ORF © ORF
Das neue, in der vergangenen Woche vorgestellte ORF-Gesetz beschäftigt die Branche auch weiterhin. Vor allem private Medienbetreiber beklagen, die Macht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks würde durch die Reform manifestiert, allen voran im Digitalen. Die regierenden Parteien ÖVP und Grüne sehen das anders. Sigrid Maurer, Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat, sagte in einem Interview mit dem "Standard", ORF.at sei sicher keine "Massenvernichtungswaffe für private Medien". Einen entsprechenden Vorwurf hatte zuvor "Standard"-Geschäftsführer Alexander Mitteräcker geäußert (DWDL.de berichtete). "Manche Verleger wollen ORF.at ja überhaupt abgeschafft wissen. Ich halte es für einen Trugschluss, dass die Abozahlen anderer Medien steigen würden, wenn ORF.at verschwinden würde", so Maurer, die auch öffentlich macht, dass die Grünen keine maximale Textanzahl auf der News-Seite des ORF gebraucht hätten. Der Vorschlag, die Menge an Texten wöchentlich auf 350 zu begrenzen, sei vom ORF selbst gekommen. 

Roland Weißmann © ORF/Thomas Ramstorfer Roland Weißmann
Die Obergrenze für Textmeldungen auf ORF.at sorgt auch in der Belegschaft des öffentlich-rechtlichen Medienunternehmens für Unmut. ORF-Chef Roland Weißmann machte nun in einer Sendung von Ö1 aber klar, dass diese Obergrenze durchaus flexibel ist. Man werde natürlich auch dann berichten, wenn etwas Wichtiges passiere und die maximale Zahl an Texten erreicht sei. Dabei werde man es auch auf Klagen ankommen lassen. "Journalismus tritt nie außer Kraft", so Weißmann. Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen, kündigte derweil an, das geplante ORF-Gesetz EU-rechtlich prüfen zu lassen, er erwägt außerdem eine Wettbewerbsbeschwerde in Brüssel. 

Geldscheine © Chobe / photocase.com
Über Details aus dem ORF-Gesetz, das nun in Begutachtung geht und danach beschlossen werden muss, berichten derweil Medien wie "Der Standard" und "Kleine Zeitung". Demnach will der Bund dem ORF in den kommenden Jahren zusätzlich zu den Programmentgelten von rund 710 Millionen Euro Geld in Höhe von 70 bis 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Damit subventioniert man unter anderem das Radio-Symphonieorchester, das bislang vom ORF finanziert wurde, sowie Sportberichterstattung, Eigenproduktionen in Information und Kultur sowie allgemeine Sparmaßnahmen im Konzern. So kompensiert der Bund dem ORF zeitlich befristet unter anderem auch den Entfall des Vorsteuerabzugs, den es durch die Umstellung der Finanzierung auf eine Haushaltsabgabe gibt. Der künftige ORF-Beitrag in Höhe von monatlich 15,30 Euro soll für drei Jahre eingefroren werden. Mehreinnahmen sollen bis zur Höhe von etwa 70 Millionen Euro in eine Widmungsrücklage fließen. Darauf könnte der ORF zugreifen, wenn besondere Investitionen anstünden. Darüber hinaus gehen Mehreinnahmen auf ein Sperrkonto.

Auf1 © Auf1
Der rechte Verschwörungssender Auf1 hat gegen das Audiovisuelle-Mediendienste-Gesetz (AMD-G) verstoßen. Das ist das Ergebnis eines Verfahrens, das die Medienbehörde KommAustria vor einigen Monaten eingeleitet hatte (DWDL.de berichtete). Demnach sendete der Sender zumindest zwischen März und November 2022 mehrmals täglich ohne Lizenz auf dem oberösterreichischen Regionalkanal RTV. Die KommAustria spricht von einer "schwerwiegende Verletzung" (PDF) des AMD-G. Noch ist der Bescheid nicht rechtskräftig, Auf1 will die Entscheidung vor dem Bundesverwaltungsgericht anfechten. Dem Sender droht laut Informationen des Recherche-Netzwerkes "Correctiv" eine Strafe in Höhe von 40.000 Euro. Mit einem eigenen Büro in Berlin will Auf1 künftig auch stärker als bislang deutsches Publikum ansprechen.

Wiener Zeitung © Wiener Zeitung
Das Ende der "Wiener Zeitung", der ältesten noch erscheinenden Tageszeitung der Welt, in bisheriger Form ist besiegelt. Ein entsprechender Beschluss hat in der vergangenen Woche den Österreichischen Nationalrat passiert. Das ganze Prozedere ist deshalb möglich, weil die "Wiener Zeitung" inhaltlich zwar unabhängig arbeitet, aber dennoch im Eigentum der Republik steht. Die letzte Print-Ausgabe des Blatts wird am 30. Juni herausgegeben, einen Tag später erscheint der Titel dann vorrangig online. Nun wird es wohl harte Einschnitte geben: Die Nachrichtenagentur APA berichtet von 50 bis 60 Vertragsauflösungen und 20 bis 30 Änderungskündigungen. Geschäftsführer Martin Fleischhacker bestätigte gegenüber der APA keine Zahlen, machte aber deutlich, dass man sich von Mitarbeitenden wird trennen müssen. Künftig wird die Redaktion des Mediums nur noch aus 20 bis 30 Journalistinnen und Journalisten bestehen. Die großen Veränderungen waren deshalb nötig geworden, weil die Regierung die Pflichtveröffentlichungen (Eintragungen im Firmenbuch etc.) von Unternehmen im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" gestrichen hatte, die Veröffentlichungen sollen künftig online möglich sein. Dadurch entgeht der "Wiener Zeitung" ein Großteil seiner bisherigen Einnahmen. Laut Fleischhacker machten die Pflichtveröffentlichungen zwischen 85 und 90 Prozent des Gesamtumsatzes aus. 

Roger Köppel, Der Pragmaticus © ServusTV/Wieser Roger Köppel
Der Schweizer Moderator und Politiker Roger Köppel ist in der Vergangenheit immer wieder mit Rechtspopulismus und Provokationen aufgefallen. Zuletzt musste sich der Chefredakteur der "Weltwoche", der auch mal Chef der "Welt" war, aber besonders viel Kritik anhören. Köppel war für die "Weltwoche" nämlich zu Besuch in Moskau und hat dort unter anderem die russische "Kinderbeauftragte" Marija Lwow-Belowa und den Kreml-Propagandisten Wladimir Solowjow getroffen und interviewt, beide wiederholten gegenüber dem Schweizer Lügen rund um den Krieg in der Ukraine. Gegen Lwow-Belowa liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine vor, Wladimir Solowjow wird als eines der wichtigsten Sprachrohre des Kremls vom Westen sanktioniert. "Es ist ein Skandal, dass russische Journalisten und Schriftsteller bei uns mit Sanktionen belegt werden, nur weil sie Dinge sagen, die unsere Regierungen nicht hören wollen", schreibt Köppel unter einem Selfie mit Solowjow. Über Putins Propagandisten schreibt Köppel außerdem, er sei "blitzgescheit, lustig, Superstar des russischen Talk-Fernsehens". In Österreich führt Köppel durch die monatliche ServusTV-Sendung "Der Pragmaticus". Ob sein Ausflug nach Russland und die getätigten Aussagen Konsequenzen für Köppel beim Privatsender haben werden, ist unklar. Eine DWDL.de-Anfrage bei ServusTV ist zur Stunde noch unbeantwortet. 

Österreich in Zahlen

ServusTV © ServusTV
ServusTV hat im April einen Marktanteil in Höhe von 4,3 Prozent eingefahren. Damit war man nicht nur der stärkste Privatsender in Österreich, ServusTV lag damit auch auf dem Niveau des Vorjahres. Und es ist längst nicht nur der Live-Sport, der beim Sender zieht. Im April war der Vorabend von ServusTV stark wie noch nie und kratzte spürbar an der Zweistelligkeit: Die "Quizjagd" erreichte 9,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, die "Servus Nachrichten" kamen auf 9,7 Prozent und "Servus am Abend" lag bei 9,4 Prozent. Bei den 12- bis 49-Jährigen lag ServusTV im April bei 3,3 Prozent und damit ebenfalls auf dem Niveau des April 2022. 

Puls 4 © Puls 4
Beim jungen Publikum musste sich ServusTV damit noch ATV und Puls 4 geschlagen geben. Die Schwestersender kamen im April auf 4,3 (ATV) und 4,4 Prozent (Puls 4) Marktanteil. Während sich Puls 4 damit recht konstant im Vergleich zu den zurückliegenden Monaten zeigte, gab ATV deutlich nach, weshalb der Sender nun wieder etwas hinter Puls 4 lag. Zuletzt hatte ATV Puls 4 ja überholt. Insgesamt lag ATV (2,8 Prozent) aber auch im April noch etwas vor Puls 4, das auf 2,5 Prozent kam.

ORF 1 © ORF
Der ORF stand im April, wie schon im Vorjahr, bei zusammengerechnet 32 Prozent Marktanteil. Und während ORF 1 mit 8,4 Prozent erwartungsgemäß ein Jahrestief einfuhr (hier fehlten die Ski-Übertragungen aus den ersten Monaten des Jahres), legte der Sender im Vergleich zum April 2022 spürbar um mehr als einen Prozentpunkt zu. ORF 2 dagegen rutschte um rund einen Prozentpunkt auf 20,7 Prozent ab, blieb damit aber auch im vierten Monat des Jahres unangefochtener Marktführer im österreichischen Fernsehen. ORF 3 erreichte im April 2,5 Prozent. 

ÖFB Cupfinale 2023 © IMAGO / GEPA pictures
Sehr gute Quoten hat das ÖFB-Cupfinale zwischen Sturm Graz und Rapid Wien ORF 1 am vergangenen Sonntag beschert. 588.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren in Halbzeit eins mit dabei, 719.000 waren es während den zweiten 45 Minuten. Mit Marktanteilen von 22 und 29 Prozent lag das Match deutlich über den Normalwerten von ORF 1. Das Cup-Finale war damit das stärkste seiner Art seit 1999. Auch bei den 12- bis 49-Jährigen war das Match mit bis zu 34 Prozent in Halbzeit zwei sehr stark unterwegs. Zur Mittagszeit holte ORF 1 derweil gute Quoten mit der Formel 1: Das Rennen aus Baku sahen sich 502.000 Personen an, das entsprach 44 Prozent Marktanteil sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauern.