Nationalratswahl 2019 im ORF© Screenshot ORF
Österreich hat gewählt. Neben einem neuen Parlament gab es von den TV-Zuschauern am Wahltag auch ein eindeutiges Votum für den ORF. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk war nämlich der mit Abstand meistgesehene Sender am Sonntag. Als es um kurz nach 17 Uhr die erste Hochrechnung gab, hatten 1,60 Millionen Menschen ORF 2 eingeschaltet, der Marktanteil lag damit bei 69 Prozent. Die erste Runde der Spitzenkandidaten im Rahmen der "ZiB 1" kam auf 1,83 Millionen Zuschauer, hier wurden ebenfalls sehr starke 55 Prozent gemessen. Und auch nach 20:15 Uhr erreichte ORF 2 mit sämtlichen Wahl-Sendungen mindestens 27 Prozent Marktanteil. Dadurch lag dann auch der Tagesmarktanteil von ORF 2 bei extrem starken 31,2 Prozent. ORF 1 kam immerhin noch auf 8,6 Prozent. 

Einschaltquoten© DWDL.de
Am Wahltag hat der ORF also noch einmal seine Dominanz am österreichischen TV-Markt unterstrichen. Die Privatsender erreichten punktuell zwar ebenfalls gute Quoten, kamen in Summe aber nicht ansatzweise an den ORF heran. ATV hatte um 19:20 Uhr mit seiner Nachrichtensendung "ATV Aktuell" die meisten Zuschauer, 166.000 Zuschauer schalteten ein. Damit erreichte man 6,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen. Puls 4 hatte mit einer halbstündigen News-Sendung zur Wahl die meisten Zuschauer, 133.000 sahen hier im Schnitt zu. Bei ServusTV war das Bühnenprogramm "Irgendwas ist immer" von Monika Gruber die meistgesehene Sendung am Sonntag, hier schalteten 143.000 Menschen ein. 

ATV / Servus TV / Puls 4Um 20:15 Uhr zeigten Puls 4, ATV und ServusTV eine gemeinsame Elefantenrunde mit den Spitzenkandidaten der Parteien. Während Puls 4 damit auf 120.000 Zuschauer kam, sahen bei ATV immerhin 150.000 Menschen zu. Zusammengerechnet kamen die beiden Sender auf 12,0 Prozent Marktanteil in der jungen Zielgruppe. Zum Vergleich: Der ORF erreichte mit seiner Runde zuvor 48 Prozent in der gleichen Zielgruppe. Bei ServusTV kam die Runde der Spitzenkandidaten indes noch auf durchschnittlich 115.000 Zuschauer. Recht zufrieden gibt man sich beim kleinen News-Sender oe24.tv, der am Sonntag auf einen Tagesmarktanteil in Höhe von 0,9 Prozent in der genannten Zielgruppe kam. 

Andi Knoll© ORF/Roman Zach-Kiesling
Weniger Glück hatte der ORF unterdessen mit der neuen Unterhaltungsshow "Feuer & Flamme", die in der vergangenen Woche mit nur 227.000 Zuschauern und neun Prozent Marktanteil startete. Es ist ein weiterer Rückschlag für den derzeit so arg gebeutelten Sender ORF 1. Selbst beim jungen Publikum zwischen 12 und 49 Jahren waren nur 10,9 Prozent drin. Der Sender sucht in dem Format die besten Feuerwehrleute des Landes. "Was gibt es Neues?" kam am späten Freitagabend auf eine höhere Reichweite und erreichte 277.000 Zuschauer. 

Weitere Meldungen aus Österreich

ORF 2© ORF
Die Nationalratswahl war gleichzeitig auch der Endspurt in Sachen Monatsmarktanteile für die Sender - und hat allen voran ORF 2 in die Karten gespielt. Mit 20,3 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum lief es richtig gut. Während man im Sommer noch unter der Marke von 20 Prozent hängen blieb, konnte man diese nun wieder überspringen. ORF 1 holte im September 7,5 Prozent und konnte sich damit von den katastrophalen Werten aus dem Juli und August wieder etwas entfernen. Wirklich zufrieden kann man aber auch damit nicht sein. Derzeit steuert der Sender auf einen einstelligen Jahresmarktanteil zu - das hat es noch nie gegeben.

Puls 4© Puls 4
Sehr erfolgreich im September unterwegs war unterdessen Puls 4, mit 5,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen war es für den Sender der beste Monat aller Zeiten. So profitierte man in den vergangenen vier Wochen nicht nur von der Berichterstattung zur Nationalratswahl, sondern auch von der Europa League und starken Filmen. ATV erreichte 4,8 Prozent und damit immerhin den besten September-Wert seit 2013, hier lief es vor allem für "Bauer sucht Frau" gut, aber auch ATV punktete mit seiner Wahl-Berichterstattung. Beim Gesamtpublikum holte Puls 4 mit 3,8 Prozent den höchsten Wert seit April 2018, ATV lag bei 3,4 Prozent. ATV II lag insgesamt bei 1,2 Prozent und in der Zielgruppe bei 1,6 Prozent - damit steuert der kleine Sender auf den erfolgreichsten Jahresschnitt seiner Geschichte zu. 

ServusTV© ServusTV
Ausnahmsweise keinen neuen Rekord hat ServusTV im September erzielt. Nach drei Monatsbestwerten in Folge reichte es aber auch im September zu sehr guten 3,0 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum. ATV und Puls 4 musste man damit aber erst einmal wieder ziehen lassen, im August lag man ja erstmals gleichauf. Dennoch ist die Quotensteigerung beachtlich: Im Juni kam man überhaupt erstmals auf 3,0 Prozent. Bei den jungen Zuschauern im Alter zwischen 12 und 49 Jahren erreichte ServusTV im September 2,4 Prozent. Gut gelaufen sind beim Sender im abgelaufenen Monat auch etliche Wahl-Sendungen, aber auch die Freitagsreihe "Heimatleuchten", die am 20. September mit 236.000 Zuschauern und 8,4 Prozent Marktanteil neue Rekorde eingefahren hat. 

Ferdinand Wegscheider© ServusTV
ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider kann mit den steigenden Quoten seines Senders also sehr zufrieden sein. In einem Interview mit dem Branchenblatt "Horizont" hat er nun angekündigt, sich als nächstes die Daytime ansehen zu wollen - nachdem Primetime und Vorabend ja schon überwiegend gut laufen. "Wir sind im Stadium der Evaluierung und Planung. Beim ZDF wird am Nachmittag viel gekocht. Und Serien wie ‘Die Rosenheim Cops’ funktionieren hervorragend", sagt Wegscheider, der die deutschen Öffentlich-Rechtlichen als Vorbilder bezeichnet - aus Quotensicht wohl vor allem das ZDF. Die "Rosenheim-Cops" würde er auch "sofort nehmen", so der Chef von ServusTV. Dass der ORF nun ein Vorabendquiz startet, das sogar in der Optik an "Quizmaster" erinnert, nehme er als Kompliment, so Wegscheider. Mit der Quotenmessung ist der der Senderchef dagegen weniger zufrieden. "Bis dato ist es so, dass unsere Quoten steigen und trotzdem haben wir untertags angeblich oft null Zuseher. Da stimmt etwas nicht. Die kleinen Sender sind in der Messung einfach benachteiligt. Da entgehen uns einige Zehntel Prozent Marktanteil und auch einige hunderttausend Euro. Ich hoffe, nach der Miteinbeziehung von HbbTV im Teletest wird sich das ändern."

Was noch zu sagen wäre…

"Wir geben ORF 1 nicht her und werden alles tun, um unser lineares Fernsehprogramm zu verteidigen."
ORF-Chef Alexander Wrabetz auf den Österreichischen Medientagen