FPÖ © FPÖ
Die Meldung der vergangenen Woche ist natürlich das Scheitern der Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP gewesen. Kurz nachdem unser Austria-Update letzte Woche Mittwoch erschienen war, platzten die Regierungsträume der Rechtspopulisten von der FPÖ. In der Medien- und Kulturbranche war daraufhin ein kollektives Aufatmen zu vernehmen. Trotz der Rekord-Länge in der Suche nach einer neuen Regierung bewerten viele Kreative und Journalisten die Ereignisse positiv. Unter der FPÖ hätten sowohl dem Kulturbetrieb als auch der Medienbranche harte Einschnitte gedroht - allen voran dem ORF. Allerdings waren sich die Verhandler bis zuletzt in vielen Medienthemen nicht einig. 

Herbert Kickl © Screenshot ORF
Die geplatzten Koalitionsverhandlungen sorgten für entsprechend viel Berichterstattung - begleitet wurde die mit Kritik am ORF.  FPÖ-Chef Herbert Kickl äußerte sich zum Aus der Verhandlungen letzte Woche Mittwoch bewusst erst um 20:15 Uhr - der ORF übertrug die rund halbstündige Rede des Politikers fast vollständig. Erst danach folgte eine Analyse im Studio. Kritisiert wurde der ORF auch von bekannten Journalistinnen und Journalisten dafür, fast vollständig bei der Kickl-Rede on Air geblieben zu sein. "Ich hoffe, der ORF schickt der FPÖ eine saftige Rechnung für die überschießende Nutzung des Hauptabendprogramms durch Herbert Kickl", schrieb "Falter"-Herausgeber Armin Thurnher bei BlueSky.

Corinna Milborn © Bernhard Eder
Anders gemacht hat es übrigens die private Konkurrenz: Puls 24 zeigte lediglich rund sechs Minuten der Kickl-Rede und schaltete dann wieder ins Studio. Dort wurden dann immer wieder Ausschnitte der Rede eingespielt und besprochen. "Wir haben die Rede zugleich online gestreamt und am TV-Schirm den Link mit QR-Code eingeblendet", sagte Puls-24-Infodirektorin Corinna Milborn gegenüber dem "Standard". Beim ORF wehrt man sich gegen die Kritik. Chefredakteur Johannes Bruckenberger sagt gegenüber dem "Standard": "Kritik an unseren Sendungsinhalten und -abläufen nehmen wir ernst und diskutieren wir intern sehr selbstkritisch. Von einzelnen Zurufen auf sozialen Plattformen wollen wir uns aber nicht treiben lassen." Bruckenberger verwies auch auf die mehrstündige Livestrecke und das hohe Publikumsinteresse an dem Tag. Im Januar habe der ORF auch die Pressestatements von der SPÖ nach dem Abbruch der Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP in voller Länge und live in der "Zeit im Bild" gezeigt.

ORF © ORF
Der ORF hat neue Richtlinien veröffentlicht, die einen verantwortungsvollen Einsatz von KI-Technologien ermöglichen sollen. In den Guidelines verpflichtet sich der Sender zu einem transparenten Umgang beim Einsatz von KI und zur Wahrung höchster öffentlich-rechtlicher Qualitätsstandards in der Berichterstattung. Um diese lückenlos garantieren zu können, soll der Einsatz von KI "stets im Einklang mit den Werten und den hohen redaktionellen Ansprüchen des ORF" erfolgen, heißt es. Gemeint sind etwa Unvoreingenommenheit und Schutz der Privatsphäre. Daneben will der ORF auf die "strikte Einhaltung der journalistischen Sorgfaltspflicht sowie auf die stete Wahrung der Authentizität des multimedialen Programmangebots" setzen. Vorgesehen ist demnach stets die Einbeziehung des Menschen in sämtliche KI-Anwendungsfälle, "womit die redaktionelle Hoheit und die Letztverantwortung für das Programm auch weiterhin bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ORF liegt", wie es heißt. "Unser Publikum kann somit jederzeit darauf vertrauen, dass der Einsatz von KI-Anwendungen im ORF immer unter Aufsicht, Kontrolle und Letztverantwortung von professionellen Redakteurinnen und Redakteuren erfolgt", sagte Generaldirektor Roland Weißmann.

Österreich in Zahlen

ZIB Spezial © ORF
Das Polit-Beben am vergangenen Mittwoch hat auch viele Menschen zu den TV-Sendern gelockt - insbesondere zum ORF. Die "Zeit im Bild" um 19:30 Uhr war angesichts von 1,32 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern die meistgesehene Sendung des Tages, der Marktanteil lag bei 52 Prozent - und das alleine bei ORF 2. Durch die parallele Ausstrahlung bei ORF 1 kamen nochmal 156.000 Menschen und 6 Prozent Marktanteil hinzu. Das "ZiB"-Spezial inklusive der Kickl-Rede in der Primetime erreichte noch 848.000 Personen, damit waren für ORF 2 starke 29 Prozent drin. Die "ZiB 2" holte später mehr als 30 Prozent Marktanteil. Die mehrstündige Live-Berichterstattung am Nachmittag kam auf 39 Prozent. 

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Die ORF-Gruppe erreichte am Mittwoch der vergangenen Woche über alle Sender hinweg einen fulminanten Tagesmarktanteil in Höhe von 47,8 Prozent. Geschafft hat man das starke Ergebnis aber auch mit den Übertragungen von der Ski-WM, die in ORF 1 zu sehen waren. Dort kamen die Team-Kombinationen auf teilweise mehr als 60 Prozent Marktanteil. Trotz der starken Konkurrenz beim Schwestersender erreichte "Dok 1" in der Primetime von ORF 1 noch 456.000 Zuschauer und 15 Prozent Marktanteil. Das war die höchste Reichweite für die Doku-Reihe seit 2021, inhaltlich ging es um Ski-Superstar Marcel Hirscher.