ORF© ORF
Der ORF hat auch im vergangenen Jahr ein paar Marktanteile verloren, das lag vor allem an der Schwäche von ORF 1. Der Sender erreichte nur noch 9,1 Prozent Marktanteil im gesamten Jahr, damit lag man erstmals im einstelligen Bereich. 2018 lag ORF 1 noch bei 10,9 Prozent. ORF 2 kam im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 19,8 Prozent und konnte sich damit um 0,5 Prozentpunkte steigern. Zusammengerechnet waren ORF 1 und ORF 2 damit so schwach wie noch nie. Zusammen mit ORF III und ORF Sport Plus erreichte der gesamte Konzern 31,8 Prozent Marktanteil, auch das ist der bislang niedrigste Wert in der ORF-Geschichte. Dennoch dominierte der ORF mit seinen Sendungen die Liste der meistgesehenen TV-Formate: Von den 2.000 reichweitenstärksten Formaten in 2019 kamen 1.999 vom ORF. Einzige Ausnahme auf Platz 1.306: Das Tennis-Match zwischen Dominic Thiem und Stefanos Tsitsipas bei ServusTV. Meistgesehene Sendung war die "Zeit im Bild 1" vom 18. Mai, als es um das Ibiza-Video von Heinz-Christian Strache ging. 1,92 Millionen Menschen sahen damals zu. 

ATV / Servus TV / Puls 4Richtig stark verlief das Jahr für ServusTV: Der Sender aus dem Hause Red Bull erreichte erstmals durchschnittlich 3,0 Prozent Marktanteil, ein Jahr zuvor waren es nur 2,4 Prozent. Und auch bei den 12- bis 49-Jährigen ging es von 2,0 auf 2,5 Prozent nach oben. Vor allem beim Gesamtpublikum schickt sich der Sender mit einer Mischung aus Quiz, Sport, Dokus und Heimat-Inhalten an, die private Konkurrenz von ATV und Puls 4 zu überholen. Die lagen in 2019 mit 3,5 (ATV) und 3,4 Prozent (Puls 4) aber noch in Front. Beim jungen Publikum ist der Abstand noch größer: Hier erzielte ATV 4,8 Prozent und damit das stärkste Jahr seit 2011, für Puls 4 war es mit 4,9 Prozent sogar überhaupt das erfolgreichste Jahr in der Zielgruppe. Zusammen mit ATV 2 kamen die beiden Sender auf 11,1 Prozent in der Zielgruppe und liegen nur noch knapp hinter ORF 1, das im abgelaufenen Jahr 11,2 Prozent erzielte. 

Weitere Zahlen aus Österreich

Florian Silbereisen als Traumschiff-Kapitän© ZDF/Dirk Bartling
Auch im ORF hat Florian Silbereisen für einen kräftigen Anstieg der "Traumschiff"-Quoten gesorgt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag sahen 757.000 Menschen zu, der Marktanteil lag bei 25 Prozent. Mehr Zuschauer hatte das "Traumschiff" zu Weihnachten in Österreich zuletzt am 26. Dezember 2009. Das Neujahrs-"Traumschiff" konnte da zwar nicht ganz mithalten und sich wie in Deutschland noch steigern. Mit 667.000 Zuschauern und 20 Prozent Marktanteil lief es aber auch da sehr gut. Ebenfalls stark am 1. Januar: "Bauer sucht Frau" bei ATV, das auf 282.000 Zuschauer kam, 11,9 Prozent Marktanteil wurden in der Zielgruppe gemessen. Bislang erfolgreichste Sendung der Privatsender in 2020 ist aber das Programm "Wenn ned jetzt, wann dann?" von Monika Gruber, das am Samstag bei ServusTV 349.000 Menschen unterhielt. 

Deutschland sucht den Superstar 2019© TVNow/Stefan Gregorowius
Und auch "Deutschland sucht den Superstar" ist in Österreich gut gestartet. 268.000 Zuschauer verzeichnete der Auftakt der Castingshow am vergangenen Samstag, damit war das Format das stärkste von RTL Österreich in der vergangenen Woche. "Klein gegen groß" unterhielt zeitgleich in ORF 1 übrigens 424.000 Zuschauer.

Neujahrskonzert 2020© Screenshot ORF
Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist Jahr für Jahr ein echter Quotengarant für den ORF. In diesem Jahr sollen wieder 940.000 Menschen eingeschaltet haben, der Marktanteil lag einer ersten Ausweisung der AGTT bei 45 Prozent. Dass das Konzert die Million-Marke so klar verfehlte, überraschte aber doch. Diese Marke war in den vergangenen Jahren nie ein Problem, die 940.000 Zuschauer wären zudem die niedrigste Reichweite aller Zeiten gewesen. Nach der Veröffentlichung der Zahlen sprach der ORF dann auch schnell von einem Fehler bei der Messung. Es habe eine falsche Zuordnung der Nutzungsdaten gegeben. Die Daten würden nochmals überprüft und neu zugeordnet werden. Die korrekten Daten sollen aber erst am 9. Januar zur Verfügung stehen. Im ZDF kam das Neujahrskonzert laut AGTT zeitgleich übrigens auf 257.000 Zuschauer

Weitere News aus Österreich

Vor wenigen Minuten ist die neue Bundesregierung bestehend aus ÖVP und Grünen angelobt worden. Das hat auch ganz konkrete Auswirkungen auf einige Medien, allen voran auf den ORF. Die beiden Parteien haben in ihrem Regierungsprogramm unter anderem festgehalten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk "unabhängig finanziert" sein soll. Eine Finanzierung des ORF aus dem Staatsbudget heraus ist damit wohl vom Tisch - das hatte die rechtspopulistische FPÖ lange gefordert. Darüber hinaus soll der ORF künftig verstärkt mit Privaten kooperieren und "an die medialen Anforderungen der Zeit" angepasst werden. Gekümmert wird sich um Medienthemen künftig direkt im Bundeskanzleramt von Sebastian Kurz. Der wird dafür Gerald Fleischmann zum Medienbeauftragten ernennen. 

Norbert Steger© NDR
Die neue Zusammensetzung der Regierung hat außerdem Auswirkungen auf den ORF-Stiftungsrat und damit das oberste Aufsichtsgremium des Unternehmens. Von den 35 Stiftungsräten sind künftig 16 der ÖVP zuzuordnen, die Partei kommt damit schon sehr in die Nähe einer absoluten Mehrheit. Die Grünen haben künftig wohl drei Mitglieder (statt bisher null) in dem Gremium. Die Mitglieder des Stiftungsrats werden entstand aus den Bundesländern, der Parteien im Nationalrat sowie der Bundesregierung und dem ORF-Publikumsrat. Unklar ist es, wie es mit dem Stiftungsratsvorsitzenden Norbert Steger (Foto links) weiter geht, der für die FPÖ im obersten ORF-Gremium sitzt. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, er habe sich mit der Parteispitze zerstritten. Ruft die Partei Steger ab, würde sie auch den Stiftungsratsvorsitz verlieren. Der würde dann wohl bei der ÖVP landen und der Partei von Sebastian Kurz noch mehr Macht geben - bei Stimmengleichheit entscheidet nämlich das Votum des Vorsitzenden. 

Justizia© Photocase
Noch vor Weihnachten ist SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im ORF von Martin Thür interviewt worden. Dabei hat der Journalist der Politikerin auch heimlich gemachte Tonbandaufnahmen von Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch vorgespielt und sie dazu befragt. Die Aufnahmen wurden heimlich während einer Betriebsversammlung angefertigt. Rendi-Wagner bezeichnete die Ausstrahlung im ORF als "bedenklich", Deutsch kündigte an, die Sache bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen. Für die Ausstrahlung der Aufnahmen sei seine Zustimmung nötig gewesen, so der Bundesgeschäftsführer. "Auch für den ORF gelten die Gesetze", sagte Deutsch. 

Geldscheine© Chobe / photocase.com
Die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) hat einen großen Teil der Privatrundfunkförderung für 2020 vergeben, von 20 sind bereits 18,8 Millionen Euro an verschiedene Medien vergeben worden. Der Sender, der das meiste Fördergeld erhält, ist oe24.tv der Mediengruppe Österreich - hier fließen 1,91 Millionen Euro. Puls 4 erhält 1,7 Millionen Euro, ServusTV 1,5 Millionen. Der noch recht frische Nachrichtensender Puls 24 kommt bereits auf 1,47 Millionen Euro Förderung und liegt damit vor ATV (1,2 Millionen). Aus Gruppensicht erhält ProSiebenSat.1Puls4 mit 4,4 Millionen Euro am meisten Förderung, die Mediengruppe Österreich liegt mit 2,6 Millionen Euro auf Rang zwei. 

Kronen Zeitung© Kronen Zeitung
"Krone"-Herausgeber Christoph Dichand, der zusammen mit seinen Geschwistern 50 Prozent am Unternehmen hält und sich damit in einer Patt-Situation mit der Funke Mediengruppe befindet, hat die Pläne des deutschen Unternehmens, das die alleinige Kontrolle über Österreichs größte Zeitung will, zurückgewiesen. In einer internen Mail, aus der verschiedene Medien zitieren, schwört er seine Mitarbeiter ein. Die von Funke vorgetragenen Argumente zur Erlangung der alleinigen Kontrolle seien zwar "juristisch interessant, in Wahrheit aber schlichtweg ein rücksichtsloser Versuch der Machtergreifung". Dichand weiter: "‘Ibiza’ lebt!". Die "kaltblütige Enteignung" lasse sich aber wohl nicht durchsetzen, glaubt der "Krone"-Herausgeber. Man sei vorbereitet und werde "sämtliche Abwehrmaßnahmen ergreifen".