Austria-Update vom 30. April
P7S1P4 plant Stellenabbau, aber "keinen Big Bang"
© DWDL.de
ProSiebenSat.1 steht kurz vor einem Stellenabbau, das wird auch Auswirkungen auf Österreich haben. Außerdem: Im ORF-Stiftungsrat gibt es prominente Abgänge, Mirjam Weichselbraun und Hans Sigl moderieren die Romy und der Presserat zieht Bilanz.
© ORF/Roman Zach-Kiesling
Die Bewerbungsfrist für Plätze im ORF-Stiftungsrat läuft noch bis Anfang der kommenden Woche, mittlerweile ist aber klar, dass es im wichtigsten Gremium des Senders zu zahlreichen Veränderungen kommen wird. So hat nicht nur der von den Grünen nominierte Stiftungsratsvorsitzende Lothar Lockl angekündigt, das Gremium zu verlassen. Auch die von den liberalen Neos entsandte Anita Zielina verlässt den Stiftungsrat. Am überraschendsten ist aber wohl der Abgang von Thomas Zach aus dem Gremium. Er war Vorsitzender des bislang so mächtigen ÖVP-Freundeskreises und saß insgesamt 14 Jahre lang im Stiftungsrat. Er habe die Entscheidung mit Blick auf "berufliche und familiäre Herausforderungen getroffen", so Zach in einem Schreiben an seine Kolleginnen und Kollegen im Gremium. Zach war ganz wesentlich daran beteiligt, ORF-Langzeitchef Alexander Wrabetz durch den aktuellen Generaldirektor Roland Weißmann abzulösen.
© Ernst Kainerstorfer
Thomas Gruber und Bernhard Albrecht
Durch die ATV-Sendung "Das Geschäft mit der Liebe" stand der gesamte ProSiebenSat.1Puls4-Konzern zuletzt in der Kritik. Nun haben die beiden Co-CEOs, Thomas Gruber und Bernhard Albrecht, unter anderem der Tageszeitung "Kurier" ein Interview gegeben. Auf das umstrittene Format angesprochen sagt Thomas Gruber, dass man die Folgen gerade neu schneide. Man wolle die Episoden noch vor dem Sommer wieder on Air bringen. Generell soll ATV seiner Positionierung treu bleiben. Gruber: "Der Sender steht für emotionales, unterhaltsames und auch provokantes Entertainment." Ganz generell unterstreichen Gruber und Albrecht, dass es bei vier österreichischen Sendern (ATV, ATV 2, Puls 4 und Puls 24) bleiben soll. Angesichts von zunehmenden Sparbemühungen auch in Österreich ist das zumindest erwähnenswert.
© ProSiebenSat.1Puls4/ATV
Dennoch ist auch für ProSiebenSat.1Puls4 die wirtschaftliche Situation herausfordernd, wie Bernhard Albrecht einräumt. "2024 war ProSiebenSat.1Puls4 einigermaßen stabil, wenn man TV und Digital und die sonstigen Erlöse zusammenrechnet. Aber ja, es ist herausfordernd und jetzt im dritten Jahr der Rezession umso mehr", so Albrecht im "Kurier"-Interview. Zudem hat Albrecht auch für Österreich einen Stellenabbau angekündigt. "Wir werden heuer noch Maßnahmen setzen, aber es ist jetzt noch zu früh, darüber zu reden", so der Co-CEO, der aber versucht, das Thema nicht zu hoch zu hängen. So werde es "keinen Big Bang" geben, sagt Albrecht. "Diese Branche erlebt eine Phase der Transformation", sagt der Manager und erklärt, dass man auch weiterhin neue Jobs bzw. Jobprofile schaffe. Gleichzeitig will man weiter investieren: Thomas Gruber hat im Interview etwa ein Infotainment-Magazin mit dem Titel "Treffpunkt Österreich" angekündigt, das im zweiten Quartal starten soll - und dann auf gleich drei Sendern laufen wird, nämlich nicht nur bei ATV und Puls 24, sondern auch in Sat.1 Österreich.
© ORF/Roman Zach-Kiesling
Über das Comeback des Film- und Fernsehpreises Romy als TV-Gala hatten wir bereits an dieser Stelle berichtet, erstmals kooperiert der "Kurier", der den Preis vergibt, dabei mit dem Filmfestival Kitzbühel. Zu sehen gibt es die Gala wie gehabt im ORF - und nun steht auch fest, dass Mirjam Weichselbraun und Hans Sigl durch die Preisverleihung Ende November führen werden. 2023 wurde die Romy von Arabella Kiesbauer moderiert, im Jahr davor von Andi Knoll - nun gibt es also ein Duo. "Mit der Gala in Kitzbühel setzen wir ein starkes Zeichen für die Weiterentwicklung dieses bedeutenden Preises", sagt Richard Grasl, Geschäftsführer des "Kurier".
© Die Presse/Stefan Gergely
Rainer Nowak
Nachdem vor wenigen Jahren öffentlich gewordene Chats "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak, damals auch Herausgeber und Geschäftsführer, unter Druck gesetzt hatten, trat der Manager von seinen Ämtern zurück (DWDL.de berichtete). Nun gibt es ein "Presse"-Comeback von Nowak, der zuletzt als Vize-Chefredakteur und Ressortchef Politik/Wirtschaft bei der "Kronen Zeitung" gearbeitet hatte. Wie die Styria Media Group, zu der die "Presse" gehört, mitteilte, werde Nowak Geschäftsführer der Zeitung. Er folgt auf Herwig Langanger, der Vorstand der Styria Media Group bleibt. Gleichzeitig ist jetzt auch bekannt geworden, dass Styria im vergangenen Jahr sowohl seinen Umsatz als auch den Gewinn steigern konnte. Wie "Der Standard" berichtete, konnte Österreichs zweitgrößter Zeitungskonzern seinen Umsatz auf 308 Millionen Euro steigern. Im Jahr davor lag man noch unter 300 Millionen. Das Konzerngesamtergebnis legte demnach von 2 auf 12,8 Millionen Euro zu.
© ORF/Beta Film/MR Film/Kristóf Galgóczi Németh
Nachdem "Hunyadi – Aufstieg zur Macht" in der vergangenen Woche einen erfolgreichen Einstand in ORF 1 gefeiert hatte, gaben die Reichweiten an diesem Montag etwas nach. Die zwei Folgen wurden von 376.000 und 397.000 Menschen gesehen - der Serie gelang also erneut das Kunststück, innerhalb des Abends Reichweite zu gewinnen. Zum Start sahen aber noch deutlich mehr als 400.000 Menschen zu. Die Marktanteile in dieser Woche lagen bei 15 und 16 Prozent. Noch viel besser lief es am Dienstag für ORF 1: Die "SOKOs" aus Wien und Kitzbühel erreichten 616.000 und 503.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, damit waren 26 und 20 Prozent drin.
© Österreichischer Presserat
Der Österreichische Presserat hat seinen Jahresbericht für das vergangene Jahr vorgestellt. Geschäftsführer Alexander Warzilek zog dabei eine positive Bilanz: "Der Presserat hat sich in den letzten Jahren zu einer anerkannten Ombudsstelle für die Leserinnen und Leser entwickelt. Die Branche nimmt unsere Entscheidungen ernst und die Zahl der Fälle liegt konstant bei über 400." Die Senate des Presserats behandelten im vergangenen Jahr demnach 426 Fälle, in 27 Fällen stellten sie Verstöße gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse fest. 2023 gab es 20 Verstöße bei insgesamt 407 Fällen. Die meisten Verstöße, 8 an der Zahl, gingen im vergangenen Jahr auf das Konto der "Kronen Zeitung", dicht dahinter folgt oe24 mit 7 Verstößen.
Lesetipp
Im September verabschiedet sich Langzeit-Senderchef Ferdinand Wegscheider von ServusTV. Er wird zwar auch künftig noch seinen umstrittenen Wochenkommentar präsentieren, die Geschicke des Senders leitet er dann aber nicht mehr. Wir haben einen Blick in die Glaskugel gewagt: Wer könnte Ferdinand Wegscheider nachfolgen?
P7S1P4 plant Stellenabbau, aber "keinen Big Bang"
URL zu diesem Artikel: https://www.dwdl.de/austriaupdate/102231/p7s1p4_plant_stellenabbau_aber_keinen_big_bang/
© DWDL.de GmbH, 2001-2025