FPÖ © FPÖ
Das geplante Regierungsbündnis aus ÖVP, SPÖ und Neos ist geplatzt. Erst haben die liberalen Neos die Verhandlungen verlassen, danach die ÖVP. Nun wird es wohl auf eine Regierung zwischen FPÖ und ÖVP hinauslaufen - und das dürfte vor allem für den ORF sehr spannend werden. Die Rechtspopulisten wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bekanntlich massiv umbauen und verkleinern, in der Vergangenheit war von der Partei oft die Rede von einem "Grundfunk", der aus dem Bundesbudget finanziert werden solle. Bundespräsident Alexander van der Bellen, der den Auftrag zur Regierungsbildung am Montag an die FPÖ gab, erklärte, er habe mit Parteichef Herbert Kickl lange über einige Themen gesprochen, etwa um die Freiheit der Medien. Was das genau bedeutet, wird sich wohl erst noch zeigen. In Sachen neues ORF-Gesetz wird es durch die nun neu anstehenden Koalitionsverhandlungen jetzt zeitlich eng. Bis März muss das Gesetz geändert werden, weil die Besetzung der ORF-Gremien teilweise verfassungswidrig ist (DWDL.de berichtete). 

Bereits im November berichteten wir darüber, dass FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker in der ersten Instanz mit einer Klage gegen den ORF-Journalisten Armin Wolf gescheitert war. Der Politiker hatte Wolf wegen übler Nachrede verklagt, weil dieser ihn live auf Sendung der Lüge bezichtigt hatte. Hafenecker kündigte damals Berufung an, hat diese nun aber wieder zurückgezogen. Das Urteil ist damit rechtskräftig. "Dass Hafenecker hier die Unwahrheit gesagt hat, war klar. Das Gericht hat – nun rechtskräftig – entschieden, ich darf auch 'Lüge' dazu sagen", erklärte Armin Wolf nun auf Bluesky. Hafenecker behauptete in dem Live-Interview, der ORF würde nur "gefakte Experten" einladen, Wolf sprach daraufhin von einer Lüge.

Das Gespräch mit Susanne Schnabl © ORF/Roman Zach-Kiesling
Dass "Im Zentrum" ab dem 12. Januar durch ein neues Talk-Format am Sonntagabend ersetzt werden würde, war bereits bekannt. Fest stand auch, dass die neue Sendung von Susanne Schnabl moderiert wird. Mittlerweile ist auch klar, dass das neue Format auf den Titel "Das Gespräch" hören wird, es ist künftig immer sonntags ab 22:10 Uhr zu sehen. Bei der Anzahl der Gäste im Studio will man variieren - je nach Situation und Thema. "’Das Gespräch’ soll relevante Themen mit spannendsten Gästen bieten. Wir wollen mit der neuen Sendung unsere Position als Nummer-1-Talkformat stärken und öffentlich-rechtlichen Mehrwert und Gesprächswert liefern. Im Idealfall bekommt unser Publikum Antworten, Einordnung und Perspektiven", sagt der für die Informationssendungen zuständige ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger. Anders als bei "Im Zentrum" sitzt Schnabl mit den Gästen künftig um einen Tisch. 

Österreich in Zahlen

ServusTV © ServusTV
ServusTV hat im Jahr 2024 Fernsehgeschichte geschrieben. So erreichten die Salzburger einen Jahresmarktanteil in Höhe von 5,3 Prozent - und waren damit der erste Privatsender überhaupt, der die Marke von 5 Prozent knacken konnte. Beim jungen Publikum zwischen 12 und 49 Jahren war ServusTV außerdem erstmals der erfolgreichste Sender, hier erreichte der Sender starke 5,2 Prozent. Zurückzuführen ist das natürlich vor allem auf den starken Sommer, wo ServusTV mit der Fußball-EM (Foto oben) glänzte. Aber auch viele andere Sendungen, unter anderem die Nachrichten und Heimat-Sendungen, liefen 2024 besser als noch im Jahr davor.

Fußball EM bei ServusTV, ÖFB © GEPApictures
Während die meisten Sendungen mit den höchsten Reichweiten traditionell im ORF liefen, stellte ServusTV 2024 das Format mit der absolut höchsten Zuschauerzahl. Es war das Achtelfinalspiel der österreichischen Nationalmannschaft gegen die Türkei: Rund zweieinhalb Millionen Menschen sahen zu, damit war es die reichweitenstärkste Übertragung im österreichischen Fernsehen seit 18 Jahren. Wie gesagt: Fernsehgeschichte. 

Puls4, ATV © ProSiebenSat.1Puls4/ATV
2025 dürfte es spannend werden, ob sich ServusTV beim jungen Publikum vor ATV und Puls 4 halten kann - dann ohne ganz großes Sportevent im Rücken. Die beiden Konkurrenz-Sender schwächelten im abgelaufenen Jahr jedenfalls spürbar. ATV erreichte nur noch 3,9 Prozent Jahresmarktanteil beim jungen Publikum, bei Puls 4 waren es 4,2 Prozent. Für beide Sender ging es damit bergab, vor allem für ATV. Puls 24 steigerte sich dagegen um 0,2 Prozentpunkte auf 0,9 Prozent. Alle Sender der Gruppe, also auch die Deutschlandfenster von Sat.1, ProSieben & Co., erreichten zusammengerechnet 24,8 Prozent Marktanteil. 

ORF © ORF
Der insgesamt erfolgreichste Sender ist einmal mehr ORF 2 gewesen, der Jahresmarktanteil des Senders betrug 20,9 Prozent. ORF 1 kam auf 10,1 Prozent. Während der Marktführer damit in etwa auf dem Niveau von 2023 lag, steigerte sich ORF 1 recht klar: 2023 waren für den Sender nur 9,5 Prozent drin. Bei den 12- bis 49-Jährigen war ORF 1 auch im abgelaufenen Jahr der stärkste Sender und erreichte in dieser Altersklasse durchschnittlich 11,6 Prozent Marktanteil. ORF 2 kam auf dem zweiten Rang auf 10,3 Prozent. In den zurückliegenden Tagen punkteten die ORF-Sender zudem mit zahlreichen Info-Sendungen zu den Entwicklungen in Sachen Regierungsbildung - und natürlich der Vierschanzentournee, die von drei Österreichern dominiert wurde. 

Sport1 © Sport1
Richtig gut sah es in den vergangenen Wochen auch für Sport1 aus. Die Darts-WM war nämlich nicht nur in Deutschland sehr gefragt, sondern auch in Österreich. Mit einem Dezember-Marktanteil in Höhe von 1,4 Prozent konnte der Sportsender seine üblichen Werte mehr als verdreifachen. Höhepunkt war das Finale, das Anfang Januar zu sehen war: 212.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren mit dabei und bescherten Sport1 in der klassischen Zielgruppe 16,7 Prozent Marktanteil. Bei den 12- bis 29-Jährigen waren es sogar 27,4 Prozent. Es sind Werte, die man beim Vermarkter IP Österreich nicht so häufig sieht - und schon gar nicht bei Sport1. Auch das Halbfinale erreichte übrigens mehr als 200.000 Personen und entsprechend hohe Quoten.