Auch in Österreich hat das Coronavirus in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen sowie den Medienbetrieb dominiert. Inzwischen arbeiten die meisten Mitarbeiter von großen Medienhäusern im Home Office. Bei TV-Sendern, die auch immer Mitarbeiter vor Ort benötigen, sind weitere Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden. Besonders deutlich wird das beim ORF, wo von jeder Person, die ins Sendezentrum am Wiener Küniglberg will, die Körpertemperatur gemessen wird. Ab 37,4 Grad wird die Person nicht mehr ins Gebäude gelassen. Verschiedene Teams inhouse aber auch außerhalb des Gebäudes werden zudem strikt voneinander getrennt, damit im Notfall immer noch ein Team arbeiten kann, sollte das zweite aufgrund einer Corona-Infektion ausfallen.
© Mediengruppe Österreich Als erstes Medienunternehmen hat nun außerdem die Mediengruppe Österreich (oe24) angekündigt, auf Kurzarbeit umzustellen. Verleger Wolfgang Fellner spricht von "massiven Anzeigeneinbrüchen" wegen des Virus. Mitarbeiter sollen nun erst einmal angehäuften Urlaub nehmen, in Kürze will das Unternehmen aber auch einen Antrag auf Kurzarbeit stellen. Das bestätigte Fellner der Tageszeitung "Der Standard". Auch DWDL.de kann diese Informationen bestätigen. Gegenüber dem "Standard" spricht Fellner von "durchweg positivem Feedback", das er erhalten habe. Nach DWDL.de-Informationen wussten am Montagabend, da ging bereits der "Standard"-Bericht online, aber noch nicht einmal alle Mitarbeiter von der Maßnahme. Kündigungen soll es laut Fellner keine geben. Der Umfang der gedruckten Zeitung soll deutlich reduziert werden.
© ORF/Günther Pichlkostner Im ORF wird es aufgrund des Coronavirus vorerst keine Lotto-Ziehungen mehr geben. Die Ziehungen finden weiter wie gewohnt statt (auch mit Notar), werden aber nicht mehr übertragen. Das teilten die Lotterien am Montag mit. Dabei handele es sich um eine Sicherheitsmaßnahme für "unsere Mitarbeiter und der Mitarbeiter des ORF", heißt es von den Lotterien gegenüber der APA. Durch diese Maßnahme sollen die sozialen Kontakte zwischen Lotterie- und ORF-Mitarbeitern reduziert werden - so ist es von der Regierung angeordnet worden.
© ORF Angesichts der Schulschließungen hat der ORF außerdem Programmänderungen angekündigt. So wird in ORF 1 ab dem 18. März zwischen 9 und 12 Uhr vormittags eine Programmschiene ("ORF-1-Freistunde") für Schülerinnen und Schüler zu sehen sein. Das morgendliche Kinderprogramm für Vorschul- und Volksschulkinder wird zudem bis 9 Uhr verlängert, es startet wie gehabt um 6 Uhr in der Früh. Die "ORF-1-Freistunde" soll ein "Bildungsangebot auf Augenhöhe für ältere Schülerinnen und Schüler" sein. Gezeigt werden Dokus, Info-Beiträge und Erklärstücke sowie eine für die junge Zielgruppe produzierte "Zeit im Bild". Moderiert wird die Programmleiste von Fanny Stapf. Das geänderte Programm soll so lange zu sehen sein, bis die Schulen wieder regulär geöffnet haben.
Wegen des Coronavirus hat auch der ORF-Stiftungsrat, das oberste Aufsichtsgremium des Senders, sämtliche Sitzungen im März verschoben. Wann die Stiftungsräte das nächste Mal tagen, ist noch unklar. Man wolle das von den weiteren Entwicklungen abhängig machen. Eine weitere interessante News in Bezug auf den Stiftungsrat ist nun inzwischen fix. So hat die Bundesregierung, die 9 der insgesamt 35 Mitglieder direkt stellt, sieben Stiftungsräte neu bestellt. Daraus ergeben sich auch neue Mehrheiten: Der ÖVP sind künftig 16 Mitglieder des Gremiums direkt zuzurechnen. Vier weitere Mitglieder sind ebenfalls eher dem bürgerlichen Lager zuzuordnen, wodurch die ÖVP auf die absolute Mehrheit käme. Offiziell sind die vier Mitglieder aber unabhängige Stiftungsräte. Zusammen mit den Grünen, die insgesamt drei Personen im Stiftungsrat stellen, kommt die ÖVP aber ohnehin auf eine Mehrheit.
Unklar ist derzeit noch, wie am Dienstagabend "Willkommen Österreich" zu sehen sein wird. Normalerweise wird die Comedy-Sendung vor Publikum aufgezeichnet, das kommt aufgrund der aktuellen Situation aber nicht infrage. Auf der Webseite zur Show hat die Produktionsfirma Superfilm nun angekündigt, dass sich Christoph Grissemann und Dirk Stermann via Videokonferenz aus ihren Wohnungen melden sollen, um so durch die Show zu führen. Sollte das nicht klappen, hat man "bekannte Highlights aus den Zeiten, als Corona einfach nur eine Biersorte war", angekündigt.
© FPÖ Auswirkungen hat das Coronavirus übrigens auch auf die Anti-ORF/GIS-Kampagne der FPÖ, die die rechtspopulistische Partei vor wenigen Wochen gestartet hat. Nun will die FPÖ ihre Aktivitäten vorerst "auf Eis legen", wie ein Sprecher vom Parteichef Norbert Hofer der "Tiroler Tageszeitung" bestätigte. Wegen der Ereignisse in den vergangenen Tagen sei das zunächst kein Thema mehr. Bei der Online-Petition gegen die GIS Gebühren kann man sich zwar weiterhin eintragen, alle geplanten Pressekonferenzen oder Videos sind aber vom Tisch. Warum sich die FPÖ zu einem Stopp der Kampagne genötigt sieht, erklärt sich wohl auch bei einem Blick auf die TV-Quoten, sie nächster Absatz...
Österreich in Zahlen
© ORF/Thomas Ramstorfer Die Corona-Krise schlägt sich auch sehr deutlich in den TV-Quoten nieder - und der große Gewinner heißt ORF. In den vergangenen Tagen gab es etliche Sondersendungen, die sehr gefragt waren. Und sogar ein Quotenrekord ist gefallen: Die "Zeit im Bild" ist am Sonntag auf allen Sendern des ORF um 19:30 Uhr zu sehen gewesen und erreichte so 2,77 Millionen Zuschauer, der Marktanteil lag bei 67 Prozent. Die Nachrichtensendung erzielte damit die meisten Zuschauer seit Einführung der elektronischen Quoten-Messung im Jahr 1991. Es war damit die meistgesehene ORF-Sendung aller Zeiten. Normalerweise zeigt nur ORF 2 die Sendung - Gedankenspiele zu einer Durchschaltung in ORF 1 wurden zuletzt verworfen. In diesen Tagen ist aber alles anders, auch am Montag lief die Sendung auf allen Sendern. Erneut fiel die Reichweite mit 2,21 Millionen allein in ORF 2 extrem hoch aus, zusammengerechnet sahen sich rund zweieinhalb Millionen Menschen die Sendung an.
© ORF Am Sonntag kam die ORF-Senderflotte übrigens auf einen Tagesmarktanteil in Höhe von 48,2 Prozent. Normalerweise pendelt man bei rund 30 Prozent. Besonders ORF 2 profitiert von der Nachrichtenlage: Am Sonntag lag der Sender zwischen 9 und 23:30 Uhr bei kontinuierlich mehr als 30 Prozent Marktanteil. "Bundesland Heute" erreichte am Sonntag 2,34 Millionen Zuschauer, auch das war der beste Wert seit 1991 und damit eine der stärksten ORF-Sendungen überhaupt. Bereits die ganze Woche über lag "Bundesland Heute" bei weit mehr als einer Million Zuschauern, auch die "Zeit im Bild" übersprang bereits am Samstag die magische Grenze von zwei Millionen Zuschauern. Am Freitag sahen mit 1,94 Millionen etwas weniger zu - aber auch das ist ein exorbitant starker Wert.
© ATV Auch die Nachrichten der Privatsender sind wegen der Corona-Krise stark nachgefragt, bleiben aber sehr deutlich hinter den ORF-Werten zurück. Bei ATV rangieren vier News-Ausgaben von "ATV Aktuell" unter den fünf meistgesehenen Sendungen. Die erfolgreichste erreichte im Schnitt 222.000 Zuschauer. Bei Puls 4 kam eine 20:15-Uhr-Ausgabe der "Puls 24 News" auf 239.000 Zuschauer und die "Servus Nachrichten" erreichten in der Spitze 216.000 Zuschauer. Das sind alles gute Werte, aber die Zahlen des ORF zeigen eindrucksvoll, was alles drin ist. Auch Puls 24 und oe24.TV erzielen im Rahmen ihrer Möglichkeiten derzeit sehr gute Quoten, sind aber nicht erste Anlaufstelle für Menschen, die nach Informationen suchen.
© Puls 4/Glanzl Spannend ist für Puls 4 am Samstag der Start von "The Masked Singer Austria" gewesen. Mit 311.000 Zuschauern lief es auch auf Anhieb sehr gut, der Sender spricht vom erfolgreichsten Show-Start seiner Sendergeschichte. In der werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil bei starken 18,3 Prozent. Bei den 12- bis 29-Jährigen waren es sogar 23,1 Prozent. Wegen des Coronavirus musste die Show ohne Studiopublikum auskommen, das wird auch erst einmal so bleiben. Als erster Promi enthüllt wurde übrigens der britische Sänger James Cottriall, der auch lange in Österreich gelebt hat.
© ServusTV "The Masked Singer Austria" hat den Tagessieg am Samstag damit aber deutlich verfehlt. In ORF 2 kam beispielsweise ein "ZiB Spezial" zu Corona auf etwas mehr als eine Million Zuschauer. Und sogar ServusTV war erfolgreicher unterwegs. Mit dem Bühnenprogramm "Küss die Hand" von Monika Gruber und Viktor Gernot erreichte der Sender 365.000 Zuschauer, also rund 50.000 mehr als die Gesangs-Rateshow.
© ProSieben Spannend ist auch der letzte Dienstag gewesen, an dem ja sowohl "The Masked Singer" bei ProSieben sowie "Die Höhle der Löwen" bei Vox starteten und bei Puls 4 noch "2 Minuten 2 Millionen" lief und RTL "Wer wird Millionär?" ins Rennen schickte. Die meisten Zuschauer unterhalten hat ProSieben, 217.000 sahen sich die deutsche Version von "The Masked Singer" an - damals noch mit Studiopublikum. "Wer wird Millionär?" erreichte immerhin 139.000 Zuschauer. Im Duell der Gründershows ging Puls 4 als Sieger hervor: "2 Minuten 2 Millionen" wurde von 127.000 Menschen gesehen, die Vox-Löwen erreichten nur 71.000 Zuschauer.
Was noch zu sagen wäre…