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Der ORF ist in der vergangenen Woche russischer Propaganda aufgesessen, entsprechende Video-Ausschnitt haben es am Dienstag, den 15. August, in die reichweitenstärkste Nachrichtensendung des Landes, die "Zeit im Bild", geschafft. In einem Beitrag über Korruption in der Ukraine von ORF-Reporter Christian Wehrschütz zeigte man unter anderem auch, wie in der Ukraine Männer angeblich zwangsrekrutiert werden. Das Portal "Mimikama" hat allerdings recherchiert, dass der Kontext dabei ein gänzlich anderer war. So sei in einem Video die Festnahme eines russischen Agenten zu sehen gewesen, in einem anderen Video sah man offenbar nur ukrainische Studenten, die protestierten, weil sie nicht im Ausland studieren dürfen - einer von ihnen wurde abgeführt. Russische Propaganda deutete die Videos später um - und auch der ORF fiel darauf rein.
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Christian Wehrschütz
Der ORF-Beitrag schlug hohe Welle, der ukrainische Botschafter in Österreich forderte eine Richtigstellung durch den Sender und erklärte, eine Berichterstattung mit Videos im falschen Kontext sei "zweifelsohne eine Manipulation". Der ORF erklärte kurz darauf: "Weiterführende Recherchen des ORF und eine nochmalige Überprüfung haben ergeben, dass die angesprochenen Videos aus der Ukraine nicht den in der ,Zeit im Bild‘ transportierten Inhalten entsprechen, was der ORF außerordentlich bedauert." Zudem kündigte man eine Richtigstellung im Rahmen der "Zeit im Bild" an, das ist am Freitag dann auch passiert. Außerdem wolle man sich on Air mit dem Thema Fake News auseinandersetzen. Christian Wehrschütz erklärte via Twitter, er habe die Videos nicht zusätzlich überprüft, "weil sie aus seriöser Quelle stammten". Der Reporter weiter: "Der Fehler wird mir eine Lehre sein, der erste in 23 Jahren Korrespondent. An der Richtigkeit des Beitrags ändert der Fehler nichts!"
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Weil ServusTV in Deutschland demnächst eingestellt wird, war lange unklar, ob der Sender in Österreich die MotoGP wird halten können. Durch die Übertragung in beiden Ländern hatten sich Synergien ergeben, die künftig wegfallen. Doch nun ist klar: ServusTV wird die MotoGP in Österreich bis 2026 übertragen. Darauf hat sich der Sender mit dem spanischen Rechtevermarkter Dorna Sports geeinigt. "MotoGP und ServusTV – das passt einfach perfekt zusammen. Motorradsport auf höchstem Niveau ist seit Jahren ein Erfolgsgarant bei ServusTV. Dass Dorna Sports trotz eines sehr kompetitiven Marktumfelds die erfolgreiche Zusammenarbeit mit uns als TV-Partner fortführen will, gibt unserem eingeschlagenen Weg mit höchster produktioneller und redaktioneller Qualität einmal mehr recht [...]", sagt David Morgenbesser, Kommerzieller Direktor bei ServusTV. Die MotoGP gehört neben anderen Sport-Übertragungen zu den größten Quoten-Zugpferden des Senders.
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ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider hat derweil der österreichischen Tageszeitung "Kurier" ein Interview gegeben und darin die Langfristigkeit des Projekts ServusTV betont. Unter anderem hält man die Übertragungsrechte an der Fußball-EM 2028. "Das war und ist ein klares Bekenntnis und nachhaltiges Invest des verstorbenen Eigentümers in die Zukunft von ServusTV und dieses Bekenntnis hat sich auch nach dem Tod von Dietrich Mateschitz nicht geändert", so Wegscheider. Und weiter: "Wenn ich mir den ServusTV-Sportkalender der nächsten Jahre ansehe und mit dem Angebot europäischer Free-TV-Sender vergleiche, würde ich mir über über die Zukunft ServusTV wenig Sorgen machen." Tatsächlich hält der Sender einige hochkarätige Rechte, viele wurden aber noch unter dem inzwischen verstorbenen Red-Bull-Gründer Mateschitz erworben. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, dass auch ServusTV wird sparen müssen. Bewahrheitet hat sich das bekanntlich schon in Deutschland, wo der Sender zum Jahresende eingestellt wird (DWDL.de berichtete).
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Am Montagabend hat der ORF das "Sommergespräch" mit FPÖ-Chef Herbert Kickl ausgestrahlt - und auch darin ging es um das Setting der Interview-Location. Kickl verglich den Raum mit einem "Stasi-Verhörzimmer". Mehrmals äußerte Kickl in dem Gespräch außerdem die Angst, der ORF könne etwas aus dem Interview herausschneiden, Moderatorin Susanne Schnabl daraufhin: "Wir schneiden nichts hinaus, keine Angst, ich weiß nicht, warum Sie so viel Angst haben." Fritz Hausjell, Präsident von Reporter ohne Grenzen Österreich, erklärte im Anschluss an die Sendung, die "Denunzierung des Journalismus in diesem Land geht weiter und erreicht unerträgliche Dimensionen". Hausjell: "Wurden in der Vergangenheit von Seiten mancher politischer Parteien präzise geführte journalistische Interviews mit Politiker*innen als ‘Verhöre’ geframt, so ging heute Herbert Kickl den nächsten schamlosen Schritt der gezielten Rufschädigung des Journalismus". Kickl sei "Propagandaprofi" und habe mich Absicht das Wort "Stasi-Verhör" verwendet, so Hausjell.
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Eine echte politische Unabhängigkeit der ORF-Gremien gibt es nicht. Der Stiftungsrat des Unternehmens ist allen voran durch die Politik besetzt, eine Vielzahl der Mitglieder können Parteien zugeordnet werden. Am 26. September geht es vor dem Verfassungsgerichtshof um eben diese Unabhängigkeit der ORF-Gremien. Spannend ist auch, weshalb das Gericht sich mit der Sache beschäftigt: Die Burgenländische Landesregierung, geführt von der SPÖ, beanstandet die Zusammensetzung von Stiftungsrat und Publikumsrat. Der Einfluss von Bundes- und Landesregierungen bei der Bestellung der Mitglieder der Gremien stehe im Widerspruch zur gebotenen Unabhängigkeit. Die SPÖ hatte in den vergangenen Jahren massiv an Einfluss im Stiftungsrat verloren, der Verfassungsgerichtshof könnte nun dafür sorgen, dass die ORF-Gremien generell unabhängiger von der Politik werden.
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"Spiegel" und "Standard" haben angekündigt, ihre Kooperation rund um das Format "Inside Austria" fortführen zu wollen. Bereits im Herbst 2021 vereinbarten die beiden Medien eine redaktionelle Zusammenarbeit bei österreichischen politisch-zentrierten Themen. Beide Redaktionen arbeiten seither investigativ zusammen und bringen wöchentlich den Podcast sowie den Newsletter "Inside Austria" heraus. Diese Zusammenarbeit wird nun um zunächst zwei Jahre verlängert. Martin Kotynek, Chefredakteur des "Standard", sagt: "‘Inside Austria‘ gehört seit dem Start Woche für Woche zu den meistgehörten Podcasts in Österreich – und durch die Kooperation mit dem ‘Spiegel’ werden die Hintergründe der österreichischen Innenpolitik auch einem großen Publikum in Deutschland bekannt. Ich ahne, dass Österreich auch in den nächsten zwei Jahren reichlich Stoff für viele weitere spannende Episoden bieten wird."
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Bereits vor einigen Wochen hat der ORF ein Comeback seiner Castingshow "Die große Chance" angekündigt, zurückkommen soll das Format konkret unter dem Titel "Die große Chance - Let’s sing and dance". Gesucht werden neben Menschen, die singen können, auch Tänzerinnen und Tänzer. Nun hat man weitere Details zur Staffel bekanntgegeben, die zwischen März und Mai 2024 zu sehen sein soll. So soll die Show von Fanny Stapf und Andi Knoll präsentiert werden. Stapf hat unter anderem für RTL Deutschland und das ZDF gearbeitet, steht nun aber schon seit einigen Jahren in den Diensten des ORF. Zu Beginn der Corona-Pandemie moderierte sie die "ORF 1-Freistunde", eine Sendung, in der sie Kinder und Jugendliche mit informativen Inhalten durch den Vormittag führte, weil die Schulen geschlossen waren. Zuletzt präsentierte sie eine Kinderversion der Nachrichtensendung "ZiB". Andi Knoll ist ein ORF-Urgestein, der regelmäßig beim Radiosender Ö3 zu hören ist. Außerdem kommentiert er für den ORF seit vielen Jahren den ESC, auch "Die große Chance" hat er in der Vergangenheit bereits moderiert. In diesem Jahr präsentierte Knoll auch erstmals an der Seite von Mirjam Weichselbraun die Tanzshow "Dancing Stars".
Österreich in Zahlen
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Mit FPÖ-Chef Herbert Kickl als Gast hat das Interesse an den ORF-"Sommergesprächen" deutlich angezogen. 715.000 Menschen sahen sich das Interview am Montagabend an, der Marktanteil in ORF 2 lag bei fantastischen 30 Prozent. "Liebesg’schichten und Heiratssachen" kam zuvor auf eine Reichweite in Höhe von 786.000 sowie 35 Prozent. Die ersten beiden "Sommergespräche" mit Moderatorin Susanne Schnabl hatten noch weniger als 500.000 Menschen gesehen.
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Das Finale der Frauenfußball-WM erreichte am Sonntag in ORF 1 zur Mittagszeit 262.000 Zuschauerinnen und Zuschauer während der ersten Halbzeit. Die zweiten 45 Minuten sahen dann sogar 344.000 Personen, mit 30 bzw. 33 Prozent Marktanteil kann man beim Sender sehr zufrieden sein. Damit war das Finale das erfolgreichste Spiel der WM. Die zweithöchste Reichweite wurde am 6. August gemessen, als Schweden und die USA ins Elfmeterschießen gingen, damals sahen 227.000 Menschen zu. Mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 21 Prozent über alle WM-Spiele hinweg war das Interesse der jungen Zielgruppe der 12- bis 29-Jährigen nach ORF-Angaben am höchsten. Angesichts dieser Zahlen erklärte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, der Frauen-Fußball im ORF sei "angekommen, um zu bleiben".
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Mit Fußball erreichte ORF 1 in der vergangenen Woche dann auch die höchsten Reichweiten, aber nicht mit der WM, sondern mit dem Spiel zwischen Rapid Wien und Debreceni VSC in der Quali zur Europa Conference League. Und auch andere Sender punkteten mit Fußball: Bei ServusTV war der Super Cup zwischen Manchester City und dem FC Sevilla die meistgesehene Sendung der Woche, bei Sat.1 Österreich war es der Bundesliga-Auftakt zwischen Werder Bremen und Bayern München.