Andreas Babler © Parlamentsdirektion/Thomas Topf Andreas Babler
Habemus Regierung! Kaum sind fünf Monate vergangen, hat Österreich nach der Wahl im September eine neue Regierung. ÖVP, SPÖ und Neos haben sich nach ihrer ersten gescheiterten Verhandlungsrunde im zweiten Anlauf tatsächlich geeinigt. Für die Medienunternehmen in Österreich ist vor allem die Tatsache positiv, dass die FPÖ nicht in der Regierung sitzt. Vor allem im ORF dürfte man aufatmen - die größten Einschnitte kommen dort nun nicht. Die Medienagenden liegen innerhalb der neuen Regierung bei SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler, operativ verantwortlich ist Michaela Schmidt als Staatssekretärin. 

Österreich Bundesregierung © BKA/Andy Wenzel
Die Koalitionäre (links im Foto, inkl. Bundespräsident Alexander van der Bellen) haben auch bereits ihr Regierungsprogramm für die kommenden Jahre vorgestellt. Darin ist vereinbart worden, dass der ORF-Beitrag bis einschließlich 2029 eingefroren wird. Außerdem soll die Besetzung der ORF-Gremien neu geregelt werden, hier ist aufgrund eines Urteils des Verfassungsgerichtshofs Eile geboten. Und auch eine größere ORF-Reform ist angekündigt worden, dabei sollen kommerzielle Aktivitäten reduziert und Nebenjobs für die Mitarbeitenden beschränkt werden. Das oft kritisierte Anhörungsrecht der Landeshauptleute (Ministerpräsidenten) bei der Bestellung von ORF-Länderchefs soll abgeschafft werden. Außerdem will die Regierung 10 Prozent weniger in Werbung investieren. Geplant ist zudem eine Zustellförderung für Zeitungen und eine Lockerung des Kartellrechts für Zusammenschlüsse. Und dann ist auch eine Investitionsverpflichtung für Streamingdienste geplant, im Regierungsprogramm heißt es "Investment Obligation". Internationale Streamingdienste sollen einen "fairen Beitrag zur Finanzierung des Musik- und Filmstandortes Österreichs" leisten. 

Roland Weißmann © Monika Fellner
Aus der Branche hat es auch bereits die ersten Reaktionen auf die Pläne der Regierung gegeben. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann hat seine Belegschaft auf ein "sehr hartes Sparpaket" eingestimmt. Weißmann: "Der ORF ist in seiner Finanzierung weiterhin abgesichert, was auch dem heimischen Medienstandort wichtig ist. Doch wie für alle in Österreich werden die kommenden Jahre auch für den ORF durch die Nicht-Valorisierung äußerst herausfordernd." Wie hoch die Sparanstrengungen durch den eingefrorenen ORF-Beitrag genau sein werden und welche Folgen das für Programm und Belegschaft hat, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar. 

VÖP © VÖP
Der Verband Österreichischer Privatsender begrüßt die Pläne zur Stärkung des Medienstandortes, fordert gleichzeitig aber mehr Unterstützung für den Privatrundfunk. "Die Marktsituation ist schwieriger denn je und die Finanzierung der privaten TV- und Radio-Sender ist stark unter Druck", so Mario Frühauf, VÖP-Präsident. "Der Medienmarkt braucht jetzt mehr Unterstützung durch die Politik, um die negativen Auswirkungen der Big-Tech-Plattformen auf Österreichs Medien einzubremsen." Der VÖP fordert unter anderem, die Einnahmen aus der Digitalsteuer im vollen Umfang in die Förderung des Medienstandorts zu überführen. Darüber hinaus will man, analog zur Zustellförderung für Zeitungen, auch eine Distributionsförderung für private Rundfunkanbieter. Dass die Regierung den ORF reformieren will, begrüßen die Privatsender. Dabei müsse aber darauf geachtet werden, dass der Auftrag künftig nicht für das Gesamtangebot gilt, sondern für jeden einzelnen Sender - eine langjährige Forderung des VÖP. 

Morden im Norden © ARD/Georges Pauly
Die ARD-Serie "Morden im Norden" ist künftig im Nachmittagsprogramm von ORF 1 zu sehen, das ist jetzt bekannt geworden. Los geht’s mit Staffel vier, die ab dem 17. März immer werktags ab 13:55 Uhr beim Sender läuft. "Morden im Norden" ersetzt damit "WaPo Bodensee" - und damit eine andere ARD-Serie. Auch die Staffeln 5 und 6 von "Morden im Norden" werden im ORF gezeigt. "‘Morden im Norden’ begeistert seit vielen Jahren das deutsche Publikum. Dass wir nun auch den ORF dafür  gewonnen haben, freut uns sehr. Wir hoffen, dass nach ‘WaPo Bodensee’ eine weitere ARD-Erfolgsserie Gefallen beim österreichischen Publikum finden wird", sagt Tania Reichert-Facilides, Geschäftsführerin des Vertriebsunternehmens OneGate Media. Im DWDL.de-Interview erklärte Reichert-Facilides zuletzt ausführlich, wie sie ARD-Produktionen international vermarkten will - und nannte dabei unter anderem auch explizit "Morden im Norden". 

Österreich in Zahlen 

ORF © ORF
Die ORF-Gruppe hat im Februar ihre Muskeln spielen lassen und kam in Summe auf 39,7 Prozent Marktanteil, das ist der beste Februar-Wert seit elf Jahren. Zurückzuführen ist das Plus vor allem auf ORF 1, das sich im Jahresvergleich um satte 3,5 Prozentpunkte auf 14,4 Prozent steigerte, für den Sender war es der beste Februar-Wert seit 2017. ORF 2 kam mit ebenfalls sehr starken 22,4 Prozent ins Ziel, auch das entspricht einem kleinen Plus im Vergleich zum Februar 2024. Profitiert haben die ORF-Sender zuletzt gleich von einer Reihe sehr quotenstarker Sendungen. Dabei lockten vor allem die Ski-WM und die Berichterstattung über die politischen Ereignisse im Land viele Menschen vor die TV-Geräte. 

Wiener Opernball © ZDF/ORF/Roman Zach-Kiesling
In der vergangenen Woche war übrigens auch der Wiener Opernball mal wieder ein Quotengarant. Zur besten Sendezeit sahen 1,22 Millionen Menschen in ORF 2 zu, schon damit waren 43 Prozent Marktanteil drin. Die tatsächliche Eröffnung kam später sogar noch auf 1,36 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sowie 54 Prozent. Das spätabendliche Fest des Opernballs erreichte noch 670.000 Menschen und, wie auch die "ZiB 2" dazwischen, 48 Prozent Marktanteil. 

ServusTV © ServusTV
Erfolgreichster Privatsender ist und bleibt ServusTV, im Februar reichte es zu 4 Prozent Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen ging es von 2,9 auf 3,3 Prozent nach oben. Damit lag man in der Zielgruppe recht deutlich hinter ATV und Puls 4, die es auf 4,0 und 3,9 Prozent brachten. ATV war damit beim jungen Publikum der erfolgreichste Privatsender Österreichs.