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Mit dem seit Anfang des Jahres geltenden Film- und Serienfördermodell hat Österreich europaweit Schlagzeilen gemacht. Kurz gesagt hat das Bundeswirtschaftsministerium einen ungedeckelten Fördertopf aufgesetzt, durch den auch internationale Produzentinnen und Produzenten mehr als 30 Prozent der förderungsfähigen Ausgaben in Österreich zurückerhalten können. Inzwischen gibt es auch eine Liste der Projekte, die gefördert wurden. Und auch wenn dort ganz eindeutig TV-Serien als "Spielfilm" gelabelt werden: Eine solche Liste sorgt nun zumindest für Transparenz in Sachen Förderung. Bis Jahresende könnten mehr als 100 Millionen Euro aus dem Topf geflossen sein. Österreichische Produktionsfirmen fürchteten angesichts dieser Summe bereits die Einführung einer Obergrenze - dazu wird es aber wohl nicht kommen. Medienministerin Susanne Raab erklärte zuletzt beim ProduzentInnentag in Wien, dass alles bleibe, wie es aktuell sei.
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Mausgerutscht ist derweil der Chef des privaten Forschungsinstituts SORA, Günther Ogris. Der verschickte versehentlich ein internes Papier zur möglichen Ausrichtung der SPÖ im nächsten Nationalratswahlkampf an einen Verteiler mit rund 800 Empfängerinnen und Empfängern. Der ORF beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit SORA. Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeitete das Institut in der Wahlforschung und bei Hochrechnungen und Analysen zusammen. "Insbesondere bei Wahlen sind Glaubwürdigkeit und Objektivität in der ORF-Berichterstattung von essenzieller Bedeutung, auch jeglicher Anschein von Einseitigkeit muss unterbunden werden", hieß es vom ORF, der gleichzeitig festhielt, dass es keine Anzeichen für ein Fehlverhalten in der zurückliegenden Zusammenarbeit gegeben habe. Doppelt bitter ist das für SORA und Ogris, denn das öffentlich gewordene Papier war nicht einmal von der SPÖ beauftragt worden. Ogris sprach von einer "persönlichen Hypothesensammlung und Vorversion einer Gesprächsunterlage". Diese enthalte "persönliche Überlegungen für eine eventuelle Beratungstätigkeit". In dem Papier hatte Ogris auch ein Schattenkabinett der SPÖ entworfen. Darin enthalten war auch Gerhard Zeiler, aktuell bei WarnerBros. Discovery für das internationale Geschäft zuständig. Er hätte laut Ogris Finanzminister werden sollen. Ogris trat kurz darauf als SORA-Geschäftsführer zurück.
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Wolfgang Fellner
IP Österreich, ein Tochterunternehmen der deutschen Ad Alliance und der "Kronen Zeitung", vermarktet ab dem kommenden Jahr auch den Nachrichtensender oe24.TV. Der Kanal gehört zur Mediengruppe Österreich, dessen Gründer und Geschäftsführer Wolfgang Fellner immer wieder in der Kritik steht - und der sich mitunter nach Kräften auch selbst bloßstellt. Die TV-Aktivitäten der Gruppe werden von Fellners Sohn Niki geleitet - und das durchaus erfolgreich. Mit 1,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum hat man durchaus eine relevante Größe, bei den Jüngeren ist oe24.TV im September angesichts von 1,5 Prozent in etwa doppelt so stark gewesen wie Puls 24. Für IP Österreich bedeutet die Vermarktung des Senders auch ein spürbares Portfolio-Wachstum. Anders als in Deutschland die Ad Alliance ist die IP in Österreich nicht der Marktführer.
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Martin Kotynek
Gleich zwei prominente Abgänge hat es zuletzt bei zwei großen Medien gegeben: Bei der Tageszeitung "Der Standard" verlässt Chefredakteur Martin Kotynek nach sechs Jahren das Unternehmen. Die Rede ist von "unterschiedlichen Sichtweisen hinsichtlich unserer Möglichkeiten am Markt und wie wir diesen begegnen sollten", erklärte Vorstand Alexander Mitteräcker. Bis auf weiteres übernehmen Nana Siebert, Petra Stuiber und Rainer Schüller (alle bisher stellvertretende Chefredakteure) als Team die Leitung der Redaktion. Und im ORF hat Radio-Außenpolitikchef Hartmut Fiedler das Handtuch geschmissen. Von einem "Rücktritt aus Hoffnungslosigkeit" ist in einer internen Mail von Korrespondentinnen und Korrespondenten die Rede, über die sowohl "Der Standard" als auch die "Salzburger Nachrichten" berichteten. Der ORF bestätigte die Personalie und kündigte an, den Posten in veränderter Form neu ausschreiben zu wollen. Die Korrespondentinnen und Korrespondenten schreiben, Fiedler sei "zermürbt" von den Arbeitsbedingungen im neuen, multimedialen Newsroom des ORF. In der Redaktion "fehlt es an allem", heißt es: "einer klaren Vision, Führungskultur, Geld, Personal, vor allem aber Motivation und Wertschätzung für die journalistische Arbeit".
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Ärger hat der ORF auch an anderer Stelle: Derzeit streitet man sich vor Gericht mit einer Journalistin, die viele Jahre lang an prominenten Stellen für den Sender gearbeitet hat. Wie verschiedene österreichische Medien berichten, sollte die Frau im vergangenen Jahr ein Interview mit Arbeitsminister Martin Kocher führen. Vorgabe sei allerdings gewesen, dass es darin nur um den Arbeitsmarkt gehen sollte. Die Journalistin weigerte sich, unter dieser Einschränkung das Interview zu führen - und sagt nun, seither erfahre sie Nachteile im Sender. Sie werde seither nicht mehr wie bislang eingesetzt, klagt die Frau. Sie sei versetzt worden und dürfe nur noch Nachrufe verfassen. Der ORF bestreitet das. Nun liegt der Fall vor dem Arbeits- und Sozialgericht, inzwischen hat die Journalistin ihre Kündigung erhalten.
Österreich in Zahlen
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Puls 4 ist im September auf einen Monatsmarktanteil in Höhe von 4,8 Prozent gekommen. Diesen Wert erzielte der Sender schon einmal im Juni dieses Jahres, ansonsten lief es in keinem anderen Monat 2023 besser. Bei den 12- bis 49-Jährigen war Puls 4 damit der erfolgreichste österreichische Privatsender. ATV erreichte 4,2 Prozent und konnte sich nach dem August-Tief (3,9 Prozent) wieder steigern. ServusTV lag in der klassischen Zielgruppe bei starken 3,8 Prozent und war insgesamt mit 4,8 Prozent der erfolgreichste Privatsender. Hier hatten Puls 4 (2,6 Prozent) und ATV (2,9 Prozent) deutlich das Nachsehen.
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ORF 1 erreichte im September 7,7 Prozent Marktanteil und konnte sich damit im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht steigern. ORF 2 dagegen sackte von 22,7 auf 20,6 Prozent ab, bleibt damit aber natürlich nach wie vor der mit Abstand stärkste Sender des Landes. Im September 2022 erzielte ORF 2 unter anderem mit den Landtagswahlen in Tirol und der Berichterstattung zum Tod von Queen Elizabeth II. hohe Quoten.
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Einen interessanten Shift hat es derweil zwischen Puls 4 und ATV gegeben. Die langjährigen ATV-Formate "Pfusch am Bau" und "Mein Recht! Ich geb nicht auf" laufen inzwischen nämlich beim Schwestersender. Bereits seit Ende August zeigte Puls 4 Wiederholungen des Formats - und in der vergangenen Woche starteten dann auch die neuen Staffeln beim Sender. Mit 139.000 Zuschauerinnen und Zuschauern war "Pfusch am Bau" auf Anhieb das erfolgreichste Format von Puls 4 in der zurückliegenden Woche, "Mein Recht!" lag bei 101.000. Mit 9,1 und 6,9 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe kann man beim Sender sehr zufrieden sein. Zu den Gründen des Wechsels macht Puls 4 keine Angaben. Ein Sendersprecher erklärt lediglich: "Wir wollen unseren Seher:innen auf Puls 4 [...] noch mehr Service-Formate liefern und freuen uns, dass Günther Nussbaum und Dr. Christian Horwath auf Puls 4 mit den neuen Folgen ein neues Zuhause finden." Zuletzt hatte der Sender Probleme, überhaupt noch mit Sendungen mehr als 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu erreichen. Mit den beiden ehemaligen ATV-Sendungen hat man nun immerhin zwei Formate im Programm, die das leisten können.
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Nach dem erfolgreichen Staffelstart mit mehr als 300.000 Zuschauern (DWDL.de berichtete), hat sich die ORF-Serie "Walking on Sunshine" mittlerweile auf einem deutlich niedrigeren Niveau eingependelt. In der vergangenen Woche kamen zwei neue Folgen auf 264.000 und 230.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, an diesem Montag waren es 278.000 und 257.000. Die Marktanteile liegen in der Regel bei etwa 10 Prozent, nachdem es zum Start in die Staffel mit 13 Prozent noch besser lief.
Was noch zu sagen wäre…
"Im Moment, in Zeiten vieler Krisen, suchen die Menschen gute Unterhaltung und Entspannung im TV, mit Kreischformaten oder Trash-TV, das ja längst in vielen Nischen von den Streamingplattformen abgedeckt wird, ist nichts mehr zu gewinnen."
ORF-Unterhaltungschef Martin Gastinger (Horizont.at, €)