves ließ Kebekus kurzerhand einen "Brennpunkt" zum Thema Rassismus moderieren, weil sie diesen "im Ersten deutschen weißen Fernsehen" vermisste.
Kurz darauf kehrte sie dann auch noch das "Frauen-Problem" der ARD zum "Männer-Problem" um – in Anlehnung an eine umstrittene Aussage von Programmdirektor Herres. Nein, auch sieben Jahre nach der umstrittenen Kirchen-Satire braucht ihr Arbeitgeber ein dickes Fell. Vielleicht sogar dicker als je zuvor. Und das ist auch gut so, denn ohne Carolin Kebekus würde dem deutschen Fernsehen wahrlich etwas fehlen.