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Roland Weißmann
Seit dem 1. Januar ist das neue ORF-Gesetz in Kraft - und wenig überraschend gab es direkt einen Streit zwischen Verlagen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk rund um die Auslegung des Gesetzestextes. Dabei geht es vor allem um die neu vorgeschriebene maximale Anzahl an Artikeln auf der News-Seite des ORF - mehr als 350 pro Woche dürfen es nicht sein. Nun ist es aber so, dass der ORF bei vielen Texten auf seiner Haupt-Newsseite einfach auf diverse Unterseiten weiterleitet - und hier gilt die Beschränkung nicht. VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger kritisiert nun, dass es nach wie vor eine "Zeitungsähnlichkeit" des News-Angebots gebe, das ORF-Gesetz sei eine "Mogelpackung". Der ORF hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Generaldirektor Roland Weißmann sagt: "Ein gesunder Konkurrenzkampf ist das eine, die Unterstellung unlauter vorzugehen das andere. Dann ist die Grenze dessen, was man sich gefallen lassen muss, erreicht. Die Neuaufstellung von ORF.at entspricht in allen Belangen den gesetzlichen Vorgaben und ist gleichzeitig jenen Millionen Userinnen und Usern verpflichtet, die von einem ‚ORF für alle‘ zu Recht verlangen, weiterhin bestmöglich informiert zu werden. Leider werden im Rahmen dieser Kampagne gegen den Online-Auftritt des ORF wie schon in den vergangenen Monaten Berichterstattung mit Eigentümerinteressen vermischt. Wir scheuen uns daher auch nicht davor, den Klagsweg zu bestreiten, sollten weiterhin kreditschädigende Anschuldigungen erhoben werden."
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Rund um den ORF gab es in den vergangenen Tagen seit Weihnachten aber noch diverse andere Nachrichten: Der Tarifabschluss für die Angestellten des Unternehmens war der bislang niedrigste im ganzen Land und die SPÖ hat vorgeschlagen, alle Menschen vom neuen ORF-Beitrag zu befreien, die jünger sind als 24 Jahre. Kritik an einem möglichen "Bürokratiemonster" gab es deshalb von den Neos. Und dann ist am Montag die Talkshow von Barbara Karlich mit einigen Veränderungen ins neue Jahr gestartet, unter anderem gibt es nun kein Studiopublikum mehr und auch Design und Studio sind neu. Und auch der Titel ist neu: Aus der "Barbara Karlich Show" wurde "Barbara Karlich - Talk um 4". Zu sehen gibt es das Format wie gehabt immer montags bis freitags ab 16 Uhr in ORF 2. FPÖ-Chef Herbert Kickl hat unterdessen seine Ankündigung erneuert, die neue Haushaltsabgabe direkt wieder abzuschaffen, sollte es seine Partei in die Regierung schaffen.
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Derweil muss sich die Regierung erneut mit dem ORF-Gesetz beschäftigen, weil der Verfassungsgerichtshof die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien als teilweise verfassungswidrig eingestuft hat (DWDL.de berichtete). Bis März 2025 muss eine Lösung gefunden sein, im Herbst wird in Österreich ein neuer Nationalrat gewählt. Es wird also spannend zu sehen sein, ob die aktuelle Regierung das Gesetz nochmal ändert - oder ob sie es der Nachfolge-Regierung überlässt. Medienministerin Susanne Raab klingt nun so, als könnte die Reform auch die nächste Regierung übernehmen. "Wenn wir sachliche Lösungen erarbeiten wollen, müssen wir uns eine gewisse Zeit nehmen, um Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten", erklärte sie in einem Interview mit der APA. Gleichzeitig betont Raab, es gehe ihr nicht darum, "etwas zu schieben". Weil die FPÖ gute Chancen hat, in der nächsten Regierung zu sitzen, wünscht man sich beim ORF eher eine zeitnahe Reform.
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Für die Privatsender wurde es kurz vor dem Jahreswechsel wichtig, da hat die Rundfunk- und Telekomregulierungs GmbH (RTR) 18,3 Millionen Euro Förderung für das Jahr 2024 vergeben. Der 20-Millionen-Euro-Topf ist damit schon so gut wie leer. Der Einzelsender mit der höchsten Förderung ist Puls 24, das 1,38 Millionen Euro erhält, auf Platz zwei landete ServusTV mit 1,37 Millionen. ProSiebenSat.1Puls4 ist die höchstgeförderte Sendergruppe mit insgesamt 3,69 Millionen Euro, dahinter kommen Mediaprint (Krone TV, Kurier TV) mit 2,21 Millionen sowie die Mediengruppe Österreich (oe24, div. Radiosender) mit 1,48 Millionen. Der Privatsenderverband VÖP fordert seit einiger Zeit eine Verdopplung des Fördertopfes (DWDL.de berichtete). Darüber hinaus hat die RTR auch 4,7 Millionen Euro an nichtkommerzielle Privatsender vergeben, das meiste Geld erhielt Okto mit rund 689.000 Euro.
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Puls 4 hat bei zwei konkreten Programmen Veränderungen angekündigt. Die erfolgreiche Früh-Schiene "Café Puls" bekommt mit Julia Furdea und Jakob Glanzner (Foto links) ein neues Moderationsduo. Die beiden wechseln sich fortan immer mit Bianca Schwarzjirg und Florian Danner ab. Veränderungen gibt es derweil auch bei einem Primetime-Format: Bei "2 Minuten 2 Millionen" ist erstmals Innovations-Expertin Eveline Steinberger als Investorin mit dabei. Hotelier Bernd Hinteregger kehrt zurück. Sie vervollständigen die Investoren-Runde um Hans Peter Haselsteiner, Katharina Schneider, Heinrich Prokop und Christian Jäger. Die neue Staffel startet am 30. Januar, die neuen Folgen sind dann immer dienstags ab 20:15 Uhr zu sehen.
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Die Insolvenz von René Benkos Signa hat auch Auswirkungen auf den deutschen und österreichischen Medienmarkt: So will der Insolvenzverwalter nun nämlich die Medienbeteiligungen des Konzerns abstoßen. Das betrifft zuallererst die Beteiligungen an "Kronen Zeitung" und "Kurier", die die Signa seit dem Einstieg bei der WAZ-Auslandsholding hält. Vor einigen Jahren stieg Signa mit 49,5 Prozent bei der Funke-Tochter ein, damals blätterte man dafür rund 80 Millionen Euro hin. Funke liegt seit Jahren vor allem mit der "Krone"-Eigentümerfamilie Dichand im Streit, durch die Signa-Insolvenz könnte es hier nun neue Bewegung geben. Funke hat vermutlich ein Vorkaufsrecht auf die Signa-Anteile am eigenen Tochterunternehmen - vielleicht nutzen die Essener die Möglichkeit nun aber auch zu einem kompletten Ausstieg. Dazu müsste man sich aber wohl mit den Dichands einig werden. Ob das gelingt, ist völlig unklar. Die WAZ-Auslandsholding hält die Hälfte an der "Kronen Zeitung" und 49,44 Prozent am "Kurier". Hier gibt’s mehr Infos zum Streit zwischen Funke und den Dichands.
Österreich in Zahlen
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Sowohl ORF 1 als auch ORF 2 mussten im vergangenen Jahr leicht rückläufige TV-Quoten hinnehmen. ORF 1 kam auf 9,5 Prozent, das war ein Rückgang von 0,3 Prozentpunkten. Bei ORF 2 ging es um 0,4 Prozentpunkte auf 21,0 Prozent zurück. Beide Sender waren damit aber weiterhin die mit Abstand stärksten im Land. Die gesamte ORF-Gruppe erreichte demnach 33,8 Prozent. Nach Angaben des Unternehmens entfielen 1.973 der 2.000 meistgesehenen Sendungen des Jahres auf ORF-Formate. Das zeigt einmal mehr sehr eindrücklich, wie stark der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Österreich weiterhin ist. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag ORF 1 im vergangenen Jahr bei 11,3 Prozent, ORF 2 bei 10 Prozent. Beides entspricht einem Rückgang von rund einem Prozentpunkt.
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Der stärkste Privatsender im abgelaufenen Jahr war erneut ServusTV mit 4,3 Prozent Jahresmarktanteil beim Gesamtpublikum. ATV und Puls 4 brachten es im gleichen Zeitraum nur auf 2,8 und 2,6 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen sind die Kräfteverhältnisse dagegen noch andere: Hier kam ServusTV auf 3,4 Prozent und lag recht deutlich hinter den beiden Sendern der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe, die jeweils 4,3 Prozent erzielten. Alle Österreich-Sender der Sendergruppe holten zusammengerechnet rund 10,8 Prozent Marktanteil. Rechnet man die anderen Sender wie ProSieben und Sat.1 hinzu, waren es 26 Prozent - beim jungen Publikum ist ProSiebenSat.1Puls4 damit nach eigenen Angaben die stärkste Sendergruppe. In diesem Jahr hat man mit Joyn eine Streamingplattform eingeführt, auf der auch die Konkurrenz groß vertreten ist. Die Plattform will man 2024 bekanntlich noch weiter ausbauen. Der Nachrichtensender oe24 lag beim jungen Publikum 2023 bei 1,2 Prozent und damit recht deutlich vor Puls 24 (0,7 Prozent).
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Deutlich bergauf ging es im Jahresvergleich für RTL Österreich. Der Sender lag 2022 noch bei einem durchschnittlichen Marktanteil in Höhe von 3,5 Prozent bei den 12- bis 49-Jährigen, 2023 steigerte man diesen Wert auf 4,1 Prozent. Für Vox ging es leicht auf 4,1 Prozent nach oben. In Österreich sind RTL und Vox also gleichauf beim jungen Publikum. Freude bereitete dem Vermarkter IP Österreich gegen Ende des Jahres auch die Darts-WM, die man auf Sport1 vermarktete. Das Finale war die stärkste Darts-Übertragung überhaupt beim österreichischen Ableger des Sportsenders, am Ende konnte sich Sport1 über einen Dezember-Marktanteil in Höhe von 0,8 Prozent beim Gesamtpublikum freuen - normalerweise erreicht Sport1 Austria rund die Hälfte.
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Die neue "Clever"-Rätselshow hat am vergangenen Freitag einen erfolgreichen Einstand bei ORF 1 gefeiert. 371.000 Menschen sahen im Schnitt zu, das entsprach einem Marktanteil in Höhe von 16 Prozent und beim jungen Publikum lief es angesichts von 18 Prozent noch besser. Der Vorlauf für die neue Show war allerdings auch ziemlich gut: Der "Kabarettgipfel" erreichte zuvor noch etwas mehr als 500.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, hier wurden sogar 20 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum gemessen.
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In den zurückliegenden Tagen punktete ORF 1 darüber hinaus mit zahlreichen Wintersport-Übertragungen, von der Vierschanzentournee bis hin zu Slalom-Wettbewerben. Aber auch sonst lief es rund um Weihnachten und Silvester ziemlich gut: Die "Pumuckl"-Neuverfilmungen kamen am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag in der Daytime auf hohe Reichweiten und Marktanteile von bis zu 15 Prozent. In ORF 2 punkteten derweil die "Helene Fischer Show" oder auch das "Traumschiff".