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Henrike Brandstötter
Österreichischer wird es nicht mehr: Nach der Nationalratswahl zeichnet sich eine Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos ab. Inzwischen haben die Verhandlungen zu konkreten Themen begonnen - und es steht auch fest, welche Personen für die Parteien verhandeln. Im Bereich Medien, hier sind die Verhandlungen am Montag gestartet, besonders interessant: Für ÖVP und SPÖ verhandeln mit Gregor Schütze und Heinz Lederer zwei Personen, die im ORF-Stiftungsrat sitzen. Das ist vor allem deshalb originell, weil Stiftungsräte sowas wie Aufsichtsratsmitglieder sind. Sie sind dem Wohl der ORF verpflichtet und unabhängig - und verhandeln nun für Parteien über die künftige Medienpolitik. Die besteht einerseits aus dem ORF - aber eben auch privaten Medienunternehmen. Kritik kommt daher prompt von den Neos: "Dieses Setting ist exakt das Gegenteil von ‘Kein weiter wie bisher", sagt Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter, die außerdem von "ganz alter Politik" und einem "lupenreinen Interessenkonflikt" spricht.
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Seit einigen Wochen läuft eine Prüfung der unabhängigen Compliance-Stelle des ORF gegen Peter Schöber, seines Zeichens Chef des Spartensenders ORF 3. Verschiedene Medien berichteten damals, dass Schöber Mobbing, Diskriminierung und Antisemitismus vorgeworfen wird (DWDL.de berichtete). Der Medienmanager selbst wies die Anschuldigungen zurück. "Der Standard" hat nun mit einigen Personen gesprochen, die vor der Compliance-Stelle ausgesagt haben - auf dieser Basis hat man einen langen Text veröffentlicht. Demnach soll Schöber auch bei Vorstellungsgesprächen nach der sexuellen Orientierung der Bewerber gefragt haben, außerdem soll der Chef von ORF 3 mit Kündigungen drohen, Kritik würde im Unternehmen nicht gutgeheißen werden. Schöber selbst hat sich gegenüber dem "Standard" nicht geäußert, in der vergangenen Woche soll es aber eine interne Versammlung gegeben haben. Dort hat sich Peter Schöber offenbar für seine Fehler entschuldigt. Er bitte jene um Verzeihung, die seine Aussagen als Überschreiten einer roten Linie betrachtet hätten. Außerdem erklärte Schöber, dass er aktuell ein Coaching und einen Sensibilisierungskurs absolviere. Wann die Ergebnisse der Compliance-Untersuchung vorliegen, ist aktuell unklar.
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Im ORF wird aktuell der Finanzplan für das kommende Jahr festgezurrt - und der sieht durchaus umfassende Änderungen vor. So will der Konzern zwischen 2023 und 2026 bekanntlich 325 Millionen Euro sparen - 80 Millionen davon werden 2025 umgesetzt. Das will man erreichen, indem man verstärkt im Haus produziert, die Sachkosten senkt und Stellen nicht nachbesetzt. Darüber hinaus will man aber auch investieren: Wie mehrere Medien unter Berufung auf den Finanzplan, der noch in dieser Woche beschlossen werden soll, berichten, soll der Shift hin in Richtung Streaming umfassender als gedacht ausfallen. Vor einigen Monaten war noch von bis zu 9 Millionen Euro die Rede, die für Streaming-First-Programme zur Verfügung stehen, nun sind es schon 30 Millionen. Auch die neun Landesstudios sollen mehr Geld erhalten, beispielsweise um neue regionale Formate auf die Bildschirme zu bringen.
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Sky Österreich hat gleich drei neue Sportdokumentationen angekündigt. So begleitet man die Vereine Austria Salzburg, Wiener Viktoria und Union Gurten während einer Spielzeit, zu sehen gibt’s das Ergebnis jeweils 2025. Es sind alles Klubs, die aktuell in der Regionalliga spielen. Zu Wort kommen auch prominente Köpfe wie etwa Adi Hütter, Martin Hinteregger oder auch Toni Polster. Sky-Experte Alfred Tatar wird im Rahmen der Dreharbeiten jedem der drei Vereine einen Besuch abstatten. Gestaltet werden die Dokumentationen von Christoph Jochum, der sich der Wiener Viktoria und Austria Salzburg widmet, und von Jennifer Posch, die Union Gurten porträtiert. "Mit den Dokumentationen über drei mit viel Herzblut geführten Regionalliga-Klubs zeigen wir mit wie viel Leidenschaft und Idealismus dieser Sport abseits der Profi-Ligen gelebt wird und welch wichtige Rolle sie nicht nur im Fußball, sondern weit darüber hinaus einnehmen", sagt Uwe König, Sportchef Sky Österreich.
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Philipp Jelinek war im ORF mal der Vorturner der Nation, wegen öffentlich gewordenen Chats mit dem ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache musste er gehen, Jelinek turnt inzwischen bei Krone TV - und hat dabei deutlich weniger Zuschauerinnen und Zuschauer als früher (Hier die ganze Geschichte). Nun hat sein alter Arbeitgeber aber noch einmal Ärger mit ihm: Jelinek trug in einer Sendung nämlich Socken, auf denen eine Marke erkennbar abgebildet war. Das Bundesverwaltungsgericht sah darin nun eine unzulässige Produktplatzierung. Der ORF argumentierte, bei dem Format handele es sich um "leichte Unterhaltung", die vom entsprechenden Verbot ausgenommen ist. Das Gericht folgte dieser Argumentation aber nicht. Auch der Argumentation, die Socken seien eine "Produktionshilfe von unbedeutendem Wert" folgte das Gericht nicht. Zuerst berichtete "Die Presse" über das Urteil.
Österreich in Zahlen
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In der vergangenen Woche ist die aktuelle Staffel von "SOKO Donau" mit hohen Quoten in ORF 1 zu Ende gegangen. 521.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich die vorerst letzte Folge an, darin war unter anderem "Willkommen Österreich"-Satiriker Dirk Stermann als Mordopfer zu sehen. ORF 1 konnte sich dadurch über 20 Prozent Marktanteil freuen - es war außerdem das reichweitenstärkste Programm fernab von Sportübertragungen. Lediglich die Ski-Übertragungen aus Gurgl brachten am Wochenende noch mehr Menschen vor die TV-Geräte.
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"Das perfekte Dinner" ist auch bei unseren Nachbarn in Österreich ein gern gesehenes Programm. In der vergangenen Woche belegte die Kochshow bei Vox die ersten vier Plätze der fünf meistgesehenen Sendungen. In der Spitze sahen 97.000 Menschen am Vorabend zu, damit erreichte Vox am Freitag starke 9,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen. Die Top 5 von Vox werden von einem anderen Vorabend-Format komplettiert: "Die Beet-Brüder" erreichten am Sonntag 86.000 Zuschauende sowie 5,0 Prozent Marktanteil.
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Richtig stark war auch oe24.TV am vergangenen Sonntag unterwegs. Die Berichterstattung zur Landtagswahl in der Steiermark verfolgten beim Sender ab 17:40 Uhr im Schnitt 102.000 Menschen - für Puls 24 waren in der gesamten Woche 36.000 Zuschauerinnen und Zuschauer das Höchste der Gefühle, gemessen ebenfalls am Sonntag. Marktführer in Sachen Wahl-Berichterstattung war der ORF: 585.000 Personen sahen ab 15:30 Uhr eine dreieinhalbstündige Sendung, das entsprach 36 Prozent Marktanteil.