"Der Zuschauer merkt, ob sich jemand vor Ort auskennt oder nur in aller Eile von einem Geschehen zum nächsten reist," sagt Annette Dittert und spielt damit auf die kurzfristigen Einsätze von Reportern privater Fernsehsender an. Besonders in Ihrer Zeit in Polen habe sie gemerkt, wo die Privatsender und deren Reporter an ihre Grenzen stossen. "Das fängt mit den Sprachkenntnissen an," so Dittert. "Die Kollegen waren auf Übersetzer angewiesen, hatten keine Ortskenntnis. Und spätestens bei komplexeren Themen fehlt dann oft auch das Hintergrundwissen - und das kann dann nicht gut sein." Ihr Fazit im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de: "Guter Journalismus kostet gutes Geld."
Vor diesem Hintergrund verteidigt Dittert auch das komplexe und kostspielige Korrespondentennetz der ARD vor der bekannten Gebührendiskussion: "Es ist teuer, ja. Aber gerade weil die ganze Welt durch das Internet scheinbar immer näher rückt - und ich betone scheinbar - ist es so furchtbar wichtig, verlässliche Quellen zu haben." Es sei ein Trugschluss zu glauben, guter Journalismus lasse sich im Internet-Zeitalter von jedem Ort aus machen.
Annette Dittert gegenüber DWDL.de: "Natürlich kann man in Deutschland Meldungen der Nachrichtenagenturen nehmen, bearbeiten und so erzählen, was z.B. in New York passiert. Aber kann ich noch sicher sein, wer mir was erzählt und woher er es weiß?" Annette Dittert leitet seit diesem Jahr das New Yorker Studio der ARD. Zuvor war die Grimme Preis-Gewinnerin (in diesem Jahr ausgezeichnet für Ihre Reportagereihe "Abenteuer Glück") u.a. als ARD-Korrespondentin in Warschau.