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Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) wehrt sich weiterhin gegen die geplante Reform des ORF-Gesetzes. Schon seit Wochen trommeln verschiedene Verleger stark gegen die geplante Novelle, die dem ORF digital mehr Freiräume bieten soll. Der VÖZ hat nun ein Fünf-Punkte-Programm zur geplanten Reform vorgelegt. So will der Verband, dass sich der ORF nur noch auf jene Angebote konzentriert, die einen "öffentlich-rechtlichen Mehrwert für das Publikum" aufweisen. Zudem fordert man eine Entpolitisierung sowie eine Verkleinerung des ORF-Stiftungsrates. Darüber hinaus will der VÖZ, dass sich der ORF auf seiner Nachrichtenwebseite, auf der künftig ohnehin nur noch 350 Texte pro Woche erscheinen dürfen, auf audiovisuellen Content konzentriert. Begleittexte zu diesen Inhalten sollen nicht mehr als 300 Zeichen lang sein. Um das einzuhalten, soll eine nach deutschem Vorbild aufgestellte Schlichtungsstelle eingerichtet werden. In Bezug auf Online-Only-Inhalte, die dem ORF künftig erlaubt sein sollen, warnt der VÖZ vor einem "Wildwuchs an eigenständigen und von einer konkreten Sendung losgelösten Inhalten". Sprich: Man will, dass der ORF auch bei künftigen Online-Formaten einen Programmbezug herstellen muss. Und dann will der Verlegerverband den ORF in seiner Werbung beschränken, indem man ihm nur noch 1,5 Milliarden AdImpressions pro Jahr erlaubt. Sonderwerbeformen wie Product- und Themenplacement sollen dem ORF nach dem Willen des VÖZ komplett untersagt werden. Und auch für den Bereich Social Media soll der ORF künftig keinen öffentlichen Mittel mehr erhalten - außer, diese Inhalte betreffen den Bildungsauftrag.
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Markus Mair
Die Forderungen des VÖZ sind auch deshalb so überraschend, weil der Verband in den vergangenen Wochen und Monaten mit am Tisch saß bei den Verhandlungen mit der Politik, als es um das neue ORF-Gesetz ging. Auch Bundeskanzler Karl Nehammer hat erklärt, man habe mit den Verlegerinnen und Verlegern intensiv verhandelt. Das sieht man beim VÖZ offenbar ganz anders. "Weder der VÖZ noch einer seiner Vertreter waren in ernsthafte Verhandlungen eingebunden", so VÖZ-Präsident und Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair. "Der Prozess war von Geheimniskrämerei mit spärlichen und selektiven Informationshäppchen gekennzeichnet. Faire und offene Verhandlungen mit den betroffenen Stakeholdern sehen definitiv anders aus."
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Beim ORF stoßen die Forderungen des VÖZ jedenfalls auf Unverständnis. Die Behauptung, es hätten bisher keine Gespräche stattgefunden, bezeichnet man als "etwas überraschend" und verweist auf "eine Vielzahl von Verhandlungsrunden", in denen man Gesprächs- und Kompromissbereitschaft gezeigt habe. Die Forderungen des VÖZ würden einer Abschaffung des ORF in seiner heutigen Form gleichkommen, den heimischen Medienstandort schwächen und lediglich internationalen Mediengiganten in die Hände spielen, heißt es vom Küniglberg. Die implizite Unterstellung des Verlegerverbands, der ORF würde seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht erfüllen, weist der zurück und verweist auf diverse behördlichen und gerichtlichen Entscheidungen, die die Sichtweise des ORF stützen. Auch hätten die Höchstgerichte ein mögliches Verbot von Social Media beim ORF stets abgelehnt und Werbebeschränkungen hätten schon in der Vergangenheit nicht den Effekt gehabt, die Angebote der Verleger zu stärken.
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Karl Mahrer
Der ORF lag in der vergangenen Woche aber nicht nur mit dem VÖZ im Clinch, sondern auch mit dem Chef der Wiener ÖVP, Karl Mahrer. Der geriet selbst zuletzt in die Schlagzeilen, weil er vor vermeintlichen No-Go-Areas in Wien warnte, dabei aber wenig Wert auf Fakten legte und in einem entsprechenden Video Funktionäre seiner Partei zu Wort kommen ließ und es dabei so aussehen ließ, als seien sie ganz normale Passanten. Dem ORF warf er nun eine "verzerrte Berichterstattung" vor. Was war passiert? Ein Team der Sendung "Report" begleitete Mahrer eine Stunde lang in Wien, ausgestrahlt seien davon aber nur drei Minuten worden - und das "politisch kontextualisiert", so der Wiener ÖVP-Chef, der von einem "Skandal des Rundfunks" spricht. Mahrer wirft dem ORF vor, keine öffentlich-rechtliche Berichterstattung zu betreiben, sondern Politik zu machen. Der ORF bezeichnet die Kritik des Politikers als "nicht nachvollziehbar". Ausgemacht sei gewesen, Mahrer eine Stunde lang zu begleiten. Das Thema "Wie hält es die ÖVP mit der FPÖ?" sei zuvor Mahrers Pressesprecher kommuniziert worden. Wolfgang Wagner, Sendungsverantwortlicher für den "Report", sagte gegenüber dem "Standard", dass es klar gewesen sei, dass man vor allem jene Szenen zeigen werde, in denen Mahrer mit Bürgern im Dialog sei. Auch die Tatsache, dass geschnitten werde, sei kommuniziert worden. "Mit rund drei Minuten Sendezeit wurde Mahrer in einem solchen Beitrag letztlich viel Raum gegeben", so Wagner.
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Walter Hämmerle war viele Jahre lang stellvertretender Chefredakteur und am Ende auch Chefredakteur der "Wiener Zeitung", also jenem Titel, den es gedruckt in der bisherigen Form bald nicht mehr geben wird (DWDL.de berichtete). Erst vor wenigen Wochen hat Hämmerle, seit 2022 schon nicht mehr Chefredakteur, seinen endgültigen Abschied angekündigt. Nun ist klar: Den Journalisten zieht es zur "Kleinen Zeitung", dort soll er ab September als Innenpolitikchef arbeiten. Zuvor waren die Abgänge von Georg Renner und Veronika Dolna bekannt geworden, die beiden waren bislang die Politik-Verantwortlichen bei der "Kleinen Zeitung".
Österreich in Zahlen
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Der Eurovision Song Contest hat dem ORF hervorragende Quoten beschert, nicht zuletzt dürfte es geholfen haben, dass man es erstmals seit 2018 wieder ins Finale geschafft hatte. 1,15 Millionen Menschen sahen am Samstag die Performance des Songs. Der gesamte ESC-Finalabend unterhielt im Schnitt 1,08 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, das entsprach 47 Prozent Marktanteil und damit dem besten Wert seit 2016. Bei der Präsentation der Songs wurden 43 Prozent gemessen, die letzte Dreiviertelstunde kam dann sogar auf 62 Prozent. Beim jungen Publikum wurden teils historische Werte erzielt. Die Präsentation der Songs erreichte bei den 12- bis 49-Jährigen starke 59 Prozent und bei den 12- bis 29-Jährigen sogar 73 Prozent. 89 Prozent bei der Entscheidung bzw. 82 Prozent Marktanteil beim Voting bei den 12- bis 29-Jährigen sind zudem die höchsten jemals in dieser Zielgruppe gemessenen Song-Contest-Quoten. Auch bei 12- bis 49-Jährigen erreichte die Entscheidung mit 70 Prozent einen Wert, den es so in der Vergangenheit nicht sehr oft gegeben hatte.
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Weil das österreichische Duo Teya & Salena im zweiten Halbfinale antreten musste, waren hier die Quoten entsprechend höher als beim ersten Halbfinale. So sahen am Dienstag in der Spitze nur etwas mehr als 300.000 Menschen zu, bei der Entscheidung waren es dann 252.000 sowie 16 Prozent Marktanteil. Am Donnerstag, als es dann auch für Österreich wichtig wurde, kamen die Präsentationen der Songs teilweise auf rund 600.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Entscheidung sahen am späten Abend dann immer noch 554.000 Personen, das entsprach tollen 29 Prozent Marktanteil.
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Und auch am Freitag konnte ORF 1 mit glänzenden Quoten überzeugen. Der Sender zeigte ab 20:15 Uhr das Staffelfinale von "Dancing Stars" und versammelte damit 687.000 Menschen vor den TV-Geräten, das entsprach 27 Prozent Marktanteil. Der zweite Teil der Sendung, in dem die zwei letzten Paare um den Sieg tanzten, kam dann sogar auf 36 Prozent, hier sahen 794.000 Menschen zu. Und die Entscheidung, wer die Show gewonnen hat, sahen 767.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ab 23 Uhr, das führte zu einem Marktanteil in Höhe von 41 Prozent. Bei den 12- bis 49-Jährigen erzielte die Entscheidung starke 33 Prozent Marktanteil und bei den noch jüngeren 12- bis 29-Jährigen waren es sogar 47 Prozent. Über die gesamte Staffel hinweg brachte es "Dancing Stars" in der Zielgruppe 12-29 auf 28 Prozent Marktanteil, das ist der beste Wert seit 2008. Bei den 12- bis 49-Jährigen war es mit 21 Prozent die beste Staffel seit 2016.