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Am Sonntag ist im Burgenland gewählt worden. Am Tag danach wurde aber nicht nur das Ergebnis diskutiert, sondern auch ein Vorfall, der sich im burgenländischen Eisenstadt zwischen Mitarbeitern von ORF und oe24 abgespielt haben soll. Demnach berichteten einige Medien zunächst von "Handgreiflichkeiten". Inzwischen ist klar: Ein freier Videoreporter von oe24 hat einen ORF-Mitarbeiter gewürgt, weil der ihm im Landhaus (hier sitzt der burgenländische Landtag) den Zugang zu einem bestimmten Bereich verweigert haben soll, weil es sich dabei um einen ORF-Drehbereich gehandelt habe. Der ORF-Mitarbeiter wurde durch die Aktion bewusstlos und musste anschließend ins Krankenhaus. Der oe24-Reporter wurde danach von der Polizei aus dem Gebäude gebracht. Es laufen Ermittlungen, nach deren Abschluss wohl Anzeigen erfolgen. Das Land Burgenland will außerdem ein Hausverbot für oe24 prüfen, sollten sich die Aussagen der Augenzeugen bewahrheiten.
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Die Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP wühlen die gesamte Kultur- und Medienbranche auf. Nun haben vier Verbände (Verband Österreichischer Zeitungen, Verband Österreichischer Privatsender, Verband der Regionalmedien Österreichs und Österreichischer Zeitschriften- und Fachmedienverband) eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie Maßnahmen zum Schutz der Vielfalt, Qualität und Unabhängigkeit des österreichischen Medienmarkts fordern. Dabei betonen sie vor allem die Funktion von freien Medien für die Demokratie und das Grundrecht auf Presse- und Kommunikationsfreiheit. Diese seien verfassungsmäßig gewährleistete Grundrechte, die unantastbar seien und im Interesse der Gesellschaft besonderen Schutzes bedürfen, so die Verbände. Außerdem fordert man, dass die Einnahmen aus der Digitalsteuer in den heimischen Medienmarkt gesteckt werden. Außerdem soll die Medienförderung erhöht werden. Die Verbände erwähnen FPÖ und ÖVP nicht explizit, es ist aber eindeutig, weshalb die Erklärung ausgerechnet jetzt veröffentlicht wurde. Unter einer rechtsgerichteten Regierung dürften tiefe Einschnitte auf die Medien, insbesondere den ORF, zukommen (DWDL.de berichtete).
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Groß sind die Sorgen auch anderswo: Der Presseclub Concordia warnt vor einer "dramatischen Gefährdung der österreichischen Medienlandschaft". Die jüngste Attacke des Wiener FPÖ-Chefs auf den "Standard", den er als "Scheißblatt" diffamierte und dem er die Streichung der Presseförderung androhte, sei Teil einer "systematischen Strategie gegen unabhängige Medien". Concordia-Präsident Andreas Koller sagt, man sehe "ein von Orbán und anderen Autokraten kopiertes Drehbuch zur Zerschlagung der pluralistischen Medienlandschaft". In einem offenen Brief haben zudem 150 Kunst- und Kulturschaffende ein Ende der Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP gefordert. Und der Verein der Chefredakteurinnen und Chefredakteure erklärte, man sehe die Pressefreiheit in Gefahr. Der Verein bezieht sich ebenfalls auf die Aussagen des FPÖ-Chefs zum "Standard" und forderte alle politischen Akteure, vor allem die der kommenden Regierung, sich zur Wahrung der Pressefreiheit zu verpflichten.
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Die größten Verwerfungen dürften auf den ORF zukommen. Der Redaktionsausschuss des Senders, das sind die gewählten Redaktionssprecherinnen und -sprecher aus allen Bereichen, richtete daher einen Appell an die nächste Regierung. Diese solle den "Qualitätsjournalismus" auf allen Ebenen fördern - es wird wohl ein frommer Wunsch bleiben. Denn in einer Mitteilung zählt man auch auf, was heute längst Realität ist: Etablierte Medien werden diffamiert und in der Bevölkerung wird Misstrauen gegenüber diesen Medien gesät - in der Folge sollen möglichst viele Menschen zu Alternativmedien gebracht werden, wo die Berichterstattung längst nicht so neutral ist, wie diese Plattformen das gerne vorgaukeln. Der ORF-Redaktionsrat wird in einer internen Mail noch deutlicher. Es sei "offenbar das Ziel der künftig Regierenden, den ORF und seine Programme zu schädigen, zu kürzen oder zu beeinflussen", schreiben sie laut "Standard".
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Im vergangenen Jahr ist die Verleihung des Film- und Fernsehpreises Romy nicht wie üblich über die Bühne gegangen. Statt einer großen Gala-Veranstaltung wurden nur diverse Platin-Romys verliehen - und das auch nur während der Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag des "Kurier", der den Preis vergibt. Hintergrund der Änderung waren finanzielle Schwierigkeiten beim Ausrichter des Preises. Im vergangenen Jahr hatte man auch eine Evaluierung der Preisverleihung angekündigt - diese ist nun abgeschlossen. Das Ergebnis: Die Romy kehrt 2025 unter etwas anderen Vorzeichen zurück. Erstmals findet die Romy nicht in Wien statt, stattdessen wird der Preis am 28. November in Kitzbühel vergeben. Dabei kooperiert der "Kurier" mit dem dort ansässigen Filmfestival - und das für gleich drei Jahre. Geplant ist erneut eine große TV-Gala, die im ORF zu sehen sein wird. Und es ist nicht so, als würde man die Latte niedrig hängen: Vom "Kurier" heißt es, die Romy solle der größte Film- und Fernsehpreis im deutschsprachigen Raum werden. Durch die Nähe zu Deutschland erhofft man sich neue Impulse und Partner.
Österreich in Zahlen
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Die zweite Ausgabe des neuen ORF-Polittalks "Das Gespräch" hat am Sonntagabend deutliche Verluste hinnehmen müssen. Nachdem zum Auftakt noch 558.000 Menschen einschalteten, waren es eine Woche später nur noch 431.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Diese Entwicklung war nach dem Hype vor der ersten Sendung erwartet worden, der Marktanteil der zweiten Ausgabe lag außerdem noch bei guten 24 Prozent. Insofern liegt der Talk noch im grünen Bereich. Spannend dürfte nun werden, wo sich "Das Gespräch" einpendelt.